SihwMMalS - Heimat
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Der Oktober hat eine ganze Reihe von Namen im deutschen Kulturkreise, die teilweise über tausend Jahre alt sind. So wurde er im karolingischen Kalender „Wynmanoth" genannt, und diese Bezeichnung als „Weimnonat hat sich bis heute vielerorts erhalten; vorwiegend gilt das natürlich für die deutschen Rebbaugebiete selbst. Wer- ter heißt er „Gilbhart", da nun das Laub an den rsweiqen verwelkt und vergilbt; und auch der Name „Laubrost" ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert; es ist aber nicht wahrscheinlich, daß sich dieses Wort daraus erklären ließe, daß das Laub gleichsam zu „rosten", also rostrot zu werden beginnt; vielmehr ist es sprachlich wahrscheinlicher, daß niit der Bezeichnung gesagt werden soll, daß das Laub sich nun zum Abfallen „rüstet". „Oktober und März gleichen sich aller- wärts", heißt es in der bäuerlichen Wetterregel, womit gesagt werden soll, daß ein schöner Oktober auf einen schönen März ini kommenden Jahre hoffen lasse. „Schneit's nm Oktober gleich, so wird der Winter weich", ist eine andere Beobachtung, die sich häufig genug bestätigt.-Und für die Erwartung normalen Wetters, das jc^dem Aruchtertrage der Aecker und Gärten am günstigsten ist, spricht diese Bauernregel: „Fallen die Blätter im Oktober bei Zeit, dann folgt ein Jahr voller Fruchtbarkeit". Schließlich sei noch diese Prophezeiung erwähnt: „Ist der Oktober sonnig und fein, gibt er ins Faß uns edlen Wein!" Das ist um so glaubhafter, als ja jeder Sonnentag noch das Seine dazu tut, die am Stocke hängenden Trauben „auszukochen", das heißt für ihren Süßgehalt förderlich zu wirken. Hoffen wir also auf milde Oktobertage, die dem Sommer noch einen kleinen, erfreulichen Nachtrag bringen und zugleich dem deutschen Winzer reichen Segen schenken.
Transport von Möbeln und Hausrat ""
Der Reichsverkehrsminister hat eine neue Anordnung erlassen, derzufolge beim Transport von Möbeln und Hausrat die Dringlichkeit entscheidet. Im einzelnen wird bestimmt: Totalnmzüge werde» nur bei behördlich verordncten Versetzungen, bei der Verlegung des Wohn- oder BetriebssitzeS aus kriegswirtschaftlichen Gründen sowie bei der Sicherstellung des»-- Hausrats Bombengeschädigter genehmigt. Darüber hinaus können Privatpersonen im allgemeinen nur die Genehmigung zum Abtransport «in es Zimmers erhalten. Tür die Genehmigung. ist die Befürwortung folgender Dienststellen Voraussetzung: bei Privatpersonen des Wohnungsamtes, bei gewerblichen Betrieben der fKr ihre Betreuung zuständigen Stelle, bei Behörden der Reichsverteidigungskommissare. Für ote Stellung von Eisenbahnwagen zur Beförderung des kleinen Hausrats, der in den Räumungszügen der NSV. mitgeführt werden soll, ist eine besondere Genehmigung nicht nötig. Möbel und anderer Hausrat, die nicht in Kisten, Körben oder festen Verschlügen verpackt sind, können vorläufig als Fracht- oder Eilgut nicht mehr befördert werden. Ausgenommen sind folgende Gegenstände: Bettstellen, Bettzeug Matratzen, Kopfkissen, Federbetten u. äh, Decken, Teppiche und alle Güter mit dem Stichwort: „Fliegerschaden". .
Geht sparsam mit der Kohl« um!
Mit dem Eintreten der kühleren Jahreszeit und dem Einsetzen der Heizperiode wird wieder «in ungeheurer Verbrauch an Kohle entstehen. Roch im Jahre 1938 wurden rund A v. H. der deutschen Kohleförderung für Hausbrandzwecke verbraucht. Unvollkommene, fehlerhaft« mW reparaturbedürftige Oefen und Kochherde nahmen viele Prozente dieses Anteils für sich in Anspruch. Millionen von Wärmeenergien flogen nutzlos zum Schornstein hinaus. Schon sie Kohlensparaktion im vergangenen Winter hat dazu geführt, daß in den Haushalten nicht wie früher sämtliche Räume, sondern möglichst nur einer, nämlich das günsngst gelegene Zimmer beheizt wurde. Diese Einsparung muß in diesem Winter noch weiter gehen. Ungeheuer find die Anforderungen, die unsere immer umfangreicher werdende Rüstrmgsinbustrie an die Energiewirtschaft stellt. Jede Preßkohle, Mer Zentner Koks oder Anthrazit, den die Haushaltungen in diesem Winter sparen, Hilst mit, einen neuen Panzerwagen, ein neues U-Boot, ein neues Flugzeug oder eine neue Kanone zu bauen.
Die Hausbrandzuweisungen find deshalb für die neue Heizperiode wesentlich gekürzt worden. Es besteht also nun nicht mehr allein eine Sparpflicht, sondern ein Spar- zwang. Es wird in einzelnen Haushaltungen nicht leicht sein, mit-der vorgeschriebenen und
Kühl und grün liegt das Land,
Und die Zweige träufcn noch Vom entschwundenen Regen.
Wohin gingt ihr Blüten,
Die ihr so hell »
Die frohen Ufer belebtet,
Da noch Sonne war,
Da noch frischer Sang Sich durch Büsche träumte?
Warum schweigst du, Vogellied?
Rasch und kühl zieh» die Wasser Zwischen dem schweigsamen Schilf;
Anderes träumt ihr Zug, als Menschen Wissen. Lautlos kreisen sie in die Ferne,
Wo der Herbst sie empfängt.
Und der hohe, feuchte Himmel Spiegelt sich unter den Bäumen.
Georg Stammler.
zugetettten Köhleirmenge änszükommen. Um hier durch Rat und Tat zu Helsen, ist jetzt die Ovgainfakion der „Beauftragten für HeizrmgS- fragen" ins Lebe» gerufen worben. Die Angehörige« dieser Organisation sollen jeden Kochherd, jeden Stuben- und Badeofen überprüfen und Ratschläge geben, wie bei kleinstem Materialaufwand die Feuerstätten von den Wohnungsinhabern selbst i« sine» ordnungsmäßigen und damit brennstoffsparends» Zustand versetzt werden können. Dre Direktiven ergehe« vom Leiter der wohnwirtfchastlichen Verbände über' die Gauveanftrastsn, die Gaultzhrbeaustragten, Kreis- und Ortsbeauftragten zu de« Blockbeauf- tragten für Hsizungsfragen. Diese Blockbeauftragten leisten die in der Oeffentlichkeit deutlich sichtbare Arbeit.
Schuh« fiir Kinder .und Jugendlich«
Vom 1. Oktober ab berechtige« von der vierten Reichskleiderkarte für Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr der Kontrollabschnitt 8 zum Bezug von ein»,» Paar Lsderstraßenschuhen, von der vierten ReichSkletderkarte für Knaben und Mädchen vom dritten bis fünften Lebensjahr der Kontrollabschnitt l) zum Bezug von einem Paar Lcderstraßenschuhen. Ab 1. Oktober wird der Bezug von sonstigen Schuhen gegen di« entsprechend«» KontrolkaWhnitte dieser Kleiderkarls« bei TurnWchen rurd Gummiüberschuhen auf die Größen M 35 sinkchttetztich beschränkt. Turnschuhe und Gummiüberschuhe der-Größen 36 und darüber können nur gegen Ahgab« von Bezugscheinen bezogen werds».
I« wetche« Gemeinden Pe*s»uenstanbK«nsuah«e?
Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, wird die zu steuerkichen Zwecken am 19. Oktober du>rch«kühLte Person««stands- au fn ahme »n Württemberg nur in Wkld- vad und Waiblingen durchgefichrt. An unserem Gau bleib«» demnach alle übrigen Gemeinden davon unberührt.
Wan« wird Aeontzulage gewähr«?
Vom Oberkommando der Wehrmacht ist angeordnet worden: Frontzulage darf nur gewährt werden an Angehörige der Wehrmacht sSoldaten und Weyrmachtbeamtej, Gefolgschaftsmitglieder der Wehrmacht, Angehörige von Verbänden und Organisationen, wenn sie auf Anordnung der Wehrmacht arbeiten. Dabei wirb darauf hingewiessn, daß als verschlechterte Lebensbebingungen nur solche Einschränkungen gelten können, die der Soldat bei Kampfhandlungen oder Feindnähe zwangsläufig auf sich nehmen muß, z. B. ohne sonstige Unterkunft ständig wiederkehrender Aufenthalt bei Nacht im Freien, in Schützengräben oder sonstigen Kampfstellungen; ferner kriegsmäßige Notunterkünfte im Gefechtsgebiet, unregelmäßige oder unzulängliche Verpflegung. Unmöglichkeit der üblichen Körperreinigung und Körperpflege und so weiter. Hiernach wird die Frontzulage für weibliche Gefolgschaftsmitglieder nur ln stltenen Fällen in Betracht komme» sz. B. bei Krankenschwestern, die unter außergewöhnlichen Umständen iu frontnahen Feldlazaretten unter Feindeinwirknng eingesetzt sind).
« dex WinMaftLgrupPe EiuzA- Hayker, wem nochmals auf seine wonach »ebensmittel in Schau- ^ Schaukästen nicht ausgesttellt >en bÄlfen. Er Wied in den vercistMen FWsn, wo 'diese Anordnung gleichgültig behan- ^ Monden ist, künftig rücksichtslos von seinem zrecht Gebrauch machen. Das dentphe" Nachrungsgnt muß vor Verderb ge- sMtzt Weeden. Daß die Befolgung der Anordnung keineswegs zu einer Vernachlässigung der Schaufenster führen mich, haben die Betriebe, die sich seit langem danbch richten, zur Genüge bewMen. . .
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50 Jahre im Dienst der-Gcmeinde Ottcnbronn steht in diesen Tagen Schreinermcister Christian Weber. Pünktlich und treu versieht der 78jäh- rige noch heute das Amt des Leichenschauers. Körperlich und geistig rüstig, nimmt der- stets fortschrittlich gesinnte Jubilar am Geschehen unserer Zeit lebhaften Anteil. Zeit seines Lebens ist er mit offenem Blick allen Berufsfragen, aber auch den Fragen der Oeffentlichkeit nachgegau- gen. So gehörte sein Handwerksbetrieb zu einem der ersten im Kreis, die Holzbearbeitungsmaschinen anschaffteu. Und eines seiner Verdienste ist es, seinerzeit die erste Anregung zur Gründung der Getreidemühlengenossenschaft Althengstett gegeben zu haben. Die Gemeinde Ottcnbronn wünscht dem Jubilar auch fernerhin gute Gesundheit und einen freundlichen Lebensabend.
Aus den Nachbargemeinden
Hirsau. In seltener geistiger und körperlicher Rüstigkeit begeht am heutigen Tage Frau Euge- nie Meyer, geb. Deuchler in Hitsau im Kreise ihrer Angehörigen den 80. Geburtstag. Die Jubilarin kam 1922 aus dem Elsaß in unseren schönen Schwarzwaldkurort und hat dort im wahrsten Sinne des Wortes eine zweite Heimat gefunden.
Neuenbürg. In den weinbautreibendeu Gemeinden unseres Kreises, in Niebelsbach und Gräfenhauseu - Oberuhausen begann diese Woche die Weinlese. Die Rebstöcke stehen Heuer recht ansehnlich in der Tracht, die Beeren sind süß und von guter Beschaffenheit; es wird mit einer zufriedenstellenden EAite gerechnet.
Ebhausen. Im Schulhaus fand ein Sprechabend der Zelle der NSDAP, statt. Mit ihm hat die Ortsgruppe ihre regelmäßigen Versammlungen und Sprechabende nach der Sommerpause wieder ausgenommen. Nach Bekanntgabe von Anordnungen der Kreisleitung und Erteilung weiterer Richtlinien sprach der Ortsgruppenleiter in längeren Ausführungen über das Thema „Morgenluft".
Herrenberg. Aus Anlaß der Aufhebung des Finanzamts Hcrrenberg und der Zusammenlegung der beiden Finanzamtsbezirke Herrenberg und Böblingen zum 1. Oktober fand im Hotel „Post" eine kameradschaftliche Abschiedsfeier der Gefolgschaft mit den Frauen der gefallenen und ans- marschiertcn Kameraden statt.
Zm erstemal drang „Kmiero«»" an mein Ohr!
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e i x o u b e r I c I, t üer US-?resse
„Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken!" Das darf man auch von der sechzehnjährigen AgatheSchenk aus Schwäbisch Gmünd sagen, die über den Einsatz ihrer Schulklasse im Gau Posen und über ihre eigene Tätigkeit auf einem ehemals polnischen Bauernhof ein Tagebuch führte. Stil und Inhalt bekunden, wie die Lebensreife junger deutscher Menschen gefördert, wie die Erkenntnis vom nationalen Sinn helfender Arbeit durch einen solchen Einsatz wachgerufen und gesteigert wird. Der erzieherische Wert nationalsozialistischen Handelns wird hier, jedermann offenbar. Der nachstehende Auszug aus dem Tagebuch der jungen Gmnnderin soll davon Zeugnis geben:
Man kann es noch gar nicht recht glauben, daß nun alles perfekt ist, daß wir wirklich in den Gau Posep fahren, daß alles, was wir vor den Ferien so oft besprochen und uns ausgedacht hatten, und was ln de» Ferien doch fast wieder zu zerrinnen drohte, nun wirklich wahr werden sollte. Man konnte eS sich einfach nicht vorstellen, daß wir in vier Tagen irgendwo auf einem ehemals polnischen Hof einem deutschen Bauer« helfen sollten. ES drang zum ersten Make Komierowo an mein Ohr. Damals klang unS-der Name noch „recht polnisch". Wir hatten noch kein« Ahnung, wie vertraut uns dieser Name werden sollte, daß sich einmal tausend Erinnerungen an ihn knüpfen würden.
Nach einer ussiigen ereignisreichen Fahrt über Berlin und Bromberg stand ich nach zwei Tagen vor „meinem" Hof, uru» wenige Minute« später Frau Kölm, meiner Bäuerin, gegenüber. Daß die Frau sehr nett zu mir sein würde, sah man auf den ersten Blick. Sie holte gleich ein« Schüssel unt Grütze und einen riesigen Brotlaib. Langsam kernte ich die ganze Hausgemeinschaft kennen, mit Rubi, dem ältesten Sohn, und dem kleinen Eberhard. In der Küche stand ein sicb- Mätzchen am Herd und spulte.
ein, schnuddelich, schrecklich dumm und ein um auwörlich quasselndes Mundwerk waren ihre wichtigsten Merkmale. Natürlich sei sie Deutsche. Ich war auch harmlos genug, es zu glauben. Erst später erfuhr ich, daß eS eine echte Polin war.
Meine erste Betätigung war, das Wohnzimmer auSzufegen, das übrigens gleichzeitig al» Schlafzimmer für den Opa und den Rudi benutzt wurde. Zum Aufkehren wurde mir ei» Gänseflügel in die Hand gedrückt. Ich muhte mächtig balancieren, bis ich den Dreck auf der Schaufel hatte. Mit der Zeit bekam ich aber den richtigen Schwung sehr schön heraus. — Zum Vesper kamen Herr Kölm, Opa und Johann, der eingedeutschte Pole, vom Feld heim. Rn« waren alle zusammen.
Nach dem Mittagessen ging's aufs Feld zum Garbenausstellen. Es war das erstemal in meinem Leben, daß ich auf dem Feld half. Es ging ganz gut. Ich mußte mich allerdings ran halten, um. mit den andern Schritt zu halten. Die Sonne brannte entsetzlich. Nach kurzer Zeit lief der Schweiß übers Gesicht. Mit Ausnahme von einer kurzen Vesperpause waren wir den ganzen Nachmittag draußen. Das Einleben fiel mir nicht schwer, denn alle waren sehr freundlich. Jeden Morgen, wenn ich meine Grütze gelöffelt hatte, fegte ich die Stuben, dann wurden unheimliche Mengen Kartoffeln geschält. Nach dem Vesper gingen wir öfters anfs Feld, oder eS wurde gedroschen.
Beim Dreschen! — Der Motor htrrte, und ich fing an, bi« Gerste mit der Harke aus den Dreschkasten zu schmeißen. Schon nach einigen Augenblicken merkte ich, daß die Sache gar nichl so leicht ging. Als ich den halben Wagen ab- aeladen hatte, wankte ich nur so hin und her und kmckte zusammen in den Knien. Aber ich hab'S geschafft- Unser Hof hatte 87 Morgen Land und Wiesen. Ich bekam zum ersten Male ein« Ahnung, wie groß Lberhmipt «in Morgen ist. 87 Morgen sind ein ganz schönes Stück Land, wenn man es mit den eigenen Händen bearbeiten muß. Mein Bauer hatte acht Kühe, zehn Schweine, zwei große Pferde und drei Fohlen. Außerdem liefen noch eine Menge Hühner, Enten, Puten und Gänse auf dem Hof rum. Die Pferde waren wohl das schönste auf dem Hof. Als mit dem Pfluge« angefange« wurde, mußten sie immer aufs Feld gebracht werden. Sich durste dann oftmals hinauSreite», ohne Sattel und ohne Bügel und konnte mich meist nur am Zügel festhalte«.
Der Abschiedstag rückte immer näher. Hm Donnerstag wanderte ich das letztem»! zu „meinen" Leuten. Die ganze Familie begleitete mich bis zum Tor. Ws ich auf dem kleinen Hügel stand und den Hof das lehtemal daliegen sah, war es mir auch ganz komisch. Sollte ich wirklich di« lieben Leute, den Hof, alles, was mir in den letzten vier Wochen so vertraut geworden war, zum letzten Male gesehen haben? Der Himmel, der so strahlend geleuchtet hatte, aks wir kqmen, war an diesem Tage grau und verhangen, und der Wind blies schon richtig östlich kalt. Nach und nach kamen die anderen auch angerückt. Wir krochen an diesem Abend bald in den Schlafsack, denn am nächsten Morgen mußten wir schon um 4 Uhr raus. Die Mädel der ander»« Laaer waren auch schon all« versammelt, und bald sichen wir im Zug nach Mamenburg. Die Begrüßung mit de« andern wollte kein Ende nehmen, viel weniger noch das Erzählen. Die meisten Ware« begeistert, aber aste wmnnS doch auch wieder mjk
die Heimat. - - . -
,,Wa» dir ererbt ^ von deinen UStern..."
k Roman von A. von Sazen Hofen. ?
(6. Fortsetzung-
Marianne streckt ihre feine Hand mit den etwas hohen Adern nach seinem Arm aus und läßt sie dort mit sanftem Druck liegen.
„Ich kann nicht dableiben! Suchen Sie zu verstehen, lieber Ewald! Es ist mir alles genommen. Das' Leben hier würde furchtbar werden, jeder Schritt, jeder Blick würde die Nutzlosigkeit von- allein —Sie zieht ihre Hand zurück und'sagt ungeduldig:
„Versuchen Sie, mich doch zu verstehen!"
Aber Ewald ist zu fassungslos. Es geht ja auch um seine Existenz.
So sagt er hart:
„Nein, nachdem der Heidhof nicht einbezogen wird in den großen Plan des Werkes, sondern fortbestehen kann, wäre sie nicht umsonst."
Es ist, als hätte sie den Einwurf nicht gehört.
„Ich will ja stark sein", sagt sie und ein Weinen zittert in ihrer Stimme, „aber hier kann ich es nicht, hier sind die Erinnerungen um mich und lassen mich nicht zur Ruhe kommen."
Sie schaut geradeaus und es ist, als sammle sie wieder alle Kraft zusammen, die sie zu verlassen droht.
„Es ist ja möglich, daß Sie unter einem neuen Herrn bleiben können, aber ich wollte ^cht, daß der Verkauf Sie überrascht, darum abe ich es gesagt."
Sie reichte ihm die Hand hin.
„Ewald, ich danke Ihnen für das, was Sir Mir und dem Heidhof gewesen sind, in den Jahren meiner Witwenschaft."
Wie sie das sagt, spürt Ewald, daß sie wünscht, er möchte sie jetzt allein lassen.
Mit einem hörbaren, schweren Seufzer steht er auf.
„Ich habe nur meine Pflicht getan", sagt er leise, „und ich habe den Heidhof lieb gewonnen, wie «ine Heimat, aber unter, einem neuen Herrn bleibe ich nicht."
Marianne greift nach ihrem Taschentuch und wischt über die Augen.
„Wir werden ja sehen!" sagt sie.
Die Türe fällt hinter Ewald zu und Marianne sitzt noch ohne Bewegung. Es ist so furchtbar, daß sie den drei Menschen, die um sie sind, den treuen Seelen, auch noch Leid antun muß. Aber sie kann nicht anders, sie müßt« hier sterben.
O, wenn sie es nur könnte, hier noch sterben — morgen, heute, aber nicht leben unll noch jahrelang warten auf den Tod.
Aber dann sitzt sie doch an ihrem Schreibtisch, denn das Leben geht nun einmal zwingend weiter. Es muß immer alles getan werden, - jeder Wendung im Leben gehen so viele kleine " Schritte vorher, bis es soweit ist, wie man es haben will oder muß.
Bor dem Platz am Schreibtisch — derselbe große, bequeme Schreibtisch, au dem ihr Otto gesessen und gearbeitet — sieht man durch das groß» Fenster in den Eutshof hinaus. j
Wagen fahren ein-Erntewagen! l
Da setzt sie die Feder an und schreibt:
' „Liebe Irene! Wenn Du diesen Brief bekommst, habe ich das Bewußtsein, daß jetzt das Rad im Rollen ist und daß nun alles ' seinen Weg gehen muß, es mag noch so bitter und traurig sein. Ich will schnell We« das Furchtbar« wegkommen, denn ich fürchtej daß aus meinen alten Augen die Tränen auf das Papier fallen und die Schrift ver« wischen werden. Schreibe mir auch, nichts darüber, kein Trostwort oder solche, die es. fein sotten, sondern halte Dich nur an das Tatsächliche, was ich von Dir erbitten möchte.!
Andrer kehrt aus dem fremden Land nicht zurück und ich — ich muß fort von hier) wenn ich nicht eines Tages Hand an meist «lte« Leben legen soll, weil mich die Erinnerungen zu Tode quälen würden. Will ich wie ein aufrechter Mensch zu Ende leben, wts ein Mensch, der auch mit seinem Jammer fertig werden mutz, und will ich mich meines guten Otto würdig erweisen in diesen schlver-! sten Tagen, so muß ich fort von hier.
Sein Spruch war immer: „Usbsr Nachts über Nacht kommt Freud und Leid, uns eh' du's gedacht, verlassen sich bsid' und gehen dem Herrn zu sagen, wie du sie getragen." Ich möchte also nicht fahnenflüchtig werden vor dem Leben, daher muß ich den Heidhof verkaufen. Wo soll ich hin, um für meine letzten Tag« einen Ort zu finden, der mir Mögt? Und das andere: wer wird den Heidhof raufen? Ich meine, es soll alle- rasch gehen, denn lange Verhandlungen würden mich zermürben, darum setze ich einen niedrigen Preis, auch möchte ich nicht, daß er in irgend jemandes Hand käme, für den er mir zu gut scheinen würde. Dann müßt«- meine Üeberfisdlung auch so rasch als möglich vor sich gehen. Auch da habe ich leint Geduld und kein Interesse, lange zu suchenj wohin. s
Darum frage ich Dich: Würdest du mir Dein Haus, dar immer leer gestanden. Dein Haus sei Langenlois, das sogsnannte Ma- rtrnschlgßchen, vermieten oder verpachten? Ich erinnere mich, daß Du gesagt hast, D» wärest froh, einmal ordentliche Mieter Dr das Hau« zu haben.
Lieb« Iren«, ich habe immer Deinen praktischen Sinn und Dein entschlossenes Handeln »ewpndert. Du hast in vielen Fällen g«ra- ten und geholfen; siehe, was Du tun kannst
für Deine arme
Marianne Egg." !
Es sind Tage, die so schwer sind, so furchtbar zu tragen, weil in ihnen alle Ungewißheit atmet. Ueber allem, was man anrührt und gestalten will, hängt die bange Frage: Soll ma» das noch machen?
Christine bricht fast zusammen, denn gerade an sie drängen sich diese Fragen heran. Sit mochte Winrerspinat und noch Verschiedenes anbauen. Unschlüssig hält st« die Samentiitert in der Hand und legt sie zögernd wieder weaj Dann sehen sie aneinander vorbei. Es will keines d« and»« merken kaffen, wie es M
(Fortsetzung sorgt.)