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Florian und CreSzenz
(Fortsetzung.)
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Florian verspielt sich und gewinnt die CreSzenz.
Plötzlich blieb Florian stehen, ein Tisch mit Würfeln stand vor ihm, er ging vorbei und betrachtete sich die Pfeifen an der nächsten Bude; bald aber kehrte er wieder um und stellte sich an den Tisch, mit dem Vorsätze, nur den Anderen zuzusehen, wie sie spielten. Einer war besonders glücklich auf Nr 8. Florian langte in die Tasche und setzte auf die gleiche Nummer drei Kreuzer, er verlor. Schnell setzte er abermals, er verlor wieder. Er kneifte sich auf die Lippen, daß ihm das Blut in den Mund rann; schnell aber sah er sich lächelnd um, damit Niemand es merke. Er setzte abermals und verlor bis auf sechs Kreuzer. Er spürte es in den Knien, wie alle Kraft daraus wich, seine Eingeweide kochten; mit zitternder fieberheißer Hand warf er seinen letzten Sechser hin und schaute nach der andern Seite, er gewann sein ganzes Geld wieder. Schnell raffte er es ein und dachte innerlich: so, jetzt hast du mich gesehen, Hab ich dock mein Sach wieder; dennoch blieb er stehen, es war als ob er festgebannt wäre, auch wollte er den Schein vermeiden, so schnell mit seinem Wiedererworbenen davon zu gehen.
Wiederum dachte er: Ich muß doch dem Schlunkel daS Geld wieder geben und woher nehmen? Einen Sechser will ich wagen, daS andere Geld thu' ich in die recht' Tasch, da herein greif ich gar nicht.
Er setzte, und nach einer Weile griff er doch in die rechte Tasche und wankte endlich ganz ausgebeutelt vom Tische fort.
Mit einer Wehmuth und Selbstanklage ohne Gleichen lief er nun auf dem Markte umher; da waren tausenderlei Sachen ausgestellt, die für Geld zu haben waren, er aber konnte nach keiner seine Hand ausstrecken.
Ein furchtbarer Fluch gegen die Welt trat zuerst überfeine Lippen, er wünschte sich, daß er Alles zu unterst zu oberst kehren könnte.
Wenn man so darüber nackdcnkt, möchte man fragen: ei warum wettert und flucht denn so ei» Mensch wie der Florian? Die Welt hat ihm nichts gcthan, er ist selber Schuld an seinem Unglück.
Aber die meisten Menschen denke» eben nichts, sowohl die Leichtfertigen, welche HandsMuhe «»haben, als die, welche keine anhaben; wenn's ihnen schlecht geht, sind sie eben grimmig.
Nur ein Trost blieb Florian, er gelobte sich, in seinem Leben keinen Würfel mehr anzuruhren.
Freilich, sagte er sich wieder, du hast jetzt gut schwören, wenn die Kuh draußen ist, macht man den Stall zu. Dennoch fand er einen Trost in diesem Vorsätze.
La begegnete ihm sein Vater, er sah fröhlich aus, Florian eilte auf ihn zu und sagte: Later, habt ihr kein Geld?
Ich Hab' da drei Sechsbähner bei einem Ochsenhandel verdient, guck.
Gebt mir zwei davon.
Noch ehe der alte Mehgerle ja oder nein sagen konnte, war Florian mit dem Gelde im Gedränge verschwunden.
Wohlgemuth ging er nun zwischen den Buden einher, er war von dem sichern Bewußtseyn des Besitzers!
getragen und plauderte bald mit diesem, bald mit jenem. Die Spieltische würdigte er kaum mehr eines Blickes.
Bald aber dachte er wieder i du hast dein' Sach' blitzdumm angefangen, bist rumgetappt von einer Nummer auf die andere; da bat's nicht fehle» können, du hast dein Geld verlieren müssen. Soll ich's denn dem Krat- renmachergesindel lassen? Ja, du hast ja geschworen, keinen Würfel mehr anzurühren. Ich halt meinen Schwur, ich geh' dort an den Tisch, wo der Spielhalter den Würfel durch die Schlang rollen läßt, da rühr ich's nicht an.
Er ging abermals an einen Tisch und spielte zuerst wie die Anderen um Kreuzer. Er spielte erst überlegt und wich nicht von seinem Plane, behielt die Nummern im Auge, die oft herausgekommen waren und setzte auf die anderen. So spielte er eine Weile, ohne etwas zn gewinnen oder zu verlieren. Nun ward ihm dieß langweilig, er setzte höher und auf mehrere Nummern und gewann; er winkte noch andere Bekannte herbei, sie sollten mitthun.
Bald aber wendete sich das Glück und Florian verlor. Jetzt taumelte er auf dem Brette umher, fuhr unschlüssig mit dem Gelde über alleZahlen und setzte endlich, rückte aber noch che der Wurf geschah, oft wieder weg. Wenn eS sich dann ereignete, daß gerade die verlassene Nummer gewann, lackte er laut auf. Das Glück ward ihm immer ungünstiger, er blieb nun wieder wie von Anfang auf bestimmten Nummern. Endlich hatte er wieder den letzten Groschen in oer Hand und setzte ihn mit solchem Nachdrucke auf den Tisch, daß Alles wankte — abermals verloren.
Florian sah still drein, er athmete kaum hörbar, aber in seinem Innern stürmte und tobte es gewaltig; er blieb noch eine Zeit lang am Tische stehen, um seinen Bekannten nicht zu verrathen, daß er kein Geld mehr habe, und schlich sich endlich leise fort. Jetzt fluchte und gelobte er nicht mehr, kein guter und kein böser Vorsatz stieg in ihm mehr auf; er ging umher, wie ein Körper ohne Seele, ohne Gedanken und Willen, dumpf, ausgebrannt und hohl.
Die Musik, die jetzt zum Ohre Florians drang, erweckte ihn erst wieder zum Leben, er stand vor dem Wirths- hause zur Rose. Unter der Hausthüre stand der Franzosensimpel, der auf einen Frcihalter wartete, „vrenä» insrioiri," rief er Florian entgegen, das Züchen des Trinkens machend, Florian aber schob ihn bei Seite und ging hinauf zum Tanze.
Von allen Seiten wurde eS ihm zugebracht, er nippte nur am Glase und wollte eS wieder hinstellen. Es ist in guter Hand, rief man ihm zu, was so viel hieß als: du mußt austrinken. Hinten hoch! sagen sie drunten am Rhein, erwiederte dann Florian, auf Einem Zuge das GlaS über dem Kopfe leerend.
Durch diese oft wiederholte Ladung fühlte er wieder neues Leben in sich, die verschiedenen Weine regten ihn auf und er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Endlich sah er den Peter, der auf ihn zukommend sagte: Hast du die Creszen; gesehen? drüben im Ritter sitzt sie bei dem Geometer.
Florian leerte schnell noch das Glas seines Freundes und eilte fort. Er freute sich, nun doch etwas zu haben, an dem er seinen Grimm auslassen konnte; er wollte ein Verbrecher ftyn, sich und Alles zu Grunde richten.