Sturmpetition! Der Taumel, welcher die Geister ergriffen, Hottet jeder Berechnung, und die Bewegung, ist sie ein­mal im Gange, schreitet selbst über das Ziel ihrer eigenen Bestrebungen hinaus. Das Ministerium wollte nocb in der Nacht insgesammt seine Entlassung nehmen, wurde aber von dem Centralkomice bewogen, einstweilen zu blei­ben, um die Verlegenheiten des Staats nicht zu vermeb- i ren. Der Kriegsminister Graf Latour wird aber wahr­scheinlich auslrercn und durchZanini erseht werden. Graf Latour hat noch gestern alle Prinzen,' mit Ausnahme des Erzherzogs Aldrccvr, von der italienischen Armee adberu- fen, Ihr Aufenthalt daselbst hat in der Armee große Un­zufriedenheiten erregt.

Die Oestreicher beschossen in der Nacht des 12. Tre- viso mit Kartätschen und Brandraketen. Da von nirgends der auf Hülse zu rechnen war, so wurde die Uebergabe auf den 13. erwartet. Peschicra, das sich seit vier Wo­chen gegen die Piemonlesen dielt, darr nun auf Entsatz doffen.

Die Königin von England Hai ihren Hofdamen die Weisung erwecken lassen, nur in englischem Kostüm bei Hofe zu erscheinen. Dieses brachte Lord Beminck nn Par­lamente vor, versprach sich aber sebr schlimm, indem er sagte, die Königin bade befohlen, daß die Hofdamen vor ibr ohne allen Anzug erscheinen sollten, was ein unaus­löschliches Gelächter erregte.

Madrid, den 8. Mai. Bei einem Aufstand waren 78 Soldaten vom Regiment Espanna mit den Waffen in der Hany gefangen genommen worden. Diese waren ' schon standrechtlich adgeurideilt und sollten sämmlich er­schossen werken, als Ihre Majestät, w:c es in einem Be­richte des Keneraikapiläns an den Kriegsminister heißt, in der nnorswöpilichen Fülle ihrer Gnade erlaubte, daß ' sie blos deeimirl würdet!. Demnach wurden gestern Abend zwischen 5 und 6 Udr acht Militärs, und von den ge- , fangeuen Bürgern fünf erschossen, die übrigen zu lebens­länglicher Galeerenstrask abgefübrt.

Nachdem am 15. in Paris 100,000 Menschen, meist unbewaffnet, vor den Palast der National - Versammlung gezogen und Krieg zu Gunsten Polens und Italiens ver­langt, auch nach Verübung mehrfacher Gewalt gegen Ab­geordnete eine neue provisorische Regierung eingesezt hat­ten, rückten Plötzlich um halb 6 Ubr von allen Seiten Truppen an. Ledru Rollin ward sofort für einen Ver- räther erklärt und das Volk schrie: zu den Waffen. Aber 4 Batterien Artillerie, von Lanzenreitern und Dragonern gedeckt, die Nationalgarde von Lamartine und Ledru Rol- , lin geiübrt, rückten beran gegen das Ratbbaus, wo Bar- ! beS, Tbore, Raspail »nd General Courtais gefangen ge- , »ommen, und lezterem, dem Oberbefehlshaber der Natio­nalgarbe , die Epanleiien berabgerissen und der Degen > zerbrochen wurde, da Alles ihn des Lerralbs bezüchtigte.

! Weitere Verhaftungen wurden vorgenommen, aber kein ! Schuß fiel, kein Blut floß; Ledru Rollin und Lamartine zogen im Triumph im Stadtbause ein. 250,000 Mann standen gegen die Aufrührer unter den Waffen. Bis l Uhr nach Mitternacht dauerte die Aufregung fort. Um balb7 Uhr Abends dielt die National - Versammlung eine neue Sitzung, die bis Nachts 10 Uhr bauerte, und wo der Na­tionalgarde und der Armee der Dank des Landes vokirt wurde. Am 16. bemerkte man hie und da unier den Ar­beitern eine dumpfe Gäbrung, als ob dieselbe eine Ememe imSchstde führten. Aber schon um Mittag war die ganze Nationalgarde mit geladenen Gewehren ausgerückt und von

Vincennes ein Dutzend Artillerie - Batterien herbeigeholt worden, womit natürlich die Ruhestörer in Respekt gehal­ten wurden.

Die Dcirtfchen in Nordamerika und in der lseimatk.

Auszug aus einer Zeitung von New-M'rk.

Die Pariser Korrespondenz der New-JorkerSchnell­post cntbälk mehrere Betrachtungen über die europäischen und namentlich die deutschen Zustände, welche, obgleich sebr übertrieben, doch eili'ge unläugdare Wahrheiten ent- balien. W:r tbeilen aus denselben folgende zu beherzi­gende Stellen mir:

Deutschland, dessen Jünglinge 1813 bis 1815 jubelnd ibr Blut für die Befreiung des Vaterlandes versprizien, Deutschland, voll der wackersten Männer, der edelsten Frauen, der begeistertsten Jünglinge, läßt sich von einem Kretin mu der östreichischen Kaiserkrone, von dein Cbam- pagnerrausche des gekrönten' Komödianten in Potsdam, von de» Bocksgeckisten des baierschen Ludwigs, von dem versoffenen Großberzoge in Baden und von allen den an­dern moralischen und physischen Eunuchen, die das große schöne Land als eine Beutevon Gottes Gnaden" aus- saugen, schuhriegeln und maaßregeln. O! die Nachwelt wird es kaum glauben, verächtlich wirb die Geschichte einst von den jetzigen Deutschen sprechen, wie von den Primern in Kapua, den Römern unter Rsmulus Augustulus, den Byzantinern und andern berabgekommenen, emnerv'en, geknechteten Völkern. Zehntausend wahrhaft entschlossene Männer könnten Deutschland frei machen, 10,000 unter 28 Mlll'onen, und sie sinden sie nicht. Feige und ängst­lich verschanzt sicv Alles hinter der bequemen Ausrede des besonnenen Fortschrittes", die hemmenden Stricke und Bande schärfer anzieben.

O bleibr nur der dem besonnenen, gemäßigten Fort­schritte, kriecht nur mit dem Schneckengange der gesetzlichen Bewegung und ibr werdet eurem Schicksale nicht entgehen, rhr werdet ausgestrichen werden aus der Reihe der Na­tionen, wie einst das unglückliche Polen. Eure Fürsten sinv nur die blind gehorchenden Henkersknechte Rußlands, wenn sie euch ganz unterjocht haben, dann wird Rußlanv sie unterjochen, eine neue Völkerwanderung wird v,e Ko saken, Kirgisen, Kalmücken, Tscvcrkessen, Baschkiren an die User des Rheins, der Donau, der Elbe sübrcu, und nach einem Jabrbündert werden gelehrte Forscher in den russischen Militärkolonien von Württemberg, Baden, Bai- ern herumreisend schreiben:Hier wohnten einst die Deut­schen, ein nun fast gänzlich aus Europa verschwundenes Volk, von dem sich nur Neste, obwohl mit der angelsäch­sischen Race vermischt, in Amerika finden! Das wird die Grabschrift des gemäßigten Fortschritts, der gesetzlichen Bewegung seyn!

Darum, wer klug ist, der gebe bei Zeiten noch nach dem freien Boden der Union, dort suche er sich ein neues Vaterland, wie es alljävrltch Hunderttausend tbun, ja für die Deutschen gibt es noch eine Zukunft, aber nicht in Deutschland , sondern jenseits des Oceans. Die Regie­rungen Deutschlands begünstigen die Auswanderung ihrer Umerthanen, sie glauben damit die Unzufriedenen und die Armen auf gute Art los zu werden und nur die Wohl­habenden und Rubigen zu behalten, die sie dann nach Be­quemlichkeit scheeren können.

Die großen Schriftgelehrten und Natt'onalökonomen