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gen ertönte in allen Straßen der Gcneralmarsch, und als­bald gieng daß Feuern wieder an. Der größte Theil der Freischärler von außen schien sich in die Stadt hereinge­zogen zu haben. Die Thore der Stadt wurden von 9 bis 10 Uhr mit Kanonen beschossen, wo das Bundesmilitär, das durch Nassauer, die mit dem ersten Bahn-ug anka­men, verstärkt worden war, den Eingang erzwang. Es ist eine Menge Blut vergossen, die Feder sträubt sich, die Szenen aufzuzeichnen, die wir wahrend dieser zwei Tage erlebt haben. Nur das fügen wir noch bei, daß daö Mi­litär Meister geblieben ist» daß die Frcischaaren zersprengt sind, und daß militärische Macht in nächster Zeit die Zügel unserer Stadt in den Händen halten wird. Man nagt so eben den Leichnam eines Greisen in die Stadt, welcher, nachdem ihm eine Kanonenkugel ein Bein wegge­rissen batte, von einem badischen Soldaten in Stücke ge­hauen wurde. Man beschäftigt sich in diesem Augenblicke, die Thore der Stadt zu verrammeln. Die Sturmglocke tönt unaufhörlich in der Stadt und in den umliegenden Dörfern; man hört nur Kanonenschüsse und Gewehrfeuer. Hr- v. Langsdorf, ein Student, hat sich an die Spitze der Freischaaren vom Lande gestellt, welche sich mit denen der Stadt vereinigen wollen, um das Armeekorps HeckerS zu verstärken.

Rastatt, den 24. April, Mittags 2 Uhr. So eben treffen 25 gefangene Rebellen hier ein, welche gestern in einem Gefechte de» Freiburg sestgenommen wurden. Sie werden in die Kasematte» der hiesigen Festungen gebracht.

In Donaueschingen mußte man die politischen Verhafteten Raus, Rasina und Andere ihrer Haft wieder entlasse», da die Schultheißen der Umgegend mit einer Demonstration des Landvolks drohten. Man sicht, wie unkerhöhlr der Boden in Baden ist! Die Zahl der Tobten bei der Erstürmung von Freiburg soll 50 nicht über, steigen, der größere Theil davon aber jedenfalls aus Re­bellen bestehen. 200 deutsche Arbeiter find auf badisches Gebier ubergetreten und ziehen auf Lörrach los. Es bestätigt sich, daß Slruve in Sackingcn schon verhaftet war, ober durch eine Emeuie wieder befreit wurde.

Heidelberg hätte beinahe abnliche Ostern bekom­men, wie Freiburg; der Versuch wurde aber durch den raschen Zusammenirilt der Bürgerwebr vereitelt.

Die Agitation in Baden, Schweiz und Elsaß dauert noch immer fort, obgleich das Spiel »,oraltsch verloren ist. Weiß haar ist jetzt ebenfalls in Basel angekomme».

Straßburg, den 23. April. Die Polen, welche sich seit Sonntag hier befinden, hatten einen aus ihrer Mitte nach Frankfurt geschickt, um beim Bundestag die Erlaubniß zum vereinigten Durchmärsche durch Deutsch­land zu erwirken. Gestern ist derselbe mit der Nachricht zurückgekommrn, daß eS ihnen lediglich in Haufen von 50 Mann nach ihrem Vaterland« zu reisen gestaltet sey, daß aber Deutschland nicht allein die Reisekosten bestrei­ten, sondern auch jedem Polen noch 12 Sgr. Reisediätrn verabreichen wolle. Trotzdem wollten di. Polen heute zu­sammen, ungefähr 500 Mann, über den Rhein, und ha­ben ek sehr übel genommen, daß man sie in Kehl zurück- gewiescn hat. Bel den Polen befinden sich einige hundert Franzosen, welchen der Durchzug nach Polen nicht ge­startet werten sollte; um dieses Verbot zu umgehen, sind ^ ihnen sämmtlich polnische Namen gegeben worden. AuS > sicherster Ouclle kann ich Ihnen die Mittheilung machen,! daß die Chefs der hiesigen Polen ihren so eben zusammen-1

berufenen Landsleuten erklärt haben, heute früh sey von Paris die offizielle Nachricht eingelrossen, daß den Polen eine französische Hülfsarmee auf dem Fuße Nachfolgen werde, um die Befreiung ihres Vaterlandes zu erkämpfen.

Der Narr von St. Mand«.

(Beschluß.)

Drei Jahre waren seit der Abreise von Maurice ver­flossen und Niemand wußte, was aus ihm geworden war. Neugierige hatten oft seine alte Mutter wegen seiner ge­fragt, aber die alte Frau schnitt jede Antwort ab und war nickt auszuforscben.

Mathilde war einige Zeit nack der Julirevolution wieder »ach Paris zurückgekehrt, hatte sich mit der neuen Regierung vereinigt und war eine der Königinnen der ho­hen Gesellschaft geworden. Wenn auch Maurice nicht gänz­lich vergessen war, so wurde er doch wenigstens für sie bald nur eine jener unbestimmten und unklaren Erinnerun­gen , welche einem zuweilen im Traume aufsteigcn, aber denn Erwachen sofort verschwinden.

Seit einigen Monaten sprachen die Verwandten der Baronin leise davon, daß sie, ihres Wittwenstantes müde, im Begriff sey, den Grafen S. zu heirathen, einen jener ernsten Richter des Cour royale vou Paris. Um diese Zeit wurde die Gemälde-Ausstellung im Jahr 1834 eröffnet.

Mathilde liebte die Malerei, sie sagte es wenigstens, wußte auch zu rechter Zeit einige, den Kunstberichlen und Wörterbüchern entlehnte Phrasen an den Mann zu brin­gen. Somit wäre sie auch untröstlich gewesen, wenn sie nicht unter den ersten gewesen wäre, die die Gemälde-Aus­stellung besuchten.

Sie dal ihre Mutter, sie zu begleiten; die alte Ba­ronin willigte ein und beite wendeten sich, begleitet von dem Grafen v. S. und einem der berühmtesten Künstler dem Louvre zu. Nachdem sie den aristokratischen Theil des Saals besucht und sich vor den Gemälden unserer modernen Raphaels in Begeisterung gesetzt hatten, schick­ten sie sich an, nach Hause zurückzukehrcn, als sie der Künstler zu einem kleinen Portrat führte, das die Menge nicht eines.Blickes würdigte.

Dieses Bild stellte die heilige Therese vor, dem ge­liebten Cvristus zitternd zu Füßen liegend.

Dieses, meine Damen, gleicht sehr einem Meisterstück, und der Maler, welcher dieses Bild gemacht hat, ist ein Mann von Talent; er ist nur fünfzehn Jahre zu früh gekommen, eS ist uns noch zu viel Andenken an den allen Katholizismus geblieben, um ihn begreifen , - können. Die Menge sieht in diesem knieenden Weibe ..ichtS als eine im Kloster blaß gewordene, durch strenge Enthaltsam­keit abgemazerte und in irgend ein mystisches Geoete ver- sunkene Ordensschwester, und bleibt deßhalb gleichgültig dabei. Sie sieht nicht, daß diese Frau vor unbeschreib­licher, hoffnungsloser Liebe vergeht, daß jedes Beben die­se» knieenden, verzehrten Körpers em Angstschrei ist, eine letzte und erhabene Anstrengung der mit dem Tote rin­genden Leidenschaft. Dieses Bild ist eine Verdammung desjenigen Katholizismus, welche unsere Schriftsteller und Schriftgelehrten geschaffen haben. Der Mann, der die heilige Therese so aufgefaßt hat, muß viel gelitten und viel geliebt haben.

Dieses Werk ist in der That des erhabensten Mei­sters würdig, sagte Mathilde; aber der Name dieses gro­ßen Malers ist doch ohne Zweifel kein Gehcimniß?