beeifern, es in Bewirthung ihrer militärischen Gaste an nickts sichle» zu lassen, was in ihren Kräften liegt. Wenn auch die Veranlassung der Einquartirung eine üble ist, so wird doch manwer Bürger bei dem Abmarsch der freund­lichen Gäste eines wehmürhigen Gefühls sich nicht erweh­ren können und gar manchem Mädchen-Auge wird im Geheimen eine Thräne entschlüpfen.

TageS-Neuigkeitev.

Karlsruhe hatte am 21. Mai einen kleinen Kra­wall. Ein hiesiger Bierbrauer, der von den kurhcssischen Truppen den meisten Zuspruch hatte, soll das feinere Be­nehmen dieser, gegenüber dem der badischen, gelobt und die letzter« unter andern als Kartoffelsäcke bezeichnet ha­ben. Auf dieses hin verabredete sich ein Tbeil der badi­schen Soldaten, in dem Wirthschaftslokale dieses BrauerS einige Zerstörung anzurichten. Die Sache wurde ruch­bar, schon um 6 Uhr bildeten sich Gruppen in der Nähe jenes Hauses, die der kommenden Dinge harrten. Plötz­lich, wie auf ein verabredetes Zeichen, zertrümmerten die im größeren Wirthschaftszimmer zahlreich anwesenden, noch eben scheinbar friedlich zechenden Soldaten Gläser, Fen­sterscheiben, Stühle und was ihnen sonst noch unter die Hände kam. Eine Gewaltthat gegen Personen kam nicht vor. Dem energischen Einschreiten des sogleich herbeige­eilten Bataillonskommandanten gelang es, die Ruhe so- fort wieder herzustellen, und der Abend verlief ohne wei­tere Störungen.

Lörrach, den 12. Mai. Hecker und Struve sind noch immer in Mutten; und erneuern ihre Werbungen durch Emmissare nach allen Seiten, so daß kaum zu be­zweifeln ist, daß der Einfall wiederholt wird, wenn man die Truppen zurückzieht, worauf die Republianer allein warten.

Baden, den 17. Mai. Heute Mittag erschoß ein hiesiger Einwohner seine Frau aus Unvorsichtigkeit. Er- sterer befand sich in einer Werkstatie, worin gewöhnliche Flintenschlösser in Perkussionsschlösser umgewantclt werden. Mittags ruft ihn seine Frau zu Tische. Er hat bei ih­rem Eintritt ein Gewehr in Händen, und sagt scherzweise zu ihr: Geh, oder ich erschieße Dich! Dabei legt er an, das Gewehr geht los und die arme Frau stürzt todt nie­der. Ein Arbeiter in der Werkstatt wurde von der zu­rückprallenden Kugel an der Schulter verwundet. Wie häufig ereignen sich solch traurige Unglücksfälle aus Un­vorsichtigkeit, und doch können die Menschen nicht »blas­sen von so gefährlichen Spielereien.

Wie man hört, sind in Hüningen bereits Militär­kommissäre zur Absteckung eines Standlagers eingetroffen. Also werden wir bald französische Vorposten dem Rhein entlang sehen.

Je mehr von den Einzelnheiten über die Vorgänge in Mainz verlautet, je empörender ist es. Die Stadt steht förmlich unter der Herrschaft deS Säbels. Preußi­sche Soldaten rennen mit dem Säbel durch die Straßen und treiben die Bürger zu Paaren. Uebrigens hat das blurige Drama viele Opfer gekostet. Auf Seiten des pieußlfchen Militärs soll der Verlust 7 Todte und 32 Verwundere, auf Seiten der Bürgerschaft 5 Todte und viele Verwundete betragen. Sehr viele Personen ver­lassen die Stadt und wollen nicht mehr dahin zurückkch- ren, da sie in keiner Bundesfestung mehr wohnen wollen.

Schleswig, den 21. Mai. Nach beute vom Kriegs­schauplätze in Sundewir cingeii offenen Nachrichten ist es den Dänen unrer dem Schuhe ihrer Kriegsschiffe gelun­gen, von Alsen nach dem Festlante hinüber eme Ponton- drücke zu schlagen, um ihre Vorposten bis an tie Ver­schanzungen des zehnten Buntes-Armeekorps vorzuschieben. Da das Hauptquartier des General Halkert seil einigen Tagen von Ulterup nach Apenrade verlegt ist, möchte es vielleichr im Kriegsplane desselben begründet erscheinen, die Feinde erst wieder festen Fuß auf der Halbinsel fassen zu lassen, um sie dann desto sicherer aufzurciben.

General Wrangel (Drauf!) hat in Jürland eine Kon­tribution von zwei Millionen SpecieS (etwa Million Gulden) ausgeschrieben als Pfand für das von denDanen weggcnommcne deutsche Eigenthum; das Geld soll wieder zuruckgegeben werden, wenn dre Dänen das deutsche Ei- gcnrhum hcrausgeben.

In Breslau wurde einem reichen geizigen Arzte, der seine armen Pakicnren in Betreff des arzrlichen Ho­norars sehr drückte, eine Katzenmusik gebracht. Aber es blieb nicht dabei, sondern man brach in seine Wohnung em und mißhandelte sowohl ihn selbst als den zu seinem Schuhe herdeigeeilten Polizeipräsidenten. Die jüdische Gemeinde in Breslau hat die silbernen Gefäße ihrer gro­ßen Synagoge, im Gewicht von ungefähr 100 Mark, der Regierung als freiwillige Anleihe ubergeben.

In Posen werden die gefangenen gemeinen Leute bereits von den Gerichten entlassen. Man schwärzt ihnen aber durch ein chemisches Aetzmittel die Hand und droht ihnen, falls sie noch einmal mit den Waffen in terHand betreten werden, mit dem Tod durch Erschießen. Die gaticlschen Scencn beginnen bereits. Die noch übrigen Haufen quarriren sich bei Edelleuten ein und Hausen meh­rere Tage bei ihnen. Die in dem Wald bei Posen er­hängt Gefundenen sind auch polnische Etelleuie, von ihren Bauern gehängt, weck sic ihre Versprechungen nicht hal­ten tonnten.

Wien, den 22. Mai. Seit gestern Abend sind drei Feuersvrünstc m und vor der Stadt ausgedrochcn, und alle durch Brandstiftungen. Ein Militärmagazin brannte fast gänzlich ab. Ein Brandstifter, den man ertappte, sagte, ein wohlgekleideter Mann habe ihm Geld dafür gegeben. Mehrere Wiener Blatter sprechen bereits davon, daß eine Abdankung des Kaisers, so wie deS Thron­folgers, Erzherzog Franz Karl, zu Gunsten des Sohnes des Letzter«, Franz Joseph (geb. 1830), im Plane sey. In Wien ließen sich am 18. Mai Summen zu Gunsten der Erzherzoge Johann und Stephan vernehmen.

In Wien sind für 20 Millionen Silberbarren aus England angelangt, und in Folge dessen die Papiere ge­stiegen.

Die Dinge in Böhmen nehmen eine sehr schlimme Wendung. Die Deutsch- und die Stockböhmen haben sich in Folge der Wiener Ereignisse und der Abreise des Kai­sers aus Wien an einander angeschlossen und wollen nun gar nichts mehr von Deutschland wissen.

In Podolien soll ein allgemeiner Bauern-Aufstand um sich greifen, Ade! und Behörden flüchten, die Linien­kosaken hätten sich geweigert zu marschiren. ES ist ge­wiß, daß das halbverfallene Schloß in Riga eilends in einen bewohnbaren Stand gesetzt wird.

In Neapel muß das Blutbad furchtbar gewesen seyn. Nur der französische Admiral Bautin rettete die Stadt