-2IL

den, sich auf französisches Gebiet zu flüchten. Oie zwei Generale, 3 Oberste, 50 Offizien mid 150 Mann wur­den von den franzönseücn Behörden entwaffnet und nach Bayonne geschickt.

Paris, den 2l- Juli. Gestern bat auf Anordnung des Liquidators der Cwnliste der Verkauf der Pferde uuv Wagen der Herzogin von Orleans statkgefunden. Die Pferve wurden, obgleich alle von edler Race, weit unier ihrem Werthe, durchschnittlich um 1000 Franken verkauft, die Equipagen wurden kaum mit dem Preise des Gestells und der Räder bezahlt. Der Wagen, aus dem der Her­zog von Orleans sprang und seinen Tod fand, ward auf den Wunsch der Herzogin vom Verkaufe zurückgezogen und ihrer Anordnung gemäß verbrannt. Die zwei Poncps, die ihre Söhne ritten , hat die Prinzessin um 6 und um 800 Franken für sich zurückkaufen lassen. Der schönste Wagen und die zwei schönsten Pferde wurden auf Bcsedl der Her­zogin der Person übergeben, die ibr am 24. Februar ih­ren Wagen geliehen hatte, um Paris zu verlassen. Am 25. Juli und den folgenden Tagen finde: der Verkauf der reich ausgeßarieien Wemlager Ludwig PhUivvs, tbeils »N Fässern, cheils in Flaschen statt. Eine junge Mar­ketenderin der mobilen Garde, Viktorine, die sich an die Spitze einer Kompagnie stellte, und mit dem Säbel in der Hand am 24. Juni dieErste auf den Barrikaden war, hat auf Befehl Cavaiguac's den Oiden der Ehrenlegion erhalten. Den 22. Juki: Die Negierung hat die em- gegangene wichtige telegraphische Depesche, welche anzeigi, daß die Oestreicher am 14. Juli, 5000 Mann stark, in Ferrara eingerückt sind, alle Hauptposten besezt und eine Kriegssteuer erhoben habe, sogleich dem Conute der aus­wärtigen Angelegenheiten mitgetheilt. Dasselbe versam­melte sich schleunigst und faßte seinen endlichen Beschluß über die italienische Frage. Der Minister Bastide, der der Berathung beiwobnte, begab sich Abends zum Gene­ral Caoaignac, wo Ministerrach gehalten wurde. Man versichert, daß eine telegraphische Depesche der Alpen-Ar- mee den Befeol überbracht habe, in Italien emzurücken, und daß General Oueinot heute noch auf seinen Posten abgeht. Seitdem zogen sich die Oestreicher wieder zurück.

In Rheim» ist ei» Individuum, dav in den WirihS- häusern öffentlich Werten von 60 Franken andor, daß Ge­neral Cavaiznac noch vor dem 1. August ermordet seyn würde, verhaftet und den Gerichten übergebe» worden.

Berlin, den 22. Juli. Die neue vrrußckche Zei­tung theilt mit: Man umerhält sich von einem Briefe des Königs von Hannover an unfern Hof, nach w'lchem der­selbe durchaus nicht gewillt seyn soll, die Frankfurter Be­schlüsse anzuerkennen, unv für den Fall, daß man versu­chen sollte, ihn dazu zu zwingen, mit Englands Einschrei­ten zu seinen Gunsten droht.

General Wrangel bat an den Erzherzog-Reichsverwe- ser berichtet, daß er mit den Dänen noch keinen Waffen­stillstand abgeschlossen habe, sondern vaß nur vorläufige Verabredungen stattfanden, unv baß er keinen Waffenstill­stand abschließen werde, der nicht der Ehre Deutschlands vollkommen entspräche und bei welchem er nicht mit Sicher­heit hoffen könnte, baß derselbe die Genehmigung des Erz- Herzogs-Reichsoerwesers erhalten würde. Der Knegsmi- nister hat hierauf den General Wrangel eventuell aufge­fordert zu berichten, welche Zahl von Truppen er benö- thige, um den Krieg mit Dänemark schnell und siegreich

zu Ende zu führen. Das Ministerium wird dafür Sorge tragen, daß, falls kein allen Anforderungen entsprechender Waffenstillstand abgeschlossen werden sollte, die zur kräiti- gen Fortsetzung des Kriegs erforderlichen Truppen dem General Wrangel so schnell als möglich zugeiübrl werden.

Rendsburg, den 21. Juli. Man spricht davon, daß der Waffenstillstand um 8 Tage verlängert seyn soll. Die Offiziere des v. d. Tann'schcn Freikorps baden diesen Morgen in einer gemeinschaftlichen Beratbung den Beschluß gefaßt, sich dem Befehle -per provisorischen Negierung als Ehrenmänner unterwerfen zu wollen. Sie hätten der pro­visorischen Negierung ihre Dienste angeboren und diese scyen von ihr mit Dank angenommen; auf ehrenvolle Weise hät­ten sie für das Barerland gekämpft, und ehrenvoll woll­ten sie daher auch aus dem Kampfe scheiden, und den Ruhm, welchen sie sich vielleicht in unserem deutschen Lande erworben, nicht durch eine Auflehnung gegen die provi­sorische Negierung, welche die Auflösung der Freischaa- ren für gut befunden bade, beflecken. Die Auflösung der Freicorps wird daher heute Abend err'olgen.

Hamburg, den 2l. Jul,. Die englischen Marine­offiziere, unter deren Leitung unsere sechs Schiffe zum Kriegs­dienst eingerichtet unv neu gebaut werden, sind mit Be­willigung der englischen Regierung in den diesigen Staats­dienst getreten und tragen bamburgische Uniform. Ber- mutbllch werden sie, wenn die Marineangelegenheir beim Reichstag geordnet ist, dieselbe Stellung bei der deutschen Flotte entnehmen. Matrosen und Soldaten werden an Bord erwähnter Schiffe fleißig eingeübt.

Die Mannheimer Verwandten Heckers erzählen, er habe sich entschlossen, Anfangs Septembers nach Nord­amerika auszuwandern. Er ist nun innerhalb eines Mo­nats nicht weniger als hundert und einigemalwegen Preß- vergeben" öffentlich vor Gericht geladen worden, ohne sich aber bis dahin zu stellen.

Erzherzog Johann's Herrath.

Diese Heirath ist gar merkwürdig. Es war in ei­nem stillen entlegenen Posthause, mitten in den Berge» von Jnnerösireich und um die Zeit der Ernte. Alle Knechte waren aus dem Acker, nur der Posthalter, ein alter, vv» Gicht gelähmter Mann, und ein Stallbube waren da; m der Stube saß des Postbalters Tochter, ein schlankes, kräftiges Kind der Alpenwelt, und beugte die frisch vo» der Bergluft geröthete Wange über ihrNäbzeuz. Da rollt eine vierspännige Kalesche vor der Alte kommt in s Zimmer geeilt, Noch und Schrecken in jedem Zuge.

Der Erzherzog Johann der Erzherzog Johann m da und alle Knechte fort.

Der Erzherzog Johann der darf nicht warten! sagte das Mädchen, ich will ihn fahren!

Sie eilte fort, ehe noch der Alte eine Sylbe erwie- dern konnte. Der Stallbube und der Postknecbi von rer lezten Station legten dieRelaispferde vor. Unrervrß bolie das entschlossene Kind des Posthalters die neue Postillons­montur, die für Gallagelegenheiien verschlossen un Schranke hing, kleidete sich rasch hinein, und nach kurzer Verzöge­rung saß sie im Sattel, hoch zu Roß, nahm Zügel und Peitsche und lustig rollten Reisewagen und Erzherzog weiter.

Des Erzherzogs Auge fiel nach einer Weile auf die Gestalt des Postillons, der ihn fuhr. Diese leichten, schlau-