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Nachlassen der Sowjetangriffe an der Sndfront
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mck. Berlin, 27. Juli. Am Sonntag bekam die sowjetische Offensive insofern ein neues Gesicht, als im wesentlichen nur noch der Kampfraum um Orel im Sinne der feindlichen Massentaktil mit Truppen und Material beschickt wurde. Besonders beachtenswert ist jedoch daS augenfällige Nachlassen der sowjetischen Angriffe im gesamte» Südabschuitt, also an der Mins-Front bis Bjclgorod. Wenn man bedenkt, daß die sowjetischen Angriffe mit operativer Zielsetzung nun schon 21 Tage dauern und daß der Feind trotz des ungeheuerlichen Material- und Menscheneinsatzes Wesentliches nicht erreichen konnte, dann kommt dieser Erkenntnis die gleiche Bedeutung zu wie einer verlorenen Schlacht für den Feind. Die Sowjets müssen bereits Umgruppierungen vornehmen, nur um die Schlacht um Orel in Gang zu halten. Das aber bedeutet das Fallendsten der weitreichenden Ziele der sowjetischen Soinmeroffensive.
Im Kampfgebiet von Orel hat, wie das Oberkommando der Wehrmacht berichtet, der auf Abnutzung der gegnerischen Kraft gerichtete Abwehrkampf unserer Truppen zu eindrucksvollen Panzer- abschußzahlen geführt. Nach bisher vorliegenden Teilmeldungen aus der Zeit vom 11. bis i2. Juli vernichteten die deutschen Infanterie- und Panzerverbände südlich Orel über 900. östlich und nördlich Orel über 1200 feindliche Panzer, zu denen noch mehr als 400 durch Fliegerbomben zerstörte hinzukamen. Insgesamt verloren also die Bolschewisten in zwölf Tagen des Kampfes um Orel weit m^hr als 2500 Panzer, von denen ein östlich Orel eingesetztes Korps allein fast 800 außer Gefecht setzte. Ununterbrochen warfen die Bolschewisten jedoch frische Truppen in den Kampf und griffen bald an dieser, bald an jener Stelle von neuem an, um den immer wiedex mißglückten Durchbruch doch noch zu erzwingen.
Zu diesem Zweck wiederholten sie auch am Sonn- can,Mluh Oiel 1kie_W>rstösie mit starken Jiftnnte- riekräften und etwa hundert Panzern an einem bisher ruhigen Abschnitt. Vis auf einen inzwischen abgcnegelten Einbruch wurden die den ganzen Tag über andauernden Angriffe, die dem Feind erneut fünfzig Panzer kosteten, abgeschlagen. Südöstlich und nördlich Orel scheiterten ebenfalls alle feindlichen Vorstöße in stundenlang hin- und herwogenden Gefechten, in erbitterten Nahkämpfen und heftigen Gegenstößen. Unsere die Hauptlast des Kampfes tragenden Grenadiere und Panzergrenadiere die fast ausschließlich infanteristisch eingesetzt sind, wurden von starken Kampf-, Sturzkampf- und Schlachtfliegerverbänden unterstützt, die ln rollenden Angriffen feindliche Panzeransammlungen, Batterien und Feldstellungen mit Bomben und Bordwaffen unter Feuer nahmen.
Auch südlich des Ladogasees setzte der Feind seine verlustreichen, doch erfolglosen Jnfanterie- und Panzerangriffe fort. Unter Vernichtung zweier eingebrochener Kräftegruppe^i schlugen unsere Grenadiere alle Vorstöße zurück. Sie setzten dabei wieder zahlreiche Panzer außer Gefecht. Schwere Artillerie des Heeres nahm kriegswichtige Ziele in Leningrad, darunter den finnischen und Moskauer Bahnhof sowie Hafenanlagen und Kasernen in Oranienbaum wirksam unter Feuer.
Im Abschnitt Bjelgorod nutzten unsere Truppen die Abschwächung der feindlichen Kampfkraft aus, führten trotz des durch Gewitterregen stark aufgeweichten Geländes örtliche Gegenstöße zur Bereinigung des Frontverlaufs und nahmen dabei ein in den Vortagen verlorengegangenes Waldstück wieder in Besitz. Eine schlesische Panzerdivision, die an den jüngsten Angriffs- und Abwehrkämpfen im Raum Bjelgorod erfolgreich beteiligt war, schoß im Verlauf dieser Kämpfe ihren 2000. Sowjetpanzer seit Beginn des Ostfeldzuges ab. Die höchste Abschußziffer eines Tages erreichte die Division am 21. Juli als sie 93 feindliche Panzerkampfwagen zur Strecke brachte. 55 davon wurden von der Division Sturmartillerie vernichtet.
Die gleiche Entwicklung wie bei Bjelgorod nahmen die Kämpfe am mittleren Donez. Trotz
massierter siebentägiger Infanterie- und Panzerangriffe hat das im Brennpunkt des Abwehrkampfes stehende Korps seine Stellungen nicht nur behauptet, sondern erhebliche Teile der feindlichen Offensiv- kräfte vernichtet, an keiner Stelle gelang dem Feind der um jeden Preis erstrebte Durchbruch. Seine Schützendivisionen und Panzerbrigaden verbluteten sich vielmehr am zähen Widerstand unserer durch kein noch so schweres Vernichtungsfeuer zu erschütternden Grenadieren, die auch hier wieder die Hauptlast des Kampfes getragen haben. Mt Unterstützung durch Panzer, schwere Waffen und Luftwaffenverbände traten sie dem Feind überall wirksam entgegen und vernichteten in sieben Kampftagen 396 Sowjetpanzer. Weitere rund 150 feindliche Panzer wurden schon in den Bereitstellungsräumen durch schwere Waffen und Fliegerbomben getroffen und außer Gefecht gesetzt.
Noch höher sind die feindlichen Verluste der letzten sieben Tage an der Mius-Front, vor allem nordwestlich Kuibyschews. Die gegenwärtige Abschwächung der Kämpfe im Süden der Ostfront ist somit ein sinnfälliger Ausdruck für die Wirksamkeit der deutschen Abwehrtaktik, die den Feipd bis zur Erschöpfung zur Ader läßt. Die Sowjets
versuchten zwar am Sonntag die Lücken in ihrer Angriffsfront durch frisch herangeführte Truppen zu schließen, doch waren unsere Kampf- und Sturzkampfflugzeuge auf dem Posten. Sie bombardierten wirksam die anrückenden Reserven und verhinderten so, daß die Einzelvorstöße zu größeren Aktionen zusammenwuchsen.
Ausbürgerungen in Frankreich
er. Vichy, 27. Juli. In der neuesten Nummer des französischen Staatsanzeigers find die Namen von über 130 Personen ausgeführt, die als Franzosen ausgebürgert werden. Es handelt sich um Ausländer, meist 'Juden, die unter der Günstlingswirtschaft der Volksfrontrcgierung seinerzeit durch die Hintertür in die französische Staatsbürgerschaft hingeschlüpft waren und die jetzt eben wieder herausgetan werden. Bei der Mehrzahl der Ausgebürgerten ist der derzeitige Wohnsitz unbekannt, so daß es sich im Grunde genommen mehr um eine verwaltungsmäßige Säuberungsmaßnahme gegen landflüchtige Halbfranzosen mit unbekanntem Schicksal handelt.
Die Aufgaben öer Deutschen
Kann der Mensch zuviel Geschichte wissen? Friedrich Nietzsche hat diese Frage bejaht. Er ist der Meinung gewesen, daß die stetige Beschäftigung mit der Vergangenheit die Kraft für die Gegenwart lähmen könne. Er hat höchst eindrucksvoll nachgewiesen, daß eine zu starke Vertrautheit mit verschiedenen Möglichkeiten des Handelns die Sicherheit des Blickes für das Handeln selber trüben könne. Niemand wird diesen Sätzen einen Kern von Berechtigung absprechen können.
In der Tat wäre es auch schwer vorstellbar, daß etwa ein gedankenreicher Professor der Geschichte als handelnder Staatsmann an der Spitze-eines großen Reiches stünde. Dennoch bleibt es bestehen,
Regierungswechsel in Italien
^luasolini rurückxetreten - IVIarsckall Lsckoxlio ru seinem i^sckkolxer ernannt
Rom, 26. Juli. Wie die Agentur Stefan! am Sonntagabend bekanntgab, hat der König und Kaiser von Italien eine von Benito Mussolini angebotene Demission vom Amt des Regierungschefs und Ministerpräsidenten angenommen. Er hat zu seinem Nachfolger als Regierungschef und Ministerpräsident den Marschall von Italien Pietro Ba- doglio ernannt.
Wie die Agentur Stefan! am Montagabend meldet, hat der König und Kaiser aus Vorschlag Badoglios folgende Minister ernannt: Außenminister: Botschafter Raffaele Guariglia; Innenminister Präfekt Runo Fornaciari; Minister für Jtalienisch-Afrika: General Senator Melchiade Gabba; Justizminister: Generaldirektor des Justizministeriums Dr. Gaetano Azzariti; Finanzminister: Generaldirektor Domenico Bartolini; Kriegs- mtnister: Staatsrat General Antonio Sorice; Marineminister: Konteradmiral Raffaele de Courten; Luftfahrtminister: General der Flieger Renata Sandalli; Erziehungsmintster: Staatsrat Leonardo Severi; Minister für öffentliche Arbeiten: Generaldirektor im Ministerium für öffentliche Arbeiten Dr. Domenico Romano; Landwirtschafts- und Forstminister: Senator Pros. Alessandro Brtzzi; Verkehrsministcr: General Frederico Amoroso; Kor- porationsminister: Staatsrat Dr. Leopoldo Pic- cardi; Volkskulturminister: Botschafter Guido Nocco, btsh. Generaldirektor der Auslandspresseabteilung; Außenhandelsminister: Generaldirektor der Banca d'Jtalia Dr. Giovanni Acanfora; Minister für Rüstungsindustrie: General Carlo Fava- grvsso.
Ausruf Viktor Emanuels III.
Der König und «Kaiser von Italien hat aus Anlaß der Ernennung des Marschalls Badoglto zum Regierungschef folgenden Aufruf erlassen:
Italiener I Ich übernehme beute das Kommando aller Wehrmachtteil» in der feierliche^ Stunde, die
aus dem Schicksal des Vaterlandes lastet. Jeder nehme seinen Posten der Pflicht, des Glaubens und des Kampfes wieder auf. Kein Abweichen kann geduldet werden, keinerlei Beschuldigung kann gestattet werden. Jeder Italiener beuge sich vor den großen Wunden, big in den heiligen Boden des Vaterlandes gerissen wurden. Italien wird auf Grund der Tapferkeit seiner Wehrmacht, auf Grund des entschlossenen Willens aller Bürger in der Achtung der Einrichtungen, die zum Aufstieg anfeuerten, den Weg des Wiederaufstiegs finden. Italiener! Ich bin heute mehr als je untrennbar mit Euch in unerschütterlichem Glauben an die Unsterblichkeit des Vaterlandes vereint.
Rom. 25. Juli 1943.
gez. Viktor Emanuel III. gegengez. Marschall Badoglio."
Ausms des neuen Regierungschefs
Der neuernannte italienische Regierungschef Marschall Badoglto hat unmittelbar nach Uebernahme seines Amtes folgenden Aufruf erlassen:
„Auf Befehl des Königs und Kaisers übernehme ich die militärische Regierung des Landes mit allen Vollmachten Der Krieg geht weiter. Italien ist in seinen überfallenen Provinzen, in seinen zerstörten Städten hart getroffen, hält aber als eifersüchtiger Wächter seiner tausendjährigen Tradition dem gegebenen Wort die Treue. Schließt die Reihen um den König und Kaiser, das lebendige Vorbild des Vaterlandes, das Beispiel für alle! Der mir zuteil gewordene Auftrag ist klar und präzise. Er wird skrupellos durchgeführt, und jeder täuscht sich, der glaubt, seine normale Durchführung beeinträchtigen zu können. Wer versucht, die öffentliche Meinung zu stören, wird unerbittlich bestraft werden. ES lebe Italien! ES lebe der König!"
Lampt dis rum sieZreielreiL Lucle
* In Italien ist durch den Rücktritt Mussolinis eine neue Entwicklung eingetreten, die jedoch in keiner Weise den Willen Italiens, den Kamps gegen unfere gemeinsamen Gegner fortzuführen, beeinflußt. Der neue italienische Regierungschef, Marschall Badoglio, hat in seiner Proklamation eindeutig zum Ausdruck gebracht, daß Italien seinem gegebenen Wort die Treue hält. Wörtlich sagte Badoglio: Der Krieg geht weiter!
Das deutsche Volk nimmt im Bewußtsein seiner Stärke diese Erklärung zur Kenntnis. ES ist
Anordnungen des neuen italienischen Regierungschefs
Die kervskkneten 8tre!tlrrükte Lsckoxlio unterstellt - Die neue lkexieronA
gedruckten Zetteln, Manuskripten oder Propagandamaterial auf öffentlichen Plätzen verboten ist. Das Tragen von Waffen wird der Bevölkerung untersagt. Alle Italiener, die ihre Wohnung verlassen, müssen Ausweispapier mit einem Lichtbild bei sich tragen. Auf Ersuchen der Angehörigen der Mtli- tär- und Amtsbehörden müssen sie ihre Kennkarten vorweifen. Die Türen aller Gebäude, die auf eine öffentliche Straße führen, müssen Tag und Nacht geöffnet bleiben und im Rahmen der geltenden Verdunkelungsbestimmungen beleuchtet sein. Während der Stunden des Ausgehverbots müssen die Fen-
Rom, 27. Juli. Marschall Badoglio hat eine Reihe von Anordnungen erlassen, um die Ruhe und Ordnung in Italien sicherzustellen. In diesen Anordnungen wird u. a. bestimmt, daß Kundgebungen, die die öffentliche Ruhe stören, nicht geduldet werden. Alle bewaffneten Streitkräfte des Staates und die Polizeitruppen in den Provinzen, die verschiedenen Milizen, die bewaffneten Zivilkorps und die Wachtruppen werden dem Befehl des Marschalls Badoglio unterstellt. Von der Abcnd- bis zur Morgendämmerung wird ein Ausgehverbot rtngeführt. Kein Zivilist darf während dieser Zeit außerhalb seiner Wohnung sein. Oeffentliche Aem- ter aller Art, Varietes. Theater, KinoS und Sporthallen müssen während der Stunden des AuSgeh- verbots geschlossen bleiben. Unter allen Umständen ist es dauernd verboten, daß mehr als drei Perso>
ster aller Gebäude geschloffen sein.
Die Anordnungen des Marschalls Badoglio schließen mit der Feststellung, daß die Durchführung der öffentlichen Ordnung und der von den Militärbehörden verfügten Maßnahmen gegebenenfalls mit Waffengewalt durchgesetzt wird.
nen sich in der Oeffentlichkeit oder in geschlossenen . „ , .
Räumen versammeln oder miteinander reden. Wei-, Der Sitz der neuen italienischen Regierung ist Irre Anordnungen besagen, daß das Anschlägen von I der Ouirinal, das königliche Schloß.
Eisern entschlossen, den ihm ausgezwungenen Krieg um seine Freiheit und seine Zukunft bis zum siegreichen Ende zu führen. Nichts kann uns von diesem unerschütterlichen Willen abbringen. Wir kennen die Vernichtungswut unserer Gegner und wir sind uns gerade in der jetzigen Stunde darüber einig, daß wir ihr einen noch fanatischeren Willen zum Kampf und zum Sieg entgegensetzen müssen. Wie die vorliegenden Meldungen besagen, befindet sich die Entwicklung in Italien noch im Fluß. Die Beweggründe und die äußeren Umstände, die zu Mussolinis Rücktritt führten, sind augenblicklich im einzelnen noch nicht bekannt, so daß eine abschließende Betrachtung »st möglich ist, wenn die Ncuformung auSgereift ist. Sowohl aus dem Aufruf Viktor Emanuels als auch aus der Proklamation und den Anordnungen BadoglioS geht hervor, daß das Land die schwere Lage durch eine Konzentration aller Kräfte zu meistern entschlossen ist.
Mutig und unbeirrt marschiert die deutsche Ration, erfüllt von härtester Entschlossenheit, geschart um feinen Führer, die Straße des Kampfes und des Sieges in grenzenlosem Vertrauen auf ihre unvergleichliche Wehrmacht weiter.
Japaner versenkten drei Torpedoboote.
vä. Tokio, 27. Juli. Das kaiserlich japanische Hauptquartier gab gestern bekannt: Nachts entdeckten japanische Aufklärer nördlich der Insel Gizo (südwestlich von Kulambangaca) eine feindliche Torpedoflottille: Sofort starteten Wasserflugzeuge zu einem Angriff. Dank guter Sicht war es den japanischen Piloten möglich, durch wohlgezielte Treffer drei Torpedoboote zu versenken.
daß die Geschichte die große Lchrmcisterin für das politische Handeln ist. Der oft angeführte Lehrsatz der Zweifler, die Geschichte sei dafür da, daß die Völker nichts aus ihr lernten, ist doch durch die Tatsachen mehr als einmal widerlegt morden. Das deutsche Volk etwa antwortet heute auf alle verdächtigen Versuche des Gegners, eine Spaltung zwischen Führung und Nation herbeizuführcn, ganz anders als 1916, weil es inzwischen aus bitteren Erfahrungen gelernt hat. Es kennt die Geschichte von 1918 und möchte die Versuchs mit Herrn Wilson nicht mit Herrn Churchill oder mit Herrn Roosevelt noch einmal machen. Auch weiß man, wie sehr etwa Otto von Bismarcks Geist angefüllt war mit geschichtlichen Erinnerungen und Tatbeständen: sehr oft sind entscheidende Entschlüsse bei ihm aus Vergleichen mit vergangenen Zeiten entstanden. Von dem führenden deutschen Staatsmann der Gegenwart schließlich wissen wir aus seinen eigenen Erinnerungen, wieviel ihm schon in dcr- Jugend die Geschichte bedeutet hat. Der unüberwindliche Drang des Deutsch-Oestcrreichers zur Rückkehr ins Reich, so hören wir, wäre ohne den Geschichtsunterricht in der Schule, ohne die Mahnung an eine größere Vergangenheit nicht denkbar gewesen.
- An Tatsachen solcher Art wird man erinnert, wenn man das schöne Buch von Rudolf Stadelmann liest, das unter dem Titel „Vom Erbe der Neuzeit" eben jetzt bei Köhler und Amelang in Leipzig herausgckommen ist. Es kann einem Helsen, den geschichtlichen Standort unserer Gegenwart, ihre Nöte und ihre großen Hoffnungen zu finden; es kann einem aber auch helfen, die großen Aufgaben der deutschen Zukunft zu begreifen, die noch immer vor uns liegen. Vieles von dem, was 1933 noch in weiter Ferne lag, ist bereits erfüllt, manches ist noch zu tun. Die Antriebskräfte dazu wachsen aus den unmittelbaren ErfordernisM unseres eigenen Lebens und aus der Sehnsucht unseres eigenen Herzens. Mer eine Hilfe bleibt die Vergangenheit sicherlich.
Das Erste Reich der Deutschen ist staatsrechtlich erst unter dem Druck der Französischen Revolution verschwunden; in Wirklichkeit waren sein Glanz und seine Größe bereits mit dem Ausgang des Mittelalters dahin. Von da an ist der überlieferte Begriff des Reiches fragwürdig geworden; an uns ist es heute, ihm wieder einen neuen Sinn zu geben. In zwei großen Revolutionen ist schon vorher der Versuch dazu gemacht worden, zweimal ist er doch versandet und erstickt. Das eine Mal war es um die Zeit der Bauernkriege und der Reformation, das andere Mal um die Zeit der nationalen Erhebung gegen Napoleon. Beiden Versuchen war gemeinsam als treibende, wenn auch nicht immer bewußte Kraft, Volk und Staat und Reich zu einer Einheit zu verbinden. Das war keineswegs selbstverständlich. Seit dem Ausgang des Mittelalters sehen wir im Gegenteil über Jahrhunderte, wie sehr Volk und Staat auseinandersielen, wie sehr der Staat nur noch begriffen. wurde als Werkzeug der gebietenden und schützenden Obrigkeit und ihrer Polizei, während daneben und darunter das Volk ein ganz eigenes und ge-, trenntes Leben führte. Diesen Zwiespalt «öllig zu überwinden, ist selbst Bismarck nicht gelungen; die Aelteren von uns wissen es noch aus ihrer Jugend.
Wo sich volkhaftes Streben im Vismarckreich zeigte, ist es das Merkntbl der Opposition gegen den Staat nie völlig losgeworden; wo der Staat als handelnde Macht auftrat, setzte er sich selber in - eine Entfernung zum eigentlichen Volk. Heute ist nunmehr überall da, wo die jungen Kräfte am lautersten sind, die Sehnsucht nach der Verschmelzung jener beiden Mächte lebendig. Aber es ist unmöglich, in zehn Jahren völlig umzugestalten,. was das gefährliche Erbe von langen Jahrhunderten war. Jeder von uns bleibt darum aufgerufen,, zu seinem Teil daran mitzuwirken, daß die Deutschen als Volk sich erkennen in den vier, bewegenden Kräften, die Stadelmann so nennt: Stolz der Abstammung, Zucht der Sprache, Ge- - borgcnheit in der Sitte und Ethos des Berufsstandes. So auch muß jedem Deutschen der Begriff: des Staates lebendig sein als der Begriff eines Wesens, das nicht nur Herrschaft und Obrigkeit,- sondern auch Gesetz und Gerechtigkeit heißt. Niemand aber scheint uns mehr dazu berufen als die Jugend, die am wenigsten belastet ist mit den Elementen der völkischen und staatlichen Schwäche, die notwendigerweise die vorherige Generation belasten mußten. Weil ihr diese Belastung fehlt, kann sie um so leichter über die Jahrhunderte hinweg den Ruf vernehmen und weitertragen, den die beiden großen unvollendeten Revolutionen uns hinterlassen haben.
Vielleicht aber ist am schwierigsten von jenen drei Begriffen der Begrifs des Reichcs für