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nicht einmal vermuthen; längs der Küste bei Rutnagery allein treiben zahllose Wracks, Leichname von Menschen und Pferden und ganze Haufen Kokusmiffe, die Ladungen arabischer Schiffe, liegen am Ufer zerstreut. Der Bucking- hamshire, ein schöner alter Ostindienfahrcr von 1400 Ton­nen , ward auf der Höhe von Vingorla entmastct; die Meermaid trieb als völliges Wrack an den Strand u. s.w. Von einem ähnlichen Sturme war am 5. April die Hafen­stadt Colombo auf Ceylon heimgcsucht worden; die auf der Rhede liegende brittische Fregatte F'or, von 42 Kano­nen, wurde dabei vom Blitze getroffen, der jedoch unschäd­lich am Blitzableiter herunterlief.

Vor einigen Tagen erhielt ein hier zum Wollmarkt anwesender und in einem Privathause wohnender Guts­besitzer durch die Post ein Schreiben, dessen Inhalt, eine Brieftasche mit 50 Thalern dcklarirt war. Obschon Ad­resse und Wohnung völlig richtig angegeben war, wollte der Gutsbesitzer anfänglich daS Schreiben nicht annehmen. Erst auf Zureden des Postbeamten that er die» endlich, und fand bei der Eröffnung eine Brieftasche mit 50 Thlrn. Aber ctz war zu seinem nicht geringen Erstaunen seine i eigene Brieftasche, die er mit einer Summe von mehr als 200 Thlrn. in seinem Schreibtische eingeschlossen hatte und sicher verwahrt glaubte. Sofort wurde in dem ^ Schreibtische nachgesehen, aber die Brieftasche war ^ mit dem Gelde hier auf eine unbegreifliche Art verschwur,-! den. Dagegen fand sich in dem Umschlag noch ein sehr! höfliches Schreiben, in welchem dem Gutsbesitzer angezeigt wurde, daß der Verfasser so frei gewesen, sich die Brief-, lasche anzucignen, von welchem er den Bedarf entnommen. ! Da er die übrigen 50 Thlr. nickt brauche, werde die > Brieftasche mit dieser Summe zurückgesenter. Dem war das Versprechen der Rückbezahlung des Entnommenen > binnen drei Monaten, eine Bitte um Entschuldigung, gleich­zeitig aber auch der Rath beigefügt, in Zukunft mir dem > Gelde vorsichtiger umzugehen!

In einem der Augsburger Stadtgemeinde ungehöri­gen alten Gebäude fand man dieser Tage unter einem Bretterboden statt der gewöhnlichen Schuttansfüllung eine Parthie Korn, welches vielleicht schon 100 Jahre dort ge­legen; der Vorralh, etwa 20 Scheffel, besteht airS sehr kleinen, aber äußerst harten, schweren mehlrcichen Körnern.

Die Mauthbeamten zu Brest hörten neulich ein leises Wimmern aus einem Reisckoffcr bervordrnigen, und lie­ßen denselben öffnen; man fand darin ein sehr hübsches Mädchen, welches in Kleie gepackt und ganz bewußtlos war. Der schleunigen Hülfe, welche ihr zu Tbeil wurde, gelang es, sie wieder ins Leben zurückzuruseii. Es war Zeit, denn die Unglückliche war beinahe crstickr. Das Räthsel löste sich auf folgende Weise. Der Gensdarme P. sollte nach Kayenne eingeschifft werden. In Quimper, wo er zuletzt stationirt war, batte er sich in ein junges Mädchen von anständiger Familie verliebt; und als der Befehl zum Abmarsch nach Brest und zum Emschiffen nach Kayenne kam, emschloß sich die holde Schöne, dem schmucken Gens- darmen über's Meer zu folgen und Glück oder Unglück mit ihm zu kheilen. Die beiden Liebenden kamen in Brest an, und um das Mädchen auf das Schiff zu schmuggeln, wurde folgende Kriegslist ersonnen. Der verliebte Gens-, darme kaufte einen Neisekoffer von beträchtlicher Größe,! den er bald voll Kleie packte, er bohrte dann einige Luft-! löcher in den Deckel und in die Seitenwände, und legte j seine Geliebte hinein. Um die Sache möglichst geheim zu i

halten, zog er die schwere Last langsam und vorsichtig aus dem dritten Stocke herunter. Auf der Straße nahm er ei­nen Lastträger zu Hülfe und brachte seine Geliebte an den Hafen. Aber unterwegs hatte die Kleie, durch das Rüt­teln des Koffers in Bewegung gebracht, die Luftlöcher ver­stopft, so daß die Unglückliche unfehlbar erstickt wäre, wenn die Mauthbeamten nicht durch ihre Klagetöne aufmerksam geworden wären. Der Gensdarme war untröstlich; aber die militärische Disciplin nöthigte ihn, seine jammernde Geliebte zurückzulassen.

Eine Thräne

Ein armer aber geschickter Tischler erhielt durch Em­pfehlung die Arbeit in einem angesehenen Kausmannshause. Der Kaufmann bestellte zur Aussteuer seiner Tochter für 200 Thaler Mobilien bei ihm. Der Tischler, hoch erfreut, eilte nach Hause und erzählte seiner Frau das gehabte Glück.

Als der erste Rausch vorüber war, kam der hinken­de Bote nach und stellte die Frage auf: Wo nun die be­deutende Auslage hernehmen? Den neuen großen Kunden um Vorschuß zu bitten, das ging nicht, denn dadurch hätte man vielleicht den ganzenHanvel rückgängig gemacht. Reiche Freunde hatte der arme Mann nicht; wo blieb nun eine andere Zuflucht, eine so bedeutende Summe, wie doch zur Auslage gehörte, herzuschaffen, als von einem Wucherer? Der ward auch bald gefunden, und bei ihm, nachdem er sich von der Richtigkeit der Bestellung überzeugt die Menschenliebe gegen einen Wechsel für 12 Procent auf zwei Monat das verlangte Geld hergegeben.

Fleißig arbeitete der Tischler, und bald standen zwei Dutzend der herrlichsten Stühle, ein schöner Schrank rc. fertig zum Lobe des Meisters da.

Nett im Sonmags-Ucberrock gekleidet ging unser Tisch­ler neben den Bahren her, und hoch pochte ihm das Her; vor Freude, wenn Vorübergebende die schöne Arbeit lobten.

Als man im Hause des Kunden angekommen, lief Al­les zusammen, das Neue zu beschauen. Auch der Hausherr wurde gerufen und lächelte beifällig und zufrieden.

Er sott in Zukunft mein Tischler seyn, denn die Sa­chen sind lobenswerth, laß Er nur Alles behuffam nieder­setzen. Gott befohlen! und damit ging er auf's Comptoir, der Tischler nebst Gesellen bald darauf aus dem Hause.

Meister, sprachen diese, der Herr schien ganz zufrie­den, und wie reich muß er nicht seyn! da hat der Meister einen guten Kunden erhalten.

Ja wohl, Leute, das habe ich, und bin auch hoch er­freut darüber.Doch auf dem Gesichte des guten Mannes war eben keine Freude zu seben, denn er dachte daran, daß die zwei Monate in acht Tagen verflossen und der reiche Kaufmann ihm von Bezahlung keine Sylbe gesagt. Wie sollte das nun werden? Trübe saßen, als sieben Tage vergangen, die beiden Eheleute zusammen, da sprach die Frau:

Auf, lieber Mann! fasse ein Herz, geh' zu unserem neuen Kunden und bitte ihn um Bezahlung. Er wird ein Mensch seyn und Einsicht haben!

Und der Meister ließ sich bereden.

Schwer schlug das Herz, krampfhaft drückte er die Krempe seines Hutes zusammen, als er nun die Thüre des Comptoirs geöffnet und vor sich rechts und links an ho­hen Pulten ein Dutzend emsig vertiefter Schreiber gewahrte.

Er bot ihnen laut einen guten Tag, keiner antwor*