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ihrem Hause heraus. Die Nachbarinnen versammelten sich um die Verstörte, und sic erzählt ihnen, dass wahrend sie am Herde gestanden, plötzlich der Teufel in Gestalt eines Skeletts aus dem Schornstein hcrabgefahrcn sei, und ein Fußbad in ihrem Kocktopf genommen habe. Allerdings, nur der Teufel vermag Fnssbatcr in kochen- tem Wasser auszuhalten. Die Nachbarinnen zweifeln, zanken, gehen aber dock mit in die Küche. Da rasselt cs plötzlich in dem Rauchfange und das entsetzliche Ske­lett fährt abermals herab und seht sich rittlings auf den Fleischtopf. Entsetzen! Alles stäubt auseinander. Nur ein alter Korporal, ein napoleonischer Haudegen, beschließt, es mit dem Teufel selber aufzunehmcn. Wohlweislich richtet er aber feinen Angriff stratcgetisch ein, und eilt in ein oberes Stockwerk, um dem Satan, der diesmal nickt gerade der Sckwar;e, sondern eher der Weiße heißen konnte, den Rückzug abzuschneidcn. Dieß gelingt auck vollkommen, denn er trifr drei junge Maler an, die eben damit bescväftigt sind, das Skelett, das ne an einem Seil in das Kaminrohr hinabgclasscn haben, wieder hcrauszu- zichcn! Vermuthlick hat der Soldat des Kaiserthnms den drei jungen Herren die Lehre eindringlich cingesckarft, daß man nickt mit dem Teufel spasscn solle. Indessen, Paris hat, wie gesagt, etwas zu sprechen und zu lachen gehabt.

Der Kurgast in Wildbad.

(Fortsetzung.)

Um Sic schnell in die Geschickte meiner jüngsten Tage einzuführen, darf ich Sie nur mir einem Briefe, den ick sogleich holen will, bekannt macken.

Er eilte in ein Nebenzimmer und entnahm einem Armvir folgendes Schreiben, das er Starcnberg zur Ettisickt überreichte. Sein Inhalt war der:

Theuerster Freund!

Dem engen Bunde, in dem ich mit Dir stehe, glaube ich es'schuldig zu scyn, Alles, was für Dick von Inter­esse ist, und sollte es auck Unangenehmes scyn, Dir nur zutheilen. Du verübelst mir daher nickt, wenn ick Dick benachrichtige, daß Dein zarics Werbaltniß mtl Laura v. Reichenbronn sehr bedroht zu scyn scheint. Alle Tage nimmt sie die Besticke, welche ihr von Alerandcr v. Sa- vala gemacht werden, wie man sagt, mit vieler Zärtlich­keit auf. Da der Freier eben so reich als schön ist, und seine Vermählung beschleunigen will, so sehen ihm die El­tern Lauras kein Hinderniß entgegen, da alle ihre Wün­sche auf einmal befriedigt werden könnten. Dir zu ra- tben, chas Du in dieser Angelegenheit thun solltest, werde ick nicht nothwendig haben. Meiner herzlichen Theilnahme zu dieser ungünstigen Wendung Deines Schicksals, in dem du Dich sonst so glücklich suhltest, wirst Du versichert scyn! Lebe wohl! Dein

Ferdinand v Sonnenrhal.

Wenn sick die Sacke so verhält, dann sind Sie frei­lich sehr zu bedauern. Wenn ich einen solchen Schmerz auch noch nicht erfahren habe, so glaube ick mir densel­ben wenigstens denken, und ihn mitfühlen zu können.

Ja, ich kann Sie versichern, cntgegncte Eduard, der Schmerz ist größer, als wenn klargeschliffener Stahl durch das Herz zuckt, denn mir dem Blute rinnt dann doch auch das Leben dahin. Und, denke ich unseres Zusammentref­fens, und wie sich unser inniges Verhälniß, in dem wir

schon über drei Jahre gelebt, gestaltet; ich kann nickt an­ders glauben, als daß cs von einer liebenden Vorsicht ge­leitet und geknüpft worden. Die Zeit, in welcher wir hatten auf immer mit einander und für einander lebe» können, wäre, nach meiner Ansicht, nicht mehr zu entfernt gelegen. Schönheit und Neichthum müssen dem Herrn v. Reichenbronn in dem reichsten Maße zu Theil gewor­den scyn, daß er mich mit diesen Eigenschaften überflügelt.

Und Sie haben keine anderen Erkundigungen einge­zogen und lassen Alles nur auf den Nachrichten, welche Sie von Ihrem Freunde v. Sonnenthal erhalten, beru­hen? Diese allein sind der O.uell, aus dem Ihre Leiden herfließen? Sie verübeln nickt, wenn ich Ihnen mit die­sen Fragen einen stillen Vorwurf gemacht habe, begann Starenberg, als er den Brief gelesen und die Mitthciluu- gcn Eduards vernommen.

Aufrichtig gesprochen erwiederte dieser ich habe Nichts, nicht das Mindeste in der Saure gcthan Die Nachricht, von der Sie wissen, rübrre mich wie ein töd- tender Blitz. Von jenem Momente an war ich fast zu Allem unfähig; ich wollte nur meinem Schmerz, der mein Herz zu tnrchwuhlen begonnen, leben. Wenn cs mir auch in den Sinn kam, weitere Nachrichten einzuziehen und nock besondere Nachforschungen anzustellen, so hielt mich immer der Gedanke, ick möchte durch das Mißtrauen, welches ick durch diesen Schritt gegen meinen Freund an den Tag lege, diesen tief verletzen und mir fremd machen, und dann stunde ich, wenn dieses der Fall wäre, gänz­lich verlassen auf dieser weiten Erde, die mir ohnehin schon so öde und leer verkommt.

Und auck Ihre Hoffnung, daß noch eine Wendung in der Angelegenheit, welche Sie so schwer getroffen, cin- treten könnte, ist geschwunden?

Verzeihen Sie, wenn ei» Schmerz, wie der, welcher, einem Wurme gleich, der nickt stirbt, an meinem Herze» nagt, das Loos ist; dann ist es wohl eine Seltenheit, daß sich die schwache Kraft zur Hoffnung ermannt. Ich muß cs "wiederholen, ick habe bisher nur meinem Kummer und meiner Trauer gelcvr. Hoffnung war mir das Entfernteste.

Sie haben mich, begann Starcnberg, durch Ihr Ver­trauen nicht wenig verpflichtet. Durch dasselbe haben Sie Mw, wie ich es erkenne, die Verbindlichkeit auferlegt, mich desselben in jeder Rücksicht würdig zu zeigen. Es wird mein Bestreben scyn, von diesem Augenblicke an in diesem Sinne zu hanteln. Leben Sie wohl! Doch, noch zum Schlüsse, fassen Sie Hoffnung, und denken Sie sich das frohe Ereigniß, daß Ihnen Ihre Laura unvcrmuthet wie­der zugeführt werden kann.

3 .

Es war ein kühler Novemberabend. Der Sterne sanft Geflimmer und des Mondes stiller Glanz verklärten den Reif, mit welchem Neste und Zweige der Baume be­dangt waren. Ein stattlicher Reiter sprengte die Straße entlang. Schnell hielt er dann vor dem Portale eines Schlosses, daS von einer Anhöhe heeab einen zahlreich bevölkerten Marktflecken beherrschte. Als ihm der Diener das Pferd abgenommen hatte, eilte er schnell auf sein Zim­mer. Alle seine Bewegungen verriethen, daß sich eine eigene Stimmung seines Innern bemächtigt, in die er sich selbst nicht recht zu finden vermochte. Dort augekommen, ging er unruhig auf und ab. Bald senkte er sein Haupt,