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Professor an der dortigen Arzneischule zu zehnjähriger Einsperrung, zu lebenslänglicher Polizeiaufsicht und zum Verluste ver - bürgerlichen Rechte verurtheilt, weil e» durch Fingirung von Laserungen die Spitaler um 22,493 Frkö. betrogen hatte.

Dem Würzburger Abendblatt vom 9. Septbr. wird auS Bergtheim folgendes Beispiel moderner Büßfertigkeit geschriebene Ein anüänvig gekleidetes Frauenzimmer, wel­ches zur Sühne seiner Sünden eine Reis: nach dem Kreuz­berg gemacht und von dort in einem Wagen zurückkehrend in den gestrigen Abendstunden in Bergtheim angelangr war, glaubte diese Bußfahrt nicht würdiger beenden zu können, als wenn dasselbe vor dem in der dortigen Kirche aufgestellten Marienbilde nochmals die Andacht verrichten würde. Dieser löbliche Entschluß ward, während der Kutscher im Dorfe hielt, auch zur Ausführung gebracht. Wie es schien, sehr erleichtert, setzte die Büßende nach einer Weile ihre Reise fort, noch mehr erleicytere aberfand sieb kurze Zeit darauf die gezierte Statue, welche sich eines Tbeils ihres Silberschmucks beraubt sah. Der industriellen Wallfahrerin Spur wird emsig gesucht.

Der Prinz Albert besuchte in London eine Erziehungs­anstalt für vornehme Knaben und craminirte wie weiland Karl der Große die Zöglinge selbst Da einer derselben schlecht bestand, sprach er seine Verwunderung darüber gegen den Knaben auS. Das ist kein Wunder, antwor­tete dieser beherzt, es werden jetzt so oft Prinzen und Prinzessinnen geboren und da gibt eS jedes Mal Ferien, daß wir nichts lernen können.

Zu Elton in England half in diesem Sommer bei der Heuernte noch eine rüstige alte Frau, welche 1740 ge­boren ward und Marie Benton heißt.

Marschall Sebastian! ist zum Vormund der Praslin- schen Kinder ernannt worden. Er hat befohlen, daß das Zimmer, wo der Mord geschah, ganz unverändert in dem­selben Zustande, wie es am Morgen nach der Thar war, bleibe und daß nur die Thüren und Fenster desselben zu­gemauert werden sollen. Bei den Vorstädlern hat sich die Meinung festgesetzt, Herzog Praslin sey nicht todt, sondern man hätte ihn entwischen lassen. Man ist sogar so weit gegangen, auf dem Mont-Parnassekirchhofe heimlich nach­zugraben, ob man seine Leiche finke.

Ein Krebshändler in Lyon wollte, wie es nach be­deutenden beigebrachten Wunden scheint, seine Frau abschlach­ten. Er rechtfertigte sich bei seiner Gefangennebmung mit dem Beispiel, das der Herzog v. Praslin ihm gegeben. Da seine Frau gerettet wird, ist kein Geuuo zur Selbst- enkleibung vorhanden.

Dre Vergeltung.

(Fortsetzung.)

Während nun der Intendant noch lange so fortplau­derte, Pläne machte und sie wieder verwarf, der Kommissär vor innerer Eifersucht bebte, daß nun auch sein Vorgesetzter darauf ausging, ihm die schöne Amalie zu entreißen, saß diese in ihrem einsamen Znnmerchen, das schöne Köpfchen auf die Hand gestutzt, in der sie ein blendendweißes Taschen­tuch hielt, und weinte bitterlich, so daß sie nicht bemerkte, wie die Thüre sich öffnete und Karl v. Vlintsberg herein­trat mit strahlenden Augen und betroffen stehen blieb, als er die geliebte Freundin in Thränen aufgelöst erblickte, bis diese die Augen au 'chluq, schnell die Thränen zu ver­bergen suchte, und dann dem Freunde, der heute schöner,

männlicher, entschlossener aussah als sonst, wehmäthig lächelnd entgegen ging.

Was sollen diese Thränen meine theuere Amalie! fragte Karl, indem er ihre Hand erfaßte und sie an sein Herz zog. Sind es Thränen der Trauer um den geliebten Bruder, der nun bald von hier scheiden wird, um seine Kräfte dem unterdrückten Vaterlande zu weihen? oder haben sie noch einen anderen Grund?

Und das fragen Lie? Karl! entgegnete Amalie schmerz­lich, indem neue Thränen ihre dunklen Augen füllten. Sie! der nun ebenfalls im Begriffe steht, von uns zu scheiden, ohne zu ahnen, welche Theilnahme man hier auch an ihrem Schicksale nimmt, sie konnte vor Rührung nicht mehr weiter sprechen.

Zsts möglich? rief Karl begeistert. Sie! die muth- willige, spröde Amalie, die mich mir ihrer Gleichgültigkeit schon oft fast zur Verzweiflung gebracht; hätte vielleicht auch für mich eine Thräne.

Und Sie zweifeln daran? lispelte Amalie kaum hörbar.

O! daun hätte mich meine Ahndung doch nicht ge­täuscht! Ja mein Her; saztejes mir längst: sie ist dir gut! So erfahre nun aber auch jetzt, du theurcs Mädchen mei­ner Seele, in dieser feierlichen Stunde, wo wir vielleicht auf ewig Abschied von einander nehmen; wo ich jetzt hin­gehe, mein Leven dem Varerlande zu opfern; wo bald raufende von Gefahren mich umringen; wo mir aus jedem Laufe einer Waffe der Tod mit seinen grimmigen, unheim­lichen Augen entgegen blickt, daß ich dich liebe!

Das war es, Karl! was mein Her; wissen mußte, ehe du uns verließest! Geh jetzt hin, streite für die Frei­heit unseres Vaterlandes, ich halte dich nicht zurück; deine Amalie wird für dich beten! Tausend Gefahren werden uns umringen, dich auf dem Schlachtfelde, mich vielleicht hier: aber ich schwöre dir bei dem Heile unseres gemein­samen Vaterlandes, nichts soll mich wankend machen in meiner Treue zu dir; und solltest du fallen im heiligen Kampfe, dann werde ich dich betrauern als Jungfrau bis au mein Ende! kehrst du aber heim als Sieger, ist das Vaterland gerettet, daun laß uns wieder aufleben zu neuer Lust und Freude!

Eben wollte Karl, der Amalie aufs neue an sein Herz gezogen, etwas erwicdern, als Adolph an der Hand Loui­sens, die auch ihrerseits noch einmal den Bund der Liebe besiegelt, hereintrat und alles erfuhr, waS eben vorgegan­gen, Adolph fiel jetzt seinem Freunde um den Hals und beide schwuren, in Roth und Gefahr sich nicht zu verlas­sen und getreulich mit einander auszuhaften, und begeistert blickten die Mädchen, sich ebenfalls umschlingend, auf die beiden jungen, kühnen Männer.

Es war Abend geworden und abermals versammelte sich die schon früher erwähnte kleine Gesellschaft, heute nocy vermehrt durch die beiden Mädchen Amalie und Louise, in dem Hause des Forstmüüers Herbster. Gerade so wie damals, stand auch heute wieder der Tisch in der Mitte des blauen ZimmerS, eben so lagen auch heute wieder Karten, Tabak und Pfeifen auf demselben, auch das Bier fehlte nicht, aber Niemand rührte etwas an, eine feierliche Stille herrschte in demselben, ein drückendes Gefühl, eine ängstliche Beklommenheit, eine tiefe Wehmulh hatte sich heute Aller bemächtigt, denn jetzt war die entscheidende Stunde gekommen, wo der schon längst im Geheimen vor­bereitete Plan zur Ausführung gebracht werden sollte, ein Plan, groß und erhaben und dem Gefühle aller deur-