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wiß mit allen Kräften gewehrt haben muß und die Scheusale vennuthlich auch mit Wunden bedeckt sind. Der Ermordete war Familienvater und wollte am 1. Nov. sein viertes Kind taufen lassen.
In Oberfranken ist der Verkauf der Schießbaumwolle bis auf Weiteres bei namhafter Strafe verboten worden.
In Berlin haben Diebe den Gold- und Silberladen eines Juweliers in der Abendstunde von 8--9 Uhr- rein ausgeleert und ihren Raub in Sicherheit gebracht. Der Juwelier hat einen Preis von 500 Thalcr auf die Entdeckung der Spitzbuben gesetzt. Tags darauf fand man die gestohlenen Kostbarkeiten auf einem Kornfeld eingcscharrt.
Die
Wie so oft im dunklen Walde, - Hab' den Tannen ich gelauscht. Wenn im kühlen Abendwinde Ihre Wimpfel dumpf gerauscht.
Lehnend trieb mich'd, zu erfahren, Was der ^ '
Tanne.
- Und ich rief mik heißen Thränen: „Gib, daß ich verstehen kann."
„Deiner Zweige leises Wehen, — Denier Klage dumpfen Laut, — Die ich suche, die ich liebe,
-chmerzenslauV^wöhl Und vor denen mir doch graut!" spricht, — jLeise rauscht es zu mir nieder —
Und ich lauscht' und lauschte wieder, Aus den mildbewegten Höhen:
Aber ach, verstand ihn nicht. !„Wenn ich einstens Dich um- . ^ schließe.
Und ich faßt' in wildem Sehnen — Wirst Du meinen Schmerz kmer Tanne schlanken Stamm, —j versieh'«!"
Der Kurgast in Wildbad.
(Schluß.)
6 .
Der Mond glänzte mit seinen Begleitern, den Sternen, auf die Gegend, welche tiefer Schnee bedeckte, friedlich herab.
Schon in einiger Ferne vernahm ein Reisender, der auf einem Schlitten des Weges gefahren kam, die weh- mürhigen, meisterhaft geführten Akkorde eines Piano-Fortes. Er zog seinem Pferde, es zu einem sanften stillen Lauf zu bringen, die Zügel mehr und mehr an. Sein Wunsch war, ungestört den rührenden Tönen lauschen zu können.
Kaum war er der Wohnung nahe gekommen, so begann eine reine, gewandte männliche Stimme, was den Saiten cntklang, zu begleiten:
Weinend sieh ich an dem Grabe,
DaS des Frühlings Schmuck verschlang,
Lehne thräuend an dem Stabe,
Seh die welke Flur entlang:
Ach! und immer dumpfer klingen Meiner Harfe Harmonien,
Und der Schöpfung Stimmen singen Jetzt nur Trauermelodicn.
Schnell ist mir dein Schmuck zerronnen.
Der mein Herz so oft entzückt,
Und es ist mir schnell entronnen,
Was des Geistes Kraft beglückt!
Ewig kehrt es nicht mehr wieder.
Was, — o Grab, — jetzt ist dein Raub!
Traurig Hallen meine Lieder,.
Daß es schon verweht zu Staub!
An der Wohnung, aus welcher der Gesang erklang, angekommen, eilte er, nachdem ihm sein Pferd abgenommen worden, auf das Zimmer des Virtuosen.
Sie hier, Herr Starenberg! rief Eduard vergnügt aus, indem er den Begrüßten in seine Arme schloß. Welches Vergnügen!
Immer noch wehnuithig! Aber doch scheint mir einige Veränderung mit Ihnen vorgegangen zu seyn. Sie scheinen mir etwas energischer und heiterer, als zu der Zeit, in welcher ich Sie kennen zu lernen die Ehre hatte! be- gann Starenberg erfreut.
Nun, ich habe mich, bald nachdem ich mit Ihnen zusammen zu treffen die Ehre hatte, eines Andern besonnen. Ich suchte meinen Muth, wo ich konnte, zu üben. Besonders glaubte ich Gesellschaften dazu benützen und mich in denselben, so weit es die Bescheidenheit erlaubte, geltend machen zu müssen. Es war ein gutes Mittel, mich zu zerstreuen. Auch hat sich meine Menscbenkenntniß dadurch mehr als ich geglaubt, erweitert. Es war ein sel, tener Genuß für mich, einen Herrn, der in seinem Eigendünkel es für so ganz ausgemacht hielt, daß er das Wort und Primär in dem Zirkel habe, mit nicht besonderer Anstrengung aus dem Felde zu schlagen und seine Behauptungen und Ansichten als hohle darzustcllen und sich gar selbst in die auffallendsten Widersprüche verwickeln machen konnte. Was die Geschichte meines Verhältnisses betrifft, so scheint sie sich wieder etwas günstiger für mich gestalten zu wollen. Denn auf einen Brief ist mir eine theure Antwort, die mich nickt ohne alle Hoffnung läßt, geworden.
Sic nöthigen mir Bewunderung ab, denn Sie sind unternehmend geworden. So scheinen meine Worte, in einer trüben Stunde zu Ihnen gesprochen, dennoch auf fruchtbares Land, was ich nicht gehofft, gefallen zu seyn. Es ist mir umso angenehmer, da die Versuche, welche Sir mit Ihrer neu angeregten Kraft ausführen, nicht ohne Erfolg bleiben.
Das AlleS danke ich Ihnen, theurer Herr Starenberg! Ich preise die Vorsicht, die mich mit Ihnen zusammen geführt hat.
Zuerst noch die Bemerkung, Herr Baron, daß Sic in Rücksicht auf Ihr Verhältniß nichts zu befürchten haben. Die Disharmonie wird sich, nach den von mir ein- gczogcnen Erkundigungen, vielleicht bald, recht bald, in die schönste reinste Harmonie ausiösen. Sie müssen mir aber versprechen, in dem kommenden Frühjahre mit mir im Wildbade Zusammentreffen zu wollen. Denn es ist nichts mehr mein Wunsch, als Zeuge von Ihrer gefeierten Vereinigung, nach der Sie sich schon so lange gesehnt, seyn zu können.
Wie, Sie meinen, diese möchte im Wildbade, dem Orte, an dem wir uns getroffen, zu Stande kommen? Das wäre mehr als schön! Alles würde sich in meiner Erinnerung wiederholen, und ich würde, was mein Daseyn Seliges genossen, wenn auch schnell, zum zweiten Male durchleben.
7.
Weithin athmeten der Fluren lauhe Hauche, welche der erwachte Frühling spendete. Sie machten die Flora aus ihrem eisigen Grabe erwachen und der tausendstimmige Chor der Vögel, welcher so lange verstummt gewesen, führte den Auferstehungspsalm in seinen reinen, natürlichen Melodien aus.
Das Städtchen wurde, so still eS zuvor gewesen, von Tag zu Tag lebhafter, denn die Gäste seiner warmen Quelle strömten, von den linden Lüften des Frühlings begleitet, aus den verschiedensten Gegenden Europas herbei.
Die Sonne sank und das Abendroth erblühte, als