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Der Gesellschafter.

Dr'N 27. Äpkll Beüage zum Nagolder ZutkNigenztl-tt. R 8 Ä 7.

(Eir.gescndel.) Unter den jetzigen mißlichen Zeit- Derhaltnissen thnt nickrs so sehr Noth, als daß dem ver­armten, aber arbeitsfähigen und arbcttSlustigen Familien- Vaicr ungesäumt Mittel verschafft werten, sich den- thigen Erwerb zu sichern. Diese Mittel werten für un­fern Oberamisbezirk zunächst darin liegen, daß ohne längeren Aufschub die angeordneten Arbeiten in herr­schaftlichen und andern Waldungen und der genehmigte Straßenbau zwischen Nagold und Alrenstaig in Angriff genommen werden und in jeder einzelnen Gemeinde eine Aufforderung oder Einladung an die Arbeitsuchenden er­lassen wird. Durch solche beschleunigte Maßregeln dürste cs dann möglich werden, dem sich täglich steigernden un­geheuren Andrange der Armen auf Unterstützung aus öf­fentlichen Kassen einigermaßen zu steuern.

Ein Mitglied dcS Bezirks-Armen-Vereins.

Herrenberg, den 26. April. Im Laufe voriger Wocke schied von hier ein junger Mann, der in mehr­facher Beziehung eine merkliche Lücke hinter sich läßt: es rst tieß der zum evangelischen Schullehrer in Nöirenburg beförderte seitherige Lehrgehülfe Kapp. Daß er als Leh­rer ausgezeichnet ist, deweiSr schon seine frühzeitige An­stellung ('Kapp ist erst 24 Jahre alt), und unsere Kinder werten den wohlwollenden, liebreichen Unterrichten noch lange schmerzlich vermissen. Auch in sonstigen Kreisen wußte er sich durch seine Thatigkeic und Bescheidenheit eine Anerkennung zu verschaffen, die einem jungen Manne von seinem Stanke nur sehr selten zu Theil zu werten pflegt. Am meisten wird der hiesige Liederkranz und ins­besondere der Jungsrauen-Liederkranz, dessen Gründer und Direktor er war, seinen Abgang bedauern. Möge ihn un­sere Nachbarstatt Rottenburg so freundlich und liebreich aufnchmen, wie er cs verdient!

Ein hiesiger Bürger.

Stuttgart, den 15. April. Vor einigen Tagen kam ein Betrug hier vor, bei welchem Dummheit von Seilen des Betrogenen und Frechheit des Betrügers große Rollen spielten. Ein Schrcincrgeselle F. auS dem Ober­amt Waldsee trafvorgesternAbend auf seiner Wanderschaft hier auf der Herberge ein. Zufällig war gerade ein Kame­rad von ihm, Schremergeselle K. dort, und als er mit diesem gestern beisammen saß, trat ein Fremder zu ihnen, welcher sich für den Sohn eines Landmeisters ausgak, fin­den er einen Gesellen hier anwcrbcn solle. Auf den Zu­spruch von K. entschloß sich F., bei dem Landmeister in Arbeit zu treten, und der Mcisterssohn ließ zum Einstand Eier und Wurst auftragen. Bald nachher verließen sie die Herberge, um mit der Eisenbahn bis Ludwigsburg zu fahren; K. begleitete sie durch einige Straßen, verab­schiedete sich aber dann und nahm einen anderen Weg.

In der Nähe des Bahnhofs forderte der MeisterSsohn von F. das Wanderbuch und dieser gab es gutwillig her. Auf dem Bahnhofe kamen sie zu früh, und der Meisters- sohn machte F. den Vorschlag, sein gut ausgerüstetes Felleisen bei einer Brodhändlcrin in der Nähe niederzu­legen und mit ihm nochmals in ein Wnthshaus zu gehen, was dann auch wirklich geschah. Der Mcisterssohn ließ Bier und Wein kommen, über einmal fiel ihm aber ein daß er, da er gerade hier sei, Farben und Hobeleisen ein- kaufcn und eine Schuld seines Vaters bezahlen könnte, daß ihm aber hiezu das Geld fehle und es ihm lieb wäre, wenn F. zu jenem Zwecke ihm ungefähr 15 fl. leihen wurde. F. gab ihm seine ganze Baarschaft, bestehend in 15 fl. 15 kr. Ehe der Meisterssohn sich entfernte, bat er noch F., ihm seinen Reisestock zu leihen, weil er sich genire, hier, wo er so gut bekannt sei, ohne Stock über die Straße zu gehen. F. wartete eine gute Weile auf die Zurückkunft des Meistersohns, aber dieser kam nicht mehr zuruck. F. eilre zum Bahnhof; kort war kein Mei- stcrssohn zu finden, und auch das Felleisen war nicht mehr bei der Brodhandlerin, denn der Meisterssohn hatte es geholt und sich aus dem Staube gemacht. So war denn der gute Mensch um Wanderbuch, Felleisen, Stock und Baarschaft betrogen!

Ellwan gen, den 21. April. Heute früh Uhr wurde auf Kannenwirlh Zeller, Bäckermeister Ralh- geb und Fruchthändler Salat, welche auf der Dinkcls- bühler Schranne einkaufcn wollten, auf der Ellcnberger Steige bei Muckentha! von zwei Burschen, welche sich versteckt hatten, geschossen. In kurzer Zen fielen nicht weniger als sieden Schüsse, von welchen Rathgeb sogleich todt niedcrgesrrcckt, Salat schwer, Zeller aber leicht ver­wandet wurde. Diese drei Männer waren am Fuße der Steige ausgestiegen und wanderien neben dein Gefährt im traulichen Gespräche die Sreige heran, als der Angriff erfolgte. Odlejch reichlich mit Geld versehen, hatten sie doch an die Vorsicht einer Bewaffnung nicht gedacht, weil sie früher oft und viel und zu jeder Sttn de des Tages und der Nacht den gleichen Weg gemacht hatten. Zeller hatte, obgleich am Unterleib verwundet und auf sich allein beschränkt, so viel Math und Besonnenheit, auf die beiden Bursche loszugehcn, um sie am Wietcrladcn der Gewehre, wozu sic sich anschickien, zu Verbindern. In dem nun er­folgten hartnäckigen Kampfe erhielt Zeller mit dem Ge­wehrkolben noch einen starken Schlag auf den Kopf, der ihn jedoch nicht hinderte, den Kampf so lange fortzusetzen, bis die beiden Bursche waldeinwärts die Flucht ergriffen, wozu sie auch durch die in der Entfernung hörbar ge­wordenen Gefährte veranlaßt worden seyn mochten. Nach Zellers AuSsage sind die beiden Raubmörder kaum zwanzig Jahre alt, und ihre Bewaffnung bestand aus mehreren Flinten und Pistolen. Es wurde augenblicklich eine all-