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von dem Gefängniß zum Gerichtssaale von aufgeregten Gruppen bedroht und beschimpft, und Aebnlichcs auf dem Rückwege zu serbiudcrn, wurden sie auf einem Umwege znruckgeführl.
Tages Meuigkeken.
Die Karlsruher Zeitung enthalt fortwährend amtliche Aussckreiben und Steckbriefe gegen an den Freischaaren- zügen Beiheiligte. In der Beilage zu dem Blatte vom 17. Mai finden wir auch vom Bezirksamt Lörrach unseren Landsmann Georg Herwegd wegen.Erpressung von Munition und Waffen ausgeschrieben; ebenso einen Schwager HcckerS, den standesherrlich lateinischen Hofgutspächter Friedrich Tiedemann von Heidelberg.
Nach sicheren Nachrichten ist Hecker vor wenigen Tagen aus Srraßburg abgereisr und har sich nach Paris gewandt. Ob er damit ;u Gunsten der deutschen Propaganda wirken oder sich ganz vom politischen Schauplätze zurückziehen will, ist vor der Hand ungewiß; doch scheint es beinahe, als wolle er mir Struve, Heinzen und Konsortien nicht viel zu thun haben.
Am Abend des 15. schlug der Blitz in Heidelberg in die Bude des Seiltänzers Rudolph Knie, zerschmetterte den Mastbaum, suhr in den Boden, beschädigte aber wunderbarer Weise keinen Menschen.
Vom Mittelrhein, den 17. Mai. Wie seltsam oft der Zufall sein Spiel hat! In Gamsvurst, Amts Ächern, spielte am Nachmittag des 14. eine Anzahl Knaben, m zwei Parteien getbeill, Krieg mit einander, wobei die eine Partei die Freischaaren, mit Hecker und Struoe an der Spitze, die andere die Truppen uiuer General v. Gagern vorstellte. Die Parteien erhizten sich, der mit Stöcken rc. geführte Kampf wurde heftig, und im Handgemenge ver- sezte ein lljähriger Knabe, welcher den „Hecker" vorstcllke, dem 14fährlgen Gotthard W., der als „Gagern" an rer. Spitze der Gegenpartei stand, eine» Schlag au die Serke des Kopfes, daß ver Getroffene zu Boden sank und am folgenden Tage verschied.
In Hamburg geht die Sammlung für die deutsche Flotte erfreulich fort; bereits sind 80,000 Tbaler beisammen. Ein Schubmacher bat ui Ermanglung baaren -Gelbes 12 Paar Stiefeln und ein Jnsirumemenmacher -einen schönen Flügel angeboten. Die leziere Gabe bat vermutblich den Zweck, den Dänen etwas aufzuspielen, und die erstere wird sie laufen machen.
Vom nordischen Kriegsschauplätze kommt nichts Neues. In Jütland ist das übrigens noch unverbürgt Gerücht verbreitet, der König von Dänemark habe sich in Roes- kilde krönen lassen und den Kronprinzen von Schweden adoprirt. Die Schweden sind sehr eifrig für Dänemark, die Norweger weniger.
In Schleswig-Holstein sollen die Dänen am 12. bei Friedericia gelandet haben. Sie sollen aber umzingelt und das ganze Corps von 1000 Mann sämmklich gefangen genommen worden seyn. Die Verkartungen von Spionen dauern fori. Ein Schullehrer aus der Gegend von Ko it, der mir den dänischen Schissskapttänen Briefe wechselte, wurde von den hannoverschen Dragonern gefangen genommen.
Kiel, den 16. Mai. Peivakbeiefe ans Sundewit wollen wissen, daß beim Morgengrauen des. vorgestrigen Tages wiederum 200 Dänen von Alse» gelandet seyen, j daß die hannoverschen Soldaten sogleich haben angreifen >
wollen, von Halkett aber zurückgehalten worden, bis jene ziemlich vorgerückt waren; darauf aber seyen die Dänen angegriffen und größtem Hells vernichtet, nur wenige sollen gefangen genommen, keiner aber entkommen und nach Alfen zurückgekehrt seyn. Die Verstärkung des zehnten Armeekorps, 18,000 Mann, wird nächstens erwartet.
Berlin, den 16. Mai. Gut unterrichtete Personen versichern, daß Dänemark im Laufe der Unterhandlungen » sich schon bereit gezeigt habe, Schleswig ;n entsagen, daß es aber den durch sein Embargo verursachten Schaden nickt erstatten wolle. Preußen bestand hierauf, und die Feindseligkeiten begannen aufs Neue. Ov vom Suntzoll die Rede war, haben wir nicht gehört, doch steht iu erwarten, daß es geschehen.
Rendsburg, den 1l. Mai. Von der Armee ist nichts zu berichten. In unsere» nördlichen Häfen erscheinen ab und zu dänische Dampfschiffe, setzen sich mir den dort stationieren Kriegsschiffen in Verbindung und verschwinden wieder. Reisende, die vom Norden kommen, fugen den schon bekannten Details über die aller Humanität spottende Behandlung der von den Danen weggeführten Patrioten immer neue hinzu. So haben dänische Soldaten den Kirchsspielvozt Erichsen an ein Hundehaus gebunden und ihm unter dem Zürn'.- da friß Du deutscher Hund, abgenagte Knochen ins Gesicht geworfen. Als die Gattin des Dr. Markus in ihrer Verzweiflung über den Zustand, in welchem sie denselben vor dem anzustel- lenden Verhör im Gefangniß zu Hakersleben vorfand, zu dem Mitglied der Regierungskoinmission Lassen eilte, wies dieser sie barsch zu seinem Kollegen Kirstein, der mit derselben Schonungslosigkeit sie zu Lassen zurückschickte. I» HaderSleben fürchtet man allgemein für die Gesundheit und selbst das Leben des armen Gefangenen, sich erzählend, daß er die Soldaten beschworen, fernem Leiden doch lieber gleich durch eine Kugel ein Ende zu machen, und die Besorgniß aussprechend, das; ihm und seinen Leidens- gefahrien noch jetzt keine vcsscrc Behandlung zu Tvell werde. Daß dre gefangene» Daneu in Rendsburg mu aller Humanität behandelt werden, tadelt man natürlich nicht, aber man begreift nicht, daß nicht durch Parlamentäre eine gleiche Behandlung der Unserigen, nölhigenfalls selbst mit Hülfe von Repressalien, sollte durchgesetzt werden können. — Ein hier nach Norden durchreisender Kurier soll ^ mir der Uedergabe einer energischen Note der englischen Regierung an die dänische beauftragt seyn.
Der Krieg in Posen verzettelt sich. Jnsurgenten- hauien, welche die Unterwermng verweigern, ziehen da und dort umher. Dre Geistlichkeit ruht nicht und tbut Al- ^ les, um das Volk zu fanatisiren. Inzwischen hat Gene- !
ral Psuel das Neorganisationsgeschäft begonnen. Mieros- >
lawsky hat einen Paß nach Frankreich verlangt.
Aus Wien vom 16. Mai. Eine neue Revolution, eine Revolution, wichtiger und bedeutungsvoller noch als die Umwälzung der Märztage, rst gestern hier vollbracht worden! Die Verfassung vom 25. April ist durch eine gewaltige Volksbewegung umgestürzr, das provisorische Wahlgesetz zurückgenommen, eine konstituirende Reichsversammlung mit einer Repräsentamenkammer bewilligt; das Verbot des berathenken Cenrralkomiie der Nacionalqarde aufgehoben, alle Wachposten dem 'Militär und der Volkswehr gemeinschaftlich übergeben! Alle diese außerordentlichen Gewährungen sind das Resultat einer gestern Abend von der National- und Bürgergarde in Gemeinschaft nur der akademischen Legion dem Ministerrath übergebenen