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Donnerstag, 29. ^nl» 1943
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Die Großoffensive -er Sowjets abgeschwächt
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Voll uosvrer Lorltoer Ledflttleirung
r6. Berlin, 29. Juli. Mit Ausnahme von Orel läßt die große sowjetische Sommeroffensive gewisse Ermüdungserscheinungen bereits erkennen, die auf die ungeheuerlichen Verluste der letzten Tage und Wochen zurückzuführen find. Zwar haben am gestrigen Tage auch noch Angriffe am Kuban-Brük- kenkopf, am oberen Mius, bei Bjelgorod und südlich des Ladogasees stattgesunden, doch erreichte» sie bei weitem nicht die Heftigkeit der bisherigen Angriffe. Neue Truppenzusammenziehungen find beobachtet worden, so daß man noch nicht von einem Ende der Sowjet-Offensive sprechen kann, doch läßt sich unschwer erkennen, daß die sowjetische Offensivkraft erheblich gelitten hat, bzw. daß sie der dcut- scheu Abwchrkraft unterlegen ist.
Sowohl der zahlenmäßige Einsatz der sowjetischen Kräfte als auch die Aufgabenstellung dieser Sommeroffensive ließ vermuten, daß die Sowjetführung in der Rückeroberung der Ukraine und der Wiedergewinnung des Raumes mindestens bis Kiew die Voraussetzung für militärische Operationen erblickte, die die Lage im Osten zugunsten der Sowjets wenden konnten. Wir können heute feststellen, daß die deutsche Abwehrsront sich demgegenüber als nicht durchbrechbar erwiesen hat und daß die Aufgabe der sowjetischen Sommer
offensive auch nicht in Einzelerfolgen erfüllt worden ist. Die über 2000 Kilometer lange Front im Osten hat gegen den Ansturm der sowjetischen Völker gehalten und damit einen Abwehrerfolg errungen, dessen Auswirkungen sich als ein großer militärischer Vorteil für uns bemerkbar machen müssen.
Im Raum von Orel ist die Kampftätigkeit noch immer sehr stark und die Angriffe haben an diesem Punkt der Ostfront ihre Heftigkeit nicht eingebüßt. Insbesondere südlich Orel wurden die Durchbruchsversuche auch gestern auf breiter Front erneuert. Doch müssen die deutschen Abwehrkrästc auch an diesem letzten Brennpunkt der Sowjetoffensive dem Angreifer überlegen sein, wenn allein an diesem Frontbogen gestern wieder 117 Feindpanzer, darunter sehr viele amerikanischer Herkunft, abgeschossen und damit alle Angriffe abgeschlagen werden konnten. Die hier von den deutschen Truppen durchgeführte elastische Kampfführung hat wohl an einzelnen Stellen vorübergehend die Abgabe von Gelände mit sich gebracht, doch kann von irgendwelchen operativen Erfolgen der Sowjets auch in diesem Frontabschnitt nicht die Rede sein. Wenn man bedenkt, welche ungeheuren Kräfte die Sowjets allein an den Rändern des Orel-Bogens cingebüßt haben, dann wird begreiflich, daß die mili-
Die ganze italienische Nation steht im Kriege
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bck. Rom, 29. Juli. Aus den Ereignissen der letzten Tage in Italien heben sich drei Vorgänge besonders ab: Erstens: Am vergangenen Samstag die Tagung des Großen Faschistischen Rates, die zu den Abstimmungen über die italienische Politik führte. Zweitens: Daraus hervorgehend der Regierungswechsel mit dem Uebergang des militärischen Oberkommandos an den König und dem Bekenntnis Badoglios zur Fortsetzung des Krieges. Drittens: Die Wiederherstellung der Ruhe in Italien, das in diesen Tage eine verfassungsmäßige Krise abwickelte. Das Verhalten des italienischen Volkes ist dadurch bestimmt, daß es einem in Sizilien eingedrungenen Feind gegenübersteht, der die bedingungslose Kapitulation und die Vernichtung der italienische Souveränität verlangt. Die neue Regierung, die sich aus Männern zusammensetzt, die im faschistischen Italien zu Amt und Würden gelangten, hat dem König den Treueid geleistet. Das Fundament ihres Arbeitens muß notwendigerweise der Aufruf des Marschalls Ba- doglio sein, der sich die Weiterführung des Kampfes zum Ziel gesetzt hat.
Im gleichen Sinne hat der römische Rundfunk am Dienstagabend erklärt, solange der Feind an der Schwelle Italiens stehe, kenne das italienische Volk nur eine Losung, nämlich: „Der Krieg geht weiter!". Die italienischen Wehrmachtberichte seit dem Regierungswechsel unterstreichen diese Haltung. Der Kommentator im römischen Rundfunk gibt sogar zu erkennen, daß nunmehr eine noch entschlossenere Zusammenfassung der Kräfte erfolgen werde und daß die ganze italienische Nation im Kriege stehe.
Von italienischer Seite wird jetzt auch zu der Unterhauserklärung Winston Churchills, in der er bekanntlich das italienische Volk in der übelsten Weise beschimpfte, in eindeutiger Weise Stellung genommen. Dazu wird in Rom darauf hingewiesen, daß diese Erklärung Churchills vor dem Unterhaus keinen Italiener überrascht habe. In diesem Zusammenhang wird noch einmal betont, daß die Vorgänge der letzten Tage und der Regierungswechsel in Italien eine rein tnnerpolitische Angelegenheit seien. Die Erklärung Churchills habe dem italienischen Volk und damit zugleich der ganzen Welt gezeigt, daß es den Feindmächten allein darum gehe, das gesamte italienische Volk zu vernichten. „Italien weiß, daß es einem unerbittlichen Feind gegenübersteht, und eS wird für seine Freiheit und für seine Ehre kämpfen."
Besondere Beachtung in Japan
Tokio, 29. Juli. Die Nachricht von den inner- politischen Veränderungen in Italien wurde von der japanischen Bevölkerung mit größter Ruhe ausgenommen. Besondere Beachtung finden die Proklamationen des italienischen Königs und des Marschalls Badoglio und die darin zum
Beträchtliche Anzahl von USA-Bombern abgeschoffen
Berlin, 29. Juli. In den gestrigen Vormittagsstunden flogen Verbände nordamerikanischer Bombenflugzeuge in das Reichsgebiet ein. Spitzen drangen bis in den mitteldeutschen Raum vor. Deutsche Jagdflicgcrverbände warfen sich de» Ter- rorbombcrn entgegen. Es entwickelten sich zahlreiche Luftkämpfe, in denen eine beträchtliche An- zahl der feindlichen Maschinen, durchweg viermotorige Großbomber abgeschossen wurden. Auch dir Flakartillerie der Luftwaffe iS an den Abschuß- ersolgrn beteiligt. Eine endgültige Zahl kann noch nicht genannt werden, da die Ermittlungen über die erzielten Abschüsse noch nicht abgeschlossen find. Bisher wurde nur geringe Schadcnwirkung in vereinzelte« Ortschaften gemeldet.
Ausdruck gebrachte Entschlossenheit Italiens, zu dem gegebenen Wort zu stehen und den Kampf fortzusetzen, wie es die Freiheit und die Zukunft des Landes erfordere. Man erklärt in Japan, daß der gemeinsame Kampf gegen die gemeinsamen Feinde heute von allen Partnern der Achse höchste Entschlossenheit und höchsten Einsatz verlange.
tärische Schwächung der Sowjets nunmehr auch dort alsbald ein Nachlassen der Kämpfe mit sich bringen muß. Die neuerlichen Verluste der Bolschewisten sind so schwer, daß selbst die Londoner „Times" erkennen müssen, die Menschen- und Materialverluste der Sowjets seien „geradezu grausam hoch".
Oertliche Kämpfe im Südabschnitt
Ueber die Kampftätigkeit an den anderen Abschnitten der Ostfront berichtet das Oberkommando der Wehrmacht: Dicht nördlich Noworossijsk versuchten die Bolschewisten mit drei auf 3 bis 4 Kilometer Frontbreite angesetzten Divisionen in das urwaldartige Berggelände vorzustoßen. Bei Tag und Nacht wechselten Angriffe mit Gegenstößen, bis oft erst erbitterte Nahkämpfe die Entscheidung brachten. Obwohl die Bolschewisten keine noch so'hohen Verluste scheuten, kamen sie keinen Schritt vorwärts, sondern mußten noch vor den Gegenstößen unserer Grenadiere und den ihnen zur Seite stehenden rumänischen Gebirgsjägern einen weiteren Höhenzug preisgeben.
An der MiuS-Front führten die Bolschewisten mehrere Erkundungsvorstöße südlich Matwje- jewsk Kurgan sowie südlich und nordwestlich Kuibyschews durch. Unsere Truppen zerschlugen aber die teilweise beträchtlichen Angriffskräste und brachten im Zusammenwirken mit der Luftwaffe sämtliche Vorstöße unter Abschuß zahlreicher Panzer und Flugzeuge zum Scheitern. Am mittleren Donez und bei Bjelgorod griff der Gegner ebenfalls an einigen Stellen an, aber ohne Erfolg.
Auch im Norden der Ostfront setzten die Bolschewisten ihre Angriffe südlich des Ladogasees fort. In Auswirkung seiner bisherigen schweren Verluste konnte der Feind jedoch nur geringere Infanterie-, Vanzer- und Fliegerkräste als an den Vortagen in den Kampf werfen. Doch auch die erneuten Durchbruchsversuche blieben ohne Erfolg.
Wieder 35VVV BRT Feindschiffsraum ausgeschaltet
Oleickbleibcock Kober Leitrsx unserer Iftiexer in 6er Veroenleunxsscklsckt
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. ^-Berlin, 29 Juli. Die Aufgabenfülle der deutschen Luftwaffe bringt es mit sich, daß nur eine beschränkte Anzahl, von Verbänden für die Bekämpfung und Vernichtung feindlicher Schisfsziele eingesetzt werden kann, um so höher muß man darum die Erfolge werten, die gerade jetzt auf diesem Teilsektor des Luftkrieges mit erstaunlicher Gleichmäßigkeit für uns reifen. Die letzten 24 Stunden erwiesen wieder, daß die feindliche Tonnage heute durch unsere Flieger einem Aderlaß unterworfen ist, der zu kaum einer Zeit dieses vierjährigen Ringens bisher so gleichbleibend hoch und bedeutend war. Allein die vorläusi- g.en und noch unvollständigen Meldungen de? gestrigen Tages ergaben wieder eine Totalvernichtung von über 20 000 BRT., die wahrscheinliche Ausschaltung von mindestens 15 000 BRT. und die schwere Beschädigung von fünf getroffenen Schiffen.
Die Seeräume rings um Sizilien passiert heute — dank der zähen Aufmerksamkeit und kämpferischen Hartnäckigkeit unserer Luftwaffe — kaum noch ein gegnerisches Nachschubgeleit, ohne entsprechenden Tribut zu zahlen. Selbst die verstärkten Abwehrbemühungen der Briten und Amerikaner konnten es nicht verhindern, daß die deutsche Ausbeute in den südöstlichen Hauptversorgungshäfen Siziliens, Shrakus und Augusta, auch am gestrigen Tage und in der vergangenen Nacht auf bedeutender Höhe blieb. Ein nächtlicher Angriff schwerer deutscher Kampfflugzeuge gegen den Seeraum
in und um SyrakuS schloß mit der besonders wertvollen Versenkung eines 7000-Tonnen-T a n k e r s. Fünf weitere Schiffseinheiten erhielten zum Teil mehrere schwere Treffer. Außerdem wurde ein Bewacher versenkt. Vor Augusta erhielt ein 8000-Ton- nen-Transporter durch einen Tagesangriff schneller deutscher Kampfflugzeuge erhebliche Beschädigungen. .
Auch im Atlantik konnten unsere hier besonders bewährten Fernkampfflugzeuge vom Typ „Condor" ihre Erfolge im Kampf mit dem westlich Portugal gestellten Geleitzug weiter ausbauen. Nachdem zwei Handelsschiffe von je etwa 6000 BRT. tödliche Bombentreffer erhalten hatten, ist die Totalvernichtungsquote hier aus 22 000 BRT. angestiegen. Ein 5000-Tonner ^ blieb mit schwerer Schlagseite zurück, auf zwei wetteren großen Frachtc n wurden außerdem Beschädigungen beobachtet. Unsere Spezialverbände können also wieder auf einen Tagesbeitrag Hinweisen, der den Feind an einer seiner empfindlichsten Stellen trifft
USA-Kreuzer von U-Booten versenkt
Tokio, 29. Juli. Wie daS kaiserliche Hauptquartier bekanntgibt, stießen japanische U-Boote im Salomonen-Gebiet auf einen feindlichen Flottenverband, der aus einem Kreuzer und drei Zerstörern bestand. Die japanischen U-Boote konnten dir Zerstörerlinie durchbrechen und den Kreuzer durch Torpedos versenken.
England führt auch gegen Badoglio Krieg
L6en beleräktixt erneut Lnxlancks Veruicktunxsvillen xexeniiker Italien» Volk
Stockholm, 29. Juli. Der britische Rundfunkkommentator Newer hat sich gestern in unmißverständlicher Weise über den Regierungswechsel in Italien geäußert. „ES interessiert uns nicht viel", so sagte er wörtlich, „daß das Oberhaupt der italienischen Kriegsmaschine jetzt Badoglio heißt statt Mussolini. Wir führen Krieg gegen den einen wie gegen den anderen." Während Churchill im Unterhaus neue Bombardierungen Roms ankündigte, äußerte sich Ed en auf eine Anfrage, ob Italien nach einer Kapitulation die nordafrikanischen Besitzungen zurückgegeben würden, kurz und bündig mit „nein", da England diesen Krieg bekanntlich mit dem Ziel einer völligen Vernichtung des italienische» Volkes führe.
Wie ein Beamter des Washingtoner Kriegsinformationsamtes Reuter erklärte, Ba-
doglloS Regierung genau so betrachtet wie das Mussolini-Regime. „Diese italienische Regierung, die als solch« aus Leuten zusammengesetzt ist, die früher mit dem Faschismus verbunden waren, erklärte in einer ihren ersten Amtshandlungen Hitler undder Achse ihre Treue. Sic ist daher ein Feind der Alliierten, und der Krieg wird bis zur bedingungslosen Kapitulation weitergehen.
Flugzeugträger torpediert
Rom, 28. Juli. Das Hauptquartier der italienischen Wehrmacht gibt bekannt: „An der siziliani- schen Front heftiges Artillrrirseuer. Feindliche An
griffe im Zentralabschnitt mißglückten. Deutsche Flugzeuge griffen vor Anker liegende feindliche Schiffe im Hafen Augusta an, versenkten eine Korvette und einen Tanker von 7000 BRT und warfen sechs Transporter von über 40 000 BRT. in Brand. Angriffe der englisch-amerikanischen Luftwaffe auf kleinere Orte Calabriens verursachten geringe Schäden und einige Opfer unter der Zivilbevölkerung. Zwei Flugzeuge wurden äbgeschossen. Bei einem mißglückten Angriff «egen einen unserer Geleitzüge im Tyrrhenischen Meer wurden vier feindliche Flugzeuge von Begleiteinheiten zerstört. Iw Atlantik erzielte eines unserer U-Boote zwei Torpedotreffer auf einen feindlichen Flugzeugträger.
Syrische Wahlen unter englischem Druck
Ankara, 29. Juli. Bei den syrischen Parlaments- Wahlen hat der „Nationale Block" in einer Reihe von Städten, darunter Damaskus und Aleppg, also an den Hauptplätzen im Lande, die absolute Mehrheit gewonnen. Eine Reihe prominenter Führer des Nationalen Blvcks ist jedoch nicht gewählt worden. ES scheint sich zu bestätigen, daß sie kurz vor Beginn der Wahlen unter gaullistischbritischem Druck ihre Kandidatur zurückziehen mußten, weil den Besatzungsmächten ihr Erscheinen im Parlament unerwünscht erschien. Der „Nationale Block" betrachtet als höchstes politisches Ziel die Erreichung der nationalen Unabhängigkeit des Lande».
Die Alternative
Es ist aufgesallen, daß die Sowjetpresse den Lärm der Engländer und Amerikaner über die Landungs- erfolge auf Sizilien in keiner Weise mitmacht. Vergeblich bemühen sich Londoner Zeitungen, in der „Prawda" oder im „Roten Stern" einen Kommentar zu der Landung auf Sizilien zu provozieren, die bisher in den Spalten der bolschewistischen Zeitungen nur in ganz kurzen Tatsachenmeldungen aus Seite 3 oder Seite 4 behandelt worden ist. Die Moskauer Anerkennung ist bisher ausgeblieben. In dieser Schweigsamkeit drückt sich die Forderung nach weiteren Landungen und Jnvasionsversuchen der Angelsachsen aus. Die Sowjets betrachten Sizilien nicht als die vereinbarte Zweite Front, sie haben auch heute noch das Bewußtsein, daß sie allein die Last des Krieges tragen und daß ihre Verbündeten nicht einmal einige Tage aus der Insel sich halten könnten, wenn nicht die Ostfront riesige deutsche Armeen und Materialmenaen bände. Dies ist ein Argument, dem sich wahrscheinlich auch Churchill und Rooscvclt nicht verschließen können. Wenn die deutsche Ostfront an einem Tag fünf- hundertsechsundfechzig Sowjetpanzer vernichtet, dann nimmt sich das was die Engländer und Amerikaner in Sizilien heranzufahrcn haben, hübsch bescheiden aus, mag es auch an Ort und Stelle zeitweise eine starke zahlenmäßige lleberlegcnheit her- beisühren So profitieren sie in Sizilien davon, daß Deutschland und Europa ihre Kräfte zunächst dem stärkeren und darum gefährlicheren Gegner im Osten entgegenstellen, von dessen Offensive auch ihre sizi- lianische Aktion lebt. Sie sind daher durch ihren Jnvasionsverfuch nicht gleichberechtigt neben die Sowjets getreten, sondern ihre Abhängigkeit hat dadurch weiter zugenomnien.
Dies festzustellen, ist von Wichtigkeit, weil es aus das Kreuz und Quer der Interessen Einfluß hat, welches die Zusammenarbeit und das Bündnis der sogenannten Alliierten überhaupt charakterisiert. Unter den paar Dutzend „vereinigten Nationen", von denen allerdings nur drei im Kamps stehen, gibt eS nicht einmal zwei, die über irgend etwas Positives einig wären. Einig sind sie vielmehr nur in ihrem Entschluß, den europäischen Kontinent zu vernichten und ihn kulturell und wirtschaftlich zu töten. Was sie zu tun gedenken, wenn es ihnen gelänge, Europa zu überschwemmen, darüber hat zwar jeder einzelne auch seine Gedanken, aber von irgendeiner Einigkeit kann keine Rede sein.
Nichts hätK dies deutlicher zeigen können als eine Debatte, die sich in diesen Tagen im Londoner Oberhaus abspielte. Dort' forderte ein Lord, der bemerkt hatte, daß die Verbündeten Englands sowie die Neutralen und auch die Gegner der Uebcr- zeugung sind, daß England daraus hinstcucre, überall die Kräfte der Linken ans Ruder zu bringen, die Regierung auf, in allen Ländern den Text der Atlantik-Charta mit einem tröstlichen Kommentar und in der jeweiligen Landessprache verbreiten zu lassen. Hierauf erwiderte ihm der Sprecher der Regierung, daß das Foreigil Office zu einer einseitigen Interpretation dieses Instruments, dem übrigens Churchill erst kürzlich jede VertragS- kraft abgesprochen hat, nicht berechtigt sei, sondern dies all den Verbündeten und Emigrantenregie- rungen überlassen müßte. Wollte sie jedoch gestatten, daß jede dieser Regierungen Rundschreiben über ihre Auffassungen von der Atlantik-Deklaration verbreitet, so würde dies Anlaß zur größten Verwirrung geben.
Man stelle sich den Kommentar der Sowjets vor, die aus Grund der Atlantik-Charta die Hälfte von Polen — und viele Hunderttausende Quadratkilometer anderer Gebiete — verlangen, und daneben den der polnischen Emigrantenregierung, die in derselben Atlantik-Charta die Garantie für die Wiederherstellung der polnischen Ostgrenze vom August 1939 sieht. Man überlege ferner, wie der Aan - kee-JmperialismuS, welcher jetzt schon ins Auge saßt, den britischen Dominions und Kolonien die Aufnahme in die United States vorzuschlagen. zu den Fragen des Empires Stellung nehmen würde.
In einigen neutralen Ländern begegnet man jetzt der Auffassung, daß eine Wendung der Dinge in dem Sinn eingetreten sei, daß die Engländer und Amerikaner nunmehr auf europäischem Boden gleichberechtigt mit den Sowjets auftreten. ja vielleicht sogar eine Art Wettrennen gewinnen könnten, um dann, in einer andern Situation als zur Zeit des Molotow-BesuchS in London, Stalin an den Grenzen Zentraleuropas ein Halt zuzurufen. Durch diese naive Hoffnung fühlen sie sich dann sehr beruhigt, denn vor den Sowjets haben sie, wenn sie es auch nicht laut zu sagen wagen, eine heillose Angst, dagegen erwarten sie von den Engländern und Amerikanern, daß diese eins fröhliche Rückkehr der Zustände von 1938, ja vielleicht sogar die beschauliche Bürgerlichkeit des Jahres 1912 hcrbcisühren würden. Sie könnten sich leicht eines Besseren belehren, indem sie einfach nur vergleichen, welche Kräfte an der Ostfront auseinanderprallen und mit welchen Mitteln zur Zeit die Engländer und Amerikaner Europa erobern wollen. Und sie sollten schließlich die träge Schwäche in Betracht ziehen, mit der die Engländer in drei Jahren noch jeder Forderung der Sowjets nachgegeben haben. Sie werden dann etwas weniger fröhlich den Ereignissen zuschauen, die sie immer nur von einer Seite zu betrachten gewohnt sind und die nur die Gefahr verstärken, von der die europäischen Völker, ohne Ausnahme und unabhängig von ihren Wünschen und Gesinnungen, bedroht sind. Uns geht es immer um dasselbe Ziel in diesem unteilbaren Krieg. Europa wird Sieger sein, oder es wird vernichtet werden. Es besteht keine dritte Möglichkeit.