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sich kräftigte, seine frühere, pebantische Scheu ablegte und somit zum Gefühle seiner Menschenwürde gelangte. In vier Stücken jedoch ahmte er seinen Kameraden nicht nach, im Fluchen, Schnapstrinkcn, in der Liebe und im Tragen eines Schnurrbartes. Verlangte der Paradedienst den letzteren, so bediente er sich eines künstlichen Surrogates. In den vier Jahren, daß Olearius bereits mit musterhafter Treue als Husar diente, hatte er sich die Gewogenheit des ihm erst so feindselig gesinnte» Obersten dergestalt erworben, daß dieser ihn jetzt zum Fourier ernannte und seinem, in demselben Regimcnkc als Lieutenant und Regiments- quartiermeister dienenden, Neffen zntheiltc, welcher ein kindguter, höchst liebenswürdiger Offizier war und den Magister mehr als Freund wie Diener behandelte.
Fourier! Magister! sagte der Oberst, indem er mit heiterer Laune seinen Schnurrbart strich, Er ist ein Tausendsackermenter, ein recht heimlicher Sünder; thut, als könnte Er kein Weibchen ersehen, nimmt aber gleichwohl alle vier Wochen zwei Tage, Sonnabend und Sonntag, Urlaub, um zur Liebsten zu marschircn. Und heute verlangt Er gar eine volle Woche? Wer steht mir dafür, daß Er nicht auf und davon geht? mit Ober- und Unter- gewehr, mit Sattel und Zeug dcsertirt, und in Amors oder Hymens Dienste tritt? Wo lebt denn Seine Auserkorene, he?
OleariuS protcstirte gegen diesen Verdacht und erklärte, einmal seine Vaterstadt wieder sehen und seine dortigen Angelegenheiten ordnen zu wollen.
Nach Langensalza? ins Ausland also gar? versetzte der Oberst bedenklich. In des Teufels Küche komme ich ja, lasse ich Ihn über die Grenze gehen und so sich selbst ranzioniren. Welche Bürgschaft kann Er mir geben, daß Er ehrlich wiederkommt.
Mein Ehrenwort, erwiedcrte OleariuS feierlich, und mein Magisterdiplom, welches beides ich in des Herrn Obersten Hände niedcrlege.
Um damit allenfalls meine Pfeife anzuzünden, brummte der Oberst. Behalte Er den Quarg, Olearius bekam bei diesem Worte Bauchgrimmen, ick begnüge mich mit Seinem Ehrenworte. Reise Er in Gottes Namen und kaufe Er Seiner Liebsten für diesen Thaler ein Mieder oder eine Haube.
Dankbar verabschiedete sich Olearius und wanderte, dann und wann den Wagen eines Lantniannes oder Land- kutschers benutzend, seiner Heimath zu. Obschon von seiner Leidenschaft für LieSchen geheilr und mit der Ruhe eines geläuterten Gemüthes der Vorzeit sich erinnernd, klopfte ihm doch das Her; etwas schneller, als er, in Langensalza angelangt, seine Schritte demjenigen Hause zu- wendeke, wo er und das Schwesternpaar vor 4'/, Jahren gewohnt hatte. Ein Schild iwt der Aufschrift: Bier- schauk und Viktualienhandel, welches sich über den Fenstern des einstigen Bübchens befand, war dem Husaren- founer ein Willkommens Mittel, ohne Weiteres seinen Eintritt zu bewirken. -Oaß er, falls Lieschen noch in ihrer früheren Wohnung lebe, vor dem Erkennen sicher sey, hatte ihm vorher ein Blick in den Spiegel gezeigt, er auch zum Ucbcrflusse den künstlichen Schnurrbart unter die Nase
geklemmt. So trat er im Dolman und in der hohen H«- sarenmühe ein, um sogleich Zeuge einer kleinen Familienscene zu werden. (Fortsetzung folgt.)
Neues Mittel gegen Moos- und andere Krankheiten der Obstbäume.
Der berühmte französische Obergärtner Soulange Bo- bin hat ein solches in der Pottasche erfunden, welche alle erwünschten Vortheile gewährt, indem es mcht allein Moos- und andere Krankheiten vertilgt, sondern auch schädliche Insekten abhält und den Bäumen nicht im Geringsten nach- theilig, sondern ihnen eine große Gesundheit und vermehrte Fruchtbarkeit gibt. Die ganze Verrichtung ist, daß man die Bäume mit Pottasche wäscht.
^ Mittel, sehr fruchtbare Obstbäume zu gewinnen.
Solches wird in französischen Hofgärten, und vorzüg--. lich in dem zu Versailles, häufig angewendet. Erfinder dieses Verfahrens sind eigentlich die Klostergeistlichen von Chatres in Frankreich. Sie biegen die Aeste unfruchtbarer Obstbäume so tief zur Erde herab, daß sie einen nach unten offenen Bogen bilden. Durch das hiedurch entstehende Stocken der Säfte geben sich die Zweige gerne der Bildung von Tragknospen hin. Zu Versailles werden, wie gesagt, schon seit lange die Pyramiden - und Zwerg- Obstbäume nicht mehr beschnitten, sondern die Aeste auf bezeichnte Art gebogen. Die Richtigkeit dieser Entdeckung ergibt sich schon aus dem Umstand, daß Obstbäume, welche von Natur aus gebogene Zweige haben, viel fruchtbarer sind, als andere.
Wöchentliche Frucht-, Brod-, Fleisch-, Viktualien- und Holz-Preise.
Nagold den 20. Dezember 1845.
Preis,
Verkauft wurden:
höchster.
mittlerer.
niederer.
fl. kr.
fl. kr.
fl. kr.
Schfl.Sr.
— —
7 34
I !
127 —
5 15
4 56
4 30
39 —
12 48
- -
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6 4
1 36
— 6
2 —
1 54
1 48
1 3
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Frucht-Gattungen.
1 Sr.
Dinkel, alter, 1 Sch. Dinkel, neuer, , Kernen Haber.
Gersten Mühlfrucht Waizen Bohnen Roggen Wicken Erbsen Linsen .
Linsen-Gersten „ Roggen-Waizen „
4 Pfd. Kernenbrod 15 kr. 4 „ Schwarzbrot» 13 „ 1 Weck i> 5 L. 2Q. 1 „ 1 Pf. Ochsenflcisch 8 „ 1 „ Rind heisch . 7 „ 1 „ Kalbfleisch . 7 „ 1 „ Hammelfleisch 6 , 1 „ Schweinefleisch, unabgezogen 8 „ abgezogen . S „
Erlös.
st. kr.
961 11
182 53
83 12
9 36 2t —
10 24
i Pf.Schw.Schm. 20 kr. 1 „ Rindschmalz 21 „ 1 „ Butter. . 17 „ 1 . Lichter, geg. 22 „ 1 , „ gez. 20 „
1 „ Seife . . 16 „ Bödseiten, 1' breit: rauhe . . 40—43 „ halbsaubere . 48 „ blinde. . 1 st. 9 „
Bretter, 1' br. 26—36 kr.
„ 9—10" br. 19 .,
RahmenschenkeI14-15 „ Latten. . . 4—5 „ Kl. Buchenholz:
Pr. Achse — „ geflößt . löst. 12 „ Kl. Tannenholz: pr. Achse lOst. — „ geflößt . 9 st. 36 .
Redakteur F. W. Bischer. — Druck und Verlag der Bischer'scheu Buchdruckerei.