Der
Dm 2O. April
Gesellschafter.
Beilage zum Nagolder Jntelligenztlatt. 1 8 -Ä 7»
Gdrc»rrik.
An die gemeinschaftlichen Aemter und die sämmtlichen Mitglieder des Nagolder B c; irkS - A r men - V ereins.
Arbeitsschulen für Mädchen.
Der Ausschuß deS Armen-Vereins für den Nagolder Bezirk hat in der Sitzung vom 14. d. M. die Errichtung und Förderung von Arbeitsschulen für Mädchen, in welchen diese im Spinnen, Stricken und Rahen unterrichtet werden, für eine in unfern Tagen allgemein nöthigc Sache erkannt und beschlossen, die gemeinschaftlichen Aemter, so wie auch die sämmtlichen Mitglieder des Vereins in unserem Bezirke zu bitten, daß sie mit allen ihnen zu Gebot stehenden Mitteln auf die Errichtung solcher Arbeitsschulen, und wo sie schon bestehen, auf die Erhaltung und Förderung hinwirken mochten. Indem diese Bitte hiemit ausgesprochen wird, erklärt sich der Ausschuß bereit, für diese Sache, wo eS immer begehrt wird, nicht nur mit Rath an die Hand zu gehen, sondern auch auS seiner Kasse einen Beitrag zu geben und sich bei der K. Central- Lcilung des Wohltharigkcits-Vcreins um Beiträge, wenigstens ffür die ärmeren Ortschaften zu verwenden- Der Ausschuß hält es übrigens für wünschenswerth, daß nicht bloß arme Mädchen, sondern auch »ermögliche diese Arbeitsschulen besuchen und von ihnen Nutzen ziehen, und was die armen betrifft, daß diesen das Arbeits-Material auö der Kasse gereicht, für ihre Arbeit ein kleiner Lohn gegeben und die verfei tigicn Gegenstände nachher zum Besten der Kasse verkauft werden. So könnten Unterstützungen, welche inan ohnehin armen Familien reichen würde, auf eine Weise eriheilr werte», bei welcher es die Kinder schon früher fühlten, man müsse sein Brot durch Arbeit verdienen, und zugleich die Freude hätten, einen eigenen Verdienst zu haben und damit die Eltern zu unterstützen.
Nagold, den 17. April 1847.
Der Vorstand des Vereins:
Dekan Stockmayer.
Nagold. Nach dem vor wenigen Tagen ausgcfolgten P ri m ä r - K a t a st er der hiesigen Stadigememde beträgt das in diesem Kataster bcrechncie Flächenmaß 76u5'/g Mrg. 20,9 Nthn., und zerfällt nach seiner Bciiützungsart in folgende Abtheilungcn. Gebäude: 1> zu öffentlichen Zwecken: 2 Kirchen, 1 Naibhaus, 1 Schulhaus, 7 zu sonstigen öffentlichen Zwecken; 2) Wohngebäude: 284 gewöhnliche Wohngebäude, 140 dto. mit Schcuren, 3 Mahlmüb- len; 3) Oekonomie - Gebäude: 11 Waschhäuser, 49 für Gewerbe und Handel, l4l für Landwirthschaft. Der Flächenraum dieser Gebäude beträgt mit Einschluß des Gottesackers 30 Mrg. 36,6 Nth. Feld gut er: 1) Gärten und Länder: ,) Gemüse- und Blumen-Gärten 8^/g Mrg. 47 Rtb., i>) Gras- und Baumgärten 25hg M. 7,4 Rtb.
Länder:SOHgM.2,2Nth., ü) Ba>imländer4HgM. 1,6Rrh.
2) Aecker: «) flurlich gebaute: sa) ohne Bäume 2717^ M.34,3R., 6b) mit Bäumen ftb/g M. 26,0 N.; l>)willkühr- lich gebaute: «») ohne Bäume 103^ M. 9,3 N., i l>) mit Bäumen 20^/g M. 23,8 R.; 3) Wiesen: ») zweimädig«: «.->) mit Obstbaumen 25hg M. 28,3 R., bl,) ohne Bäume 434°/g M. 36,5 R.; b) emmädige: ss) mir Obstbäumen 2 hg M. 4,5R., bir) mit Waldbäumcn und GebüschsHolzwiesen^ Ihg M. 34,4R., cc) ohne Bäume 5 M. 20,6 N.; 4) Waldungen: a) Laubwaldungen 222 hg M. 17,1 N., b) Nadelwaldungen 2073b/gM. 16,2R., e) gemischte 149lM. 17,2R., ck) Laubholz-Gebu>ch 6 M. 39,4 R., e) Nadelholz-Gebüsch 5 M. 19,1 R., i) gemischte Gebüsch hgAl. 0,7 R.; 5) Weiden: ») mit Obstbaumen IlhgM. 20,1 N., b) blos mit Gras bewachsen 45'/s M. 12,2 R.; 6) Ocvcn und Steinriegel 124 M. 33,7 R.; 7) Stembrüche 2hg M-, 34,5 N.; 8) Tbon-, Sand- und Mcrgelgruben M. 3,6 R.; 9) Seen und Weiher Vg M. 18,0R.; 10) Flusse und Bäche 41hg M. 1,7 R.; II) Straßen und Wege 142hg M. 2,9 R. Zusammen obige 7605 hg M. 20,9 R. Einschließlich der 337 Gebäude zählt die ganze Markung 5265 Parzellen-Nummern.
Zur Beurkundung!
Den 15. April 1847.
Stadtrathsschreiber in Nagold.
Belling.
Blberach, den 10. April. Gestern Mittag brachte man eine Kiiideemörderin samnu ihrem tobten Kinde in unsere Stadt. Das Weibsbild ist die ledige Tochter eines Schuhmachers von Neinsietlen. (O.A. Bivcrach) und batte schon früher zwei noch am Lebe» befindliche Kinder. Ihre dritte Schwangerschall suchte sie zu verheimlichen , stellte sich krank und kam ganz in ter Sülle, ohne fremde Beihülfe, nieder, wie mau erzäbii. Jnccß wurde bald Verdacht gegen sie geschöpft; das SchuliheißenamtNeiiistellen, sowie dasOber- amisgerichi B-beraL schritten zur Unicriuchung. Siegestand sofort, daß sic das Kind vor vierzehn Tagen geboren und es in den Keller begraben babe, wo man auch wirklich an dem von ihr bezeichnen:» Platze den Leichnam eines Mädchens fand. Hcuie wurde m dem diesigen Hospitale an dem Kinde die Sektion vorgcnenimen , deren Resultat mir übrigens noch nicht bekannt ist. Es heißt, die Mörderin babe ihr Kind, bevor sie es umgebrachr, noch eigenbändig getauft. — Es wurde neulich bei einem hiesigen Schreinermeister ein Sarg für ein Kind bestellt. Dre Beerdigung war auf Sonntag Mittag bald Ein Uhr festgesetzt. Es enönten die Glocken, und die Leute zur Begleitung wai en anwesend, sowie auch Geistliche, Lehrer und Zöglinge der Lchulanstalien. Da hieß es plötzlich, es sei kein Sarg vorbanden, weil der Schreiner die Verfertigung desselben vergessen habe. Die Leute mußten nun wieder nach Hause geben, bis endlich um halb fünf Uhr durch abermaliges Läuten ihnen kund wurde, daß setzt der Sarg fertig sei , und die Beerdigung stattfinde.