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auf sein Schlafgcmach geführt. Der Weg dahin ging durch einen langen, öden, schauerlichen Bogengang. Die Fenster waren mit Spinnengeweben überzogen, und beim Schimmer deS Lichts flatterten Fledermäuse hervor und umkreisten Eduard und seinen Begleiter.

Herr Ritter, ficng der alte Diener an, Ihr werdet glauben in ein verwünschtes Schlos; gcrathcn zu scyn, wo Zauberer und Unholde spucken. Unser Herr ist ohne Kin­der und seine Gedanken mögen nirgends am Irdischen mehr fest halten. Seit dreißig Jahren, da seine letzte Tochter, die schöne Rosine starb, laßt er alles zerfallen, und das Gemach, wohin ich Euch nun bringe, ist daö einzige, worin wir einen East noch mit Ehren beherber­gen können. Indessen, fuhr der Alte fort, indessen ge­schieht cs selten, daß ein Fremder bei uns einspricht, und seit fünf Jahren scyd Ihr wieder der erste.

Wahrend dieser Rede waren sie in das Gemach ge­kommen. Eduard batte gern von dem Burgherrn und seinen Schicksalen Näheres erfragen mögen, allein der Alte wich seinen Fragen ans, und als er dem Ritter eine gute Nacht wünschte, fügte er leise hinzu: Herr, wenn Ihr vielleicht die Nacht in der Stube neben an ein kleines Ge­räusch hört, so laßt Euch dieses nickt anfechtcn, macht ein Kreuz und betet ein Vatrrunser. Mit diesen Worten ent­fernte er sich, und dem Ritter wurde es fast ein wenig unheimlich zu Muthe, denn er dachte an eine Gcspcnster- Erschcinung, und die alte Burg war auch dazu gemacht, eine solche Furcht zu erwecken. Darum befolgte er den guten frommen Rath des alten Dieners, betete ein Va­terunser, und bekreuzte sich Stirne, Mund uud Brust. Auch ließ er die Kerze brennen, und da er sich nicht ent­schließen konnte, zu Bette zu gehen, so warf er sich in ei­nen Armstuhl. Nicht lange, so däuchte ihm, er höre im Nebengemack leise Fußtritte, und gleich darauf vernahm er in der Thal den sanft verschwcbenden Gesang einer- weiblichen Stimme. Das ist kein gespenstiges Wesen, dachte Eduard bei sich, und der Alte mag wohl hier ein hüb­sches Mädchen versteckt haben, welches mir nicht sichtbar werden soll. (Fortsetzung folgt.)

Gemeinnütziges

Neues D ü n g u n g S v c r fa h re n.

Ein Landwirth, Namens Ottmann, im französischen Elsaß hat seither seinen Samen auf folgende Art gedüngt;

Er bereitete aus 35 Berliner Quart in Verwesung über» gegangenen Menschenurin, 29 Loth Potasche, 29 Lokh Salpeter, 29 Loth kohlensaure Potasche, 29 Loth Sal­miak, ferner aus entsprechend gleicher Menge von gelösch­tem Kalk, Holzasche und gepulvertem Taubenmist eine Mi­schung , welche getrocknet und dann zu Pulver gestoßen wird, mit dem er die Körner reichlich bestreut, nachdem diese durch Eintauchen in einem Absud von Tischlerleim und Weizenmehl in Wasser und erfolgtes Trocknen eine klebrige Außenseite angenommen haben. DaS Bestreuen wie das Befeuchten muß unter beständigem Umwcutcn deS Getreides geschehen, damit jedes Korn davon betroffen werde. Auf dieses Verfahren erfolgt das Säen, und Ott­mann hat stets ausgezeichnete Ernten dadurch erzielt, selbst wenn in seiner Gegend die Saaten weniger gcrathcn woll­ten , daß man ihm allgemein unter der Volksklasse über­natürliche Kräfte und Bündnisse mit bösen Geistern zuschricb.

Für Baumzüchter.

Eine nickt unwichtige Entdeckung ist durch die Er­fahrung gemacht worden, daß sich Birnen sehr leickt auf dem Vogelbecrbaum verekeln lassen, was wenigstens auf dem Wege der sogenannten Kopnlationsmcthode als Thal- sache erwiesen ist. Da der Vogelbecrbaum auch in rauhen Gegenden und stcinigtem Boden fortkommt, wo Birnbäume schwer und erst nach einer langen Reihe von Jahren anf- zubringen sind, so wäre es von großem Vorrhcil, durch gepflanzte Vogclbcerbäumchcn von solcher Starke, daß sie keine Pfahle mehr bedürfen, bald tragbare Birnbäume zu erhalten. Es wäre sehr zu wünschen, daß Besitzer von Baumschulen Versuche damit anstellrcn und seiner Zeit nicht nur von dem Erfolge, sondern auch davon Nachricht gä­ben, welchen Eindruck die Natur des Vogclbecrbaums auf die Beschaffenheit und namentlich auf den Geschmack der Birnen habe.

R ä t h s e l.

Wie heißt das Wort, du trägst 's in deinem Herzen,

Und hast es schon in früher Zeit gekannt.

Der Sehnsucht Klagen und der Liebe Schmerzen Stillt es mit seiner zarten, linden Hand!

Noch an dem Rand des Grabes, wenn sich schließet, Tein Auge unter schwerer Todcspcin,

Weht liebend es um dich und gießet Dir süße Lindrung in den Busen ein.

Auflösung des Räthscls in Nr. 64: Traum.

F r

u ch t p r

eise.

Brod- Sk Fleischpreise.

Frucht­

gattung.

Altenstaig, den 19. August 1846, Ver Scheffel.

Freudenstadt, den 15. August 1846, ver Scheffel.

Tübingen, den 14. August 1846, ver Scheffel.

Calw,

den 8. August 1846»

- ver Scheffel.

In Altenflaig: 4P.Kernenbr.17kr. Weck4L.3Q. 1 Ochsenfleisch 8 Rindfleisch . 7 Kalbfleisch . 6 Schwfl.abgez. 9

unadgez.10,.

In Tübingen: 4P.Kernenbr.18kr. Wcck4L.3O. 1. Ochscnfleisch 9. Rindfleisch . 7 » Kalbfleisch . . 6 » Schwfl.abgez. S»

unabgez,, 10 ,

Dinkel, alt.

neuer Kernen . Roggen . Gersten .

st. kr.

8 36

9 9 21 48

fl. kr. 8 24 8 48 20 30

st. kr.

8

st. kr.

23 12

fl. kr.

21 36

fl. kr.

20 48

st. kr.

9 20 22 16

st. kr.

8 46

fl. kr.

8

fl. kr.

9 24 8 24 23

I

I

fl. kr.

8 56 8 22

16

14 30

_

16

Io -

14 30

12 16

14 40

14 24

. --

JnFreudenüadt:

In Calw:

Haber .

6 20

_ _

- -

7 25

6 48

6

6 12

5 58

5 12

7 24

7 3

6 40

4P.Kernenbr.18kr.

4P.Kernenbr.19kr»

Mühlfrucht

17 42

_. _

_

-

- -

_ _

_

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--

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-

Weck 4L. 3Q. 1

Weck 4L. 2Q. 1.

Bebnen .

24

_ _

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-

- -

18 48

- -

24

21 36

-.

Ochsenfleisch 9

Ochsenfleisch 9»

Wicken .

Rindfleisch . 7

Rindfleisch . . 7 »

Crbi'en .

_ _

_ _

- -

- ^

-

- -

-

_ _

25 36

-

- -

Kalbfleisch . 5

Kalbfleisch . . k»

Linsen

18 40

Schwfl.abgez.10

unabgez.11

Schwfl.abgez. 9 . » unabgez.»

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Zaiser.