verschaffe ihm weibliche Kleidung, in der er aus der Stadt entkam. Drei Tage später schiffte er sich aus einem neutralen Schiffe ein, aber damit endete die Geschichte noch nicht. Die angeksindigten Haussuchungen fanden wirklich statt, und auch das Haus des alten Clisson wurde von oben bis unten durchsucht. Man schonte selbst das Bett Fleurettens nicht, da fand man denn ein großes Verbrechen damals! ein Geberbuch, in diesem Gebel- buche eine Lilie, das Zeichen des Königlhums.

Der Vater wurde verhört und zitterte trotz seiner Unschuld. Endlich trat die Tochter auf und gestand, daß das Buch, ein Geschenk ihrer Mutter, ihr angehöre; die Geschichte der Lilie, seht sie hinzu, ist ein Geheimniß, das ich nur im Beichtstühle offenbaren werte, sobald es wie­der Beichtstühle giebt. Das Bolk achtete nicht darauf, und Fleurette wurde vor ein furchtbares Gericht gestellt, wo sie, gerührt von den Thräncn ihres Vaters, gestand, daß sie cmen Aristokraten versteckt gehalten habe, ihm dann zur Flucht behülflich gewesen sey und zum Andenken von ihm die Lilie erhalten habe. - Dieses Geständniß brachte ihr den Tod; sie wurde verurtheilt.Auf dem Sckaffot nahm sie die Lilie, die sie sich zu erhalten gewußt hatte, aus dem Busen und steckte sie in ihre Locken. So ge­schmückt siel ihr junges Haupt unter dem Henkerbeile. Der Fremde aber, den sie gerettet, war der Graf von Fig- nac, der noch heute lebt und noch heute zu den eifrig­sten Royalisten in Frankreich gehört.

Till Eulcnspiegel und der Rektor zu Prag.

Ich bekamso erzählt Eulcnspiegel selbst dem Jo­hann Bunkel einmal den Einfall, mich für einen gelehr­ten Doktor auszugcben, der besonders erfahren sey, ge- heimnißvolle Fragen zu beantworten. Ich reiste da­her von der Lünneburger Gränze, wo ich mich eben be­fand, nach Prag, um die dortigen Professoren zu einem Wettstreite aufzufordcrn. Dort angekommen, kündigte ich dieß Vorhaben vermittelst Anschlagzettels so pomphaft an, daß die ganze Stadt auf den Ausgang dieser Sacke im höchsten Grade gespannt war.

An einem bestimmten Tage nun forderte man mich durch den Pedell ins Kollegium. Ich erschien und bestieg wie ein Dokor gekleidet, den Lehrstuhl, und der Rektor be­gann :

(Rekto r) : Wie viel Wassertropfen enthält das Meer ?

(Ich): Halter die Flüsse auf, welche sich ins Meer ergießen, dann will ich es messen, berechnen und Eure Aufgabe bis auf den tausendsten Theil eines Tropfens austösen.

(Rektor): Wie viele Tage sind vergangen von Adams Zeiten her bis auf diesen Tag?

(Ich): Sieben, und wenn diese sieben Tage verlau­fen sind, so beben sich andere sieben wieder an, und das währt bis au's Ende der Welt.

«Rektor): Wo ist der Mittelpunkt der Erde?

(Jck>): Da, wo Ihr sitzt. Wenn Jbr es nicht glau­ben wollt, so messet es, und Jbr werdet finden, daß kein Strobbalm daran fehlt. Nun würdiger Herr Rektor, erlaubet mir auch eine Frage. Wie "kann man einen Zugwind in zwei gleiche Theile theilen? 1

(Rektor): Hierzu ist erforderlich, daß ich zuvor die j Natur des Windes und dessen Kraft erforscht, daß ich die Gegend untersuche, woher er kömmt, und ob er mit ho- , mogenen oder heterogenen Theilen geschwängert sey; daß!

ich mich überzeuge, ob er von seinem Ursprünge in gera- der Linie oder gebrochen, unter spitzen und stumpfen Win­keln ausgche; daß ich die Witterung und den Dunstkreis untersuche, ob Sturm- oder Wirbelwinde in der obern Luft vorhanden sind; daß ich das Minimum und dasMa- rimum des Zugwindes ausmesse; daß ich ...

(Ich): Viel zu viel Weitläufigkeiten! Suchet eine kleine runde Oeffnung, durch welche Ihr einen Zugwind verspürt, haltet die Nase daran, dann wird in jedes Nase­loch gleich viel fahren, und der Wind ist in zwei gleiche Theile gctheilt.

D'rauf schwieg die ganze Versammlung und biß vor Aerger die Zähne zusammen.

(Die Nutzanwendung dieser Eulenspiegeliade mag sich Jeder selbst schaffen.)

Gemeinnütziges.

Knochen als Futter für Federvieh.

Wielen dürfte die Benutzung der Knochen zur Feder- viehmastung unbekannt seyn, und doch sind die nicht aus­gekochten Knochen der Rinder, Schafe und Schweine, gröblich gestoßen und mit etwas Sckrot oder dergleichen vermischt, sehr gut zur Fütterung des Federviehes, nament­lich der Puter, zu gebrauchen. Das Federvieh im Allge­meinen frißt das Knochenmehl, auch ohne irgend einen Zusatz von Schrot, mit Begierde, und wird dadurch ganz außerordentlich fett; nur muß man ihnen außer Was,er auch grandigen Sand vorsetzen, da eS desselben zur bes­sern Verdauung bedarf. Bekanntlich haben die Puter so kräftige Verdauungswerkzeuge, daß man sie mit ganzen WaUnüssen mästen kann. In Frankreich, wo diese Mä­stung allgemein im Gebrauch ist, schiebt man den Thieren die vorher in Del getauchten Wallnüsfe in die Kehle. -Laß übrigens die Knochen eine so große Mastungsfahigkeit be­sitzen , erklärt sich dadurch, daß sie 33 dis 35 Prozent Gallerte enthalten. Die phosphorsaure Kalkerde der Kno­cken löst sich in der im Kropfe deS FetervichcS befindli­chen Säure auf, so daß die Knorpelsudstanz oder die Gal­lerte bloß zu liegen kommt.

Salzen der Nahrungsmittel.

Plouvier hat durch Versuche, die er an sich selbst und an mehreren anderen Personen angestellt har, gefun­den, daß das Kochsalz, wenn cs in etwas größerer Quan­tität, als gewöhnlich, an die Speisen getban wird, nicht nur der Verdauung überaus günstig ist, sondern auch eine bedeutende Vermehrung der Muskelkräfte bewirkt, derge­stalt, daß cs sogar im Stande seyn soll, bei Mangel an Nahrungsmitteln diese dis zu einem gewissen Grade zu ersetzen. _

R ä t h s e l.

Wer eS sucht, dem frommts nicht immer,

Wer es hat, bekommts nicht immer,

WerS behält, der hats nicht immer Bei der Macht hals Platz nicht immer,

Wers verdreht, der hat es nimmer:

Thor, der meint, er Hab es immer!

Isis recht alt, so taugts nicht immer.

Doch verjüngt wirds oft noch schlimmer:

Wer es sesthält, laßt ihm immer Freien Lauf und hemmt es nimmer;

Wer es spricht, der sprichts nickt immer,

Doch, wers beugt, der bricht es immer.

Auflösung des Räthsels in Nro. 49: yut.