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bat für ihn und erbot sich, den Betrag für das 'Entwen- dete oder auch mehr zu bezahlen, da derselbe ein ganz armer und bedürftiger Mann sey. Nein! sagte der Bä­cker Unrecht muß bestraft werden, und führte den Armen auf die Polizei. Da ging ber Jude zu jenem Bäckerladen zurück, kaufte sich einen Laib Brod, ließ ihn bei einem Kaufmann wägen, und siehe! er wurde viel zu leicht erfunden. Der Bäcker wollte nun das leichte Brod gegen ein schwereres ausrauschcn. Nein! - sagte der Jute Unrecht muß bestraft «erden, brachte den Laib auf die Polizei, und unser Bäcker mußte 8 fl. Strafe zahlen. _

Tages - NersrgLeiLeW.

Die Hungerönoth in Irland hat den höchsten Grad erreicht, die Leute sterben auf der Straße und die Gleichgültigkeit gegen die Unglücklichen ist so groß, daß man nicht einmal ihre Leichen zur Erde bestattet.

In der Stadt Insterburg in Littbauen greift der Typhus furchtbar um sich und rafft täglich viele Opfer dahin. Auch inPesth herrscht der Typhus und die Spi­täler sind so mit Kranken angefüllt, daß kein Raum mehr da ist.

Paris, den 25. April. Man berichtet aus Cha- teaurour von einem entsetzlichen Unglücke. Am 22. Abends nach der Feierabendsstunde stürzten eine Menge Arbeiter, die jenseits der Bouzanne zu Hause waren, auf die kleine Fähre; dicht am Ufer, durch das heftige Hineinspriugen aus dem Gleichgewicht gebracht, schlug das Fahrzeug um, und bis jetzt hat man schon 9 Leichen aus dem Wasser- gezogen.

In Düsseldorf wurde eine Bande Falschmünzer, welche Kassenanweisungen verfertigten, sammt ihren Werk­zeugen aufgehoben, wie auch ein Magazin gestohlener Sa­chen entdeckt, in welchem sich eine Menge erst kürzlich mit großer Frechheit entwendeter Gegenstände vorfand.

Offenbach, den 28. April. Die Ausnahme der Vorräthe an Getreide, Kartoffeln rc. ist hier nunmehr erfolgt und bestimmt worden, daß Jeder das über feinen Bedarf bis zur Ernte Hinausgehente zur Verwendung für Andere ablassen muß, und zwar das Malter Kartof­feln zu 5 fl. Die Ausfuhr von Kartoffeln aus hiesiger Stadt ist bei Strafe verboten.

InWeimar dar der Magistrat verordnet, daß kein Bä­cker einen Laib Schwarzbrod verkaufen darr, der nicht wenig­stens 24 Stunden all ist, bei Strafe von l Thlr. Jeder Bäcker muß so viel Schwarzbrod vorräkbig haben, als von ihm gekauft werden soll, bei Strafe von 5 Thlru. Wer absichtlich höhere Getreidevreise macht, verfällt ebenfalls in eine Strafe von 15 Tblr.

In Karlsbad ist bei der jetzigen Tbeurung das Pferd fleisch gleich andern Lebensmitteln unter Beauf­sichtigung der Behörde, sowohl in gesundheitspolizeilicher Beziehung, als in Rücksicht des Preises, genommen wor­den. Der letztere stellt sich für ein Pfund zwischen 2 und 2>/r kr. K. M.

Der ungarische Marktflecken Groß-Szalonta von etwa 12,000 Einwohnern ist am 17. April bis auf den fünften Tbeil abgebrannt. l

In Rohrau in Nie derö streich und in der Stadt Gacs in Ungarn haben am Ostermontag bedeutendes FeucrSbrünste stattgefunden. In Rohrau sind 26 j Häuser, darunter auch das HauS, in dem der Tondichter!

Haydn geboren wurde, und in Gacs 85 Häuser ein Raub der Flammen geworden.

Seit einigen Tagen ist das Publikum in Wien durch einen seltsamen Zufall in Aufregung und Besorgnis; ge- rathen : ein Mädchen von 13 Jahren er b li n d ete näm­lich , wahrscheinlich in Folge einer Nervenlähmung des AugeS, auf der Straße gerade in demselben Augenblick, als sie ein Mann ansprach, um ihre Eltern befragte und sie dabei mit der Hand im Gesichte berührt haben soll. Sogleich verbreitete sich dieKunde von absichtlicherBlen- dung durch geheime Mittel, die seither scbon an mehreren Kindern verübt worden seyn sollte, und der erbitterte Arg­wohn des Publikums auf den Straßen ging schon so weil, daß einige solchen Frevels verdächtige Individuen unter wildem Toben umringt unb von der Polizei festge­nommen worden sind, um sie möglichen Gewaltthaten zu entziehen. Die ärztliche Untersuchung des erblindeten Mädchens hat aber das Nicbrvorbandenseyn irgend eines äußerlichen gewaltthätigen Einflusses bewiesen.

Die Vereinigten Staaten wollen kein Eldorado mehr seyn, wenigstens nicht für die Armen. Sie suchen deren Einwanderung so viel wie möglich zu erschweren. Durch ein Gesetz ist den Schiffskapitanen genau vorge­schrieben, wie viel Fuß Raum sie auf einen Passagier zu rechnen haben, und die dadurch herbeigeführte Differenz ist so groß, daß ein Schiff, das früher 140 Passagiere auf­nahm, jetzt nur noch 60 überfahren darf. Die Passagier- preise werden daher bedeutend erhöht, und schon haben ei­nige Schiffsmakler in Bremen öffentlich bekannt gemacht, daß sie vor der Hand keine Auswanderer befördern könnten.

Florian und CreSzenz

(Fortsekmig.)

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Ein Alltagsleben am Sonntag.

Andern Tages kleidete sich Creszen; nickt sonntäglich an, um nach der Kirche zu gehen, sie klagte über Un- wohlseyn und blieb zu Hause.

Ais der Schneiderte aus der Kirche zurück kam und den Aufzug seiner Lockrer sah, sagte er:

WaS ist das? Still sag ich, einmal und millionen- mal, fuhr er fort, ehe noch Creszen; antworten wollte. Gelt, dir ist nicht reckt just, weil der Florian wieder da ist und da willst du nicht aus die Straß? Ich dab schon gehört, waS er Nacht mit dem Geometer gehabt hat; jetzt mußt du heut zum Trotz mit dem Geometer ins Horber Bad. Das sag ich, Ein Wort wie Tausend.

Ich bi» krank.

Ruht nichts, geh' »auf und zieh dich an, oder ich mess' dir mit der Ell' da die Kleider an.

Laßt ihn schwatzen, sagte die Schneiderin, die unter­dessen eingetreten war, das ist grad den Maus' pfiffen, was er sagt. Crcszcnz, wenn dir nickt gut ist, bleib du daheim. Von dem, waS er erhauset, hättet ihr kein Fädle auf dem Leib; der Freßsack kann nichts als alle Tag dreimal die Füß untern Tisch stellen und sich füttern las­sen wie eine Einquartirung.

Der Schneiderte wollte auf Creszenz los, feine Frau aber stellte sich vor ihn hin, ballte die Fauste und der gestrenge Mann kroch scheu in eine Ecke.

Diese Leute kamen eben aus der Kirche, wo sie die Worte: Liebe, Friede und Seligkeit gesungen und gebetet hatten; noch halten sie das Gesangbuch nicht aus der