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Zimmer waren zu sehen eine Masse kupferner und eiserner Küchengeschirre aller Art, zum Thcil von seltsamen, ungewöhnlichen Formen. Im zweiten befanden sich schön geordnet Porzellan und Krystall zu einhundert CouvcrkS; unter Ersterein waren zu bemerken: >echs Garnituren vorzüglich gemalter Teller im Nococostyl, jede mir einer besonder» Grundfarbe, und Alles auf das Reichste vergoldet, hauptsächlich aber eine Garnitur Teller mit den herrlichsten Malereien, zum Thcil nach bekannten berühmten Gemälden, zum Thcil russische und andere Trachten, so wie russisches Militär verstellend. Gläser von allen Arten, vor Allem aber ein Desscrservice von rosenrothem Krystall, reich mit Silber garniri, zeichneten sich unter den GlaSsachcn aus. Das dritte Zimmer enthielt des Prachtvollen gar mancherlei: zuerst eine kostbare, ziemlich stacke Lase von Malachit; sie hat ungefähr einen Durebmessel von 3 Fuß und fast eben solche Höhe, und wird auf 80,000 Rubel geschäzt. Auf einer langen Tafel standen reich vergoldete Tafelaufsätze von Bronze aller Größen, auf andern fünf große Porze.ianvasen, die größte wohl von Mannshöhe, mir herrlicher Malerei, und zwei achteckige, blaßviolerre, von sehr geschmackvoller Form. Kostbare Pelze von Zobel, schwarzem Fuchs und Hermelin bedeckten andere Tische, gewaltige Koffer cnihielren herrlich gewirktes Tischzeug vom feinsten Damast. Ferner waren hier zu sehen: ei» vortrefflicher Schreibtisch im Rococo- geschmack von Rosenholz, reich vergoldet und mir Porzellanbildern inkrustirt, und eine vollständige Damentvilerte von Porzellan in demselben Style. Im nächsten Zimmer glänzte AlleS von Gold und Silber: ein schwer vergoldetes silbernes Theescrvice, in vortrefflichem Geschmack gearbeitet, zog Aller Augen auf sich, vorzüglich aber eine massiv goldene Schüssel von wohl zwei Fuß im Durchmesser, l nebst dazu gehörigem, massiv goldenem Salzfaß, ein Ge-! schenk der Petersburger Kaufmannschaft, auf welchen,! nach russischer Sitte, Brod und Salz der Großfürstin! überreicht worden war. Dan» kamen i» zwei großen! Koffern goldene und> silberne Kirchengeräthe von großem ! Reickthum und vortrefflicher Arbeit, darunter ein großer > goldener Kelch und ein anderer auS einem Stück deS sel-s lensten Achats, prachtvolle Priesterornate aus den schwer-§ sten Gold- und Silberstoffen u s. w. Zuletzt wurde im j fünften Zimmer der Juwelenschmuck der Kronprinzessin! gezeigt. Gr bestand aus fünf vollständigen Garnituren, j jede aus Diadem, Ohrgchang, Collier, Brocke, Gürtel,! Armbändern. In der ersten waren ungemein große! Smaragden die Hauptsteine, sämmklich durch eine Unzahl größerer und kleinerer Diamanten auf daS Geschmackvollste, miteinander verbunden, darunter unzählige Solitärs.! In der zweiten waren blasse Rubinen (Rubis Baiais),! eben so mit Diamanten verbunden; die Hauptstcine in der! dritten Türkise; in der vierten Saphire. Die fünfte! Garnitur bestand aus de» größten und ausgezeichnetsten! Perlen. Man erblickte hier Schatze, wie nur in großen! Schatzkammern in München, Wien, im grünen Gewölbe! zu Dresden u. s. w. in Deutschland ähnliche zu finden sind.
- Neuigkeit?».
In Winningen an der Mosel hat man in einem Weinberge Trauben gelesen, die l'/g Ellen lang und > ^/i Ell»n breit waren. DieBceren waren von der Größe!
der Wallnüsse. Man hat der Sk. Castorkirche in Cob>- lenz ein Geschenk damit gemacht.
In der Stadt Dorpat herrscht eine bösartige Ruhrcpidemie und rafft viele Menschen dahin.
Der Vesuv ist noch immer thätig und es erfolgen die Auöbrüche so häufig, daß des Nachtö der Krater immer im Feuer steht und am Tage der Rauch eine mächtige Säule bildet.
Auf dem letzten Hopfenmarkt in München wurde ober- und uiederbayerisches Gewächs zu 42 — 55 Gulden und miiielfränkisches mit 51 - 65 Gulden verkauft.
Auf den Ictzieu bayerischen W chenmärkten sind die Getreide bedeutend gefallen. In München sank am 24. Oktober das si orn um 3 Gulden, der Walzen um 2 Gulden. Die Verordnung der freien Getreide-Einfuhr und Beschräolung der Ausfuhr soll sich sehr woblrbäng bewahren. In Würzburg haben sich die Burger über einige fremde Aufkäufer, die das Getreide vcribeucrten, bergen,ackt, und ihnen den Rücken weidlich ausgebläut. Als die Polizei zu Hülfe kam, waren die Tbäter entflohen.
AuS N ied e r b a y er n, den 21. Sepr Vor wenigen Wocven wurde der prakt. Arzt Dr. Hofmann von Alrmannstein zu einem 13jährigen begüterten Bauernmädchen, Barbara Forsiner auS Irnsing, gerufen, das schon seit sechs Jahren au einer außerordentlichen Krankheit liir. Wir glauben nickt ohne große Beweggründe Etwas darüber berichten zu dürfen, da dieser Fall Jedem wegen seiner Besonderheit, Aerztcn aber und Psychologen insbesondere interessant sey» mag. Der krankhafte Zustand deS Mädchens äußerte sich in folgenden, hockst frappanten Erscheinungen. Scklag 1 Uhr Nachts wurde- dem Mädchen das Schling-, Kau- und Sprackvermögen geraubt, dabei wurden plötzlich die Augcnpaare in die Höhe gezogen erhalten und der Hals schief gedreht, welch letztere Phänomene nur zwei Stunden anhieltcn. Erstere Zustände kauerten auch außer dem Berte, von dem sie sich gegen 5 Uhr Morgens selbst erhob oder geworfen wurde, bis 10 Uhr Vormittags, während an der Unglücklichen ungewöhnliche Furcht, Schrecken lind Zittern wahrnehmbar waren, so daß sie stets bemüht war, sich an eines der Angehörigen festznhaltcn oder sich tragen zu lassen. Sobald es 10 Uhr scklug, und zwar augenblicklich, gab es dem Mädchen einen heftigen, wie von einem elektrischen Apparat erwirkten Stoß, wobei die Leidende hastig jeden Gegenstand oder meistens eines der Angehörigen ergriff und sich unter Würgen und Toben festklammerte, mitunter verbiß. Wurde cs mir Gewalt vom Körper oder dem ergriffenen Gegenstände iosgerissen, so wurde cs auf dem Boden wie von einem Sturme im Wirbel umhergerissen. Dieser Scene, die bis 1 Uhr Nachmittags ohne Unterlaß wahrte, folgte eine andere. Es wurden Hände und Füße wie von einer Folter gestoßen, dann krampfhaft gestreckt, endlich der Körper wie eine todte Siatne in die Höhe gehoben, und auf jedem Gegenstände, selbst auf dem Bettrande eine Stunde starr gehalten. Hier hätte man sich an eine Somnambule erinnern mögen. Nach Verlauf von einer Stunde wurden die Erlremitäten von Glied zu Glied gestoßen der tonische Krampf verschwand, und jetzt begann ein Werfen der eigenthümlichsten Natur bis um 5 Uhr Nachmittags, wobei das Mädchen in einem sichtbaren Kampfe, wie mit erner fremden Macht, bemerkt wurde. Um 5 Uhr wirft es nun regelmäßig dreimal weißen Schaum auS dem