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bedeutende Geldsendungen derartiger Kaufleute nach Ber­lin, Hamburg und anderen Börsen. Vorgestern betrug die Summe dieser Sendungen allein 300,000 Rubel in Gold, und gehen ähnliche Sendungen über Memel und kleinere Städre.

In Hildeshcim bat eS eine Revolution mit Bar­rikaden gegeben, die jecoch schnell beendigt worden ist.

Das sizilianiscpe Parlament hat den König Ferdinand von Neapel nebst seiner ganzen Dynastie abge­setzt. Sicilien ist übrigens Willens, einen italienischen Fürsten zu seinem konstitutionellen König zu machen.

Nachdem die Dänen erklärt haben, daß sie alle deutschen Schiffe anhalten wolle», nachdem sämmtliche in Helsingör liegenden preußischen Schiffe von zwei däni­schen Kriegsschiffen mit Beschlag belegt worden sind, rü­sten stch endlich die Preußen, angriff-nveise zu verfahren. Die nächsten Tage werden entscheidende Nachrichten brin­gen Der König von Dänemark ist krank, er hat sich in Schleswig eine Brust-Erkältung geholt.

Hamburg, den 21. April, 9'/? Uhr Abends. Mit dem heute Abend 8'/, Uhr eingetroffenen Bahnzüge autz Rendsburg erfahren wir, daß es heute früh um 4 Uhr im Schnellmarkter Holze, unweit Altcnhof, dem Gute des Grafen Eugen Reventlow, zwischen 2000 Mann däni­scher Infanterie nebst einer Abiheilung Dragonern und einigen Kanonen einerseits, und dem Wasmerschen und Ranzauer Freikorps, denen sich auch die Hamburger, Ber­liner und Kölner angeschlossen, andererseits, zu einem blutigen Gefecht gekommen, welches biS gegen I t Uhr währte Die Freischaaren mußten der Uedermachl wei­chen, und zogen sich in ziemlicher Ordnung zurück Vier Wagen mir Verwundeten waren in Rendsburg eingetrof­fen. Die Preußen sollten morgen ausrücken und durch Hannoveraner ersetzt werden. General v. Wrangel war in Begleitung eines der jüngeren preußischen Prinzen nach Rendsburg unterwegs, um das Overkonimanko der preußischen Truppen zu übernehme».

Zn Schleswig-Holstein wurde die aus den 19. gegebene Marschordre wieder zuriickgenommen. Der Her­zog von Braunschweig, der mit seinen eigenen heuten al­lein nicht angreifen kann, Hai ein energisches Schreiben an den König von Preußen abgeben lassen. Die Dänen triumphiren über die deutsche Uneinigkeit und werden täg­lich unverschämter. Auch der Geist der Truppen leidet unter dieser endlosen Unchätigkeit; bloß kleine Scharmützel, welche täglich Vorfällen, werden von den Zeitungen gemeldet.

Nach der Weser Zeitung ist jetzt auch der preußische Reitergeneral v. Wrangel und der älteste Sohn des Prin­zen Karl von Preußen in Hamburg eingetroffen und von da nach Rendsburg weiter gereist; der General ausser» sich dahin, Preußen werde jetzt ohne weiteren Verzug unk vielleicht noch diese Nacht (vom 2l. auf den 22.) angrei­fen. Muthmaßlich hangt dieser so bestimmte Entschluß mit der an diesem Tage verbreiteten Nachricht zusammen, daß von den Dänen mehrere deutsche Schiffe, unter Ande­rem ein preußisches und ein mecklenburgisches, aufgebracht worden seyen.

In Wien herrscht große Verwirrung. Am 16. zo­gen Arbeitermaffen mit drohenden Fahnen Noth und Tod von den Vorstädten herein, als plötzlich der Ruf Feuer in der Burg!" erscholl. Es wurde jedoch bald gelöscht, die Arbeiter zogen sich zurück und man kam mit de« Schrecken davon. Die neue Staatsmaschine will im­

mer noch nicht recht in Gang kommen, die Liberalen ha­ben ihr aber durch kräftiges Petitioniren nachgebolfen. Der Minister drS Innern ist jetzt mit Entwerfung der neuen Konstitutionsurkunde beschäftigt. Auch sollen die Parla­mentsmahlen alsbald vorgenommen werden. Sie können so wenig bis zum 1. Mai fertig werten, als die preußi­schen, die auf den 18. versprochen sind.

Basel, den 22. April. Die datischen Republikaner haben ihre Pläne noch nicht aufgegeben. Gestern hielt hier Hecker mit seinen Vertrauten geheime Berakhung, seine Spione durchziehen das ganze badische Land. In Schopfheim soll gestern wieder eine Schaar von etwa 2000 Mann mit den zwei Konstanzen Kanonen versam­melt gewesen scyn, und sich nach dem Schwarzwalde hinein zurückgezogen haben. Das Wiesenrhal ist von Trpppe» entblößt, und alle Posten bis Schliengen sind wieder zu­rückgezogen; dieser Ort scheint zum Ausgangspunkt der Operationen bestimmt, und aller Wahrscheinlichkeit nach muß cs noch einmal zum Kampf kommen. Heute ist die Nachricht hier eingetroffen, daß auch die deutschen Frei­schaaren aus der Schweiz, mehrere tausend Mann stark, sich nach Basel in Bewegung setzen (wahrscheinlich der Verabredung gemäß); wir wollen jedoch hoffen, daß die eidgenössische Gränzbesahung keinen Bruch der Neutralität zugeben wird Dagegen haben die 260 deutschen Demo­kraten aus Paris, die in Hüningen standen, ihren Weg wieder rheinabwärts genommen. Hecker soll von Polizei wegen bedeutet worden seyn, die Stadt Basel zu verlassen.

Bern, den 23. April. Noch immer gehen einzelne Arbeiterhaufen von hier nach Baden ab, obwohl das Schick­sal der Hecker'schen Kolonne bekannt ist. Hemzen ist vor­gestern aus Amerika hier cingetrvffen und sogleich weiter gereist, um persönlichen Anchcil an dem Kampf für die deutsche Republik zu nehmen. In hiesigen Blättern ist ein aus Säckingen den 18. April danrier Aufruf an die Deutschen in der Schweiz erschienen, welcher zum schleu­nigsten Zuzug zum republikanischen Heer auffortert. Er ist von dem Oberkommanvanten der Deutschen auS der Schweiz: I. PH. Becker, unterschrieben. Becker ist Rhein­bayer, naturalisirter Berner, Tabaksfabrikant in Biel und Communist.

Fr ei bürg, den 24. April. Seit gestern ist unsere Stadt im förmlichen Kriegszustände gewesen. Eine be­deutende Zahl Republikaner der Umgegend hielten sich seit der Volksversammlung vom vorigen Samstag hier auf. Gestern Morgen wurden die Thore verbarrikadirt. Das Militär hatte tieStadl umzingelt. General Hoffmann hatte die Erklärung abgegeben, wenn die Barrikaden nicht dis 4 Uhr Nachnittags weggeschaffr waren, werde er sie wegzubringen wissen. Die Bürgerschaft war auf dem besten Wege, die Ordnung wieder herzustellen, da ertönt plötzlich der Ruf: Die Freischaaren kommen! Und wirk­lich erschienen die unter Siegels Führung gesammelten schaaren auf den Höhen des »chwarzwaldes, und al-, bald in der Nähe der Stadt am Sternenwald gegen Gün­tersthal zu. Nun begann ein Gefecht zwischen den Bun- destruppen und den Freischaaren, welch letzteren ihre Ge­sinnungsgenossen von der Stadt auS zu Hülfe eilten und daS Militär im Rücken beunruhigten. Das Gefecdt dauerte von 4 Uhr Nachmittags bis 7 Uhr. La schwiegen die Kanonen und das Kleingewehrfeuer, und die Truppen zo­gen sich zur Seite. Nun folgte die angstvollste Nacht, die seit lange über Freiburg gekommen ist. Heute Mor-