Ver HVeIrriiiscktkerickt
Uus drm Führer-Hauptquartier, 28. Juli. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die schweren Abwehrkämpse im Abschnitt Orel dauern an. An der übrigen Ostfront ließen die Angriffe der Sowjets an Stärke und Ausdehnung nach. Von den einzelnen Kampfabschnitten wird gemeldet: Am Kuban-Brückenkopf, am Mius und am Donez scheiterten feindliche Angriffe. Im Raum von Orel griff der Feind auch gestern mit unverminderter Stärke Fn. Alle Angriffe brachen unter hohen Verlusten für die Sowjets zusammen. An dieser Front hat sich in den letzten Wochen die rheinisch-westfälische 86. Infanterie-Division besonders ausgezeichnet. Auch südlich des Ladogasees blieben feindliche Angriffe, die jedoch mit schwächeren Kräften als an den Vortagen geführt wurden, erfolglos.
Auf Sizilien nahm die beiderseitige Artille- rietätigkcit erheblich zu. Im mittleren Frontabschnitt blieben Angriffe britischer und nordamcri- kanischer Verbände im Abwehrfeuer vor deutschitalienischen Stellungen liegen oder wurden durch sofort einsetzende Gegenstöße zerschlagen. In den Gewässern der Insel vernichtete die Luftwaffe bei TageS- und Nachtangriffen einen Tanker von 7000 BRT. und eine Korvette, sechs große Transportschiffe wurden beschädigt.
Starke feindliche Bomberverbände setzten ihre Terrorangriffe in der vergangenen Nacht gegen die Stadt Hamburg fort. Es entstanden weitere Verwüstungen und zum Teil ausgebreitete Brände in mehreren Stadtteilen. Die Bevölkerung erlitt wieder Verluste. Von Nachtjägern und Flakartillerie wurden nach bisherigen Feststellungen 47 der angreifenden Bomber abgeschossen. Am gestrigen Tage brachten Luftverteidigungskräfte über den besetzten Westgebieten weitere neun feindliche Flugzeuge zum Absturz.
Im Kampf mit einem britischen Schnellbootverband versenkten deutsche Sicherungsstreitkräfte vor der niederländischen Küste ein Artillerie- Schnellboot und beschädigten ein zweites so schwer, daß es als vernichtet angesehen werden kann. Unsere Fahrzeuge kehrten vollzählig in ihre Stützpunkte zurück.
Fernkampfflugzeuge griffen erneut den im Atlantik gesichteten feindlichen Geleitzug an und versenkten zwei Handelsschiffe mit 12 000 BRT. Ein Schiff von 5000 BRT. erhielt so schwere Bombentreffer, daß es Schlagseite zeigte. Zwei weitere große Frachter wurden beschädigt.
Deutsche Unterseeboote versenkten im Atlantik und im Mittelmeer acht Schiffe mit zusammen 44 241 BRT., beschädigten einen leichten Kreuzer sowie sechs Frachter und schossen in der Abwehr drei feindliche Flugzeuge ab.
General Keller Korpsführer des NSFK
Berlin, 29. Juli. Der Führer hat auf Vorschlag des Reichsmarschalls Hermann Göring Generaloberst Keller, zuletzt Chef einer Luftflotte, unter Belastung in seiner militärischen Dienststellung zum Korpsführcr des NS.-Fliegerkorps ernannt. Gleichzeitig hat der Führer den Wehrmachtbefehlshaber in den Niederlanden, General der Flieger Fr. C hr i st i a n s e n, von der bisherigen gleichzeitigen Führung des NS-Fliegerkorps entbunden, damit sicss dieser ausschließlich seinen militärischen Aufgabe» widmen kann. Mit Generaloberst Keller tritt an die Spitze des NS.-Fliegerkorps eine seit drei Jahrzehnten der Fliegerei verschriebene Persönlichkeit. Als Flieger wie als Offizier hat sich Generaloberst Keller bereits im ersten Weltkrieg große Verdienste erworben, die 1917 mit Verleihung des Pour le merite ihre äußere Anerkennung fanden, und auch im gegenwärtigen Freiheitskampf des deutsche» Volkes war sein tapferer Einsatz von Erfolg gekrönt, wofür der Führer ihn mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes auszeichnete und am 19. Juli» 1940 zuin Generaloberst beförderte. Generaloberst Alfred Keller wurde am 19. September 1882 in Bochum geboren.
Die Todesfälle in
l-onckon uns ^Vssliinxton sekea jetzt sie
vrsütderlcL« unsere» N » r r« » p o a,1 e o r e i
o.st. Stockholm, 29. Juli. Seit die englisch, amerikanischen Truppen in den Kampfraum der Catania-Ebene vorgestoßen sind und ihnen dort durch die deutschen und italienischen Truppen harter Widerstand entgegengesetzt wurde, haben London und Washington einen Umschwung in der Beurteilung der militärischen Lage auf Sizilien vollzogen. Zahlreiche schwere Panzerkampfwagen, Panzerspäbivagen und gepanzerte Mannschaftstransportwagen sowie Munitions- und Lastsahrzeuge wurden auch gestern wieder durch das gutsitzende Feuer unserer Flakkanoniere zerstört Der feindlichen Nachschubflotte wurde gleichfalls lMt zugesetzt.
Es war nämlich in den ersten Wochen der Landung der Briten und Nordamerikaner auf Sizilien fast zu einer Gewohnheit bei den zuständigen militärischen Stellen geworden, in den Berichten über die Kampflage nur kurz die Mitteilung einzuschalten: Der Widerstand südlich Catanias ist hart und erbittert. Ueber zwei Wochen lang mußte man sich in den USA. und in England mit dieser Feststellung zufrieden geben, bis sich schließlich überall Stimmen des Erstaunens zu Worte meldeten. Warum kommt der Angriff vor Catania immer wieder ins Stocken? Dann erfolgte ein erster britischer Versuch, die Lage zu erklären. Ein Kriegsberichter veröffentlichte in einer Londoner Abendzeitung eine Schilderung der Kämpfe bei Catania und berichtete in recht erstaunlicher Weise über den „fanatischen Kampfgeist", von dem die dort eingesetzten deutschen Truppen beseelt seien, was, so stellte er ausdrücklich fest, der ausschlaggebende Faktor für die militärische Lage in diesem Kampf-
der Catania-Ebene
krimpke snk 8i-iliea mit »ackeren -Vuxea
abschnitt auf Sizilien sei. Dann kamen mehrere Tage des Schweigens, und erst jetzt hat man sich in London dazu durchgerungen, eine neue „Erklärung" für die Entwicklung der Lage aus Sizilien zu veröffentlichen.
Diesmal stammt der Bericht aus der Feder eines der bekanntesten britischen „Krlegsreporter" der britischen Rundfunkgesellschaft, der ungefähr folgendes schildert: „Es läßt sich nicht mehr leugnen, der Kampf auf Sizilien ist ins Stocken geraten. Wir sind nicht nur südlich Catania, sondern auch im Nordwesten auf harten und erbitterten Widerstand gestoßen. Der Feind hat offensichtlich hier seine gesamten Kräfte zusammengczogen. Die ersten Wochen des Kampfes auf Sizilien haben bei uns völlig falsche Hoffnungen erweckt. Wir nahmen an, daß nach der geglückten Landung und den ersten Kampftagen der Krieg auf Sizilien eine Art militärische Promenade würde, und daß unsere ungeheure Ueberlegenheit an Material aller Art einen lehr schnellen Erfolg sicherstellen würde. Aber mit der schnellen Kriegführung scheint es nun vorbei zu sein. Der Feind hält südlich Catania sehr starke Stellungen, gegen die unsere Truppen bisher vergeblich angerannt sind. Unsere materielle Ueberlegenheit beispielsweise an Tanks nützt hiernicht viel in diesem Gelände, das sich überhaupt nicht für den Einsatz von Panzern eignet, denn der Feind beherrscht oie Ebene, und diese ist für unsere Panzer zu einer Todesfälle geworden. Es wird immer deutlicher, daß der ganze Nordostzipfel Siziliens uns vor schwierigste militärische Aufgaben stellt. Nicht nur der hartnäckige Widerstand des Feindes hält uns auf, auch die Elemente fordern von unseren Truppen das letzte, vor allem die furchtbare Hitze in den Kampfgebieten."
Londoner Abschiedsgesänge für Maisky
orsvlderlcvi » I> » e r e , u o l ' e r p l> u z e e I e e klr. Stockholm, 29. Juli. Der Weggang Maiskys von London wird dort lebhaft bedauert. Die englische Presse widmet dem neuen Stellvertreter Molotows lange Artikel, in denen vor allem seine erfolgreichen Bemühungen um die Anknüpfung und Vertiefung der englisch-bolschewistischen Freundschaft unterstrichen werden. Nach einer Meldung der Stockholmer Zeitung „Aftonbladet" kommentiert man in politischen Kreisen Londons die Ernennung Maiskys zum stellvertretenden Außcnkommiffar mit der Vermutung, es sei Stalins Wunsch gewesen, in Moskau einen Fach
mann für englische Angelegenheiten um sich zu haben, um den Kontakt mit der britischen Politik noch zu verengern. „Aston Tidningen" geht sogar noch einen schritt weiter und meint, Maiskys Beförderung sei eine Belohnung für seine Tätigkeit in England. Diese Version ist eine direkte Bestätigung dafür, daß die Umstellung Englands auf die politischen und weltrevolutionären Bestrebungen der Sowjetunion schon sehr weit gediehen ist und Maisky hierbei,das größte Verdienst zukommt.
Aethiopien wird von England zu einer Kolonie degradiert, erklärte der frühere abcssinischc Gesandte in London, Dr. Martin.
Minenräumboot treibt brennend im Ousdrst X"
Oramatiockie Lerzuax von 8ck»ververveuncketen einer 6eleitrugscklacdt im kansl
club. Der Fükrer verlieb das Ritterkreuz des Eiserne» Kreuzes an ff-Oberfübrer Jürgen Wagner, Regimentskommandeur in der ff-Panzer-Division „Wiking".
Ritterkreuzträger Major Paul G l a a s, Gruvven- kommandeur in einem Kampfgeschwader, ist von einem Jeindilug im Osten nicht zurückgekehrt.
Von Lci^gsdeciakiar k'. UeriselULrckricli
rä. ?x. Morgens zwischen 3 und 4 Uhr werden von den Sicherungsposten des Atlantikwalles am westlichen Kanalausgang Leuchterscheinungen und leiser Kanonendonner gemeldet. In wenigen Augenblicken steht der ganze Küstenabschnitt unter erhöhter Alarmbereitschaft. Auch heute sind unsere unermüdlich weit in den Kanal vorgeschobenen Sicherungsstreitkräfte, die Schwarzen Husaren der See, auf zuverlässiger Wacht.
Im Gefechtsstand des Seenotstützpunktes ist in diesen frühen Morgenstunden Hochbetrieb. Eines der Minenräumboote hat gleich am Anfang der Feindberührung einige Treffer in Maschinen- und Ruderanlage bekommen, bleibt zurück, und wird von seinem Verband abgedrängt. Hilflos treibt das M-Boot als brennendes Wrack. Den Fangschuß zu geben wurden die Zerstörer wohl nur abgehalten, weil sich das Gefecht durch eingreifende deutsche Torpedoboote verschärft hat. Da die Funkanlage des M-Bootes ebenfalls zerstört ist, kann es nur noch SOS-Rot schießen und Blinkzeichen geben, die schließlich von einer Marinesignalstation ausgenommen und auf dem Funkwege weiter gestrahlt werden. So kommt um 5.30 Uhr die erste Meldung in den Seenotgefechtsstand: „Deutsches Minenräumboot treibt brennend im Quadrat X., Schwerverwunckete an Bord!" Nach Eingang und Prüfung weiterer Meldungen ergibt sich langsam ein klares Bild über Art des Seenotfalles und genauen Standort. Unverzüglich entschließt sich Major Kl., dem M-Boot doppelte Hilfe zu schicken. Eine Seenotmaschine zum Abholen der Schwerver
letzten, und ein Flugsicherungsboot für die Verletzten und die übrige Mannschaft.
Fieberhaft warten wir auf die ersten Meldungen, die dann auch bald eintresfen: das Flugzeug ist glatt in der Nähe des brennenden M-Bootes gelandet, der Sanitätsunteroffizier und ein weiteres Besatzungsmitglied pullen mit Schlauchboot an Bord, um erste Hilfe zu leisten. Kurze Zeit nachdem kommt auch das Seenotboot in Position und geht sofort langsseits, um die Schwerverwundeten zu übernehmen. Gleich darauf startet auch das Flugzeug, kommt aber wegen des zu starken Seeganges nicht mehr ab. Eine hohe, schräg ablaufende Dünungswelle schlägt ihm vollends den einen Stützschwimmer weg und die darüberliegende Tragfläche schneidet unter, so daß der Besatzung nichts weiter übrig bleibt, als SOS-Rot zu schießen, sofort zwei Schlauchboote klar zu machen, aneinander zu binden und auszusteigen.
Als diese Meldung, durch Funkspruch von den als Begleitschutz über dem Unfallquadrat kreisenden Jagdflugzeugen Fw. 190 übermittelt, im Gesechts- stand eintrifft, steht uns allen das Herz einen Augenblick still. Sofort wird Hilfe gesandt. Gegen elf Uhr ist die Dora-Anton im Unfallquadrat, und es gelingt ihr zu landen und die Besatzung der Schwestermaschine „aufzupicken". Es gelingt auch, dem erfahrenen Flugzeugführer nach genauer Berechnung und Beobachtung von Windrichtung, Seegang und einfallender Dünung das schwere Flugboot wieder „aus dem Wasser zu ziehen". Und bald darauf im Seefliegerhorst „Astrein" zu landen. Die Schwesterbesatzung ist gerettet.
Z Oer neue italienische Regierungschef und Mnt- Z sterpräsköent wurde am SS. September 1S71 zu D Grazzano-Montfercato im Piemont als Kind ein- Z facher Litern geboren. Er wiömcte sich der militäri-
V schen Laufbahn und kämpfte bereits im Zahre 18-6 Z als Artillerieoffizier unter Balökssera in Aethio- D pien. Im ersten Weltkrieg zeichnete er sich' als Ge- I neralstabschef der 4. italienischen Infanteriedivision Z im August 1-16 bei der Erstürmung des Brücken- D kopfes von Sabotino aus, weshalb er später den D Eitel eines Marchese -el Sabotino erhielt. Er stieg D rasch zum Generalmajor und Korpskommandanten I auf, wurde im Zahre 1-1- Generalstabschef der
V italienischen Armee, verließ 1-24 diesen Posten, Z um als Botschafter nach Brasilien zu gehen. Doch D schon ein Zahr später wurde ihm neuerlich die Lei-- Z tung des Gcncrr.lstabes unter gleichzeitiger Ernen-- D nung zum Zeldmarschall übertragen.
V In den Zähren 1-2S bis 1-33 wirkte er als Z Gouverneur von Libyen und kehrte, als er in Eri- Z polis von dem Luftmarschall Balbo abgelöst wurde,
V zum drittenmal in die Stellung des Generalstabs- Z chefs zurück. Als solcher bereitete er den abbessinl-
V scheu Zeldzug vor, übernahm Mitte November 1-3S
V persönlich die Leitung der Operationen, zog am D 5. Mai 1-36 als Sieger in Addis Abeba ein und
V wurde am 10. Mai zum Vizekönig von Abessinien
- ernannt. Auf diesem Posten bereits elf Tage spä-
V ter durch Graziani ersetzt, übernahm er nochmals
V die Leitung des Generalstabes. Am 12. Zun! 1-36
- wurde Badoglio durch die Verleihung des Titels Z eines Herzogs von Addis Abeba ausgezeichnet. Im Z Herbst 1-36 erschien aus seiner Leder das Kriegs- Z werk „Oer Krieg in Aethiopien". Als Generalstabs-
V chef bereitete er militärisch den Eintritt Italiens in Z den Krieg vor, erbat aber bereits am 6. Dezember
V 1-40 seine Enthebung von dem Posten eines Gene- Z ralstabschefs. verschiedentlich hielt er sich in Oeutsch- D land auf, so bei den großen deutschen Manövern Z im Zahr 1-37.
As«»«« LLLir»
Beim Edelweibvflücke» abaestsirzt. In der Land- talwand im Oberfeeaebiet stürzte ein 27 Jabre alter Mann aus ber näheren Umgebung von Berchtesgaden beim Edelweibpflücken tödlich ab. Die Leiche konnte geborgen werden.
Zum 97. Male Grobvater. Zum 97. Male Grobvater wurde der 82jährige Gustav Hausdörfer aus N e u st a d t bei Coburg. Der noch sehr rüstig« Alte bat 97 Enkel und Urenkel, 22 davon sind bet der Wekrmacht. Einer seiner Enkel wurde vor einigen Jahren Reichssicger im Wettstreit der Schaffenden.
Ei« furchtbares Versehe« bat fick kürzlich i»i Kurhotel eines jü Hündischen Seebades ereignet. Die Köchin des Hauses lieh sich zur Kontrolle einer Eisdekoration „für zwei Minuten" in den Kühlschrank einschlietzen und ... wurde vergeben. Die Küchengehilfin, die die nur von auben zu öffnende Tür geschlossen batte, erinnerte sich erst eine halbe Stunde später, als das spurlose. Verschwinden der Köchin auffiel. Als man öffnete, war die Köchin zwar noch nicht erfroren, aber sie batte sich aus Angst, erfrieren zu müssen, ein schweres Nervenleiden zuae- zogen.
Kinderrimmer i« der Universität. In Skandinavien sind Studenteneben eine bäusige Erscheinung. So kam es öfter vor, dab an den verschiedene» Universitäten in Dänemark und Schweden der Pedell und dessen Kaimlie dazu eingesetzt werden muhten, während der Vorlesungen aus die Kinder der Studentinnen aufzupasien. Da dieses System doch nicht ganz zweckentsprechend war und andererseits die Studentinnen mit Nachkommen immer zahlreicher wurde», bat ein« nordische Anstalt, die Universität Lund, den Anfang mit Ser Schaffung einer sehr praktische» Einrichtung gemacht. Es ist nämlich ein eigenes Kin- derZimmer bereitgestellt worden, in welchem sich di« Kleinen der Studentinnen unter sachkundiger Aufsicht tummeln, bis sie von den studierenden Müttern wieder abgebolt werden.
Oer Rundfunk am Freitag
Reichsprogramm. 14 bis 18.80 Uhr: „Bäuerlicher Reigen", volkstümliche Weisen. 15.39 bis 19 Uhr: Solistcnmnstk: Bach, Mozart, Reinbold Keiser. 19 bis 17 Uhr: Aus bekannten Overn und neuzeitlicher Konzertmusik. 17.18 bis 18.39 Uhr: Bunte Melodienfolge. 29.15 bis 22 Uhr: Suppös Operette „Boccaccio". — Deutschlaudscnder. 17.15 bis 18.39 Uhr: N. W. Gade, Liszt, Svendsen u. a. 29.15 bis 21 Uhr: Zweite Sendung des Reznicek-Zyklus: Violinkonzert, Sinfonie B-ckur, Leitung: Arthur Rother. 21 bis 22 Uhr: Komvonistenbildnis: Franz Schubert. ,
„... als ob das Orchester hier im Zimmer spielt!"
kortsckiritte in cker Runckkunktecknilc - konservierte Rusitz unrl plastisches klären
Die Schallaufnahme zum Zweck der Konservierung von Sprache und Musik ist ein wesentliches Interessengebiet des Rundfunks, der häufig gezwungen ist, anfallende Vorgänge oder Darbietungen aufzunehmen und bis zur Zeit der späteren Verwendung, also der Sendung, aufzubewahren; ähnlich, wie eine Hausfrau im Sommer Obst einweckt, das erst Monate später gegessen werden soll.
NeueVerfahren fürTonkonserven
Die Nachteile der bisherigen „Tonkonserven" bei der Aufspeicherung auf der Schallplatte beruhen darauf, daß der Länge der Aufnahme durch die gegebene Größe der Platte eine Grenze gesetzt ist; daß durch die von der Schneidnadel gezogenen und eng aneinanderliegenden Rillen nur die Aufzeichnung einer ungenügenden Dynamik möglich ist (da die Gefahr besteht, baß die seitliche Schwingung der Nadel in die danebenliegende Schallrille hineinläuft): daß die rein mechanische Aufzeichnung keine Erschütterungen verträgt; daß die Schleifgeräusche bei der Wiedergabe störend mitanklingen, usw. Unzählige Versuche wurden gemacht, um diese Uebel- stände abzustellen. Seit der Jahrhundertwende war ein Verfahren bekannt, Sprache auf einen Stahldraht dadurch aufzuspeichern, daß man ihn im Rhythmus der Schallwellen magnetisierte. Bei der Wiedergabe setzten dann die magnetischen Kraftlinien des Drahtes über Verstärker, Spulen usw. eine Membrane in Schwingungen, wodurch wieder Schallwellen und dadurch Sprache erzeugt wurden. Auf diesen Gedanken beruhende Apparaturen, die als Diktiermaschinen Verwendung fanden, wurden mehrfach verbessert. Sie konnten jedoch auf Grund verschiedener Nachteile nicht zur Wiedergabe künstlerischer Darbietungen und erst recht nicht für Zwecke des Rundfunks eingesetzt werden.
Das Magnetophon der Lk
Da? änderte sich erst, als vor einigen Jahren die AEG. das Magnetophonverfahren entwickelte, jiki dem eine auf ein schmales Filmband auf
getragene Eisenpulverschicht magnetisiert wurde. In Gemeinschaft mit der AEG. und der IG. entwickelte die Reichsrundfunkgesellschaft als Hauptinteressentin das Verfahren weiter, das heute an der Spitze ahler Schallkonservierungsverfahren steht. Die bedeutendste Weiterentwicklung des Magnetophons stellt die Hochfrequenzaufspeicherung nach Dr. von Braunmühl und Dr. Weber (Reichsrundfunkgesellschaft) dar. Sie ermöglich Aufnahme und Wiedergabe größter Orchester ohne jede Einengung der Dynamik bei einem Frequenzumfang von neun Oktaven. Die Laufzeit ist praktisch unbegrenzt. An jeder Stelle kann das magnetisierte Filmband auseinandergeschnitten und wieder geklebt werden. Eine Abnutzung tritt auch nach sehr häufiger Wiedergabe nicht auf. Nach Löschung der vorherigen Aufnahme ist das Band wieder zu verwerten.
Ein neuer Lautsprecherthp
Da die Aufnahmen nicht wie bei der Schallplatte mechanisch erfolgen, ist das Magnetophon auch nicht erschütterungsempfindlich und kann überall, im Freien, im Kraftwagen usw. eingesetzt werden So nimmt man nicht nur mit stationären Apparaten Opern, Konzerte oder Schauspiele auf, sondern setzt das magnetische Filmband auch bei den beweglichen Arbeiten der Funkreporter und besonders für die Zwecke der ein. In zwei kleinen Köfserchen von je 15 Kilogramm Gewicht ist das für die Uk. entwickelte Magnetophon mit Mikrophon, Verstärker, Batterien usw. untergebracht. Mit diesen hochwertigen Schallaufnahmegeräten wird ein großer Teil der Sendungen heute durchgeführt, und der Hörer kann nicht mehr feststellen, ob es sich um eine Originalsenhung oder eine „Schallkonserve" handelt.
Durch Schafsung dieser Ausführung des Magnetophons, die den hochgespanntesten Ansprüchen genügt, sowie durch die Verwendung unserer neuen ausgezeichneten Mikrophone, vorzüglicher Uebertra-
gungskanäle, bester Senderkonstruktionen usw., wäre der Rundfunkempfang bereits vor zwei Jahren auf einem Höchststand angelangt gewesen, wenn nicht die Schallwiedergabegeräte, die Lautsprecher, eine Anzahl bedenklicher Mängel gehabt hätten. Sie waren jetzt, nachdem man auch die Verstärker verbessert hatte, das schlechteste Glied in der Ueber- tragungstechnik. Eine weitere Verbesserung der Qualität der Uebertragung war eigentlich zwecklos, Nl sie in unseren besten Lautsprechern nicht hörbar gewesen wäre. Die Reichsrundfunkgesellschaft entwickelte daher in ^langjähriger Arbeit einen neuen Lautsprechertyp, der eine Reihe grundlegender Verbesserungen. aufweist und die Schallwiedergabe zu einem der stärksten«Glieder in der Uebertragungs- technik macht.
Eine Vorführung im Haus des Rundfunks in Berlin zeigte eine bedeute ndeErweiterung des Frequenzbereiches, das bei den bisherigen Lautsprechern zwar mit 50 Hz. bei den tiefen Tönen zu- sriedenstellte, bei den hohen Tönen und Frequenzen aber ganz ungenügend war. Der neue Lautsprecher bringt Töne von 50 bis 13 000 Hz. — also einen Umfang von 9 Oktaven — völlig einwandfrei und hat dabei noch den Vorteil, daß er die ganz hohen Frequenzen nicht nur dann hörbar werden läßt, wenn der Zuhörer in der Verlängerung der Mittelachse des Lautsprechers sitzt — „in ihn hineinsieht", wie das früher notwendig war — sondern einen Raumwin»! von 90 Grad einwandfrei bestrahlt. Viele andere, dem Laien nur in der Erscheinungsform, aber nicht nach dem technischen Begriff bekannte Nachteile der alten Lautsprecher sind beseitigt: die Klangfarbe schwankt nicht mehr, der Ton ist natürlich und blewt unverzerrt, die Einschwingvorgänge sind stark abgekürzt und das tiefe Mitschwingen wie beim Großflächen-Lautsprecher ist beseitigt.
Das Ende der Schallplatte?
Erreicht wurden diese Verbesserungen durch eine neuartige Konstruktion. Oberingenieur Eckmiller von der Reichsrundfunkgesellschaft schuf diesen sogenannten Breitbandlautsprecher durch ein« Kombina
tion aus dem Trichterlautsprecher und dem Großflächenmembranlautsprecher. Zwei voneinander getrennte Schwingspulen sind mit zwei Membranen verbunden, von denen die äußere Papiermembrane die tiefen und mittleren Töne bis zur Ueberlap-, pungsfrrquenz, die innere Leichtmetallmembrane die Höheren und höchsten Töne wiedergibt. Diese und andere Eigenarten des Aufbaues verleihen dem neuen deutschen Lautsprecher eine naturgetreue Wiedergabe der Sprache und eine hohe Durchsichtigkeit und Klarheit bei Orchesterwerken sowie eine Plastizität, die einzig dastehend ist. '
Besonders schön und verblüffend wirkte die Vorführung der stereophonen, raumplastischen Wiedergabe der Lautsprecher. Stellt man zwei oder mehrere Mikrophone vor einem Orchester oder einer Bühne auf und führt die Schallwellen über zwei getrennte Tonkanäle, so kann man sie entweder sofort senden oder auf dem Magnetophonband konservieren, auf dem sie getrennt nebeneinander ausgezeichnet werden. Diese beiden Tonspuren werden nun bei der Wiedergabe zwei getrennten Lautsprechern zugeführt. Das früher stets ungerechtfertigte Lob für einen Lautsprecher „als ob das Orchester hier im Zimmer spielt", ist jetzt wirklich begründet. Die Musik ist von einer geradezu erschreckenden und an Zauberei grenzenden Plastik und Klarheit. Man hat nicht mehr das Gefühl, daß dort bei zwei Kästen Musik aus dem Schalloche kommt, sondern die Melodien ertönen im ganzen Raum; ja, man hört dort hinten die energischen Stöße der großen Posaune, weiter drüben rechts das Falsett der Pikoloflöte, dicht vor uns in der Mitte das weiche Locken der Geigen.
Wenn auch das Magnetophon aus mancherlei Gründen nicht dazu bestimmt und geeignet ist, in absehbarer Zeit das Erbe der Schallplatte im Hausgehrauch anzutreten, und wenn auch der neue Eck- miller-Lautsprccher erst nach dem Kriege seinen Sie- geszug in großem Maße beginnen wird, so zeigen doch diese Erfolge der deutschen Wissenschaft, daß stch die Fortschritte auch auf Gebiete beziehen, >dte mit dem Kriege nur sekundär Zusammenhängen, und daß mitten im Völkerringen Werte für den Frieden entstehen. vr. ffsseiii»