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Di« neue Kampfparole der Erzeugungsschlacht

Im Kampf Lewähren sich nicht nur Einsatz­bereitschaft und Opfermut jedes einzelnen, son­dern zeigt sich auch echte Kameradschaft von ihrer schönsten Seite. Echte Kameradschaft aber ist die tatbereite, selbstverständliche Verbunden­heit von Mann zu Mann, die jeden einzelnen für alle und alle für jeden einzelnen eintreten läßt, in dem Bewußtsein, gemeinsam einer großen Sache zu dienen.

Im deutschen Bauerntum sind diese soldati­schen Ehrbegriffe fest verwurzelt, denn es ist von jeher gewohnt, seine Arbeit im Dienste von Sippe und Volk zu tun. Wenn der Bauer pflügt und sät, weiß er nicht, ob ihm eine gute oder schlechte Ernte beschieden sein wird, denn das ewig ungelöste Rätsel des Jahres, das Wetter, drückt jedem Jahr seinen eigenen Stempel auf und stellt das Bauerntum immer wieder vor neue Aufgaben. In wenigen Augen­blicken muß der Bauer oftmals seine Pläne über den Haufen werfen, unter Umständen muß er sogar wieder ganz von vorne ansangen. Doch dieser immerwährende Kampf mit der

Natur zwingt unsere Bauern nicht in die Knie. Im Gegenteil, gerade dieser Kampf mit dem Unberechenbaren ist die Quelle d er Kraft, des Mutes und des unbeugsamen Willens des Bauerntums, ohne Rücksicht aus Erfolg oder Mißerfolg immer wieder den Acker neu zu bestellen, denn es weiß, daß ohne seine Arbeit keine Ernte heranwachsen kann, daß ohne sein Schaffen das Volk hungern müßte. Ebenso wie der Soldat ist der Bauer sich bewußt, daß demjenigen, der sich nicht selbst zu helfen weiß, kein Gott zu helfen vermag. Diese Erkenntnis hat der Bauer von jeher als höchste Verpflichtung empfunden. Sie ist aber zugleich auch das feste Fundament des bäuer­lichen Gemeinschaftsgeistes; denn immer wie­der kommen im Bauernleben Zeiten, wo nur uneigennütziges Zusammenhalten die Auf­gaben bewältigen kann.

Deutscher Soldatengeist und deutscher Bauerngeist entspringen also der gleichen Wur- kbl. Für den deutschen Bauern ist daher auch die Losung:Nahrung ist Waffe", unter die der kommende Jahresabschnitt der Kriegs­erzeugungsschlacht gestellt ist, eine Kampfparole, die seinem innersten Wesen entspricht.

werden Soldaten und Krankenkassenmitglieder, die in Rüstungtzbetrieben tätig sind. Der zivile Bedarf muß sich dieser Notwendigkeit unterordnen. Da die Lieferfirmen zum Teil auf Rüstungsbedarf umge­stellt wurden, müssen sie ihre Lieferungen kontin­gentieren. Es können zur Zeit nur Nickel- bzw. Eisenfassungen geliefert werden.

Wenn zur Zeit die Beschaffung von Brillen­fassungen nicht ganz einfach ist, so ist dies dadurch bedingt, daß man von den sogenannten punktoskopi- schen, d. h. den oben flachen, unten runden Brillen­gläsern wieder zu den kreisrunden übergeht, die in Form und Größe normalisiert werden können.

Erstaunlich ist, daß der Optikerberuf, der ähnlich wie der Apothekerberuf nicht nur der handwerk­lichen Tätigkeit, sondern auch dem Fachwissen breite Betätigungsmöglichkciten bietet, nicht mehr Nach-

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wuchs findet. Er bietet Schülern mit mindestens der mittleren Reife große Aussichten. An die drei- einhakbjährige Lehrzeit schließen sich ein Gehilfen­jahr und dann der ein- oder zweijährige Besuch einer Mcifterschuke für Optik an. Mit der Abschluß­prüfung wird gleichzeitig normalerweise im Alter von 23 Jahren der Meistertitel erworben.

Nagolder Stadtuachrichten

Das Landesorchefter konzertierte "

Das Württ. Landesorchester gab gestern abend ein Gastspiel in Calw, dessen ursprüng­lich auf klassische Musik abgestelltes Programm infolge Erkrankung des Dirigenten in letzter Stunde abgeändert werden mußte. Unter Lei­tung eines stabgewandten Orchestermitgliedes spielte die kleine Besetzung des Landesprchesters denTürkischen Marsch" von Beethoven und die festliche Ouvertüre zuFigaros Hochzeit" von Mozart. EinAndantino" von Mozart so­wie dasRondo" von Boccherini gaben dem als Solisten mitwirkenden Cellovirtuosen Gün­ther Schulz- Fürstenberg Gelegenheit, in fein ausgewogenem, künstlerisch gestaltendem Spiel sein meisterliches Können zu beweisen. Die interessante Ouvertüre O-ckur in italienischem Stil von Schubert, Schumanns schwerblütige Träumerei" und dieUngarischen Tänze" 1 und 2 von Brahms in tempermentvoller Wie­dergabe rundeten den ersten Teil der Spiel­folge. Ihm schloß sich ein etwas unmotivierter Ausflug auf das Gebiet der leichten Musik an. Dem unverwüstlichenTanz unter der Dorf­linde" von Reinecke ließ das sich den beschwing­ten Weisen mit sichtlichem Behagen und be­merkenswerter Routine 'hingebende Orchester denTransaktionen-Walzer" von Josef Strauß und Melodien aus der Lähar-OperetteEva" folgen. Die beifallfreudigen Besucher die städtische Turnhalle am Brühl war nahezu ausverkaüft zeigten sich dankbar. Das von der NSG.Kraft durch Freude" vermittelte Konzert wirb heute abend in Bad Liebenzell wiederholt. U.8.

Welche Lebensmittelmarken verfallen?

In der nächsten Zeit verfallen verschiedene Lebensmittelbedarfsnachweise. Es erscheint da­her notwendig, die Verbraucher hierauf beson­ders hinzuweisen.

Die zur Zeit gültigen Urlauberkarten treten mit dem 19. Sept. außer Kraft. Die jetzt gültigen Reise- und Gaststättenmarken der vierten Ausgabe und die Lebensmittelmar­ken der zweiten Ausgabe treten entsprechend ihrem Aufdruck mit Ablauf des 30. September außer Kraft. Die Bro tmarken für Wehr­machtsangehörige, die über je 10 Gramm lauten, werden ebenfalls demnächst neu her­ausgegeben. Als Verfallzeitpunkt ist der 14. No­vember vorgesehen. In allen Fällen ist den Ernährungsämtern verboten, nach Ablauf der vorgesehen Gültigkeitstermine verfallene Be­darfsnachweise in lewcils gültige umzutauschen.

Wehrmacht sammelt mit für das SWHW

Die Wehrmacht wird auch wieder für das Krtegs-Winterhilfswerk 1943/44 mit sammeln. In einer Verfügung des OKW., die die Einzelheit«;» regelt, wird u. a. mitgeteilt, daß der Sammeltag unter der neuen BezeichnungDie Wehrmacht sam- Dielt für das WHW." läuft. Im übrigen wird das zur Tradition gewordene freiwillige Lohn- und Gehaltsopfer auch bei der Wehrmacht wieder durchgeführt. Es bleiben dabei auf Wunsch freige­stellt alle aktiven Soldaten, die nicht Gehaltsemp­fänger sind, und alle nicht zum Friedensstand ge­hörenden Wehrmachtsangehörigen hinsichtlich ihrer Gebührnisse außerhalb der Kriegsbesoldung. All­monatlich einmal werden bei den Truppenteilen frei­willige Büchsen- oder Tellersammlungen für das WHW. durchgeführt, um auch dem vom Lohn- und Gehaltsopfer nicht erfaßten Peclonenkreis Gelegen­heit zu geben, sich durch Svende» am WHW. zu beteiligen.

Berufsberatung für Frontsoldaten

Entsprechend einem Vorschlag des Generalbevoll­mächtigten für den Arbeitseinsatz wird das Ober­kommando der Wehrmacht künftig >die von Sol­daten eingehenden Anfragen über Angelegenheiten der Berufsberatung den zuständigen Landes- arbeitsämtern bzw. Arbeitsämtern zur un­mittelbaren Beantwortung zuleiten. Soweit dies in Einzelfällen nicht möglich ist, werden die Anfragen direkt an den Generalbevollmächtigten für den Ar­beitseinsatz weitergeleitet. -

Keine Glückwünsche ln Telegrammen

Mit Rücksicht auf die ständige Zunahme eiligster bciegs- und lebensnotwendiger Telegramme hat der ReichSpostminister verfügt, daß bis auf weiteres Glückwünsche und ähnliche Redewendungen privaten Jnlandstelegrammen aller Gattungen nicht mehr angenommen werden,

auch nicht mehr in Verbindung mit anderen Mit­teilungen. Feldposttelegramme sind von dem Glück­wunschverbot ausgenommen.

Oie kreisrunde Brille kommt wieder

Die Kriegsaufgaben des Augenoptikerhandwerks wurden um so größer, je mehr Menschen im Laufe des Krieges eingezogen bzw. wieder in den Arbeits- vrozeß eingeschaltet wurden. Diesen erhöhten Be­darf galt es nun mit einer infolge der Einberufun­gen zahlenmäßig stark zusammengeschrumpften Ge­folgschaft zu befriedigen. So ergibt sich zwangs­läufig, baß bet dem starken Anfall von Reparaturen wie von Neuanfertigungen die Erledigung der Auf­träge gesteuert werden muß. Vordringlich bedient

Den 70. Geburtstag begeht heute in Nagold« Jselshausen Stationsschaffner a. D. Karl Beutler.

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Wildbad. Anläßlich eines Appells der Füh­rer im Stamm Vll Wildbad, früher VI, sprach der K.-Führer des Bannes 401 und gab der Führerschaft Richtlinien, insbesondere über die vormilitärische Ertüchtigung der Hitlerjungen im Schießen und Geländedienst.

Zwerenberg. Am Sonntag besichtigte der K- Bannführer die hiesige Gefolgschaft, nachdem er zuvor die Gefolgschaft Simmersfeld besucht hatte.

Mut und Bereitschaft im Selbstschutz

bannen äie Lelireclcen äer ^ultZefatirAlle Vorkehrungen rechtzeitig treffen!

Mut macht jede Bedrohung kleiner, und .Tapferkeit raubt der Gefahr ihre Schrecken! Mut schafft jeneNüchternheit" des Herzens, die keine Gefahr für geringer achtet, als sie ist, die aber auch niemals sich von einer Gefahr überwältigen läßt. Eine erkannte Gefahr ist nur noch halb so gefährlich.

Mut und Tapferkeit sind aber in einer Truppe und in einem ganzen Volke nur in dem Maße vorhanden, wie jeder einzelne sei­nen eigenen Mut und seine eigene Tapferkeit in die Waagschale wirft. Mut und Tapferkeit eines Volkes sind die Summe des Mutes und der Tapferkeit in jedem einzelnen von uns. Jeder, der in der Zeit der Bewährung nicht die notwendige Haltung bat, verringert die Ge­samtsumme an Mut und Tapferkeit, aus der und durch die das Volk seine Zukunft sich er­kämpft!

Mancher meint, daß es genüge, sich mit dem Strome treiben zu lassen. Aber wer heute nicht untergehen will, muß selber schwimmen, kräf­tig und mit Ausdauer, und darf nicht erschrek- ken, wenn die Strudel ihn zu packen drohen. Denn erst dann ist er verloren. Niemand, dem bisher die Schrecken des Luftkrieges erspart eblieben sind, kann sich darauf verlassen, daß as mit voller Sicherheit auch weiter so sein wird. Niemand darf sagen:Wenn es mich treffen soll, dann hilft doch nichts dagegen, dann trifft es mich eben." Wer sich selbst auf­gibt, der ist in der Gefahr verloren, in der dem

Mutigen und Tapferen immer noch ein Weg zur Rettung bleibt! Es ist wahrhaftig keine Redensart, wenn es heute heißt, daß wir alle im Zeichen des totalen Krieges unsere totale Bewährung erbringen müssen. Und es ist eben­sowenig eine Phrase, daß es z. B. im Bomben­krieg auf jeden einzelnen ankommt und daß jeder einzelne zur großen Bewährung aus- gerusen ist. Notwendig ist, daß man alle Richt­linien des Selbstschutzes die aus den neuesten Erfahrungen gegeben werden, befolgt. Indem wir uns alle nach besten Kräften Verteidigungs­und abwehrbereit machen, uns auf den ernste­sten Ernstfall und auf die Stugde der Gefahr vorbereiten, verringern wir die Gefahr.

Wir wollen nichts verkleinern und verrin­gern von dmr, was die Essener, die Kölner, die Hamburger in den Bombennächten durchmachen mußten, aber wir lassen uns um keinen Preis als Volk auf die Knie zwingen! Wir kennen allerdings auch die Grenzen des feindlichen Bombenterrors. Aber wir dürfen uns nicht auf sie verlassen! Wir wiflen auch, daß diese Bedrohung und diese Phase des Krie­ges nicht unbegrenzte Zeit wahren werden. Aber wir müssen entschlossen der ganzen Ge­fahr ins AugS blicken, um ihr damit ihre größ­ten Schrecken zu nehmen. Wir wissen Wohl, daß es auch einmal wieder anders kommen wird. Jetzt aber stehen wir ganz unter dem Gesetz der Stunde, das die totale Bereitschaft des Herzens und des Handelns fordert!

Heilbronner SA. Dorbild für das Reich

331115 Kubikrenlimetel' 6lut in Lieben Satiren ZeLpenäel

L i g «i» b v r i v k t Lvr

In dem nachstrebenswerten Bemühen erkrankten oder verunglückten Menschen im Augenblick höchster Lebensgefahr durch eine Blutspende Hilfe und vor allem Rettung zu bringen, entstand in Heilbronn im Mai 1936 in den Reihen der Männer der SA - Standarte 122 eine Blutspender-Organi­sation. Diese schwäbischer Initiative entsprun­gene Opfcrtat wurde rasch zum Vorbild für das ganze Reich. Diese von großer Weitsicht und vom Geiste wahrer Nächstenliebe getragene bahnbrechende Gründung erwies sich in kürzester Zeit und in stets wachsendem Maße als eine überaus segens­reiche Einrichtung. Durch njchts könnte dies beredter bewiesen werden, als durch die Tau­sende von Dankschreiben, die nach dem schwäbischen Beispiel im Großdeutschen Reich inzwischen an die Blutspender geschrieben wurden.

Zunächst kurz einiges Wissenswerte der Blut­spenden an sich. Zunächst unterziehen sich die srei- willigen Spender willig den strengen und ein­gehendsten ärztlichen Untersuchungeen, die der Fest­stellung der Blutgruppen-Zugehörigkeit st), 4., L, 4.S) und vor allem der Eignung zur Blut­übertragung gelten. Mit der ihnen eigenen Selbst- Verständlichkeit folgen st« immer wieder den wich­tigen Arztuntersuchungen, damit ja alle Voraus­setzungen für eine wirksame Hilfe erfüllt sind.

, Die Männer der ersten Blutspender-Organisation, für die der Wahlspruch:Einer für alle, alle für einen" gilt, sind vor kurzem in das achte Jahr ihr^S Bestehens geschritten. Diese Tatsache berechtigt sie wohl zu einer Bilanz der Nächsten­liebe der Tat. Sie haben im Verlauf ihres sieben­jährigen stillen Wirkens in 928 Fälle.n insge- samt 331115 com Blut gespendet. Das ist eine stolze Leistung. Diese aber wird in ihrem ganzen Umfang erst dann richtig offenbar, wenn man erfährt, daß sie mit ihrer Gesamtspende die einer ganzen SA.-Gruppe um nicht weniger als SS v. H. übertreffev

Gerade in heutiger Zeit t>t vte Betoigung oes ehernen Gesetzes der Opferbereitschaft keine leichte, denn der größte Teil der Spender trägt das feld­graue Ehrenkleid der Wehrmacht. Die noch in der Heimat verbliebenen Spender haben während einer beträchtlich langen Zeit stillschweigend da» Doppelte geleistet, bis nach Ablauf einer Werbeaktion weitere SA.-Kameraden in die Bresche der Einberufenen gesprungen waren, aber auch heute noch liegt ihre Spendenzahl über der der Vorkriegs­zeit.

nluicn rrriege uno auen etwa sich ergebende Schwierigkeiten zum Trotz erfüllen die Mänm nicht nur die ihnen gestellten Aufgaben, sonder nehmen obendrein noch neue in Angriff. Sie wei den nicht nur allen sich etwa ergebenden Aufgabe im Stadtkreis Heilbronn und in den Ortsbezirke Neckarsulm und Neuenstadt a. K. durch ihre Zwei, stellen gerecht, sie haben darüber hinaus jetzt au> eine Zweigstelle in Bad Wimpfen geschossen, die i ihnen gestattet, auch all die Aufgaben zu lösen, d sich u. a. aus dem dortigen Kurbetrieb ergeben. Di mit nicht genug, geschehen derzeit in Lauffen a S all die Vorarbeiten, die für oie Errichtung eim weiteren Zweigstelle erforderlich sind.

Eine Ehrenliste verdient besonders festgehalte zu werden, die die Namen von zwölf Männern aui weist, die mit insgesamt 14 bis zu 25 Uebertri gungen bisher Blutmengen von 5129 bis zu üb, 6009 vom gespendet haben. Ihr vorbildliches Opf, und das der übrigen Kameraden haben es crmö, licht, daß im Verlauf von sieben Jahren, wie b, »eitS erwäbnt, insgesamt 331115 ccm Blut gesper Det wurde« und damit vielen aufs höchste Gefühl beten Gesundung gebracht werden konnte. In diese, Zusammenhang sind noch drei Zahlen lesenswerl Der Jahresdurchschnitt gespendeten Blutes betritt A46 745 com, der Monatsdurchschnitt 3895 ccm un der Tagesdurchschnitt 129,84 com. Diese Le stungszahlen sprechen durch sich selber, sie sind zi gleich aber auch stolze Opferzahlen, __ 0. I

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<34. Fortsetzung)

In ihm brannten verletzte Eitelkeit, beleidigter Stolz und eine unbändige Wut, die ihm die Luft zu nehmen drohten Er folgte dem Knecht in den Stall.

Wie lange dauert es denn wieder, bis mein Pferd gesattelt ist?" stieß er voller Grimm hervor.

Der Knecht antwortete nicht, sondern warf nur einen scheuen Blick nach dem hochgewachsenen Mann hinüber, der mit verkniffenem Gesicht die Reitpeitsche wie prüfend durch die Luft sausen ließ. Dabei ruhten seine Augen mit schadenfrohem Ausdruck auf den zitternden Händen des Knechtes, der sich mühte, den Sattel festzuschnallen. Immer näher drang der sausende Luftzug an das Ohr Hilperts.

Die Atmosphäre wurde von Sekunde zu Se­kunde gespannter. Marko bellte wütend und raste in seinem Zwinger umher, als ahne er, daß sein treuester Freund in Gefahr sei.

Da klang eine Helle Mädchenstimme über den Hof:Aber Marko, so gib doch Ruhe!"

Diese Helle Stimme drang bis in den Stall und zerriß die drohende Schwüle, die sich zwischen dem Herrn und dem Knecht geballt hatte.

Friedrich von Retzow lachte auf, doch dieses Lachen klang gezwungen. Mn einer verächtlichen Gebärde riß er dem Knecht die Zügel aus her Hand und führte sein Pferd selbst aus dem Stall. Draußen schwang er sich in den Sattel und jagte vom Hof dem Frankfurter Tor zu.

Elisabeth Karras hatte es nicht mehr nötig, Marko zu beruhigen. Denn als der Reiter ver­schwunden war, legte sich das Tier befriedigt in seine Ecke. Der Knecht aber, der noch immer im Stall stand, strich aufatmend über die schweiß- bedeckte Stirn. Das war diesmal noch gut ab- aegangen! Hoffentlich kam dieser Gast nicht so bald wieder. Das wünschte Otto Hilpert von gan­zem Herzen.

Friedrich von Retzow aber gab seinem Pferde die Sporen. Der Aufenthalt am Frankfurter und Luckauer Tor hatten seinen Zorn noch mehr ge­steigert. Er hieb auf den Braunen, ein. daß dieser in gewaltigen Sätzen dahinflog, so daß Roß und Reiter in eine Staubwolke gehüllt wurden.

Wie ganz anders war es kurze Zeit zuvor ge­wesen! Da hatte er vor sich hingeträumt, wie groß die Ehre sei, die er in das Haus des Domänen­pächters tragen würde. Und nun hatte ihn dieses Frauenzimmer abgewiesen, als ob er der erstbeste wäre. Was wohl Tante Christiane dazu sagen würde?

Beeskow lag weit hinter ihm. Durch den Wald war es kein angenehmes Reiten. Die Hitze ver­ursachte ihm Unbehagen, der Schweiß rann ihm über das dunkelgerötete Gesicht, und allerlei In­sekten peinigten ihn und den Braunen. Endlich war auch das überwunden.

Als Friedrich von Retzow den Berg gegenüber von Wulfersdorf erreicht hatte, grüßte ihn rechts der Cossenblatter See, während vor ihm im Tal die Dächer der ersten Häuser von Cossenblatt auf­tauchten. Im Schritt ritt er unter den-Eichen ins Dorf, um Kann vor dem alten Schlosse eilig vory Pferde zu steigen, das ihm ein diensteifriger Knecht abnahm.

Christiane Wenck, geborene von Retzow, machte große Augen, als ihr Neffe so plötzlich vor ihr auftauchte. Doch als sie eine Weile seine Züge forschend betrachtet hatte, erhob sie sich von ihrer Bank, packte den jungen Mann am Arm und zog ihn ans Fenster. Dann meinte sie mit vor Er­regung schwingender Stimme:Nein, ich tinllche mich nicht! Du hast Unangenehmes erlebt, bist, wie mir scheint, gar nicht in Beeskow gewesen, denn sonst wärest du doch noch gar nicht zurück."

Wie klug du bist, verehrte Tante", lachte Rer- zow bitter.Unangenehmes hätte ich leicht über­wunden, aber" seine Stimme hob sich, voller Jngriff blllte er die Fäuste,diesen Schimpf ver­winde ich nie."

Schimpf? Was soll dar heißen? Wer könnte es gewagt haben?"

Wer? Das fragst du noch? Doch niemand anders, als das hochwohllöbliche Fräulein Die­terich."

Agnes? Du vergißt wohl, mit wem du sprichst? Ich bin nicht in der Stimmung, Scherz mit mir treiben zu lassen."

Als ob ich zum Scherzen aufgelegt wäre! Eine Schande ist es für unser ganzes Haus, was uns dieses Mädchen angetan hat!"

So hast du also doch mit Agnes gesprochen?"

Wir standen uns genau so gegenüber, wie wir beide jetzt."

Mas soll das heißen? Doch komm hinaus in den Park. Der König schläft oder unterhält sich mit dem Dessauer. Jedenfalls treffen wir von der Hofgesellschaft niemand im Park. Dir aber tut es not, über das, was dich erzürnt, zu sprechen "

Laß uns lieber hierbleiben, Tante Christiane. Ich möchte dem König nicht begegnen, auch wäre es mir unangenehm, wenn ein fremdes Ohr ver­nähme, was ich dir sagen möchie"

Du kannst mir ohne Sorgen folgen. Ich bin über die Gewohnheiten des Königs sehr genau unterrichtet. Außerdem hielte ich es hier nicht aus, etwas Unangenehmes anhören zu müssen. Es ist hier schon unangenehm genug. Du weißt daß mir der Aufenthalt in Cosscnblatt ein Greuel ist. Ein wenig habe ich meinen Gatten schon be­einflussen können, ^wenigstens so weit, daß er sich bereits mit dem Gedanken trägt, Cossenblatt mst einem anderen Arbeitsfeld zu vertauschen."

,Zch kann es dir nachfühlen. Tante Christiane, du, die geseierte Christiane von Retzow, hier in dieser melancholischen Umgebung. Jeder Winke! voll von Gespenstern, die einem die Freude aus dem Leibe saugen."

Christiane Wenck seufzte:Gefeiert das war einmal. Du vergißt, daß ich eine Frau bin. die ihre Blütezeit längst hinter sich bell"

Aber Tantchen, das glaubst du doch selbst nicht. Wer besitzt wohl hier im weiten Umkreis eine o herrliche Figur wie du? Und wer könnte sich an Schönheit mit dir messen? Ich verstehe jetzt gar nicht mehr, wie gerade du eine Verbindung zwi­schen Agnes Dieterich und mir wünschen konntest."

(Fortsetzung folgt »

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