und Ruhe im Innern, Achtung und Unabhängigkeit nach Außen sichern.

Ich halte es ferner im wohlverstandenen Interesse der Gewerbsthätigkeit, so wie nicht entgegen dem Auf­schwünge der landwirthschaftlichen Kultur, dahin Fabriken zu verlegen, wo bedeutende Wasserkräfte und das erfor­derliche Brennmaterial vorhanden, und, wie im Unterlande, arbeitende Hände um billigen Preis immer zu haben sind, und es außerdem nicht an den zum Absatz der Produkte nöthigen Transportmitteln: guten -Straßen, Eisenbahnen, schiffbaren Flüssen rc. mangelt, in solchen Gegenden dürfte denn auch der Anlegung von Fabriken ein glückliches Ge­deihen prognosticirt werden. Keineswegs aber dürfte dieß von Oberschwaben und dem größren Tt eil von Württem­berg, wo, wie dieß auch von Herrn Mohl zugegeben wird, außer der Wasserkraft die meisten übrigen dem Gedeihen der Fabriken förderlichen Agemien fehlen, anzunehmen seyn, insbesondere aber dürfte dort der Mangel arbeiten­der Hände der Errichtung von Fabriken noch lange ent­gegen wirken, denn in Oberschwaben rst keineswegs die von Herrn Mohl allgemein angenommene llcbervölkerung zu bemerken. Nach Memminger beträgt die Bevölkerung Oberschwabens- per Quadrat-Meile 2000 -2400 Seelen, unterhalb der Weinsteig 12000 Seelen.

Daß wir bei dem Mangel der zur Errichtung von Fabriken nothwendigstcn Mitteln nicht daran denken dür­fen , mit den in dieser Beziehung reicher begabiern Eng­ländern, Franzosen, Belgiern, Holländern, Preußen, Oesi- reichern rc. in eine vortheilbafte Concurreuz zu treten, be­darf kaum einer nähern Erörterung.

Bezüglich einer für die nächsten 60 70 Jahren ein- treten sollenden Bevölkerungszunahme von l,500,000 Men­schen, welche Herr Mohl uns mathematisch nachzuweisen im Stande seyn will, so kann solche wohl als Verhältinß- zahl der jüngsten Ergebnisse konstatin werden, allein gerade hier divergiren auch Theorie und Praxis am meisten. Auch der scharfsinnigste Kalkül ist doch immer nur, und so lange wir die Subtrahenden der Bevölkerungszunahme: Krieg,! Seuchen, Auswanderung, Lebensweise rc. nicht nach de-! stimmten unveränderlichen Normen in unfern Kalkül aus­zunehmen im Stande sind, aus Wahrscheinlichkeit gegrün­det und keineswegs geeignet, die wichtigsten Iiueresscn ei­nes Landes auf Jahrhunderte hinaus zu basiren.

Gegenwärtig steht die Population des Königreichs im Ganzen genommen keineswegs in einem nachrheiligen Verhältniß zu der Masse des kultursähigen Bodens, am allerwenigsten aber können die Auswanderungen als der Maßstab einer Uebervölkerung noch eines überhand neh­menden Pauperismus betrachtet werden, da nicht selten manche der Auswanderer mit nicht geringen Mitteln ihrer neuen Heimath entgegen zogen. Eine Uebervölkerung könnte für Württemberg aber nur dann angenommen werden, wenn die zur Existenz erforderlichen Mutel nicht mehr vorhan­den wären und vom Ausland bezogen werden müßten, nun aber überstieg noch vor Kurzem die Ausfuhr der noih- wendigsten Lebensbedürfnisse: Vieh, Getreide, Holz, die Einfuhr um 4,829,519 fl., so wie nicht zu läugnen ist, daß, wie auf der schwäbischen Alp, noch vieles kulturfähige Land öde liegt und anderwärts wieder dem Lande durch! Einführung eines besseren Wirthschaftssystems ein viel ^ höherer Ertrag abgewonnen werden könnte. Aber auch j angenommen, die Population nehme in dem von Herrn j

Mohl angedeuteten Umfange zu, so dürfte es doch keines­wegs schwer halten, den Beweis zu liefern, daß die Exi­stenz dieser drei Millionen Menschen mebr in einem ra­tionellen Betriebe der Landwirtbschaft, als durch Beschäf­tigung in Fabriken gesichert erscheine, dieß auch dann noch, wenn wir uns auch alle Fadrikinhaber als ehrliche, red­liche, von humanen Gesinnungen gegen ihre Arbeiter durch­drungene Menschen denken, und nicht solche, welche den ohnedieß spärlichen Verdienst ihrer Arbeiter auf sedmögliche Weise zu schmälern und zu verkümmern suchen, wie dieß nach in öffentlichen Blättern enthaltenen Mittheilungen nicht ohne Beispiele ist, und immerhin kalte ich es mehr im Interesse eines Landes und seiner Bewobner, einen Theil der letzteren auswandern und sich ein neues Vater­land suchen zu lassen, als denselben durch Geist und Ge- mülh enödtende Arbeiten in Fabriken, so lange dieselben überhaupt arbeitsfähig sind, ein kümmerliches Leben zu fristen, oder wenn durch eine der tausend Zufälligkeiten derartige Etablissements ihre Arbeiten einstellen, dieselben der Unterstützung ihrer vermöglicheren Mitbürger zu über­weisen, und so vielleicht den Zündstoff zu Aufruhr und Empörung zu schaffen.

Wenn Herr Mohl unter Anderem die Behauptung aufstellt, daß jene drei Millionen Menschen sich nicht un­mittelbar vom schlechten Wässerungsbeu zu ernähren im Stande sind, so pflichte ich demselben hierin vollkommen bei, doch müßte er als ehemaliger Zögling von Hohen­heim, wenn er auch gerade kein Landwirth wäre, wissen, in welcher Wechselwirkung gute, nach richtigen Grund­sätzen behandelteWässerungswiesen zum Acker­bau stehen, müßte er wissen, daß nicht allein die größten Koryphäen der Landwirtbschaft, sondern überhaupt jeder rationelle Landwirth gute Wässerungswiesen, wenn deren Umfang im gehörigen Verhältniß zum Ackerbau stehen, als die sicherste Stütze des letzteren beleuchtet werden dürfen, und daß mit der Zunahme guter Futterstoffe sich, wenn auch nur indirekt, die Mittel, das Leben zu fristen, so wie den ! Wohlstand zu beben, mehren. Schon ein uraltes Sprüch- j wort sagt: Eine Kuh deckt viel Armuth zu. Hat der Arme und für diesen müssen wir aus sehr nabe liegenden Gründen bei der prognosticirlen Bevölkerungs­zunahme zuerst denken jeder nur eine Kuh und ein Fleckchen Land, auf welchem er sich seine bcnökbigten Kar­toffeln bauen kann, so ist seine Existenz sicherer als durch Arbeiten in Fabriken begründet. Doch Herr Mohl har sich im Voraus und in sehr absprechender Weise dadurch gegen diese und ähnliche Argumentationen zu sichern ge­sucht, daß er bewässertes Futter unter aller und jeder Be­dingung als schlecht, und diejenigen, welche dergleichen für den eigenen Gebrauch oder zum Verkaufe bauen, als irrationelle, oder in umschreibender Form, als betrügeri­sche Wirthe bezeichnet. Wenn auch der allgemein ehrcn- werthe Charakter des Herrn Mobl zu der Annahme be­rechtigt, daß derselbe nicht in böslicher Absicht die gute Sache aus diese Weise verunglimpft, so ist doch unver­kennbar, daß er seinem Uni-eck über Bcwässerungsfuttcr nicht einen den rationellen Erfabrungen in der Landwirth- schan entnommenen Maßstab angelegt, überhaupt übersehen ! har, daß es die Aufgabe der verbesserten Wiescnkultur ist,

! eine Bewässerungswtese möglichst trocken zu legen, und ^derselben das Wasser nur dann zuzufübren, wenn solche j einer Befeuchtung bedarf. So wie cs einen sehr unan-