Der sV«Ii»iiiscktI,e»i«IiE
K«LrerhauPtq»artier. 30. September. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Im Mittelabschnitt des Kuban-Brückenkopfes scheiterte ein Angriff starker feindlicher Kräfte. Gegen unsere Abwehrfront im Kampfgebiet von Sa-oroshje führten die Sowjets unter rücksichtslosem Einsatz zcchlreicher neu zu geführter Divisionen und mit starker Schlacht- fliegerunterstützuna erneute Durchbruchsangrisfe. Sie wurden überall blutig abgewiesen. Am mittleren Dniepr setzte der Feind seine Uebersetzver- suche an zahlreichen Stellen fort. Ein eigener Gegenangriff warf die Sowjets ans einem Brückenkopf, den sie sich im unübersichtlichen Gelände hatten bilden können. Im mittleren Frontabschnitt führten unsere Truppen trotz schwierigster Wetter- und Geländeverhält- niste und unter ständiger Abwehr zum Teil heftiger feindlicher Angriffe die befohlenen Bewegungen durch.
An oer süditalienischen Front folgte der Feind unseren Bewegungen im allgemeinen nur mit schwächeren Kräften. Südlich desVesuvs stark nachdrängende britische Panzerkräfte wurden zum Stehen gebracht. In der hinter unserer Front gelegenen Stadt Neapel sind zur Verhinderung feindlicher Landungen sie Hafeneinrichtungen nachhaltig zerstört worden. Schärfste Maßnahmen gegen auflebende kommunistische Unruhen sind ergriffen. Die Säuberung Noro- ostitaliens von slowenischen und kommunistischen Banden im Raum östlich Görz macht gute Fortschritte. Die Banditen verloren in oen letzten Tagen über tausend Tote und mehrere tausend Gefangene.
Britische Bomber flogen in der Nacht zum 80. September in das rheinisch-westfälische Gebiet ein und warfen weit zerstreut Bomben auf Wohnviertel mehrerer Orte, vor allem auf Bochum. Einige Kirchen und Krankenhäuser wurden schwer getroffen. Die Bevölkerung hatte Verluste. Die Zahl der ab- geschossenen Flugzeuge wird zur Zeit noch festgestellt.
Unterseeboot« versenkten im Kampf gegen di« feindliche Landungsflotte im Mittelmeer und den feindlichen Nachschubverkehr im Atlantik sechs Schisse mit 42 000 BRT. und einen Zerstörer.
Deutsche Seestreitkräfte, Bordflak von Handelsschiffen und Marineslak vernichteten in der Zeit vom 1. bis-tzO. September 121 Flugzeuge.
An der erfolgreichen Abwehr des gestern ge- anelbeten Luftangriffs auf den Hafen von K o n- stantza ist rumänische Flakartillerie hervor- ragend beteiligt gewesen.
Siege der Sowjets interessiert und sich auf ihn festgelegt. Grenzen und Einzelheiten der Sowjetansprüche sind dabei nicht mehr wesentlich.
Unter solchen Umständen müssen jene Hoffnungen uni. Wunschträum«, die in den Köpfen vieler Neutraler ihr Wesen treiben, kindlich, wenn nicht grotesk erscheinen. Sie sind es besonders in einem.Augenblick, in dem die So- wiets durch ihre Offensive, mit der sie den deutschen Absetzbewegungen folgen, eine Kraftentwicklung zeigen, die niemand unterichätzen kann und die, das sollte man auch in Nordeuropa einsehen, ein paar kleine Neutrale gegebenenfalls in wenigen ^Stunden unter di« Räder bringen könnte. In Stockholm würde man wenn die deutsche Ost- ftont nicht hielte, vergeblich nach der englischen Hilfe rufen, gar nicht zu reden von anderen, noch tiefer jn der Gefahrenzone liegenden Hauptstädten.
Es hat sich bisher immer noch als nutzlos erwiesen, denjenigen den Ernst der Situation aus- einanderznsetzen, die in diesem Krieg nur ein« Unterbrechung der normalen und fortschrittlichen Entwicklung zu immer größerer bürgerlicher Seligkeit sehen und die tiefe historische und soziale Krise nicht erkennen, die in ihm zum Ausbruch gekommen ist. Vielleicht fangen sie endlich jetzt an, sich darüber Gedanken zu machen und einzusehen, daß dieser Krieg nicht mit der Wiederherstellung des Jahres 1938 endigen kann, wie immer die Ereignisse verlaufen, baß aber eine allgemeine Katastrophe hereinbräche, wenn Deutschland und seine Verbündeten vertagten, eine Katastrophe, die weder vor Kriegführenden noch vor Besetzten oder Neutralen haltmachen würde.
„Meine nennenswerte Hilfe der Italiener"
Oie ^Iliierkea deaastaockea ckie 'keÜLsImrsiosiAlrvit irniieviseken Volker,
tXrslitderlcüt unseres Norrespouüellteu bv,. Stockholm, 1. Oktober. England und di« USA. haben wie die „New York Times" mitteilt, von Badoglio nun offiziell eine „Kriegserklärung" gegen Deutschland und die Erweiterung seiner „Regierung" durch Auf- nähme von Liberalen und Emigranten verlangt.
Engländer und Amerikaner. sind seit ihren Landungen in Süditalien mit der Haltung der italienischen Bevölkerung, wie aus englischen Frontberichten und ans der Presse hervorgeht, nicht gerade sehr zufrieden. Schwedischen Meldungen zufolge herrschen über die Erfahrungen auf diesem Gebiet „geteilte Meinungen". Auf einmal wird erklärt, nachdem vorher das italienische Volk auf Grund des Verrates von Badoglio und Konsorten, bereits freigebig als neuer Verbündeter reklamiert und von begeistertem Empfang der verbündeten Truppen, starker Bereitschaft zur Unterstützung ihres Kampfes usw. gefabelt worden Ivar, „die Apathie des italienischen Volkes sei leider allzu groß, als daß die Alliierten von den Italienern nennenswerte
Hilfe erwarten könnten". Selbst wo die italienischen Soldaten gegen die Entwaffnung durch die Deutschen Widerstand geleistet hätten, seien sie kein sehr wünschenswerter Zuschuß für die Alliierten und auch kaum besonders willig. Jn 'Norditalien seien leider manche recht brauchbare antifaschistische Persönlichkeiten „verloren ge gangen", und die dortigen Vorgänge hätten natürlich vielen Italienern zu denken gegeben.
Bon maßgebender englischer Seite wird den Italienern nachdrücklichst bedeutet, daß das Ba- doglio-Jtalien zunächst noch technisch ein „besiegter Feind" ist, und daß die Waffenstillstands- bedinaungen infolgedessen weiter in Kraft bleiben. Wenn Badoglio erwartet hatte, daß man seinen Verrat durch Milderung der Kapitnla- tioiisbedingiingen belohnen würde, so bekommt er nun zu hören, daß die Auslegung der Bedingungen ganz davon abhänge, wie sich die Badoglio- Clique benehme. Man loerde, so sagt der Exchange-Mitarbeiter, nach dem Grundsatz handeln: Zahlung gegen Leistung.
Wie Badoglio seine Verschwörung anzettelte
?ieue klotküllullKeo über <üe Verräter — Orouckis inkniu« Untreue sin Onee
Rom, 30. September. Die Zeitung „Laboro Fascista" erhebt gegen den letzten Präsidenten der durch Badoglio aufgelösten faschistischen Kammer, Dino Grandi. die Anklage, daß er den Sturz Mussolinis organisiert und den Staatsstreich vom 25. Juli herbeigeführt habe. Nach dem Zusammentreffen Mussolinis mit Hitler habe sich Grand! zu Mussolini begeben, um die Lage zn sondieren, um dann unmittelbar darauf Badoglio ins Bild zu sehen. Beide hätten sich dann zusammen zum König begeben, und dieser habe ihre Vorschläge zur Durchführung des Staatsstreiches unter der Bedingung genehmigt, daß das Heer mitmache. Während Badoglio mit den militärischen Vorbereitungen beschäftigt gewesen sei, habe Grandi nochmals Mussolini ausgesucht, um ihn zur Einberufung des Großen Rates des Faschismus zu bewegen. Ms ihm das gelungen war. habe sofort in einem Hotel in Rom eine von Grandi und Badoglio einberufene Beratung von Politikern, Jincmz- männern, Intellektuellen und Großindustriellen stattgesunden. Aus den Teilnehmern dieses Komplottes sei ein ständiges Politisches Haupt-, gnartier gebildet worden.
Die „Stampa" wirft Badoglio vor, daß er mit wenig wählerischen Mitteln ein mehrere hundert Millionen Lire betragendes Vermögen errafft habe. Als Vizekönig von Abessinien sei
Badoglio mit zwei Eisenbahnwagen voll kostbarer Teppiche, Gold, Silber und Knnst- gegenftändeii ans Addis Abeba nach Italien zurückgekehrt. Vier erbeutete kostbare Vasen des Negus habe er einem indischen Maharadscha für 28 Millionen Lire verkauft. Ferner habe er mit seinen Getreuen die in Abessinien errichteten Staatsmonopole zu seinem Vorteil ausgebeutet.
Laval gegen die Sowjetgefahr
Paris, 30. September. Der franzhsische Regierungschef Pierre Laval wurde im Pariser Stadthaus von dem Pariser Stadtrat empfangen. Der Präsident des Stadtrats, Taittin - ger, wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, daß die Politik der französischen Regierung beim französischen Volk immer größeres Verständnis finde. Laval erklärte in seiner Ansprache, daß er immer für die Sache Frankreichs eingetreten sei. Was seine Außenpolitik gegenüber England betreffe, so habe er niemals aus Haß gehandelt, sondern weil England sich immer zwischen Frankreich und Deutschland gestellt habe. Laval betont«, daß die bolschewistische Gefahr von Frankreich ferngehalten werden müsse und er deshalb den deutschen Sieg wünsche, weil *>ie deutsche Wehrmacht allein imstande fei, einen -Ml gegen den Bolschewismus zu errichten.
Elf neue Ritterkreuzträger
Und. Fitürerhanptguartlek, SO. September. Der Führer verlieh das Ritterkreuz an Oberstleutnant Joachim Sander, Kommandeur eines Panzer- Regiments: Hauptniaun Kurt Friedrich. Ba- tailloiisführer tu einem Grenadier-Regiment: Haupt- maim Hellmut Schmidt, Kompaniechef in einem Panzer-Regiment: Hauvtmann ö. R. Hermann V iel n> ns, Bataillonskommandeur in einem Grenadier-Regiment: Leutnant d. N.' Dieter Mund, Kompaniechef in einer Pameriäger-Abtci- lung: Oberleutnant Waldemar Lutsch, Flugzeugführer in einer Fernaufklärerstaffel: Oberst Hermann Ke bl er, Kommandeur eines Grenadier- Regiments: Maior Peter Schägger, Kommandeur einer Panzeranfklärungs-Abtetlnng: Hauptmann d. R. Hans Helm lina, Batatllonskom- mandeur in einem Grenadier-Regiment: Oberleutnant Konrad Schmidt, Kompanieführer in einem Grenadier-Regiment: Feldwebel Karl Streit, Zugführer in einem Grenadier-Regiment.
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Geringfügig« Verletzung führt« zum Tod. Die 50 Jahre alte Frau Anna Gabele aus Sauldors bei Stockach in Baden hatte sich bei der Arbeit eine kleine Berlebnng zuaczogen, die sie nicht weiter beachtete. Auftretende Blutvergiftung machte Sie Ueberführung ins Krankenhaus notwendig, wo die Frau bald daraus starh.
Fernfehstelle in Parts errichtet. In' Paris wurde eine Fernfehstelle vom Generaldirektor der Schönen Künste eingeweiht. Die Sendungen Ser
kaliülL in ILürre
Ritterkreuzträger Hanvtmann d. R. Martin Wand er sieb ist bei den Kämpfen im Osten gefallen.
Jn einer Unterredung mit einem Vertreter der Osloer Zeitung „Morgenvostcn" brachte der bekannte schwedische Forscher Sven Hebtn seinen Glauben an einen Sieg Deutschlands in diesem Kriege znm Ausdruck. Deutschland habe Kräfte genug, «m Sem Bolschewismus begegnen zu können.
Erneut häufen sich die Klagen britischer Kriegskorrespondenten in den Kampfzonen des Mittelmeerraumes, Satz -man ihnen Schwierigkeiten bet der Berichterstattung mache und ihnen überhaupt keine» rechten Einblick in die Kampfhandlungen gewähre.
USA.-Kriegsminmer Stiinson lieb auf der Pressekonferenz am Donnerstag deutlich öurch- blickc», bah Ser USA -Generalstabschef Marshall aus einen neuen Posten verseht werden wirb.
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Fernfehstation Paris werde» von nun an regel- mähige Programme enthalten, vor allen Dingen Wochenschauen und kabarettistische Darbietungen senden, bis der Plan einer gefilmten sogenannte» Wochenzeitung Wirklichkeit geworden ist.
Bo» einem Tiger augegrisfe». Aus Ismtr wtrd bsrichtet, Satz in einem nabegelegenen Dorf zwei Bauern von einem Tiger angegriffen und schwer verletzt wurden, ehe es gelang, die offenbar vorher gereizte Bestie zu töten.
Oenkeke Avises Ärmels»»
Von. kLrisASdsridrtsr 6 sorg ttinL«
r>t. H Als die Sonne tief im Osten ihre« Laus über das Firmament begann, fand sie uns bereits weit über dem Atlantik. Piloten, Funker und der Beobachter teilen sich in die Schwierigkeiten der Navigation, Äordschütze und Mechaniker haben längst mit einigen Feuerstößen die Einsatzbereitschaft der Kanonen und Maschinengewehrstände überprüft und durchforschen nun den .Himmel nach, patrouillierenden feindlichen Flugzeugen.
Jn der Dämmerung des Riesenrumpfes ragen groß wie Felsblöcke die Kraftstoffbehälter. So viele tausend Liter Benzin haben wir geladen, daß damit ein Kleinauto au fein Jahr versorgt wäre. Aber die vier starken Motoren unserer „kV 200" wällen ja auch für mindestens 12 Flugstunden gespeist sein.
Die Sonne steht hoch am Himmel, als der Angriffsraum erreicht ist. Aber Wetter und Wolken scheinen uns und unserem Austrag nicht geneigt. Minuten des Snchens verrinnen. Dann hat endlich ein Bruderflugzeug das feindlich e G e l e i t a-ifgefaßt. Ein Fnnkspruch springt von Maschine zu Maschine; der Angriff kann beginnen. Schon sind die bewachenden Kriegsschiffe selbst zum Angriff übergegangen. Auf der Breitseite eines leichten Kreuzers zucken fast ununterbrochen die Miindungsfeuer auf. Schwärzliche Flakwölkchen punktieren respektfordernde Sperrlinien in die Luft.
Unsere Maschine stößt durch die Wolken immer höher in den Himmel. Zur Abwehr einge- etzte Feindflugzenge werden für Sekundenbruchteile unter uns sichtbar. Aber längst sind nun auch die Rudel der Frachtschiffe ausgemacht, die in eiliger Zickzackfahrt mit seltsam gekrümmten Kiellinien znm schützenden Feuerbereich der Kriegsschiffe hindrängeu. Trotz oer starken Abwehr bleiben unsere Angriffsvorbereitungen ohne Uebereilung. Aber jedesmal, wenn unser Flugzeugführer ein Ziel ins Auge gesaßt und den Anflug znm Bombenwurf begonnen hat, schiebt sich ein Wolkenvorhang chützend vor die anvisierte Beute. Ans ein paar Bruderflugzeugen fielen bereits die Bomben, über die Wattebäusche der Wolken verheimlichen uns ihre Wirkung.
Fast «ine Stunde währt nun schon unser krei- ender Tanz über dem aufgestöberten Geleit. Da, plötzlich überstürzen sich die Ereignisse. Nahezu im selben Augenblick, in dem ein Handgriff die genau gezielte Bombenreihe aus- gelöst hat, dnrchschiittelt ein kurzer, heftiger Ruck unseren braven „Condor"°Vogel. Ein Flak- 'plitter hat die Kanzel durchschlagen. Mit blutüberströmtem Gesicht kommt der Flugzeugführer aus seinem Sitz geklettert. Aber der zweite Pilot meistert die Situation: Geschickt kurvend bringt er das Flugzeug aus der Gefahrenzone und während der Verwundete rasch einen provisori- chen Kopsverband erhält, sind wir schon auf dem HeimatkEs. Durch „Waschküchen" und Ver- eisungszonen geht es zurück. Jetzt ist der kürzest« Weg der beste. Abet auch er scheint sich endlos zu dehnen. Stunde um Stunde wieder nichts als Wasser und Wolken. Himmlische Waschküchen, in denen sich die Elemente zu grautrüber, gefährlicher Einheit vermählen, und bedrohliche Ver- eisnngszonen gefährden unseren Flug. Als der „Condor" nach ISstündiger Flugzeit auf dem Heimathafen ausrollte, hat der Atlantik, der in vier Kriegsjahren schon so viel Kampf und Blut forderte, alle seine Tücken an uns erprobt, doch wir blieben seine Herren.
Der Rundfunk am Samstag
Reichsprogramm. V.M vis 1» Uhr: Bunte Melo» Sie» der Kapelle Jan Hosfmann. 11 bis 11.80 Uhr: Eine halbe Stunde bei Walter Niemann. 14.15 bis 15 Uhr: Musik „am laufenden Band". 15 btS 15.3g Uhr: Ans klassischen Operetten. 16 bis 18 Uhr: Bunter Samstag-Nachmittag. 30.20 bis 32 Uhr: „Ernteöank 1948" — eine bunte volkstümliche Abenduntertzaltnng. 33.30 bis 24 Uhr: Deutsches Tanz- und Unterhaltungsorchester. — Deutschlaubsender: 17.10 bis 18.30 Uhr: ScreMdenuiusik: Händel. Gluck-Mottl, Stamitz. Mozart. 20.15 bis 33 Uhr: Grobe Folge ans Over «nd Konzert.
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Die Ohren täuschen sich
Wo wurde geschossen . . . und in welcher Richtung war der Fliegerangriff? Die Antworten sind verwirrend. Wenn man ihnen glauben wollte, müßte es bisweilen in allen Himmelsrichtungen und auf allen Entfernungen zu Angriffen gekommen sein. Damit werden die Täuschungen ganz offenbar. Wie sind sie zu erklären?
Als man nach dem Ende des ersten Weltkrieges von Deutschland auch die Vernichtung der Puivervorräte verlangte, sah man an verschiedenen Explosionsstellen Männer bei einer merkwürdigen Arbeit. Es waren Wissenschaftler, die den jetzt in großen Mengen zur Verfügung stehenden Explosionsstoff benutzten, um Beobachtungen an der Entwicklung und Ausbreitung des Schalles vorzunehmen. Ihnen war zwar bekannt, daß der Schall sich in der Luft bei null Grad mit einer Geschwindigkeit von 331 Meter in der Sekunde fortpflanzt, und daß die Geschwindigkeit mit der Temperatur wächst, daß die Ansbreitnngsschnelligkeit bei Explv- sionswellen oft das Doppelte der Schallgeschwindigkeit nt, und daß im Wasser etwa 1500 Meter in der Sekunde zurückgelegt werden. Es besicküd auch volle Gewißheit über die Hörbarkeit des Schalles. Dennoch blieb bis auf den heutigen Tag für die Allgemeinheit jener Schall ein Rätsel, den man nicht hören kann. Für die Wissenschaft ist es aber nicht mehr fremd und geheimnisvoll, daß für das menschliche Ohr nur die Schallwellen hörbar sind, bei denen nicht weniger als 18000 und nicht mehr als 20000 Schwingungen in der Sekunde vor sich gehen. Trotz dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse konnte man aber viele ausfallende Erscheinungen beim Schall nicht klären.
So erregte es während des ersten Weltkrieges immer wieder allergrößtes Aufsehen und ungemeine Verwunderung, daß man den Kanonendonner von der Westfront am Rhein bei
günstiger Witterung sehr deutlich wahrnehmen konnte, während die Bewohner von Trier oder Saarbrücken, die doch viel näher bei der Schallquelle waren, nichts vernahmen. Man hörte, daß die Kasseler ganz deutlich am Herüberdröhnen des Artilleriefeuers den Verlauf einer Schlecht miterlebten, während es im Taunus oder Westerwald völlig still war. Es wirkte säst wie eine -Sensation, als von England eine Meldung kam, dort sei der Kanonendonner von der Ostfront gehört worden. Für diese Beobachtungen hatte man noch keine befriedigenden Aufschlüsse. Aber die Wissenschaftler, die vor 25 Jahren einen Teil des Kriegspulvers explodieren ließen, kamen den Geheimnissen um den Schall etwas näher. Ihre JMstellungen haben im wesentlichen bis heute Gmtlgkeit behalten.
Die Ausbreitung des Schalles unterliegt den verschiedensten Einflüssen. Die wichtigsten scheinen die Lufttemperatur und der Wind zu sein. So wird jeder Schallstrahl gebrochen, wenn er in eine andere Temperatur kommt. Da nun der Schallstrahl in der Höhe auf kältere Lust stößt, weicht er nach oben aus, bis er wieder in eine wärmere Schicht gerät und zur Erde abgeleitet wird. Diese wärmere Schicht liegt meist bei etwa 35 Kilometer Höhe. Hier erfolgt dann die Umbiegung zur Erde. Beim neuen Aufsteigen von der Erde wiederholt sich dieser Vorgang. Diese Bewegungen des Schalles lassen nun ein interessantes Hörbarkeitsbikd zurück. Bis zu einer Entfernung von hundert Kilometer von der Schallquelle entfernt verläuft der Schall horizontal mit guter Hörbarkeit. Dann hebt er sich von der Erde. Es entsteht eine Zone des Schweigens, die zwischen 100 und 180 Kilometer, liegt. Es folgt meist verwaschen die zweite Hörbarkeitszone zwischen 200 und 800 Kilometer und dann die zweite Zone des Schweigens.
Zu Täuschungen kommt es nun immer, wenn man den Schall in der zweiten Hörbarkeitszone zwischen 200 und 300 Kilometer vernimmt. Er gelangt dann von oben zu uns und gibt nicht
mehr seine ursprüngliche Richtung an. Es ist in diesen Fällen fast unmöglich, seinen Ausgangspunkt festznstellen. Aber auch in der ersten Hörbarkeitszone bis zu hundert Kilometer kann es zu Täuschungen kommen. Zunächst bringt der Wind Verschiebungen. Aber auch der Standort des Hörenden ist bestimmend. Hat man ein Haus, einen Berg oder einen Wald im Rücken, treten leicht Schallreflexionen oder Biegungen der Wellen auf. Man hört dann oft nicht den Originalschall, sondern ein Echo. Die Täu- schnngsquellen sind so mannigfaltig und so stark, daß man nur mit größter Beobachtungsvorsicht und nach genauer Prüfung der in Frage kommenden Schallgesehe Behauptungen über die Herkunft des Flakfeuers und der Bombeneinschläge aufstellen soll, besonders dann, wenn di« Vorgänge einer Fliegernacht außerhalb des unmittelbaren Wahrnshmnngsbereiches liegen.
Linkshändig, rechtshändig, oder.. ?
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Daß beim Menschen die rechte Hand geschickter ist und daher bevorzugt gebraucht wird, ist eine naturgegebene Eigentümlichkeit. Von dieser Re. el gibt es Ausnahmen, das sind die Linksänder. Sie sind keineswegs weniger geschickt und gewandt dadurch, daß sie überwiegend die linke Hand benutzen — sie haben es nur etwas schwerer, weil alle unsere Einrichtungen. Apparaturen, Werkzeuge, Geräte usw. auf rechtshändige BÄienung eingestellt sind. Davon gibt es nur eine Ausnahme. Beim Aussteigen aus der Straßenbahn oder dem Autobus soll die linke Hand benutzt werden, damit man in Fahrtrichtung aussteigt und, wenn der Wagen noch nicht ganz steht, nicht zu Fall kommen kann. Jeder merkt es dabei persönlich, daß ihm diese Benutzung der linken Hand, die dabei Sicherheit und Hufe geben soll, unbequem ist — der Linkshänder wird es als ganz natürlich empfinden. Nach der Statistik sind «in bis fünf v. H.
aller Menschen Linkshänder, die manchmal auch „Linkser" genannt werden. In den meisten Fällen ist Linkshändigkeit angeboren, selten vererbt. Wodurch sie entsteht, ist nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden. Man nimmt an, daß sie mit der unsymmetrischen Entwicklung der Haupt- körperschlagader zusammenhängt oder mit Krümmungen beim Embryo und Entwicklungsunterschieden des Gehirns.
Niemals läßt sich bei einem linkshändigen Kinde Rechtshändigkeit „anerziehen". Man wird zwar dadurch eine größere Geschicklichkeit der rechten Hand erreichen, aber das Uedergewicht der linken Hand wird niemals ansgeschaltet. Di« Aerzte sind heute sogar der Meinung, daß eine solche erzieherische Beeinflussung unerwünscht ist, weil sie möglicherweise im Körper des Kindes bisher noch nicht erforschte Schäden anrichten kann.
Die Erfahrung zeigt, daß - Linkshändigkeit durchaus nicht unnormal, sondern eben für den Linkshänder durchaus naturgegeben ist. Auf der Südseeinsel Celebes sollen die Bewohner der Stadt Gorontolo fast sämtlich Linkser sein. Auch unter den großen Künstlern hat es Linkshänder gegeben. Am bekanntesten dafür ist Leonardo da Vinci gewesen, eines der vielseitigsten Genies seiner Zeit. Ebenso war Meyzel Linkshänder. Menzel allerdings arbeitete von sich aus mit Energie dagegen an und erreichte durch eiserne Hebung eine solche Geschicklichkeit auch der rechten Hand, daß er in späteren Lebensiahren' mit beiden Händen zu malen pflegt«, se nachdem eS bei einem Gemälde gerade erforderlich war.
Daß freilich auch für den Rechtshänder nach dem Verlust der rechten Hand eine weitgehende Geschicklichkeit der linken erzielt werden kann, beweisen heute ganz besonders die Schulungen von Kriegsversehrten, die, wenn sie die rechte Hand oder den rechten Arm verloren, binnen kurzer Zeit mit der linken schreiben lernen und auch bald handwerklich mit ihr eine weitgehend« ' Geschicklichkeit erreichen.