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Zur Hock zeit. Zur Trauung erschien, nur der Brämigam mit einem Kapitan und zwei Offizieren, elfterer als Pope, letztere als dessen Zeugen verkleidet, und er ließ sich von dieser Geistlichkeit mit seiner Braut trauen. Zwei Jahre spater war ihm. die Frau zum. Uebcrdruß, er erklärte ihr demnach-, sie möge zu ihrem Vater znrückkehren, und er öffnete rhr ohne weiteres die Täuschung. Die betrogene Frau hielt dicß Anfangs für Scherz, allein-ihr' grausamer Mann- belehrte sie bald van dein Kittern. Ernst und stieß sie aus-dem Hause. Der Vater, klagte,, verlor aber na­türlich gegen den russischen General den Prozeß in allen Instanzen, bis jetzt das Urrdeil an den Kaiser selbst kam und dieser dadi» entschied : Da der General nicht- wirklich mit seiner Fram getraut sey, so scy die Ehe ungültig;. da­für jedoch, daß er die Frau auf schändliche Weise hin- tcrgangen,, wer-de er mit Verlust seines Gehalts und Amts entlassen, ohne je auf-eine andere Anstellung Anspruch ma­chen zu können. Sein ganzes Vermögen solle der betro* genen Frau, zufallen, und er selbst nie mehr heirathcn. Der als Pope verkleidet gewesene Kapital, soll lebenslänglich Pope bleiben und die beiten Offiziere auf lebenslang seine. Zeugen mit geringem; Gehalt:'

Der Kurgast in Wildbad.

(Fortsetzung.)!

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Dn bist so traurig,.Laura ! Wie-kömmt dieses? Auch rst es mir besonders auffallend,, daß du immer nur die! Einsamkeit aufsuchst. Dein Acußercs vcrräth,. wie auch- der Päpa besorgt bemerkt hat, ein tiefes Leiden.. Ich bin! gekommen,, dich'darüber zu fragen, nrrd mit dir zu de-! rathen, wie ihm zu. begegnen ist. Du wirst, mir keinen ! Umstand verhehlen!. So sprach Lauras Mutter, eine Frau! von edler,, einnehmender Gcsichrsblktung und würdigem Anstand: Sie war eben eingctrrten,. als Laura traurig und. in sich versunken vor ihrem Arbcitstischchen auf ih- rem Zimmer faß.

Wie 2 ich? sehe gar Thräncn, die theiks noch deinem ! Auge entrinnen, theils auf deine Arbeit geflossen sind, fuhr ^ die Mutter,, nachdem sie ihre Tochter eine Zeit lang mit! Stillschweigen und Näcbdenken betrachtet hatte, fort, dn j erregst mir Bedenkensage, mir dock, was dir fehlt?

Ach!; Nichts,, theuerste Mama! Du wirst dich doch erinnern, können, daß ich,, wenn der Herbst Alles, was mich erfreut,.welken macht, immer sehr traurig gestimmt bin!

So wenig du- mir bisher Veranlassung,. Zweifel in die-Wahrheit! deiner Aeußerungen zu setzen, gegeben hast, . bin. ich doch dieses Mali nicht ganz frei davon. Deine Leiden, und: deine. Traurigkeit müssen einen tieferen Grund hüben. Ich bitte, dich,, sey.' aufrichtig gegen mich!!

O? Mama, sey. gütig, und verschone mich ! Ich muß dir gestehen- daß ich mir selbst nicht; recht klar bin. Ick kann nur sagen,, daß eine tiefe Wehmuth mein Herz be­schlichen, und eine heiße. Sehnsucht dasselbe- bewegt.

Nun,, wenn du glaubst- dir nicht recht klar zu feyn, f» gelingt es mir vielleicht , dir zu einem Lichte, das du dir wünschen wirst, zu verhelfen: Du liebst! Ich könnte mir sonst deine Sehnsucht, nicht erklären. Ich glaube das Rechte getroffen zu haben. Du, wirst; mir s»rr>. um; einen Beweis deiner Aufrichtigkeit zu geben- den Gegenstand-, dev, deine,Sehnsucht, in Anspruch; nimmt- neu.

l nen. ES wird dich wenig Mühe kosten, dir zu denke», ! wie sehr mich deine Wähl interessirt!

§ Laura erröchcte und schlug die Augen verschämt nie- zder; ihre Thränen stoßen reichlicher.

! Schüchtern blickte sie dann zu ihrer Mutter, die in- -tessen an einem ankern Tischchen Platz genommen hatte, lauf Und wollte roden. Aber ihre Sprache machte ihr Weinen stocken: Nach einer langen-Panse vermochte sie eS, die- Worte- hervor zu- bringen: Eduard vo n Lormann!

> Wie?: Eduard von Lormann!? siel die Mutter er­staunt ein. Ich mißbillige deine Wahl nicht, aber stau­nen muß ich) wie du zu. derselben kommst! Sind wir dock,, seit Eduard ei» Jüngling ist, nur ein einziges Mal, und, so viel ich-mich erinnere, schon vor geraumer Zeit , mit ihm- zusammen gekommen. Wahrlich, an diesen hätte ich zuletzt; gedacht. Wdlches war min auch' der Ort, an dem wir ihn getroffen haben? Gut!; ich erinnere mich; es war Wildbad. In seinem Knabenalter haben wir ihn aber öfters,, als es bisher zu geschehen pflegte, gesehen. In- dessen finde ich des- Bewundernswürdigen nicht genug. Wir waren ja nur so kurze Zeit zusammen?

Ach, Mama, der Bund, den unsere Herzen gemacht haben- war bald beschworen. Eine höhere Gewalt schien mich zu ihm hinzuziehem Der Einfluß, welchen sein An­blick auf mich übte, war der Art, daß er uns, das fühlte ich rief, aufs Engste verkettete. Unsere Herzen schienen schon ganz verschmolzen zu feyn, noch ehe wir ein Wort von dem, was zwischen uns vorgegangen, mit einander sprachen. Als wir aber dieses an einem herrlichen Abende uns erklärten, war ein Bund beschworen, den die Zeit mit; allen ihren Stürmen wird kNum lösen können.

Und darüber bist du wehmüthig? Doch noch eine Bemerkung: Der Vater und ich gaben uns bisher der Hoffnung hin, bald ein Ehebündniß mit Ferdinand von Svnnenthal, der dir mit so heißer Liebe zugethan zu feyn; scheint, herber führren zu können.

Ach, Mama, ich bitte dich! es wäre mir» so sehr ihr es wünschtet, und so folgsam zu feyn ich mich sonst bemühen werde, nickt möglich; ich wäre für meine ganze Lebenszeit unglücklich!

Aber um noch ein Mal auf deine Traurigkeit zu sprechen zu kommen, wenn du dick dock durch Eduard so dvglückt fühlst? Vorher noch"eine F"agc: Ihr stundet bis­her in einem Briefwechsel, der. in einem Laufe von etwa! drei-Jahren nickt von mir entdeckt worden ist? Das kömmt mir sonderbar vor! Ader warum denn deine Wehmuth?

Es sey dir» liebe Mama, nickt verborgen: Eduard hat seit mehr als einem halben Jahre nicht mehr geschrie­ben. Das darf michlwohl tief, kränken!

Das ist: mir freilich auffallend und kein gutes Zei­chen. Aber fasse dich doch! Es lassen sich so viele Ursa­chen seines Stillschweigens denken, ohne daß euer Verhält- durch sie gefährdet wäre. Sein Schreiben, das viel­leicht nicht mehr so lange auf sich warten läßt, ist, wenn es anlangt, dann um so werthvoller und erfreulicher!

Aber, wenn es noch zu lange auf sich warten ließe, oder, wenn gar ganz auSbliebe; Gott! ich müßte ohne Trost dahin fahre»!

! S

! Mn gewisser: Herr. Starenbdrg,; läßt sich melden'- lE