Eine reiche englische Lady hat einem jungen englischen Dichter 1000 Pfd. Sterl. als Dank dafür vermacht, daß derselbe ihr durch seine Dichtungen so schöne Stunden des Schlafes verschafft hat.
Lüttich, den 11. Mai, Abends. Die Königin der Belgier wäre diesen Nachmittag beinahe das Opfer eines großen Unglückes geworden. Ihre Majestät hatte den König auf seiner Reise nach Wiesbaden begleitet und kehrte nach Brüssel zurück, als der Zug, worin sie sich befand, auf den Zug stieß, welcher um eilf Uhr Morgens von Brüssel abgefahren war, und zwar a» einer Stelle, wo zwei Spuren sich kreuzen. Der von Brüssel kommende Zug bat den Tender und mehrere Wagen des königlichen Zuges zerschmettert. Glücklicher Weise befand sich Ihre Majestät in einem der letzten Wagen und wurde durch diesen Umstand gerettet. Der General Chazal hat eine Rippe gebrochen und ist in einer Sänfte nach Lüttich gebracht worden. Zwei Bediente sind verwundet worden, der eine hat den Arm, der andere die Rippen zerbrochen. Die Königin hat sogleich einen Brief an den König abgchen lassen.
Aus Agram schreibt man vom 17. April: Vorgestern bat sich auf unserer Bühne ein trauriger Vorfall ereignet. Es sollte nämlich während der Aufführung eines Lustspiels ein Schuß fallen; der Schauspieler, welcher das Pistol ab- drücken sollte, scherzte dabei mir den Umstehenden, indem er das aufgezogene Pistol in den Mund steckte und an die Stirn ansetzte, bis es zufällig losging, und^dem Unglücklichen den Kopf zerschmetterte, so daß er augenblicklich todl zusammensank. Das Pistol war mit einem S.'öpsel aus Kuhhaar und zwar, wie es scheint, etwas stark geladen; der «Schuß ging durch die Stirne.
D i e
Als der reinste von den Sündern Ward zum Kreuzestod verdammt, Und kein Wort die Wuth mag lindern, Die in ihrem Herzen flammt.
Sieh! — da fehlte noch ein Stamm, Noch ein Kreuz dem Gotteslamm.
Hastig suchen Henkersknechte Zu dem neuen Kreuz ein Holz:
Und es findet fich das rechte:
Eine Espe, schlank und stolz Und die Espe ward gefällt Als ein sühnholz aller Welt.
Jesus muß das Kreuzhol; tragen Nach dem blusigen Golgatha,
Muß erdulden alle Plagen,
Wie sie noch kein Auge sah!
Wie verlassen und verwaist Gibt er sterbend aus den Geist.
E S P e.
Da durchfährt ein heisiger Schauer Alle Dinge der Nalnr.
Offen steht die Grabesmaner,
Bange bebt die Kreatur,
Und es hüllt m Trauerschein Alle Schöpfung dunkel ein.
Sieh das Kreuz vom Schmerz durch- schüttert
Bis hinein ins tiefste Mark!
Wie es reißt und berstend zittert! Dieses Holz, so fest und stark.
Als ob Mitleid es gefühlt.
Als den Herrn es sterbend hielt. Uud seitdem man Gott geschlagen An di- Espe voller Qual,
Ist nn Zittern, Beben, Zage»
In den Espen überall.
Heisiger Schauer, still und leis. Zuckt ichon in dem jungen Reis.
I. N. Stra ub enmül ler.
Florian und Creszenz.
- (Fortsetzung.)
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Es geht scharf bergab.
Als die Zeit der Lustbarkeiten vorüber war, hatte auch die Herrlichkeit des Florian ein Ende, er wurde in die Ecke gestellt wie eine gebrauchte Baßgeige; Alles ging wieder ruhig an sein Geschäft und sah sich wenig mehr nach Spaßmachern um. Nur Florian halte kein rechtes Geschäft und wollte auch keines haben, er lotterte in den Wirthshäusern umher und war auch da bald unwerth.
Auf dem Lande, wo jedes die häuslichen Verhältnisse des andern kennt, ist es nicht leicht, eine große Rolle
zu spielen, wenn man nichts aufzuwenden hat. Baden war dem Zollvereine beigetreten und so war auch zu Hause Schmalhans Koch. Bei alle dem ging aber Florian noch immer aufrechten Ganges, stolz und schön geputzt wie in seinen besten Tagen. Nie ging er unsauber einher, und selbst als seine Stiefel beinahe keine Sohlen mehr hatten, waren sie doch noch immer schön gewichst.
Man sieht einem auf den Leib, aber nicht in den Magen, war sein Wahlspruch, und oft sang er das Lied:
Jetzt Hab ich noch drei Kreuzer,
Ist all mein baareS Geld,
Dafür laß ich mir waschen Mein Hosen und Gamaschen,
Kauf mir Wichs dazu,
Kauf mir Wichs dazu,
Für mein Stiefel uud Schuh
Die Uhr mit dem silbernen Behäng hatte Florian nur noch am Sonntag, das hatte er sich ausbedungen, als er sie bei der alten Gudel versetzte.
Der Horber Markt kam, und nun gab es wieder ein Fest für das halbe Dorf.
Der alte Mehgerle stand schon seit dem frühen Morgen an des Jakoben Brunnen, alle Bauern, die ihre Ochsen zu Markt trieben, ließen sie von ihm schätzen, und mit großem Wohlbehagen verrichtete er dieß Geschäft; eS war ihm wieder, als könne er das Alles kaufen, auch hoffte er, es würde ihn ein Bauer mit gehen heißen, aber keiner that eS. Der arme Mann hatte heute schon so viel gesundes Fleisch unter den Händen gehabt, aber seit vierzehn Tagen keinen Bissen Fleisch über den Mund gebracht. Als nun alle seine Mühe vergebens war, wischte er sich seufzend den Schweiß von der Stirne, ging nach Haus, nahm seinen alten Knotenstock und ging auf gut Glück zu Markte, um dort als Unterhändler ein paar Kreuzer zu verdienen.
Florian lief im Dorfe umher und war ganz außer sich, er begegnete der Creszenz, die mit ihrem Vater ebenfalls zu Markte ging, aber er lief schnell an ihnen vorüber; er hatte keinen Heller in der Tasche. Wo er einen Burschen sah, gedachte er ihn um ein Darlehen anzusprechen, aber bald sagte er sich wieder: der gibt dir doch nichts und der hat selber nicht viel, und dann hast du nichts als die Schand. So ließ er einen nach dem an» dern von feinen Bekannten an sich vorüber gehen. Cr dachte: ei du brauchst ja nicht zu Markte zu gehen, du hast ja nichts dort verloren; es gehen ja noch viele Leut nicht. Nun ward es ihm, als verliere er eine unersetzliche Freude, wenn er zu Hause bliebe; es ward ihm, als müßte er gehen, als stände Alles dabei auf dem Spiel. Mil glühenden Wangen und forschenden Blickes ging er durch das Dorf, immer im Selbstgespräch: Da wohnt der Schmid Jakob, dem hast du cs beim Hammeltan; oft zugebracht, ja, aber er gibt dir doch nichts. Dort wohnt der Schreiner Koch, er war auch in der Fremde, zu dem gehst du, es ist eigentlich zum erstenmal, daß du vertraut mit ihm bist, aber du mußt es doch thun.
Der Schreiner Koch band eben ein Rind von der Krippe los, über Geldmangel klagend, Florian schwieg mit seinem Verlangen. Der Studentle war nicht mehr «zu Hause, Florian war schnell entschlossen, er ging zum ^ Adlerwirth, sagte der Studentle schicke ihn, er solle dem- ! selben sechs Kronenthaler leihen; Florian wollte nicht um lein Bagatell bitten. Der Adlerwirth sagte: Ich borg ^ nichts, das macht die beste Freund zu Feind. Du hast