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Die Menschen erfreuen sich Wohl am Anblick wogender Getreidefelder, aber die wenigsten haben eine Ahnung davon, welch technisches Wunderwerk ihnen in einem Getreidehalm gcgenüberstcht. Wir wissen zur Not noch, Paß alle unsere Getreidearten der Gräserfamilie angehören mit dem besonderen Merk- Mal des durch Knoten gegliederten Halmes. Wenn wir diesen einer näheren Betrachtung unterziehen, so kommen wir zu ganz erstaunlichen Feststellungen.
Ein Roggenhalm z. B., ans Hunderttausenden einzelner Zellen zusammenaefügt, nur 8 Millimeter dick, trägt auf 1^ Meter hohem „Gipfel" die schwere Last der Ähre. Der Halm ist also öOOmal höher als breit. Dieser Maß- stab auf menschliche, noch so gewaltige Bau- Merke übertragen, läßt diese der Arbeit der Natur gegenüber weit zurückstehen. Beachtlich It dabei die Geschmeidigkeit des Halmes, die HS ihm gestattet, seine Spitze bis zum Boden herabzubeugen, ohne daß er bricht.
Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß in Pflanzenstämmen, insbesondere auch in den Getreidehalmen, die Tragkraft und Bie- guugsfestigkcit durch ähnliche Konstruktionen erreicht wird, wie sie der Mensch bei seinen höchsten Bauten, Brücken, Türmen usw. anwendet, wobei das Bestreben zugrunde liegt, mit dem geringsten Stoffaufwand größtmögliche Festigkeit zu erzielen. Es ist nicht allein die Röhrenform, die ja an sich schon größere Biegsamkeit und Widerstandskraft gewährleistet und Baustoffe spart; die Röhrenwand ist obendrein verstärkt durch Einlagerung von Kieselsäure und Einfügung fester Steifungsstränge. Es sind Hartbaststränge, ungemein zäh und nahezu unzerreißbar. Dazu kommt das Wunder der Knoten, massiver Querwände. Diese und andere zur Widerstandskraft des Halmes beitragende Erscheinungen bewirken ferner, daß er, wirklich einmal geknickt und wie abgestorben auf der Erde liegend, sich in wenigen Tagen Wieoer aufrichtet.
So offenbart sich auch im Getreidehalm eines der vielen kleinen und doch so großen Wunder, an denen die Natur so reich ist.
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Die Ernte hat begonnen
Die ersten Garben wurden geschnitten
Nachdem im Unterlande zu Beginn der vorigen Woche schon der erste Erntewagen eingefahren worden ist, kommt auch bei uns jetzt Pie Ernte in Gang. Am Samstag wurde in verschiedenen Landorten unseres Kreises das erste Getreide geschnitten. Mit der Wintergerste fängt die Ernte an, kurze Zeit später folgt der Weizen. Das Schneiden ist diesmal .pecht mühsam, da Wind und Wetter die Halme zum großen Teil umgelegt haben. Aber der Mähder unterzieht sich gern einer größeren Mühe, weiß er doch, daß es ein kostbares Gut >u bergen gilt. Eine wichtige Schlacht hinter >en Fronten wird in diesen Tagen geschlagen, und da müssen alle helfen.
Ruhe liegt noch über Feld und Flur. Aber nur wenige Tage dauert sie an; dann ist die Handschaft belebt mit den emsigen Schnittern und den fleißigen Garben-Binderinnen. Jetzt ziehen Wolken über das stille Land, Rehe stehen wartend am Hang, Bäume rauschen im Wind; ihr Raunen und Rauschen steigert die Stille des Herzens und mehrt die Kraft des . Willens zum Durchhalten. Mächtig erwacht hn Schauenden die Erkenntnis der Verbundenheit mit dem Mutterboden, die ihn nährt.
Leistungswoche in Nagold voller Erfolg
Abschluß mit eindrucksvoller Morgenfeier auf Hohennagold
Die Leistungswoche, zu der die Nagolder Pimpfe und Jungmädel aufgerufen waren, gestaltete sich zu einem vollen Erfolg. Hungen ünd Mädel legten einen besonderen Elfer an § Pen Tag, und an dem Verständnis und der Unterstützung der Eltern fehlte es auch nicht. Do können Jungvolk und Jungmädelschaft im ganzen Bann mit Stolz auf die Nagolder Kameraden und Kameradinnen blicken. Als Einsatzführer bzw. -führerin waren in Nagold F u ch s - Neuenbüpg' und Lydia Spiegel- Birkenfeld tätig.
Am Freitag statteten die Jungmädel dem Reserve-Lazarett einen Besuch ab und erfreuten die Soldaten, besonders den früheren HJ.» Führer Raus er, mit netten, lustigen Liedern. Am Nachmittag fand ein Luftgewehrschießen statt, das vielen Spaß bereitete. Der Samstag begann mit einem Geländelauf über 3,6 Kilometer und verschiedenen anderen Ertüchtigungsübungen für die Jungen, während die Mädel die Übungen im Schwimmen und in der Leichtathletik für das Leistungsabzeichen durchführten. Die Jungen versammelten sich später zum Erzählerwettstreit, während der Erzählerwettstreit der Mädel am Sonntagmorgen vor sich ging. Den Ausklang bildete ein Bunter Nachmittag innerhalb der Ruinen von Hohennagold. Namentlich bei dem Erzählerwettstreit waren Jungen und Mädel mit Leib und Seele bei der Sache. Man war in der Tat überrascht, was da geleistet wurde, und mußte mit Staunen erkennen, daß hier manches Talent schlummert.
Am Sonntagmorgen traten Jungen und Mädel wiederum auf Hohennagold zusammen. Als Schlußveranstaltung war eine schöne, stimmungsvolle Morgenfeier angesetzt. Standortführer Dr. Unmuth sprach über Sinn und Zweck der Leistungswoche und forderte Jungen und Mädel auf, alles in ihren Kräften Stehende für Deutschland zu tun. Er erinnerte daran, wie die Jugend früher zerrissen war und eigensüchtige Führer sie nur für ihre Zwecke mißbrauchten. Als Vorbild möge den Jungen und Mädel immer das Beispiel unserer Soldaten vor Augen schweren. Schneidig gesungene Lieder und zündende .Verse von Dichtern im feldgrauen Rock umrahmten die besinnliche Stunde, die mit dem Lied der Jugend endete.
-Vorher waren die von der Stadt Nagold den besten Jungen und von der Ortsgruppe Nagold der NSDAP, den besten Mädel- verliehenen Preise ausgegeben worden. Solche erhielten: vom Jungvolk für beste Leistungen im Luftgewehrs Hießen: 1. Alfred Wiedmaier, 2. Erwin Neef, 3. Heinrich Schlotter- Peck; im G,e ländelauf:,1. Ewald Dinken- beiner, L. Heinrich Schlotterbeck, 3. Manfred
Britsch; im Erzählerwettstreit: 1. Eberhard Walz, 2. Edmund Kürner, 3. Simon Haussühl. Die besten Erzählerinnen der Mädel waren: 1. Margaret Rieger, 2. Ursula Brezger, 3. Olga Breuning. Im KK. - Schießen schielten folgende Hitlerjungen Preise: 1. Richard Binder, 2. Karl Stengel. Ein schneidiger Marsch durch die Stadt unter zackigen Liedern beschloß die Leistungswoche.
Der Schwarzwaldverein bittet
Der Schwarzwaldverein sieht sich veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß die mit großen Unkosten und vielen Mühen in ehrenamtlicher Arbeit angebrachten Wegweiser und Orientierungstafeln öfters mutwilligerweise beschädigt werden. Auch kommt es immer wieder vor, daß Ruhebänke zerstört werden. Es ergeht daher an alle Einheimischen, Wanderer und besonders an die fetzt im Schwarzwald so zahlreich weilenden Fremden, die der Erholung so dringend bedürftig sind, die Bitte, unsere zum Nutzen der Allgemeinheit erstellten Weganlagen und Einrichtungen zu schützen.
Wer wird Erntehelfer der Hitler-Jugend?
Reichsjugendjührer Axinann hat kürzlich in einem Aufruf die deutsche Jugend aufgefordert, sich wieder an der Einbringung der Ernte zu beteiligen, um dadurch die Bäuerinnen in ihrem schweren Tagewerk entlasten zu helfen. Im Gegensatz zu den früheren Jahren werden bei der diesjährigen Ernte nur bestimmte Jungen- undMä- deljahrgänge zur Erntehilfe der Hitler-Jugend herangezogen, da der Kriegseinsatz der Jugend zur Sicherung der Ernährung des deutschen Volkes in diesem Jahr nur zum Ausgleich der Kräftebedarfsspihen erfolgen soll.
Die zehn- bis vierzehnjährigen Jungen und Mädel können nur örtlich kurzfristig herangezogen wer- den, die Jugendlichen über vierzehn Jahren darüber hinaus zu einem örtlichen, längeren ununterbrochenen Einsatz und zwar die Schüler der höheren und mittleren Schulen, Klassen 5, 6 und 8, soweit sie nicht als Luftwaffenhelfer eingesetzt sind, sowie die Schülerinnen der höheren und mittleren Schulen der Klassen 5 und 6. Mädel dürfen nur in besonderen Fällen eingesetzt werden. Außer
dem können die Schüler der oben näher bezeich- neten Klassen zu einem auswärtigen Rotstandseinsatz verpflichtet werden, soweit eine einwandfreie Unterkunst gewährleistet ist. Vom Einsatz der Klas- sen 7 soll im allgemeinen abgesehen werden, da sich in ihnen die zum Wehrdienst heranstehenden Schüler befinden, die den Vorsemester- bzw. Reifevermerk erwerben wollen.
Wasser mid Sand auch im Luftschutzraum
Die Tcrrorangrifse der britisch-amerikanischen Luftwaffe erfordern die ständige und stärkste Bereitschaft aller Luftschutzkräste wie der gesamten Bevölkerung. Das gilt nicht nur für die besonders be- drohten Gebiete im Westen des Reiches, sondern auch für die Gebiete, die bisher nicht angegriffen worden oder längere Zeit von Angriffen verschont geblieben sind. Die Lustschutzbereitschaft darf nirgends und in keiner Stunoe erlahmen, wozu vor allem notwendig ist, daß Wasser und Sand ständig in genügender Menge bereitgestellt werden und das L u f t s ch u tz g e r ä t in Ordnung gehalten wird.
Bei den Luftangriffen der letzten Zeit hat es sich als zweckmäßig erwiesen, daß Wasser und Sand nicht nur in allen Wohnräumen des Hauses, aus dem Boden und auf den Treppenfluren bereitgehalten werden, sondern auch im Luftschutzraum. Auch im Keller kann der Fall eintreten, daß Brände gelöscht werden müssen. Es kann weiter notwendig werden, daß die Kleider durchtränkt werden muffen, um im Falle der Gefahr durch eine etwaige Brandwand hindurchzukommen. Auch Tücher zum Anfeuchten müssen zur Verfügung stehen, da diese bei starker Rauchentwicklung unentbehrlichHuid^
Eine besondere Gefahr bilden die Kohlen, wenn sie in der Nähe des Luftschutzraumes lagern Wegen der im Falle eines Brandes sich entwickelnden gefährlichen Kohlenoxydaase empfiehlt es sich, zu prüfen, inwieweit die Kohlen aus dieser Gefahrenzone weggeschafft werden können. Die Durchführung aller dieser Maßnahmen trägt dazu bei. die Lustschutzbereitschaft weiter zu erhöhen, um den Gefahren des Luftterrors so wirksam wie möglich begegnen zu können.
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Das Oberkommando des Heeres hat angeordnet, daß in der Offiziersnachwuchslaufbahn der Dienstgrad „Oberfähnrich" eingeführt wird. In Zukunft werden alle Fahnenjunker-Feldwebel vor Einreichung eines Beförderungsvorschlages zum Leutnant zum Oberfähnrich befördert.
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DaS Verfahren in Kr i e g s s ch ä d e n säch e n ist vereinfacht worden. Die Verordnung bringt eine Erhöhung der Grenzen für die alsbaldige Auszahlung der Entschädigung und für die Vorauszahlungen. Ferner wird der Feststellungsbehörde die Möglichkeit gegeben, ganz geringfügige Schadens- betrage, deren Geltendmachung nach den Umständen des Falles als Ueberspannung der Entschädi- gungsgrundsätze angesehen werden müßte, unberücksichtigt zu lassen.
Aus den Nachbargemeinden
Neuenbürg. Wachtmeister Walter Bauer Wurde für besondere Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Altensteig. Das Leipziger Sosoquartett Prof. Nöthig veranstaltete hier eine musikalische Abendstunde in der Stadtkirche. In dankenswerter Weise hatte Frl. Lenz-Nagold die Orgelbegleitung übernommen. Zur Ausführung gelangten Werke unserer Klassiker aus dem 16. bis 19. Jahrhundert.
Leonberg. In den Gemeinden Mönsheim und Gebershetm wurden wie in den Vorjahren zur Entlastung der Bäuerinnen und werktätigen Frauen auch in diesem Jahr.wieder N S V.-E rntektn- dergärten eröffnet. Damit verfügt die NSV. im Kreis Leonberg über insgesamt 26 Kindergär- ten, in denen täglich 1800 Kinder betreut werden.
WM
Schützt unseren deutschen Wald!
„Der Wald ist unsre Liebe", singt die Jugend in dichterischer Begeisterung, wenn sie die weiten, heiligen Hallen unserer Wälder aufsucht. Die Liebe zum Wald ist ein uraltes Erbteil unserer Ahnen; sie verehrten ihre Gottheiten in alten Hainen. Und wie vielseitig ist die Rolle, die der Wald im deutschen Märchen spielt! Kein anderes Volk der Erde ist mit dem Wald so sehr verwachsen wie das deutsche Volk. „O schöner, grüner Wald! Du meiner Lust und Wehen andächt'ger Aufenthalt." Und diesen Wald sollen wir schützen!
Schützen — schon rein aus Liebe zum deutschen Wald! Aber dann auch aus anderen Gründen. Unser Wald bedeutet für uns einen unendlichen Reichtum; denn „Bäume und Wälder sind das höchste Geschenk, mit dem die Natur den Menschen begnadet hat". Ist doch der Wald eine überreiche Rohstoffquelle für uns. Sein Holz, das für uns völlig unentbehrlich ist, begleitet uns von der Wiege bis zum Sarge. Wir brauchen es im Bergbau, im Schiffsbau, beim Hausbau; aus Holz bestehen die Eisenbahnschwellen und Eisenbahnwagen; Flugzeuge und Hallen stellen wir von Holz her. Seme Verwertungsmöglichkeit ist unbegrenzt. Der Reichtum, den der Wald darstellt, läßt sich deshalb in Zahlen gar nicht angeben. Mit einem solchen Schatz darf man nicht fahrlässig oder leichtsinnig umgehen, heute noch weniger als früher, wo im Unverstand am Wald häufig Raubbau getrieben wurde.
Besonders weiß die neue Chemie und Technik den Wald zu schätzen. Haben doch unsere Chemiker in jüngster Zeit gelernt, das Holz in reinen Zellstoff zu verarbeiten. Dieser aber findet eine erstaunlich vielseitige Anwendung bei der Herstellung von Papier, Zellwolle, Kunstseide, Zellglas, Zellhorn, Schießwolle, Kunstleder usw. Sogar Holzzucker, der vergärt als Mastfutter verwendet wird, wird aus Holz gewonnen. Vielleicht können wir auf diesem Weg einmal die große Futtermittellücke bei der Landwirtschaft schließen. Jedermann weiß, daß damit die Bedeutung unseres Waldes noch
lange nicht erschöpft ist; verständlich ist aber auch jedermann, wie notwendig es ist, den Wald zu schützen. „Ein Volk, das die Gesetze des Waldes verletzt oder seinen Wert verleugnet, stirbt langsam, aber sicher ab!"
Wie schützen wir den Wald? Im Blick auf seine vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten ist es eigentlich ein großes Unrecht, das Holz uneingeschränkt als Brennstoff zu benutzen. Wir schützen also den Wald, wenn wir den Verbrauch an Brennholz weitgehend einschränken. Die Verfeuerung des Holzes ist nur dann be-' rechtigt, wenn die Art der Heizungsanlage es gestattet, das Holz nicht bloß zu 30 v. H., sondern zu 90 v. H. auszunützen. Jedes Stückchen Holz muß heutzutage der bestmöglichen Verwertung zugeführt werden.
Bekannt ist, daß dem deutschen Wald auch allerlei Gefahren drohen von einigen Insekten, die unfern Waldbeständen oft unermeßlichen Schaden zufügen. Gegen sie anzukämpfen, ist Aufgabe unserer Forstleute, die in diesem „Kampf gegen den Verderb" ihr Möglichstes tun.
Die größte Gefahr aber droht unfern Wäldern durch das Feuer. Das Feuer verzehrt in jedem Jahr Mrllionenbeträge am Wert des deutschen Waldes. Meist werden die Waldbrände durch bodenlosen Leichtsinn oder grobe Fahrlässigkeit hervorgerufen. Deshalb ist das Rauchen im Wald, das Fortwerfen brennender oder glimmender Gegenstände und insbesondere das Feueranzünden im Wald selbst oder in seiner Nähe strengstens verboten.
Schütze den Wald und rette den Wald, wenn er irgendwie in Gefahr ist. Du bist nach dem Gesetz zu tatkräftiger Mithilfe bei der Löschung von Waldbränden verpflichtet. Sei kein Drückeberger, Menn unser kostbarer deutscher Wald von Feuersgluten bedroht ist!
Von der Jugend aber darf insbesondere erwartet werden, daß sie sich der großen Verantwortung dem deutschen Wald gegenüber alle- zeit bewußt ist.
N2. Foilsetzungj
„Das Boot ist doch auch noch da", flüsterte Hug.
Da verzog sich Garlingr Gesicht zu einem vergnügten Grinsen.
„Du kommst mir beinahe vor, als wärest du aus unserer Schule gegangen", raunte er und gab Hug einen freundschaftlichen Stoß.
Jörgs Hände hielten schon einen dicken Strauß. Je mehr Blumen er brach, desto schönere kamen ihm zu Gesicht. Behutsam legte er sie ins Gras und wandte sich zurück. Diese kleine Wendung wurde sein Verhängnis, denn plötzlich sprangen zwei Männer aus dem Schilf hervor, der eine rannte auf ihn zu, während der andere drohend einen Strick schwang, als wolle er dem ersten damit eine Tracht Prügel verabfolgen.
Ehe Jörg wußte, was diese ganze Szene zu bedeuten hatte, war ihm schon der Sack über den Kopf gestülpt, fühlte er sich mit einem Ruck zu Boden gerissen, auf ihm kniete ein Mensch, der versuchte, ihn zu binden. Da wurde es hell in seinem Hirn: Preußische Werber!
Er wehrte sirC-verzweifelt. Doch die kurze Verblüffung hatte ihm den Nachteil gebracht, außerdem beengte ihn der Sack, aus dem er seinen Kopf vergeblich zu befreien suchte. Sie zwingen ihn sest'auf den Boden. „He du, komm Herl" vernahm «r eine Stimm«. Und nun kam wirklich noch einer »ngerannt.
„Binde die Beine zusammen, damit er die nicht bewegen kann, dann geht es mit den Armen leichter!"
So sehr sich Jörg auch wehrte, mit den Beinen strampelte, sich auf die Seite zu wälzen versuchte, er konnte es nicht hindern, daß sie ihn wie ein Paket zusammenschnürten. Tränen ohnmächtigen Zornes rannen ihm aus den Augen.
Arme Mutter! ging es ihm durch den Sinn, und dann trat ihm der vergangene Abend vor die Seele.
Da rührte er sich nicht mehr. Das Unheil war über ihn gekommen, und vorerst würde niemand erfahren, wo er geblieben.
Zm Grünen Baum
Im „Grünen Baum" zu Beeskow fanden sich die Bürger des Städtchens nach und Vach zu ihrem Abendschoppen zusammen. Das Gespräch drehte sich diesmal um Wilhelmine Radtke, die als junges Mädchen im „Grünen Baum" gedient hatte.
Der alte Braumeister Kaufmann nickte bedächtig vor sich hin. „Ich Hab mir immer gedacht, daß die Mine einmal auf diese Art enden würde — was der Schauer wohl dazu sagen wird?^
„Der Schauer?" fragten ein paar Jüngere verwundert.
„Ihr wißt es ja nicht, aber fragt nur eure Eltern, die können es euch genau so gut sagen als ich, wie arg es die beiden getrieben haben. Die ganze Stadt war darüber empört. Der Schauer sollte sein Amt verlieren. Da plötzlich war Schluß zwischen den beiden. Die Wilhelmine wurde krank, zog zu ihrer Schwester nach dem Kietz und ließ sich lange Zeit nicht mehr in der Stadt seh?n. Mit den Jahren wuchs Gras über. die alte Geschichte. Wer es heute hört, daß sie sich das Leben genommen, zuckt die Achseln und sagt: ,Ach die!' Aber weiter denkt kein Mensch mehr über sie nach. Sie hat eben einst die Menschen mit ihrem aufsässigen Lebenswandel zu sehr in Atem gehalten, daß sich diejenigen, die sie kannten, nicht mehr wundern '
Die Männer rückten näher an den Alten heran.
Doch bevor Wilhelm Kaufmann seine Erinnerungen auskramen konnte, öffnete sich die Tür und Christian Schauer, der Torschreiber, gefolgt von Hugbert Sabin, trat mit kurzem Gruß in di« Gaststube.
Die Köpfe fuhren herum, die Hälse reckten sich, auf den Gesichtern lag teils Befremden, teils Erstaunen.
Der schwarze Hug war ein windiger Geselle, aber daß er so herzlos war und in ein Wirtshaus ging, wo daheim eine Tote lag, das ließ die Bees- kower innerlich weit von dem Burschen abrllcken. mit dem sie sonst manche Stunde verzecht hatten.
Mit harmlos lächelnden Gesichtern setzten sich die beiden an den großen Tisch und bestellten ihr Bier. Die Empörung, die sich allmählich aus den Zügen der anderen ausprägte, schuf eine Atmosphäre, angxfüllt mit Spannung und Gereiztheit, die endlich den Urhebern auffallen mußte.
Hug, der sein Bier hastig hinuntergestürzt hatte, schrie nach einem zweiten Krug, dann hiev er mit der Faust auf den Tisch und rief:
„Was ist denn heute mit euch los, daß ihr der Mund nicht auftut?"
Und als seine Augen von einem Gesicht zuni anderen wanderten, wehte ihm aus diesen kühl« Abwehr entgegen, die sein Herz schneller schlagen ließ. Sein schlechtes Gewissen regte sich. Vor den ^ ernsten Augen des alten Braumeisters duckte ei sich wie ein geprügelter Hund.
War war das nur, ging es ihm durch den Sinn. Sie konnten doch nichts wissen? Fragend blickt« er den Torschreiber an. Der schüttelte kaum merklich den Kopf.
Da lehnte sich Hug in seinen Stuhl zurück und griff nach dem Krug. Christian Schauer schielte ru Wilhelm Kaufmann hinüber. Er konnte sich ' bas abweisende Benehmen der Bürger nur zu gut deuten. Sie würden es ihm nicht glauben, wenn er auch so tat, als Mißte er nichts von dem Tod Wilhelmines. Diese Nachricht war wie ein Lauffeuer im Städtchen umgegangen, nur der Hug wußte nichts davon.
Der Torschreiber überlegte, ob er richtig gehandelt, daß er geschwiegen: aber konnte er anders handeln? Fieberhaft arbeiteten seine Gedanken. Hug, der sonst so Laute, sah schweigend in seinen ' Krug. Das mußte ja auffallen. Der Junge mußte ln Stimmung kommen. Wie aber knüpfte er di« > zerrissenen Fäden mit den anderen, die so taten, als wären sie beide heute zum ersten Male im > „Grünen Baum". Da war es der alte Braumeister, der seine Empörung nicht länger zügeln , konnte. Ernst sah er hug ins verkniffene Gesicht.
„Du hättest besser getan, wenn du heute zu > Haus« aeblteven wärst?
lLorrieüMg kMt,1 . >