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Der Gesellschafter.

Den N. Mai.

S«il«g« zum Nagolder Jntelligenzblatt.

L8L8.

Wurttembergische Chronik.

Calw. Da der Herr Siaatsrath Karl MatHy in- Karlsruhe die auf ihn gefallene Wahl eines Abgeordneten des vierten Wahlbezirkes des Schmarzwaltkreises zur deut­schen Nationalversammlung angenommen hat, so wird zu Folge Erlasses > es K. Ministcriums des J-nnern vom 6. d. M. diese Erklärung hienach zur öffentlichen Kennt» niß des Wahlbezirks gebracht. Den 7. Mai 1848.

K. Oberamt. Gmelin.

An das Hochpreisliche K. Württembergifche Ministerium des Innern!

Auf die verehrliche Eröffnung vom 29. April, wo­nach der vierte Wahlbezirk des Sckwarzwaldkreises mir die hohe Ehre erwiesen, mich zum Abgeordneten für die deutsche Nationalversammlung zu wählen, habe ich zu er- wiedern, das ich mir Freude und Dank diese Wahl an­nehme, als das erste und hoffentlich bald nicht mehr das einzige Zeichen, daß die Schranke» zwischen deutschen Volksstammcn auch bezüglich auf die Vertretung in all­gemein deutschen Angelegenheiten gefallen sind. Die Ge­sinnungen , denen ich das Vertrauen so vieler wackerer Männer verdanke, haben mich durch mein bisheriges Le­ben begleitet, und ich werde sie auch fernerhin unverändert bewahren ^ die schwere aber ehrenvolle Aufgabe in Frank­furt werde ic» nach besten Kräften zu lösen suchen.

An dem Tage, welcher hiezu bestimmt werten wird, werde ich mich in Frankfurt cinfinden.

Eines Hochpreislichen Ministeriums des Innern Karlsruhe, ergebenster

den 5. Mai 1848. Karl M a t h y.

V-!» Kodier.

Bekanntlich ist Dr. Strauß von Ludwigsbnrg, welcher als Bewerber um eine Abgeordnetcnstellc zur deut­schen Nationalversammlung onsirat, dem Herrn Hoffmann vom Salon unterlegen, weil die Wähler ihrer Mehr­heit nach glaubten, daß Strauß bei seiner abweichenden religiösen Ucberzengnng auch bei Errichtung eines iicuen, j-ne Mehrheit befriedigende Staa lsgrundgesetzes nicht Mitwirken könne. Bei dieser Stimmung vieler unserer Mitbürger wird es für unsere Leser nicht ohne Interesse sei,», zu erfahren, wie Dr. Justinus K erner in Weins­berg, ein Maun, dessen Frömmigkeit unk fester Bibcl- glauben von jeher allgemein anerkannt worden ist, über die Befähigung des Dr. Strauß zu den in Frage kom­menden Sendung urthcilt Kerner sagt in einem für die Oeffentlichkcit beüimmkeu Briefe: Zu dem religiösen Glau­ben, den ich habe, kam ick durch kein Buck, durch keine Schule, durch keine Sekte, durch keine Ki-rcke, sonder» nur durch genaue Erforschung und Beobachtung der Na­tur, besonders im Gebiete ihrer Nachtseite, die verschaffte mir den Glauben, die feste Ueberzengimg von einem in­ner,, Lebe» des Msnfchen, von Unsterblichkeit und von

persönlicher Fortdauer nach dem Tode, von einer Welt der Geister und einer Sympathie aller Dinge u. s. w., und durch Freund« der Bibel erst später aufmerksamer gemacht, fand ich das, was mir vorher schon durch Nakur- forschung zur Gewißheit wurde, auch in ihr bestätigt, und so wurde mir dieses Euch heilig, wie das Buch der Na­tur. Fanden Andere und besonders meine jünger» Freunde, wie z. B. Dr. Strauß, durch ihr Nachdenken Anderes, ich zürne ihnen darob nicht, es haftet für mich kein Mackel an ihnen, weil sie nicht glauben, was ich glaube; ich biir nickt besser als sie. Am allerwenigsten aber möchte ich Männer anderen religiösen Glaubens als untüchtig zu den jetzt zu Frankfurt bevorstehenden wichtigen politischen Arbeiten verschreien, das ist Lächerlichkeit. Es wird in Frankfurt keine Synode gehalten und kein Huß gerichtet und verbrannt. Man braucht zu Frankfurt keine in einem beschränkten Glaubenskreis gebannten Geister, man braucht zur Berathung, wie Deutschlands Einheit zu befestigen, wie ihm eine freie, allen Stämmen genügende Reicksver- faffung zu schaffen sey, keine Schristgelehrten! Von Poli­tik wollte unser Heiland nie etwas wissen, und dock drin, gen sich in gegenwärtiger politischer Aufregung Deutsch­lands so viele, die sich seine Jünger nennen, aus der für sie geeigneren stillen Klause auf den lauten Markt, legen den frommen Hirtenstab nieder und stempeln sich zu poli­tischen Klopffechtern unter dem Deckmantel der Religion. Möchten sie doch zu Hause bleiben und dann nur aus ihren Klausen treten, wenn Wirren und Aufruhr in ih­ren Gemeinden, sie, als Verkündiger des Friedens und der Versöhnung Herausrufei, s Man braucht aber zu Frank­furt zu jener Kerarhnng (außer einer kleinen Zahl von Männern, tie ganz aus dem Volke genommen sind) Den­ker u»d Männer von freiem vielseitigen Wissen, und un­ter solche gehört nicht nur in unserem Vaterland, sondern in ganz Deutschland, meine Mitbürgers unser Strauß in die ersth Linie. Auch was er Politisches in neuester Zeit schrieb, ist davon Zeuge. Alle seine politischen Erör­terungen n agen das Gepräge eines klaren, wahren, tiefen, unbeschränkten Denkers. Lndwigsburger Mitbürgers Ich beklage, ick rraure mir Euch, daß eine wahre Lacherdich- keil Euch des Sieges, Euch des Ruhmes beraubte, auS Euer» Mauern einen der ersten Denker Deutschlands zur Beratdung nickt seiner religiösen, sondern seiner politischen, Umgestaltung senden zu können, und das ist es, was ich Euch in meinem Schmerz darüber und gleichsam mein Votum für Strauß in die Wahlurne meiner Vaterstadt niederlegend, öffentlich nnrzniheiicn- und sagen, zu müssen glaubte.

Stuttgart, den 2. Mai. Einige Blätter brach-- ten dir Nachricht, daß m den Osterseiertagen eine Deser­tion von vielen Soldaten des achten- Infanterieregiments,, welches gegenwärtig hier garnisonirt, stotrgckunden habe.. Das Faktum der. Desertion ist nun allerdings richtig,-