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bie Sitze aus Mahagoniholz sind hübsch gepolstert, der > Boden mit Teppichen belegt und die Glasfenster mit Vor­hängen versehen. Der Kasten ist von Außen weiß lackirt. Vierzehn weitere Personenwagen sind bereits auch fer­tig; sie wurden in Stuttgart in der Fabrik der Herren Starker und Comp. in eigens dazu errichteten großen Bretterhänsern gebaut. Den S.Okt. Heute Nach­mittag Uhr fand eine wiederholte Probefahrt auf der Bahn zwischen Cannstatt und Untertürkheim mit ange- hängcem Personenwagen statt, wozu eine Menge Schau­lustiger hieher strömte. Von jetzt an in vier Wochen wird ohne allen Zweifel die Strecke von hier bis Eßlin­gen regelmäßig befahren werden können.

Der gefundene Tvdtenkopf.

(Schluß^

Sie haben richtig errathen, daß dieses Duell, wel­ches einem von uns das Leben kosten muß, keinen andern Zeugen als den Himmel haben kann, sagte er zu mir.

Ich begreife wohl, daß Ihnen daran liegen muß, nur den Himmel zum Mitwisser unsers Handels zu ha­ben , sprach ich, ohne ihn anzublicken, indem ich meinen Schritt beschleunigte.

Bald waren wir oben. Der Herr v. P. zog zwei lange Pistolen aus dem Tuche, das er unter dem Arm trug. Sein Gesicht war bleich. In diesem Augenblick beseelte mich jungen Mensche» eine Art von Hochgefühl, daß ich als Werkzeug der Gerechtigkeit der himmlischen Rache erwählt sey, um einen Schuldigen zu bestrafen, der jener Klasse der Bevorrechtigten in der Gesellschaft ange­hörte, der vielleicht im Stande gewesen wäre, meinem Wunsche in den höheren Regionen der Gesellschaft mir Platz zu gewinnen, feindlich entgegen zu treten. Mir schien es, als wenn ich diese erste Gunst des Schicksals, denn dafür hielt ick es, meiner Erziehung zu verdanken hätte, - indem ich einen Menschen in meine Hand ge­geben sah, dessen Rang und Reichthum allen seinen Mitbürgern Achtung einflößtc. Solche Gedanken und Empfindungen waren ganz dazu gemacht, meinen Muth zu befestigen, und etwas in meinem Innern sagte mir, daß mein Beginnen recht sey.'

Hier sind zwei Pistolen, sprach Herr v. P., die eine ist geladen, die andere ist es nicht. Wir wollen uns An­gesicht gegen Angesicht, Auge gegen Auge stellen, die Mün­dung ans der Brust und....

Halt, halt, meine Herren! rief hier der alte Unter­offizier, indem er um die Ecke einer verfallenen Mauer bog, die vielleicht in früherer Zeit den Strandreitern ge­dient haben mochte. Sie werden mir wohl nicht verbie­ten, zuzusehen, da mich das Ungefahr herbeiführt?

Der Teufel hole den Soldaten, murmelte mein Geg­ner, der von dieser Unterbrechung nicht sehr erbaut schien.

Da der Alte nun einmal da ist, sprach ich, so mag er unsere Waffen untersuchen und zusehen. Der Sieger dürfte wohl auch einer Hülfe benöthigt seyn, um das Ge- heimniß seines Sieges zu sichern.

Zugleich gab ich dem Unteroffizier ein Zeichen, daß er unsere Pistolen untersuchen möchte. Er blieS in die

Läufe, untersuchte sie mit dem Ladstock und fand, daß die eine geladen, die andere es nicht war.

Es geht also auf Tod und Leben? sprach er.

Auf Tod und Leben! antwortete P.

Nun wohl! erwiederte der Soldat, wir wollen die Pistolen verdecken und dann ziehe jeder blindlings sein Loos in Gottes Namen!

Der Unteroffizier zog seinen Rock auS, legte die Pi­stolen auf den Felsen und bedeckte sie damit. Ich wählte zuerst. Als wir Beide bewaffnet waren, näherten wir uns, die Blicke fest aut einander gerichtet. In diesem Augenblicke dachte ich nicht mehr daran, der arme Stu­dent zu seyn, der Sohn eines unbekannten Krämers, den man ungehindert verspotten durste, sondern ich fühlte tief in meinem Innersten, daß ich ein Mensch sey, dazu beru­fen, eine hohe und wichtige Sendung zu vollführen.

Von P. näherte sich mir.

Aug in Auge, Fuß an Fuß, die Pistolen auf der Brust, der Mensch hier soll das Zeichen geben. DaS klebrige? Je nun der Teufel mag es fügen, murmelte P. zwischen den Zahnen.

Der Himmel möge entscheiden! erwiederte ich.

Wir standen dicht vor einander, und da wir unge­fähr von derselben Größe waren, so traf die mit ausge- strccktem Arm gehaltene Pistole gerade die Magenhöhle. Ich hatte meine Kleider aufgemacht, um meinen Gegner zu veranlassen, dasselbe zu ihun. Ich war befriedigt, alS ich seine Haut sah, und daß keine Hinterlist von ihm an­gewandt worden war Als ich die Mündung der Pistole, ihren kalten eisernen Ring auf meinem Fleische fühlte, da durchzuckte mich ein leiser Schauer, den ich jedoch bald bewältigte. Der Anblick meines Gegners flößte Entsetzen ein; für Jemand, der ihn mit kaltem Blute beobachtet ha­ben würde, war er schon ein kodier Mensch; eine bläuli­che Blässe hatte sein ganzes Gesicht umzogen, und all sein Blut schien ihm in sein Auge gestiegen zu seyn, dessen Blick wahrhaft entsetzlich war. Er mußte seine Waffe mit einiger Gewalt gegen meine Brust drücken, um nicht daS Zittern seines Armes zu verrathen. Ich sah, daß er außer Stande war, ein Wort zu sagen.

Wohlan, rief ich dem Unteroffizier zu.

Es widerstrebt mir, ein Zeichen zu geben, welches einem Menschen das Leben kosten soll, erwiederte der alte Soldat. Sehen Sie dort die Möwen auf dem Strande? bei der ersten, die fortfliegen wird, werde ich in die Hand schlagen, und wenn Sic dann Feuer geben, so mar es doch die Möwe eigentlich, nicht ich, die das Zeichen gegeben hat.

Es sey, sagte ich.

Einige Sekunden vergingen .... Wie lange erschienen sie mir, wenn Du wüßtest in einem solchen Augenblicke. Endlich mußte wohl eine Möwe davon geflogen seyn, denn unser Zeuge klatschte sehr vernehmlich in die Hände. Ich drückte ab. Zwischen mir und meinem Gegner erhob sich ein dicker Rauch. ES war sicher losgeschosscn und doch standen mir uns noch Beite gegenüber. Die Pistolcnmün- dung P.'s verursachte mir jetzt Schmer; auf der Brust. Meine Gedanken waren ein wenig verwirrt und ich schwankte einige Schritte zurück. Da sah ich plötzlich mei­nen Gegner, der eine halbe Sekunde ungefähr nach dem

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