Der Gesellschafter.
Am 23. Beilage zum Nagelder Jntilllgenzblatt.
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Württembergische Chronik. I
Horb, den 20. Mai. Die Abgeordneten- Wa h l ^ lieferte folgendes Resultat: Stadkschulrheiß Pfäfflin in i Sulz ist mit 343 Stimmen gewählt; Kaplan Luz von Ravensburg, gebürtig von Weiltcrstadt, konnte trotz aller Bcinübungert seiner Freunde nur 13? Wähler für sich gewinnen. Sowohl Lu; als Pfäfflin hielten in Horb Volks- rcten, bei welchen sich Luz sehr beredtsam zeigte. Die Wirthe hegen viele Hoffnung auf Pfäfflin und der Wald- könig will dießmal den Sieg davon getragen haben.
Die Stuttgarter Bürgerwehr besteht jezt aliL 6 Bataillonen Linie, 1 Bsitaillon Scharfschützen, 1 Kompagnie Schützen, 1 Schwadron Reiterei und 1 Batterie Fußartillerie mit 6 Geschützen. Samstag den 27. Mai wird die Wahl der Offiziere für die neugebildeten 6 Bataillone statifinden.
Ludwigsbnrg, den 19. Mai. Heute früh gingen zwei Kompagnien des siebenten Jnfantdrie-Regitnents' auf gestern Abend erhaltenen Befehl nach Gaildorf und die nächste Umgegend ab, woselbst Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit vorgefallen' scyn sollen.
Nnrringen, den 16. Mai. In dem Amtsorte Hafner-Neuhausen sind die brutalsten Wald-Ercesse vorgefallen, des Nachts drangen 25 Putsche in die Wohnung des Forstbcamten, zerstörten AUeS und mißhandelten denselben lebensgefährlich. Es ist von Stuttgart Militär reguirirt worden und am 19. dahin abgegangen.
Hall, den 16. Mau Gestern Abend nack 10 Uhr wurde die Ruhe auf eine unangenehme Weise gestört. Emc große Menschenmenge versammelte sich vor dem Kreis-! gefangnisse, lärmte und tobte und brachte eine Katzenmusik, die eine Viertelstunde andauerie, dann flogen große Steine über die Umfassungsmauer gegen die Wohnung des Verwalters.
Eben kommt die Nachricht, daß in Tbannheim im Illertbale die Bauern gegen den dorr wohnenden Grafen «Lchäsdcrg Brutalitäten sich erlaubt haben und derselbe sich habe flüchten müssen.
In-Ludwigsburg entkam ein wegen Diebstahls inhaf- tirter Soldat des siebenten Regiments, der gefesselt im Kerker saß, auf wahrhaft unbegreifliche Weise. AlS man nach ihm sab, lagen seine Kelten am Boten und nirgends fand man, wenigstens beim ersten Nawsucken, die Spür einer Oeffnung, durch welche er entkommen scyn konnte.
Die N. Z. Z. gibt wieder einmal Bericht über die Großkbaten des württcmbergischenMilitärs in Bafel, wonach, wenn diese.ben nicht erlogen wären , man meinen sollte, es sep vier von-keinem Schwaben, sondern von Wilden die Rede. Hier melde ich Ihnen das Nähere. Am 10. Mai haben sich württembergische Soldaten hart vor den Thoren die schmählichsten Ercesse erlaubt. Zwei bäefige Bürger, Schmidmeister Schüler und Wagner Reb-
samen, wurden von diesen Burschen, acht an der Zahl) ohne alle Veranlassung mit den Säbeln so mißhandelt, daß Schüler einen Finger ab und einen großen Hieb im Genick, Nebsamen einen über den Kopf hat. Schulde wurde, nach herbei gesprungenen Augenzeugen, noch gehauen, als er schon am Boden lag. Fünf dieser Soldaten mit einem Lieutenant hat man erwischt und sie erwarten im Lohnhof ein gnädiges Unheil. Alle Tage, wenn dergleichen Helden durch Riehen betrunken nach Hause wankten, zogen sie vom Leder, gingen in die Weinberge und hieben auf die Rebstöcke ein. Beim Patrouilliren liefen sie durch Schweizer Kornfelder, so daß der Schaden amtlich geschätzt werden mußte. Beim Gottesacker an der Rrehenstraße packten sie am Hellen Tag ein Mädchen an, wurden aber von einem Maurer versagt. Jezt dürfen sie nicht mehr bieher. So eben kamen wieder zwei württcm- bergische Offiziere zum eidg. Oberst Frey, um zu erklären, sie wollten die schuldigen Württcmberger bestrafen, man solle sie ihnen ausliefern, worauf er ihnen aber mit einem entschiedenen Nein! antwortete.
Basel, den 18. Mai. Gestern fand vor hiesigem Gericht die Verhandlung in der Streitsache der würt- tembergischen Militärs statt. Wie bereits gemeldet, so waren die Zeugenaussagen über die Urheberschaft des Streits verschieden, und die vollständige Feststellung des Sachverhalts war nicht möglich bei der Schnelligkeit der nächtlichen Vorgänge und dem betrunkenen Zustande der Handelnden. Wahrscheinlich ist es jedoch, baß die Würcremberger thäklich angegriffen worden sind, und zwür mit Vorbedacht. Der Streit begann mit Ellenbogen und endigte mit Säbelhieben. Nach Physikatsberichr waren die beiden Basler Bürger Schüler und Rebsamen an Kopf, Hand und Rücken dermaßen verwundet, daß sie. 14 Tage zur Herstellung bedürfen, aber dennoch gestern vor Gericht erscheinen konnten. Das Gericht fand, daß zwar Anreizungen von Seite der beiden Beschädigten statt- gefunden, daß aber die Württcmberger die Granze der Noihwehr auf ungebührliche Weise überschritten hätten. Der am meisten gravirte Angeklagte, Oberlicutenanl v. Ort, welcher zuerst den Sabel gezogen, war nicht erschienen, und seine Beurtheilung wird daher seinem natürlichen Richter überlassen. Zur Haft waren gebracht worden: Srabsfourier Ritter, die berittenen Feldjäger Keller und Grupp, der Obermann Gottert und ein Apo- ihekergehülfe aus Lörrach. Außer der bereits ausgestande- ne» scLsra,zigen Haft wurde Feldjäger Grupp zu sechs- wöchentlicher, Slabsfouricr Ritter und Obermann Got- rert zu dreiwöchentlicher Gefangnißstrafe und mit Keller,, dem die bestandene Haft als Strafe angerechnet wird, zu Bezahlung sammtlicher Heilungs- und Prozeßkosten, sowie zu 20 Franken Schmerzcngeld verurthcilt. Der Apotheker wurde freigcsprochen. Beiden Theilen steht der Rekurs offen. Die Gefangenen wurden auf ihrem Wcg§r