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aus den mit frischem Sand bestreuten Gartenweg herab- träufelre. Können Sie mich für fähig halten, einem solchen Menschen auch nur die leiseste Hoffnung auf meinen dercin- stigcn Besitz zu machen? Und wenn es so wäre, würden Sie sich wohl noch die Blühe geben, über einen solchen Schritt mit mir zu scherzen?

Nimmermehr! rief Karl tief beschämt, intem er Ama­liens Hand ergriff und sie an sein Herz zog; nimmermehr! denn wenn es wirklich so wäre, dann hätte ich meinen Glauben an die Menschheir verloren!

Amalie hob jetzt das lbränende Auge wieder empor, blickte dem Freunde wchmüthig ins Angesicht und wollte ihm eben etwas entgegnen, als Adolph, Louisen an der Hand, herbeikam und ihr zuricf: Siehst Du, liebe Schwe­ster! wie unsere Freundin meinen Blumenstrauß so werth halt? Siebst Du, wie er so freundlich von der dunklen Kleidung zurückstrahlt, gleich einem lieblichen Sterne in dunkler Nacht, der uns nach langen Stürmen und Gefah­ren endlich eine freudige Zukunft verkündet? Ja! ein Rächer wird auch uns erscheinen und schrecklicheVer­geltung" gegen Diejenigen üben, die mit frevelhaftem Mulhc uns lehr so sehr bedrücken; darum laßt uns jetzt aufbrcchen und in's Haus zurückkchren, den Vater dorr zu erwarten, der uns auf dein Fuße folgen muß!

Arm in Arm wandelten jetzt beide Pärchen dem Hause zu, wahrend beide Hunde sie freudig umsprangen und der Intendant, der noch immer oben am Fenster lag, sie mir seinen bewaffneten Augen gierig verfolgte.

In daS Haus zurückgekommen hauen die jungen Leute so viel vertraulich und heimlich mir einander zu reden, daß sie nicht gewahr wurden, wie die Dunkelheit immer mehr und mehr hereinbrach und der Forstmeister schon seit ge­raumer Zeit in den Hof hereingeritten war, bis derselbe ins Zimmer trat und sie unverhofft aus ihren lieblichen Träumen aufschreckte. Jetzt wollte Karl v. Vlinisderg, der nur den Tag über bei dem Forstmeister zubrachte, je­desmal Abends aber wieder in das Haus seines Vaters zurückkehlte, gefolgt von Louisen, sich entfernen, als der Forstmeister freundlich rief: Laßt euch nicht stören, meine lieben Kinder, bleibt nur immer hier, denn was wir beule zu verhandeln haben, das zu erfahren thur auch euch Noch in tiefer bösen Zeit, besonders ist es auch der Wunsch Ihres Vaters, mein lieber Karl, mit anzuhörcn, welche Nachrichten wir von Außen erhalten haben, um die Schritte unseres Handelns darnach einzurichten. Du, meine kleine Louise, könntest ja so lange meiner Tochter Gesellschaft leisten, bis Dich Dein Vater mit nach Hause nimmt. Jetzt, Amalie, fuhr er zu seiner Tochter gewendet fort: besorge mir ein wenig zu Essen auf mein Zimmer, und wahrend ich es mir bequem mache, und ein wenig Speise zu mir nehme, mögt ihr im zweiten Stock, im blauen Zim­mer, alles so Herrichten lassen, wie wir es gewöhnlich hier unten Hallen, »renn meine Freunde zu mir kommen, sich den Abend durch Spielen zu verkürzen. Ich wähle deß- wegen den zweiten Stock, weil vielleicht heule manches laute Wort gesprochen wird, welches, ertönte es hier unten, leicht zu den Ohren der uns umgebenden Spione dringen könnte, die uns ins Unglück stürzen würden, ehe wir et­was gerhan zum Wohls unseres deutsche» Vaterlandes. Um nun aber auch hier jeden Verdacht zu vermeiden, laßt ihr die Laden offen und zündet nicht mehr als zwei Lich­ter an. Ihr habt mich doch verstanden?

Vollkommen, mein theurer Vater! Alles soll besorgt

werden, wie sie es befohlen, rief Amalie, während sie den Vater m sein Zimmer begleitete, Adolph aber dem Diener befahl, im blauen Zimmer den Spieltisch herzurichten, Karren aufzulegen, Pfeifen und Tabak bereit zu halten und auch das im Keller lagernde Doppelbier nicht zu ver­gessen, und nicht lange stand es an, so erschien auch schon der alte Rittmeister, beute aber angcthan mit einem pol­nischen Rock mit Schnuren und einer runden Kappe auf dem Haupte, begleitet von seinem Freunde Bindelmann, und wurden auch sogleich durch Adolph und Karl in das Zimmer hinaufgeführc, wo sie einstweilen, bis der Forst­meister sein Mahl verzehrt und den Scklafrock angethan hatte, mächtige Wolken aus den lauaen Pfeifen heraus- bliescn und sich das gute Doppelbier herrlich schmecken lie­ßen, ohne ein Wort mir einander zu wechseln. Endlich erschien auch der Forstmeister, und nachdem er seine Freunde lauf das Herzlichste bewillkommt, setzte auch er sich an den ^ Tisck, um die Karren zu geben, und während nun Karl und Adolph sich ebenfalls m der Nähe des Tisches nieder­gelassen, gleichsam als Zuschauer des Spiels, Amalie und l Louise aber in einem Zimmer des unteren Stockes mir Stricken sich beschäftigten, begannen die allen Herren ihr Spiel, jedoch heute nur zum Schein, um den sich oft ta- ! bei einfindenten Poliwi-Komnussar, den man auö Politik : nicht abzuwcisen wagen durfte, zu täuschen, falls er heute kommen sollte. Nicht lange hatte aber dasselbe gewährt und man sich überzeugt, daß Niemand Vertacvtigcs sich in der Nabe des Hauses befinde, so begann der Forstmeister, nach­dem er seinen Freunden nochmals mitgeihcilt, was sich am ; Morgen begeben, und wie der Kommissar habe turchblicken j lassen, wie gerne er seine Tochter sehe und wie er wünsche: ^ sie auf dem morgenden Lalle zu finden, mir vor Wuth l zitternder, gedampfter Stimme:

! So weit haben wir cs also gebracht, meine Freunde! ! daß wir diesen Bluthunden, die das Mark unseres armen ! Volkes aussaugen und eS schonungslos nur Füßen treten,

! unsere eigenen Kuider Zufuhren sollen, um sie vielleicht enl- - ehrt oder mir Schande bedeckt auö ihren Händen wieder i zurück zu empfangen. Daraus wird nichts! so wahr Gott ! im Himmel lebt!

Hölle und Teufel! Granatendonnerwetter! schrie der alte Rittmeister, hätte mir dieser Schurke, der stets den Scheinheiligen spielt, jeden Tritt und Schritt der uuglück- t lichen, unschuldigen Bürger beobachtet und dann mir tau­send Zusätzen seinem ebenso erbarmlickc» Vorgesetzten enr- l stellt und verketzert mülhcilt, dieses ins Gesicht gesagt, ich ! hätte ihn. mit meinen eigenen Hauten in meinem Zimmer erdrosselt! Um dann hernach im Zuchthaus oder am Gal­gen dafür zu büßen! rief der Forstmeister.

Wer wird sogleich an alle Folgen denken, entgegnete der Rittmeister. Wenn man alle Folgen so genau berech­nen will, wird man nie eine Schlacht gewinnen.

Und dennoch, meine Freunde! begann jetzt der Rent- beamte Bindelmann, der bisher schweigend dagesessen und den Streitenden eine Weile zugchöri haue, ist es gut, wenn man alle Folgen vorher reiflich überlegt, bevor man ein Unternehmen beginnt, besonders ein solches, von dem man fast mir Gewißheit vorausschen kann, daß es nur unhcil- ! dringend und verderbend auf die Häupter der Unternehmer j zuruckfallcn muß! Wohl Niemand von Euch, meiue Freunde! j hat hier mehr Ursache, den fremden Eindringlichen zu flu- ! chen und ihren Untergang herdcizuwunfckcu, als ich, denn ! waS sie mir geihan, wird ewig in mir sortieren und un-