zehn Centner schwere Grabstein mit hinab. Män kann stch den tödtlichen Schrecken der Anwesenden denken. De­sto mehr Geistesgegenwart behielt aber der Todtengräbcr, denn cs dauerte mehr als eine Viertelstunde, bis man den Mann hcrausgraben konnte. ES mag eine fatale Situa­tion scy, mlk einem Tottcn in einem Grabe in so inniger Berührung zu akhmcn. Unter zehn muthigcn Männern wären neun vielleicht todt geblieben. Der Todtengräbcr bewahrte jedoch eine unerschütterliche Kaltblütigkeit.

Das Gericht der Sartbe bat vor wenigen Tagen ein surchibares Verbrechen gerichtet. Eine Frau, eine Mut­ter, hatte ihr Kind vergiftet, welches sie noch säugte, und um ihr Verbrechen zu verschleiern, vergiftete sie noch zwei Kinder aus der Nachbarschaft, um glauben zu machen, als wären dieselbe» den Folgen einer Epidemie erlegen. Die unnatürliche Mutter, welche die schrecklichen Einzelnbeiten des Prozesses mir Gleichmutb anhörke, wurde zum Tode verurtheilt.

Zn Buffalo lebt zur Zeit, laut einem amerikanischen Blatte, ein Mensch, der in der ungeheuren Schwindelzeit von 1836 zu den angesebensten Geschäftsleuten gekörte, dessen Verschwendung so weit ging, daß er, mit fürstlichem Gepränge reisend, oftmals Hunderte von Dollars während eines Tages in den Hotels auigehen ließ, die Winke ver­wünschend, daß ihre Ansätze zu gering scycn. Dieser Mann, dem man damals nur mit stiller Scheu und Verehrung zu nahen wagte, dessen Dankeruit-Eingabe die Summe von 11 Millionen Dollars umfaßte, ist jetzt auf ein kleines einspänniges Wägelchen reduz,rt, mit dem er die Straßen von Buffalo als Kleinkrämcr durchzieht, während seine Frau als Krankenwärterin etwas zu verdienen sucht.

Vor einigen Tagen kam auf der Kolmarcr Eisenbahn der seltene Fall vor, daß eine Frau während der Fahrt zwischen Merrbeim und Nuffach von einem gesunden Kna­ben glücklich entbunden wurde. Die Wöchnerin ward als­bald in dem nächsten Stationsbause untcrgebracht. (Wel­chen Geburtsort hak nun der junge Wellbürger?)

Zn Torbes ist eine Zauberin zu dreimonatlichem Gefängnisse und Geldstrafe verurtheilt worden. Sie wen­dete ihre Hexereien vornehmlich aus Heilung von Krank­heiten an, und ließ sich jede solche Kur mit 15 bis 20 Franken bezahlen.

Zn einem der Bazars, in welchem die Damen der Pariser feinen Welt zum Besten irgend eines wohltbätigen Zweckes als Verkäuferinnen figuriren, saß auch eine der schönsten Damen der Pariser Aristokratie in ihrem Laden. Sie forderte die Neugierigen zur Woblthätigkcit auf, und fast immer mit Erfolg. Ein junger Mann von vorneh­mem Aussehen und keckem Wesen bewundene sehr die Ver­käuferin, aber kaufte wenig.Und Sic, mein Herr, sagte die Dame, Sie wollen mir nichts abkaufen!" Zch, Ma­dame?Was wünschen Sie?" fragte die Dame. Was ich wünsche, ist leider nicht feil, sagte der Mann mit ver­bindlicher Miene.Vielleicht doch." Zch wage in der Thak nicht zu sagen.Nun, nur zu." Wenn Sie cs befehlen, Madame; ich wünschte eine Locke Ihres Haares. Die Dame aiiiwortete nicht, sie nahm eine Schecre, schnitt sich eine Locke ab und überreichte sie dem Ueberraschten mit den

Worten:Es macht 500 Franks, mein Herr." Hier war nicht davon die Rede, zurückzutreten oder zu handeln, der Lion machte gute Miene zum bösen Spiel und zahlte die 500 Franks zum Besten der Armen.

In dem Berliner Arbeitshause befindet sich jetzt, wie­derholten Bettelns wegen, die Wittwe eines Enkels des österreichischen Feldmarschalls Laudon, 50 Jahre alt und erblindet. Hatte wobl Laudon, als er im siebenjährigen Kriege dem großen Friedrich gegcnüberstand, daran ge­dacht, daß seine Nachkommenschaft einst eine solche Nolle in der preußischen Hauptstadt spielen würde?

Wie Gott will! oder die Batzen-Noth.

(Fortsetzung.)

Ein halbes Jahr lang schon hatte sich Olearius von seinem gräflichen Schüler und dessen hochgcborner Groß­mutter quälen lassen, ohne daß er darauf etwas Anderes gethan Härte, als dem lieben Gott und den vier Wanden seine große Noth zu klagen. Eines Abends, im Februar 1767, stieg er auS der Dienerstube, wo er sein Abend- brod eingenommen hatte, hinauf nach seinem Wohnzim­mer, welches an dasjenige der alten Gräfin stieß und auch dem jungen Grafen zum gewöhnlichen Aufenthalte diente. Die Hand auf den Drücker des Schlosses legend, fahrt Olearius mit einem SchmerzenSrufe von jenem zurück, und durch das Schlüsselloch dringt das schadenfrohe La­chen seines boshaften Zöglings, welcher die Abwesenheit des Hofmeisters dazu benutzt hat, um mit beharrlicher Aus­dauer die Flamme einer Kerze unter die Thürklinke zu halten und solche auf diese Weise bis zum Glühen zu er­hitzen. Selbst eine himmlische oder auch eine SchäafS» Geduld findet zuweilen ein plötzliches Ende. Dies war bei dem geplagten Magister der Fall, welcher, als er seine Haut an der glühenden Klinke kleben sah, in gerechtem Zorn in das Zimmer drang und dem lackenden, jugend­lichen Satan mit der verbrannten Hand ein paar tüchtige Maulschellen applicirte. Uebcr diese unerhörte Frechheit des bürgerlichen Magisters und Dieners stand der junge Graf einige Sekunden wie versteinert, sodann sprang er unter einem Zettergeschrei zur Großmutter ins Zimmer, hockdersclbcn sein Leid zu klagen und den Thäter zur ge­bührenden Strafe zu ziehen. Olearius, von dem Austritte betäubt, vernahm wie im Traume, daß die alte Gräfin den Stuhl hastig zurückschob und unter abgebrochenen Ausrufungen wie: Nickt möglich! Ha, der Unverschämte! Hör ich recht? mit ihrem Enkel herein zu Olearius rauschte Den nabenden Sturm zu beschwören, hob Olca- riuS an: Hören Sie mich erst an, gnädige Gräf

Er konnte nicht weiter fortfahren, denn die knöcherne Hand der alten Dame schloß ihm den sprechenden Munt, dessen Zahne unter dem empfangenen Schlage zu bluten anfingcn. Zn gleicher Zeit bohrte der rache>chnaubcnde Junker ihm die Haarnadel, welche der Gräfin entfallen war, in die schmerzende Wade. Es kann nur als ein Akt der Nolhwehr angesehen werden, wenn Olearius seine Hand auch und zwar erst in das Antlitz der Angrcifcndcn und dann in das diamantenbesehte Halsband derselben aus­streckte, welches letztere er so fest anzog, daß seine braun-