Schwarzwald - Heimat
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Elastische Kriegführung ist ein Ausdruck, der ... wörtlich genommen werden will. Unter Elastizität verstehen wir das Bestreben von Körpern, nach erlittener Aendernng ihrer Gestalt die ursprüngliche Form wieder anzn- nehmen. Und genau dasselbe ist die Aufgabe der elastischen Kriegführung: den ursprünglichen Kampfzweck unter geänderten Verhältnissen feftzuhalten und nach bester Möglichkeit auch räumliche Veränderungen wieder gutzu- mach»n. Elastische Kriegführung ist aber nicht eine Umschreibung für eine schleppende Kriegführung oder für Raumverlust.
Der englische Generalleutnant Martin schrieb dieser Tage im „Daily Telegraph", daß die deutsche Armee noch immer voller Kampfkraft stecke und „nach wie vor der schwierigsten militärischen Operationen einer elastischen Verteidigung fähig" sei. Die Sowjets — das dürfe man bei einer Beurteilung der Sachlage nicht übersehen — müßten feden Zoll Boden sehr teuer bezahlen. Hier ist techt gut herausgearbeitet, worauf es bei der elastischen Kriegführung ankommt. Vielleicht h.cken ... die Kämpfe auf der Insel Sizilien den englischen Sinn für die Eigenart dieser Kampfführung geschärft, die Generalleutnant Martin als „sehr schwierig" bezeichnet.
Zunächst aber eine Frage: Warum elastische Kriegführung? Eine elastische Kriegführung ist immer abhängig von einem ansehnlichen Maß an Manövrierraum, innerhalb dessen Schlachten geschlagen und Kämpfe geliefert werden können, ohne daß vorübergehende Geländegewinne oder -Verluste sofort zu strategischen Fernwirkungen kommen oder
operativ bedrohliche Situationen entstehen. Je dichter bevölkert ein Land ist, je empfindlicher die massierten Standorte des Verkehrs und der Rüstungsindustrie sind, desto beschränkter ist die Raummöglichkeit einer elastischen Kriegführung. Nachdem einmal die ukrainischen Industriegebiete schwer beschädigt sind, ist die östliche Steppe das gegebene Manövricrfeld für eine elastische Kriegführung.
Die elastische Kriegführung hat zum ersten Zweck die Ersparnis an Kräften. Sie ist das Gegenteil einer „Knochenmühle". Ist damit ihr negativer Zweck umschrieben, so liegt die positive Aufgabe darin, immer von neuem die eigenen Verbände zu schlagkräftigen Einheiten zusammenznfassen und jede Chance auszunnt- zen, die sich bietet, oder jede Blöße rasch zu erspähen, die sich der Gegner selbst gibt.
Erst damit wird das Wesen der elastischen Kriegführung erfüllt, daß sie nach der Wiederherstellung der ursprünglichen militärischen Situation genau so strebt wie ein fester Körper, der eine Gcstaltänderung erlitten hat, die ursprüngliche Form wieder einzunehmen sucht.
Eine elastische Kriegführung setzt Offiziere und Mannschaften voraus, die ihrerseits beweglich genug sind, um verständnisvoll und natürlich auch vertrauensvoll auf die Absichten der eigenen Kriegführung einzugehen. Insbesondere werden an die mittleren und unteren Offiziersränge ganz ungewöhnliche Ansprüche gestellt. Es liegt in der Natur der Sache, daß schon der Führer einer militärischen Grundeinheit sowohl die Gesamtabsicht der Kampfführuna verstehen, wie in diesem Nahmen auch selbständig handeln'und sinnvoll zum Gelingen des Ganzen beitragen muß.
Erfolgreiche Ealwer KUnstler
Das Ausstellungsgebäude des Württ. Kunstvereins auf dem Jnterimstheaterplatz in Stuttgart beherbergt im September eine kleinere Schau von Werken einheimischer und auswärtiger Künstler. U. a. sieht man allegorische und andere Motive von Fritz Großhans in C a lw, der seine auf klare und kluge Raum- Verteilung bedachte Bronzeplaketten ausstellt.
Ealwer Standesnachrichten
vom Monat August
Geburten: Rentschler, Herbert, S. d. Reichsbahnschaffners R., Alzenberg; Oboril, Annemarie, T. d. Ziegelarbeiters O., Stammheim; Hoffmann, Rudi, S. d. Elektroschweißers H-, Calw; Bay, Jörg, S. d. Heilpraktikers B., Calw; Kalmbach, Fritz, S. o. Platzarbeiters K., Ernstmühl^Stübek, Ulrich, S. d. Reg.-Rats St., Hirsau; Kappler, Günther, S. d. Bauers K., Unterlengenhardt; Zeller, Wilfried, S. d. Oberfeldmeisters Z., Calw; Moros, Heinz, S. d. Farrenwärters M., Althengpett; Rieringer, .Edelgard, T. d. Landwirts R., Möttlingen; Vogler, Helmut, S d. Elektroingenieurs V.,
. Calw; Kühnle, Helga, T. d. Kalkulators K., lCalw; Ferworn, Ingrid, T. d. Webers F., Calw; Brandauer, Horst, S. d. Radiotechnikers V., Calw; Clauß, Elsgin, T. d. Kaufmanns C., Bad Liebenzell; Wieland, Eberhard, S. d. ^Kreisverbandskassiers W., Calw; Günthner, ^Günter, S. d. Fabrikarbeiters G., Oberreichenbach; Diem, Irene, T. d. Schuhmachermei- 'sters D., Calw.
Heiraten: Schlenker, Kurt, Kaufmann, Schwenningen, mit Rexer, Edith, Kontoristin, Calw; Knödler, Karl, Bauingenieur, Calw, Mit Giebenrath, B-rta, Haustochter, Calw; Maier, August, Kaufmann, Calw, mit Buob, Erika, Lohnbuchhalterin, Calw; Bullinger, Heinrich, Rentner, Calw, mit Steidl, Katharina, geb. Erhardt, Taglöhnerin, Calw; Koch, Walter, Silberschmied, Hirsau, mit Edinger, ^Hedwig, geb. Proß, Hausfrau, Calw.
Sterbefälle: Gerlach, Luise, geb. Gebhardt, Bäckerswitwe, Möttlingen, 70 I.; Marquardt, Frida, geb. Demmler, Konoitormei- zstersehefrau, Calw, 70 I.; Merath, Regine, >'geb. Keck, Tuchmacherswitwe, Calw, 82. I.; Wammann, Christine, geb. Braun, Ehefrau, Rötenbach,' 68 I.; Schweizer, Gisela, T. d. Fabrikarbeiters Sch., Beinberg, 1 I.; Maisen- bacher, Johann, Maschinenwärter, Agenbach, 69 I.; Stoll, Michael, Rentner, Unterhaug- stett, 75 I.; Breton, Emil, Missionar, Bad Liebenzell, 64 I.; Weißenberger, Heinrich, Lo-
frau, Wildberg 44 I.; Wacker, Kathr., Mau- rerswitwe, Holzbronn, 69 I.; Großmann, L., Rentner, Calw, 66 I.; Saier, Pauline, geb. Beuerle, Feuermannsehefrau, Calw, 52 I.; Gehring, Anna, geb. Rathfelder, Ehefrau, LI stelsheim, 47 Jahre.
Verwundetenabzeichen im Heimatkriegsgebiet
^Der Führer hat in Anerkennung des tapferen Verhaltens der Gesamtbevölkerung ber Luftangriffen im Heimatkriegsgebiet bestimmt, daß das Verwundetenabzeichen für Verletzungen und Beschädigungen, die durch Auswirkung feindlicher Luftangriffe entstanden und, an alle deutschen Männer, vrauen und Kinder verliehen werden Gun. Die Voraussetzung für eine Verleihung äst ">cht gegeben bei Krankheits- und Unglücks- 'Men, die nicht durch unmittelbare feindliche Einwirkung eingetreten sind. Mehrere gleichseitige Verwundungen gelten als sine Verwuu- vnim. Das Verwundetenabzeichen kann rückwirkend ab 1. Srütember 1839 beantragt wer
den. Antragsformulare liegen auf jedem Polizeirevier auf und sind nach Ausfüllung der Fragebogen bei dem zuständigen Wohnrevier abzugeben. Weitere Auskünfte erteilen die Polizeireviere.
Neu« Retsemarken erst ab 18. Oktober
Das Reichsernährunasministerium gibt bekannt, daß die Gültigkeit der jetzt im Umlauf befindlichen Reise- und Gaststättenmarken sowie der Lebensmittelmarken, die bis 30. September beschränkt war, bis zum Ablauf des 17. Oktober 1943, also dem End« der 54. Zuteilungsperiode, verlängert worden ist.
Behelfs-Ersatz für zerstörte Möbel
Die verfügbaren Möbelstücke neuerer Herstellung bieten infolge der einfachen Herstellungs- Weise in vielen Fällen den Lustkriegsgeschädigten keinen auch nur annähernd vollwertigen Ersatz. Manche Geschädigte werden daher Wert darauf legen, später diese einfachen Möbel wieder durch bessere zu ersetzen. Dies wird ihnen jetzt durch einen Erlaß erleichtert, den der Reichs,nnenminister auf Grund der Kriegssach- schaden-Berordnung herausgegeben hat. Will ein Geschädigter für zerstörte Möbelstücke behelfsmäßig Ersatz durch Anschaffung von Möbelstücken der einfachen Art beschaffen und ist eine solche Ersatzbeschafsung gewährleistet, so gewährt ihm die Feststellungsbehörde im Rahmen der Entschädigung Vorauszahlungen. Diese Vorauszahlungen werden auf die Entschädigung nicht mehr angerechnet, sobald der Geschädigte die Möbelstücke dem Reich zur Verfügung stellt. Der Geschädigte kann die Möbelstücke zur Verfügung stellen, sobald die Beschaffung von Möbelstücken guter Qualität wieder möglich ist. Ein entsprechender Zeitpunkt wird amtlich bekanntgegeben.
ebenso der Zeitpunkt, bis zu dem das Rückgaberecht spätestens ausgeübt werden muß.
Kriegsentschädigung auch im UmquartierungSort
Wen» ein Geschädigter anläßlich eines Flie- aerschadens oder auf behördliche Anordnung bzw. mit behördlicher Genehmigung aus Gründen der Luftgefährdung seinen Aufenthalt in eine andere Gemeinde verlegt, so kann er seine Anträgeauf Kriegssachentschädigung, Beihilfe oder Vorauszahlung wegen eines Sach- oder Nutzungsschadeus beim Bürgermeister oder bei der unteren Feststcllungsbehörde des Aufenthaltsortes einreichen, wie der Rcichsinnen- ulinistcr jetzt klargestellt hat. Im Rahmen der zu erwartenden Entschädigung kann die Feststel- luugsbehörde des Aufenthaltsortes Vorauszahlungen gewähren. Auf Sachentschädigungen wegen Beschädigung oder Zerstörung von Gebäuden dürfen jedoch Vorauszahlungen nur von der Feststellungsbehörde des Schadenortes gegeben werden. Ten Ilmquarticrten stehen Beamte, Angestellte und Arbeiter gleich, die wegen. Verlegung ihrer Dienststelle oder ihres Betriebes ihren Aufenthaltsort verändern müssen.
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Das Oberkommando des Heeres gibt bekannt, daß ab 1. September Freiwillige für die Unteroffizierlaufbahnen des Heeres nur noch durch die Annahmestellen für Unterosfizierbewerber des Heeres angenommen werden.
Nus den Erfahrungen der bombengeschädigten Städte ergibt sich, daß Fenstervorhänge und Gardinen die Brandgefahr außerordentlich erhöhen. Soweit es nicht möglich ist, die Gardinen und Vitragen in den besonders gefährdeten Wohnungen überhaupt zu, entfernen, müssen mindestens im Alarmfalle die Vorhänge aufgezogen und auf der Seite zusammengerafft werden, damit sie nicht den Flammen sofort erreichbar sind. Sobald es in der näheren Umgebung brennt, ist es ratsam, die Fenstervor- hänge herunterzureißen.
Für Kartenbricfe, die mit Luftfeldpost nach der Ostfront versandt werden, braucht ab sofort, wie bisher schon für Postkarten, nur eine Luftfeldpostmarke verwendet zu werden. Alle übrigen Briefe, die im privaten Luftfeldpostverkehr bis zu einem Gewicht von 10 Gramm zugelassen sind, müssen nach wie vor mit zwei Luftfeldpostmarken versehen sein.
Mit den Erntekindergärten zusammen dürfte« heute über 31000 Kindergärten im Reich vorhanden sein, in denen etwa eine Million Kinder betreut werden. Dazu kommen noch etwa 700 Betriebskindergärten mit rund 20 000 betreuten- Kindern.
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Aus den I^achbargemeinden
Freudenstadt. Irgendwo in der Weite des sowjetischen Raumes, nicht weit hinter der Kampffront, steht an einer Wegkreuzung ein stattliches Schild mit der in Großbuchstaben ausgesührten Aufschrift: Freudenstadt. Wenn man der Pfeilrichtung folgt, kommt man zu einem typisch sowjetischen Ort, in dem lange Zeit eine württembergische Einheit untergebracht war, in deren Reihen Soldaten aus dem Kreis Freudenstadt stehen. Die deutschen Landser hatten sich dort wohnlich eingerichtet.
, Und da hier neben Ruhequartieren auch ein
^ Bad und ein Theater entstanden, so war eine Namengebung leicht gefunden. Die Freuden- städte'r waren schnell mit ihrem Vorschlag bei der Hand. Denn im Hinblick auf die hier zu verbringenden Ruhetage, die mancherlei Annehmlichkeiten und das Vorhandensein von Bad und Theater konnte dieses Plätzchen bei den ansonsten im sowjetischen Lande herrschenden Zuständen ein Ort der Freude genannt werden. Also ward er „Freudenstadt" benannt.
Jeder Begabte kann studieren
öeZublenprüfunZ im KneZe weiter ausAebaut— Welctie Voraussetzungen?
Nach ein« amtlichen Mitteilung wird das „Be- gabtenabitur", vor allem auch für Kriegsversehrte, weiter ausgebaut. Aus diesem Anlaß gibt die NSK. Auen zufammenfassenden Ueberblick über dir nötigen Grundlagen für die Ablegung dieser Prüfung. Der Kandidat, der im Regelfälle nicht unter 2S und nicht über 40 Jahre alt sein darf, muß über einen angemessenen Grad allgemeiner Bildung, über Urteilskraft und Denkfähigkeit verfügen, ferner muß « eine deutlich erkennbare Begabung für das von ihm gewählte Etubiengebiet besitzen und mit dessen KchlWM Grundlagen vertraut sein. Eine weitere WräWiche Vermehrung der Zulassung zum Stu- Wim auf Grund der Begabtenprüfung ergab sich durch dar „Zangemarckstuotum". Die Prüfung begeht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil und P weitgehend auf den Einzels all zugeschnitten. Herkunst, Vorbildung, Lebens- und Mrussgaim W Vew«bksL. werden berücksichtigt, woraüS sich schön ergM, väß -eine bestimmte Vorbereitung — ein „Einpauken" — auf das Prü- fungswme» nicht möglich ist. Allerdings darf daraus nicht geftcktzert werden, daß dem Kandidaten etwas geschnikt wird.
Was ist nun „Allgemeinbildung", von der der Kandidat einen Angemessenen Grad" besitzen soll? An «Her Linie wirb der Bewerber über Reichs- kunde unterrichtet sein müssen, sodann sind, wie in dem Aufsatz ausgeführt wird, die wesentlichen Grundzüge des politischen Lebens des eigenen Volkes und fremder Völker, die rassischen und biologische» Grundlagen der Völker und ihre Bedeutung, die Grundzüge der Wirtschaftsverfassung und des Wirtschaftsleben», die Entwicklung und Bedeutung der Technik für die Gegenwart notwendige Be- standteile der „Allgemeinbildung^ unserer Zeit. Dabei kommt es nicht darauf an, daß der Bewerber in der mündliche» Prüfung die Reihenfolge sämt- licher deutscher Kaiser kennt, kennen muß er aber die großen Epochen und Zusammenhänge der deut- fchen Geschichte. Von Lessings Dramen braucht er nicht im einzelnen genau unterrichtet zu sein, aber die Entwicklung der deutschen Literatur lu de» wesentlichen Zügen muß er beherrsche»; es ist ser- »« erkorderlicb. daß er lieb durch das Lelen einiger
wichtiger Werke der deutschen Literatur ein eiger ueS Urteil gebildet hat.
Zur Aneignung der „fachlichen Grundlagen" ist ein systematisches Bücherstudium dringend zu empfehlen. Es wird geraten, sich dabet sogenannter Kompendien, Leitfäden und Einführungen in das betreffende Studiengebiet zu bedienen, die dem Kandidaten den Weg zur methodischen Arbeit zeigen. Ist man drwon überzeugt, daß man mit gutem Gewissen nach sorgfältiger Vorbereitung die Prüfung Wagen kann, so läßt man den Antrag, den man selbst nicht stellen kann, von zwei Persönlichkeiten, die mit dem Wesen wissenschaftlicher Tätigkeit vertraut fein müssen, einreichen. Das macht oft Schwierigkeiten. Es ist zweckmäßig, sich an diejenigen zu wenden, die den Bewerber schon länger kennen, sei es aus der Berufsfphäre oder als Gasthörer usw. Kriegsteilnehmer können den Antrag selbst stellen. Der Antrag ist bei dem Versitz er des für den Wohn» »rt des Bewerbers zustäkotysmPrü'fmkgSmlSMuffe» zu Fellen. ^
Hel der schriftlichen Prüfung in Allgemeinbildung lammt es vor allem auf die Gewandtheit bn schriflllchen^Deutsch an. In der Vorbereit,intzS» zeit vor der Prüfung rnwsiehlt es sich -aber, sehr viele Themen schriftlich auszuäroelten, um Ae.Hunst der Disposition und die t^r stilechten Ausdrucks, weise zu erlernen, d. h. der ganz persönlichen indi- viduellcn Ausdrucksweise, die dem Charakter des Schreibers angemessen kst. Bei den fachlichen Themen nimmt die Prüfungsstelle weitgehend Rückficht aus den Beruf und die Vorbildung des Bewerbers. Einem Kandidaten, der Volkswirtschaft als Studienfach gewählt hatte, boten sich z. B. folgende Themen zur Auswahl: „Die Hauptrichtun- gen der deutschen Volkswirtschaftslehre im 19. Jahrhundert" und „Die Wirtschaftspolitik im Liberalismus und Merkantilismus". Die schriftlichen Arbeiten nehmen zwei Tage in Anspruch. Anschließend erfolgt dir mündliche Prüfung, die eine Stunde dauert, und zwar wieder im Studienfachgebict und i» Allgemeinvilduug. Hier soll ein Querschnitt durch dvs allgemeine Wissen dsS Kandidaten gezogen werden. Diese PrWing «ntwickest skh mehr in Ge, ftüächs-. aks in Frage» und Antwörtsorm.
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(53. Fortsetzung,
„Ruhig, Hannes. Du kannst es wirklich glauben, der Kominissarius hat es mir gesagt. Doch still, ich höre Schritte. Ich möchte nicht, daß ich gleich gesehen werde. Gehe du vor, ich bleibe hinter dem Tor stehen."
Die Hunde winselten, kein Fremder näherte sich. Hannes schaute hinaus und erkannte zwei Gestalten, einen Mann und eine Frau. Und. dann- stürmte es auch schon auf ihn zu, und Hug riß Hannes am Arm und redete auf ihn ein, so daß der Knecht zuerst gar nicht klug aus diesem wirren Durcheinander wurde."
„Du bist ja ganz aus dem Häuschen", meinte er bedächtig, „ich höre immerfort von Jörg, rede doch wie ein vernünftiger Mensch, damit man versieht, was du meinst."
So ein He.Mler, dachte Rudolph Dieterich und wußte doch, wie die Freude in Hannes rumorte. Der gute Alte lieh sich nur nichts anmerken.
„Brumme nur nicht", sagte Hug, „es ist dt« Freude, die mich förmlich umgekrempelt hat, da wirst man alles durcheinander. Unser Jörg ist plötzlich gekommen, alles ist gut. Ich habe gedacht, daß er zu dir gegangen ist, um dich zu begrüßen.
„Nein, hier war er nicht."
„Wo mag er dann nur sein? Auf dem Wege hierher haben wir ihn nicht bemerkt."
„Ach", meinte Hannes leichthin, „er wird irgendwo an der Spree sein und Wiedersehen mit ihr feiern, denn sie ist doch nun mal eine von seinen Herzensfreuden."
Elisabeth zupfte Hannes am Arm.
„Fräulein Agnes ist wohl nicht ausgegangen? Sie wollte doch auf ein Stündchen zu Mutter Sabin kommen?
Hannes war nicht auf den Kopf gefallen. Cr wußte genyu, daß sich Jörg und Agnes getroffen hatten. Ohne mit der Wimper zu zucken behauptete er: „Fräulein Agnes ist nicht aus dem Hause gekommen — doch mach endlich, daß du hineinkommst, der Mond verschwindet schon wieder, er hat dir heimgeleuchtet und muß sich nun von dieser Arbeit ausruhen. Na los, Hug", fuhr er diejen an, „gib deinem Mädel noch einen Kuß, ich werde derweil dar Tor noch ein wenig weiter aufmachen."
Rudolph Dieterich lächelte In sich hinein. Cr wußte wohl, warum der Hannes das Tor weiter auftat. Von dem konnte man lernen. So ein Galgenstrick! Der Domänenpächter wurde ungeduldig, wie lange doch so ein verliebtes Pärchen brauchte, um sich zu trennen.
Dos schien Hannes auch zu empfinden, denn er meinte jetzt ganz energisch: „Hug, nun kannst du aufhören, sonst läuft morgen früh nur noch eine halbe Elisabeth herum."
Die beiden lachten.
Hahnes bekam noch einen kräftigen Händedruck, Sann eilte Hug davon. Elisabeth sah ihm ein« ' Weile nach.
Hannes aber, den die Neugierde plagte, gab ihr einen leichten Stoß:
„Wie war das zwischen den beiden?"
„Ach, Hannes, ich bin so froh, es.war bei Mutier Sabln so schön. Denke dir, Hannes, er will für immer in Potsdam bleiben und dem Hug soll die Fischerei ganz allein gehören. Nun werde ich wohl nicht mehr lange-bei Dieterichs bleiben, unsere alte Mutter braucht Hilfe."
„Kein Wunder", brummte Hannes, dem das Heulen näher war als das Lachen, „die alte Frau hat genug ausstehen müssen. Wenn ich daran denke, könnte ich dem Hug gleich wieder gram werden. Nun mach aber, daß du in deine Kammer kommst", fügte er in verändertem Tone hinzu, „morgen früh beim Melken mußt du mir alles ganz genau erzählen."
„Das will ich gerne tun. Aber warum machst du denn das Tor nicht zu?"
„Siehst du denn nicht, daß die Hunde Hinausgelaufe» sind?"
„Das habe ich nicht bemerkt."
„Aber ich — geh schon — schlaf gut." Mit diesen Worten drehte er dem Mädchen den Rücken.
Als die Wolkendecke auseinanderriß und der Mond hervorlugte, legte sich eine Helle, lichte Bahn auf die Spree, so daß das Wasser wie Silber auf- leuchtete. Der dünne Nebel, der auf und nieder wogte, flimmerte wie ein feiner Gespinst.
Agnes schmiegte sich an Jörg und betrachtete mit großen Augen dieser Auf- und Niederwogen auf dem Wasser. Ein Zittern lief durch ihre Glieder.
Jörg fühlte es und drückte das Mädchen fester an sich.
„Sieh. Jörg, kommen da nicht zwei lichtweiße SeMc unter dem dunklen Brückenbogen hervor? An der schneeigen Brust schäumt das Wasser leicht auf. Sie gleiten mit starken Ruderstößen auf der beglänzten Fläche dahin. In den auswärtsaewölb- tenSchwingen fängt sich der Wind, die geschwungenen Hälse sind zurückgebogen. Ohne Hast, doch stetig und mit kraftvollem Gleichmaß teilen sie das Wasser und scheinen auf uns zuzukommen« Herrlich. Jörg — sieh nur!"
Dock der blickt mit verträumten Augen >- den »«irdischen Glanz. Ist nicht ein Rauschen um sie, ein seltsames Klingen? Zuerst rauh und hart, wie ein unerbittliches Gebot, dann weicher und leiser wie ein williges Sichsügen, dann erklingt es wie eine Klage voller Schmerz und Süße.
Mit geschlossenen Augen lehnt Agnes an der Brust des Geliebten. Ganz sacht streicht er ihr über das Haar-
„Küsse mich noch einmal und dann laß uns gehen. Mir wird so kalt."
In ihrer Nähe blieb ein Mann stehen. Sie gewahrten ihn nicht. Hug aber, in dem jähe Erkenntnis dämmerte, ging leise vorüber.
Am Tor stehen Herr und Knecht zusammen. Hanne- hat die Hunde eingesperrt, er furchtet ihre Freude für Jörg, er weiß, daß er Jörg noch zu sehen bekommen würde.
Sie brauchten auch nicht mehr lange zu warten.
.Hannes!" rief Agnes.
Dann klang ein schluchzender Laut durch die Nacht: „Jörg, mein guter Iörgl"
Agnes fand sich in den Armen ihres Dater» wieder, der Jörg herzlich die Hand schüttelte.
..Morasn. Jöra. kommst du zu uns."
^Fortsetzung soigk.»