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Man spricht in soldatischen Zeiten viel vom blinden Gehorsam". Dieses Wort hat einen bldenen Kern, ist aber auch von gefahrkcher IlnseMgkeit. Meint man die Unabänderlichkeit snd Mabdingbarkeit des Schwurs auf die und den Führer, dann ist unser Gehör­ig,, ein blinder, mutz ein blinder sem. Be- . man das Bewußtsein, mit der wir dieser me folgen, dann ist unser Gehorsam nicht ßlmd, sondern beweglich, nicht mechanisch, son­dern auch handelnd. ^ ^ .

Der Soldat erhält einen Befehl und fuhrt ihn aus. Er fragt nicht nach dem Warum und Wozu. Manche haben ihn daher zuzeiten mit dem Merkmal eines willenlosen Wesens zu be- haften versucht, eines Herdentieres, das eben 'dem Leithammel folgt. Es gibt aber nichts ^Stärkeres an Willen, Einsicht, Entschlossenheit und Selbstverantwortlichkeit als den deutschen Holdaten. Denn sein Gehorsam hört licht dort auf, wo der Befehl fehlt. Hein Soldatentum kommt vielmehr zur vollen Entfaltung, wo ein Befehl ausbleibt. Der ^Gruppenführer, der, als der Leutnant fallt, das Kommando an sich reißt und das Unter­

nehmen plgnmäßig zu Ende führt, oder der Stotzsruppführer, der vor eine unerwartete Situation gestellt im Bruchteil einer Hekuyde sieht, entscheid^ uLd. hgMlt, odIr der Gefxeit«, der mit eiNr'Händvoll.Kamerdden Sgeschstst-' ten UneN^Stutzpimkt hält sie verkörpern die soldatischen Tugenden in echtester Prägung. Wer sie hat, erkennt die Aufgaben, wo sie einem entgegentreten, und nicht nur da, wo man sie znweist.

Ist es im Kriegsalltag der Heimat anders? Stehen nicht auch vor uns Aufgaben und - Pflichten, zu deren Erfüllung keine geschriebe­nen oder gesprochenen Befehle vorstegen, die aber dennoch erfüllt werden müssen? Bedarf man nicht überall unserer Hilfe, unseres Ein­greifens, unseres Zuspruchs, unserer zusätz­lichen Leistung? Die Gesetze des Krieges sind oft ungeschrieben; immer und überall aber steht in und um uns der Befehl des Ge­wissens.

Darum: Warte nicht immer erst auf große Gelegenheiten oder Befehle; überall stellt inr der Alltag Aufgaben. Pack an und hilf mit! An deiner Leistung laß dich von niemandem ubertreffen!

Nachforschungen nach Vermißten

auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz

Um im Kreis Calw alle Familien zu «erfassen, die einen Angehörigen in Tunis vermissen, wird hiermit noch- ' istals dringend aufgefordert, von dem noch nir­gends zur Nachforschung gemeldeten Vermiß­ten sofort anzugeben: 1. Name, 2. Vorname, 3. Dienstgrad, 4. Feldpostnummer, 5. Geburts­tag, 6. Geburtsort, 7. Datum seines letzten Schreibens, 8. evtl. Meldung der Truppe, 9. Name, Anschrift und Verwandtschaftsgrad des Antragstellers. Die Angaben sind sofort anDRK - Kreisstelle / Nachforschungsdienst Calw, Landratsamt" zu senden. Es wird ge­beten, die Angehörigen auf diese Aufforderung zur Meldung hinzuweisen. Wer jedoch schon idem Wehrmeldeamt Calw oder der DRK- Kreisstelle Calw, Landratsamt, die Angaben * übersandt hat, braucht diese nicht zu wieder­holen.

Slorett-Mannschaftsmeisterschaften

Am kommenden Sonntag wird in Calw die Gaumeisterschaft im Florett der Frauen , ausgetragen. In der Truppsührerschule des RAD. treten am Samstag die vier Spitzen­mannschaften der württ. Florettfechterinnen des NSRL. zum Kampf um den Titel des Gaumeisters an, der am Tage darauf entschie­den wird. An den Kämpfen der Fechterinnen nehmen als Titelverteidiger die Mannschaft der Turnerschaft Göppingen, ferner die Mann­schaften des TV. Bad Cannstatt, der SGOP. Stuttgart und der TSG. 1846 Ulm teil. Bei diesen Mannschaftskämpfen um die Gau­meisterschaft werden schöne und spannende Gefechte zu sehen sein.

Nagolder Stadtnachrichten

Ihren 7 0 Geburtstag beacht heute in guter Gesundheit Frau Emma Schleicher, geh. Breuuinger, Calwerstraße 36. Sie ist die Gattin des Krcisbaumeisters i. R. Schleicher und seit Jahrzehnten schon in Nagold ansässig. Gebürtig ist die Jubilarin von Backnang.

Das silberne Ehejubiläum begehen heute Christian Seeger, Feldschütze, und seine Gattin Salome, geb. Herter.

Ein verspäteter Frühlingsgast tauchte gestern am Ufer der Nagold auf ein quicklebendiger Maikäfer. Oder gehört er be­reits der neuen Maikäfer-Generation an?

Das Deutsche Kreuz in Gold

für Leutnant Glauner-Gräfenhausen

Leutnant und Kompanieführer Th. Glau- ner aus Gräfenhausen, Inhaber des E. K. I und II, Träger des Goldenen Verwundeten­abzeichens, wurde mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezcichne.t. Der tapfere Soldat kam nach seiner Schulentlassung in die Druckerei desEnztäler", wo er zum Maschinenmeister ausgebildet wurde. Nach seiner Lehrzeit war er in verschiedenen Betrieben in und außerhalb Deutschlands beschäftigt. Glauner steht seit Kriegsbeginn ununterbrochen an der Front; er wurde fünfmal verwundet.

Briefe an Wehrmachtdienststellen frankieren!

Bei Wehrmachtdienststellen laufen häufig,Briefe ein, die nicht sreigemacht sind. Alle Sendungen, ins­besondere alle Anfragen an Wehrmachtdienststellen, müssen durch Briefmarken freigemacht werden. Eine Ausnahme besteht nur für Wehrmachtange­hörige, insoweit sie berechtigt sind, die Feldpost zu benutzen, sowie für Wehrdienstpflichtige im Verkehr mit Wehrmachtersatzdienststellen, wenn diese ihnen» vorbereitete, mit Dienststempelabdruck versehene Briefumschläge zugesandt haben.

Die lofen Punkte der Wehrmachthelferinnen

Als Ausgleich für die gestellte Dienstkleidung müssen Helferinnen der Wehrmacht WPunkts, ihrer Reichskleiderkarte an ihre Dienst­stelle abliefern. Der Reichswirtschaftsminister hat setzt angeordnet, daß eine bestimmte Gruppe dieser Helferinnen weniger als 35 Punkte abzugeben «raucht. Durch die nachträgliche Entscheidung wird »notwendig, dir abgelieserten BezugSabschnitte »r« Helfermne« zurückzugeben. Diese zurückgegebe- «n Bezugsabschnitte werden von der Wehrmacht- «entstelle wieder an die Kleiderkarten angeklebt

und die Klebestreifen mit dem Dienstsiegel über, stempelt. Der Einzelhandel ist angewiesen, RetchS- kleiderkarten von Wehrmachthelferinnen auch dann mit Waren zu beliefern, wenn Kleiderkarten­abschnitte angeheftet sind und die Klebestreifen däS Dienstsiegel der Wehrmachtstelle tragen, bei der die Kleiderkarteninhaberin beschäftigt ist.

Berufsaussichten für Majfeure

Es gibt Im Reichsgebiet etwa staatlich aner­kannte Maffageschulen. Die Ausbildungspläne, so­wie Aufnahmebedingungen sind einheitlich geregelt. Im Gaugebiet Württemberg-Hohenzollern ist die staatlich anerkannte Massageschule dem Städti­schen Katharinenhospital Stuttgart an- aegliedert. Diese Massageschule ist 'über die Dauer des Krieges vom Wehrkreis V übernommen wor­den, wobei auch erblindete Soldaten, die sich ganz besonders zur Ausbildung des Berufes als Masseur eignen, ausgebildet werden und sich dadurch eine neue Lebensgrundlaae schaffen können. Die Lehr­gänge dauern im allgemeinen etwa sechs Monat«. Die Kosten einschließlich der Prüfungsgebühren be­laufen sich auf rund 360 Mark. An diesen Lehr­gängen können sich auch zivile Interessen­ten beteiligen. Solche haben jedoch während der Dauer des Kurses für ihre Unterkunft und Ver­pflegung selbst zu sorgen. Im Anschluß an die praktische uno theoretische Ausbildung wird die staatliche Prüfung abgenommen, und hernach kommt eine Anstellung in einem Gesundheitsbetrieb, in einem Krankenhaus, Lazarett, Kurbad, in einer Klinik in Frage oder es besteht die Möglichkeit zu einer eigenen selbständigen Praxis. Die Aussichten für diese Art der Berufsausbildung sind die heften. Berufsfremde Bewerber im Alter von über vierzig Jahren sollten die 'Erlernung des Berufes oder die Umschulung trotz des Mangels an Massagepersonal sich reiflich überlegen, weil die körperlichen Anfor­derungen nicht leicht sind. Weitere Auskünfte erteilt der Fachschaftsleiter der Deutschen Arbeitsfront, Gauwaltung Württemberg-Hohenzollern, Fachab- teilungFreie Berufe", Fachschaft Masseure, Stutt­gart A Rote Straße.,

Sicherstellung der Schulerztehnng

Auch ein durch den Krieg gebotener Einsatz von Schülern und Lehrern für außerschulische Aus­gaben darf keinesfalls dazu führen, daß der ErsSrg der Unterrichtsarbeit der Schule selbst in Frage gestellt wird. Die Uebernahme außerschuli­scher Aufgaben durch die Schule sowie die Beurlaubung von Lehrern und Schülern zu sol­

chen ist daher nur auf Anordnung des Reichs« erziehung-ministörs bei kriegswichtigen.reAonalen Aufgaben mit Genehmigung der SeMauffichtSbe- Hörde zulässig. Um einen konzentrierten Einsatz der Lehrer für di« Angaben der Schule stcherzu- steklen, ist ihre Nebentstttgkeit ausschließ­lich auf solche Aufgaben zu beschränken, die bet der Anlegung eines strengen Maßstabes als kriegs­wichtig anzuerkennen sind und nicht durch andere Kräfte erfüllt werden können. Bisher erteilte Ge­nehmigungen zur Uebernahme von Nebenämtern und Nebenbeschäftigungen sind entsprechend zu überprüfen.

HVickijxvs in Itürr«

" Bei dem Staatlichen Berufspädagogischen Insti­tut in Straßburg, bei dem das Wintersemester am 1. November beginnt, werden insbesondere kriegsversehrte Ingenieure und Hand­werksmeister zu Gewerbelehrern umgeschult. ""s

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Kraftfahrzeuge, die ausschließlich bet Fliegerangriffen benötigt werden, werden nicht bewinkelt, sondern erhallen ftattdessen eine Be­scheinigung über die Benutzung. SK berechtigt nur m Verbindung mit einer Erlaubnis des örtliche» Luftschutzleiters.

Aus den Nachbargemeinden

Unterjettingen. Es ist eine wahre Freude, die wogenden Getreidefelder zu durchschreiten. Sämtliche Getreidearten stehen sehr schön und wenn der Himmel noch das ersehnte Naß spen­det, ist der Bauer mit dem Stand seiner Fel­der vollauf zufrieden. Glücklicherweise sind wir in diesem Jahre vor Hagel und sonstigen Un­bilden der Witterung verschont geblieben. In früheren Jahren hatte der Bauer oft schwerste Verluste, ja Totalverluste, durch Hagelschlag zu leiden. Ein furchtbares Hageljahr war 1868. Vor 75 Jahren wurden.insbesondere die Ge­meinden Unterjettingen und Äötzingen heim­gesucht. In diesen Tagen jährte sich der Un­glückstast. Die Ernte stand vor dem Schnitt. Ein reicher Körnersegen war zu erwarten. Noch unter der Sichel wurde er am 17. Juli vernichtet. Versichert war damals noch nichts von der Ernte. Die Abschätzungen zum Zwecke des Steuernachlasses betrugen in Unter- jettingen 93826 Gulden, in Mötzingen 92 086 Gulden Schaden. Für die übrigen ver­hagelten Gemeinden deS Oberamtsbezirks Herrenberg wurde der Schaden auf 530641 Gulden errechnet. Das waren für die damalige Zeit ganz gewaltige Summen.

Alpirsbach. In der Vorhalle der Kloster­kirche, in der das Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges errichtet ist, fand eine Ge­dächtnisfeier für den jungen Dichter Hermann Weihgold, einen Alpirsbacher, statt, der zu Anfang des Jahres auf dem Rückzug vom Kaukasus in der Ukraine schwer verwundet wurde und am 2. Juni im Kriegslazarett seinen Verletzungen erlegen ist. Den Mittel­punkt der Feier bildete die Gedächtnisrede, die der schwäbische Dichter Georg Stammler dem Gefallenen hielt. Stammler zeichnete den bewegten und oft recht harten Lebcnsgang des Schwarzwälder Kleinstadtbuben, der aus schlichten Verhältnissen hervorgegangen, schon früh eine überraschende geistige Selbständig­keit entfaltete. Der Versuch des jungen, mittel­losen Arbeiters jedoch, sich eine unabhängige Existenz zu schaffen, scheiterte immer wieder. Und so finden wir ihn zuletzt im Jahre 1937 als Büroangestellten rn den Oberndorfer Mauserw'erkcn, wo er sich mit 8er Zeit zu einer Art Vertrauensstellung heraufarbeitete. Er begründete den eigenen Hausstand und über­nahm zuletzt die Spielschar des Betriebes.

Kampf gegen ein winziges Ungeheuer

belltet aut clen KartoffelkLiel-! 8ein l'oäfeinä entcieekt?

In den letzten Tagen konnten in verschiede­nen Gemeinden unserer Gegend Kartoffelkäfer bzw. Larven dieser Schädlinge gefunden wer­den. Wenn diese Funde auch an sich bedeutungs­los sind, so verpflichten sie doch zu erhöhter Mühsamkeit; denn der Kartoffelkäfer steht nker allen Schädlingen, die wir kennen, seiner ( . Ehrlichkeit und weiten Verbreitung nach an e ?r Stelle. Auch seine ungeheure Vermeh­re-Mäßigkeit er bringt es auf drei Gene- r. ..onen.in nur einem Vierteljahr stempelt ihn zu einem ausgesprochenen Feind der Menschheit. Seine Urheimat sind die Täler des C oloradoslusses in Nordamerika, wo sich der Schädling von Nachtschattengewächsen ernährt. AlsLeibgericht" unter ihnen erwählt er die Kartoffel. Hierdurch wurden aus den Feldern der Vereinigten Staaten die furchtbarsten Ver­wüstungen angerichtet. War ein Platz kahl­gefressen, so begab sich der Kartoffelkäfer auf die Wanderschaft, um sich neueWeidegründe" zu suchen. Etwa um das Jahr 1865 überschritt ein gewaltiges Heer von Kartoffelkäfern den Missisippi und 1674 hatte seine Vorhut den Atlantischen Ozean erreicht. Vor einem halben Jahrhundert aber war der Schädling bereits bis nach Montreal und den großen Seen, im Süden bis zu den'Staaten Arkansas, Indiana, Baltimore und Tennessee verbreitet. Er richtete dort bisweilen solche Verheerungen an, daß man den Kartoffelanbau gänzlich einstellen mußte.

Im Jahre 1877 wurde das gefährliche In­sekt erstmals von Nordamerika nach Europa eingeschleppt.' Es hat hier anscheinend Jahr- ehnte zu seiner Einbürgerung gebraucht, önnte es doch erst nach dem letzten Weltkrieg ganz Frankreich überschwemmen. Damit waren auch Belgien, Holland und schließlich Deutsch­land in seinen Wirkungsbereich gerückt. Namentlich der Westen des Reiches ist heute

in ständiger Gefahr, durch den Kartoffelkäfer heimgesucht zu werden. Daher besteht eine An­zeigepflicht in Deutschland, die durch umfang­reiche Aufklärungs-, Bekämpfungs- und Vor­beugungsmaßnahmen ergänzt wird.

Man muß wissen, daß der Kartoffelkäfer, der ein wahrer Verwandlungskünstler im Tier­reich ist, auch auf Kohl, Tomaten und ver­schiedenen wild wachsenden Pflanzen vor­kommt.

Durch Professor Trouvelot vom Argonomi- schen Institut in Frankreich wurde jetzt nach jahrelangen Versuchen eine Jnsektcnart ent­deckt, die der Todfeind des Kartoffelkäfers sein soll. Sie vernichtet ihn angeblich zu vielen T uisendcn. Man hat die willkommenen Nütz- I ige bereits auf den Kartoffelfeldern Frank­reichs eingesetzt, wo sie den Eindringlingen aus den Vereinigten Staaten eine erbitterte Schlacht" liefern. Es bleibt allerdings noch abzuwarten, ob sich diese Jnsektcnart auch in Deutschland bewährt und bei uns überhaupt eingeführt werden kann. Wie dem auch sei, mit der Methode des Professors Trouvelot scheint man jedenfalls einen neuen vielversprechenden Weg m der biologischen Schädlingsbekämpfung beschritten zu haben. Was früher durch die Blattlauszehrwespe, Flor-, Raupen- und Schwebfliegen, den Marienkäfer und die Schlupfwcspe erreicht wurde, die Dezimierung und Vernichtung unerwünschter Insekten durch deren natürliche, vom Menschen bewußt ge­förderte oder gar künstlich gezüchtete Feinde, hofft man nunmehr auch beim Kartoffelkäfer durchführen zu können. Es mc>H -allerdings noch lange dauern, bis dieser Schädling, dessen Weibchen im Mai nicht weniger als 700 bis 1200 rotgelbe Eier auf die Unterseite der Blät­ter legt, endgültig geschlagen oder gar aus­gerottet ist.

(6. Fortsetzung)

Ihre Nähe empfand er mit aller Kraft und Süße, und wußte, daß es immer so bleiben würde. Wenn er auch von nun an wunschlos und ohne Hoffnung seinem Tagewerk nachgehen mußte, so wußte er, ganz dunkel würde es nie um ihn sein. Das mußte ihm genügen.

Der Verrat

Langsam, den Frieden der Nacht genießend, schritt der Nachtwächter Berthold Panzer am Schloß vorüber, das im Mondlicht geisterhaft durch die Bäume schimmerte. Sein Hund trottete friedlich neben ihm.

Eine seltsame Nacht, dachte der Mann, alles so geheimnisvoll. Das kam wohl von dem unirdi­schen Glanz, der dar Wirkliche in das Un virkliche schob und die Hinge ganz anders formte, als die Augen es sonst gewöhnt waren. ,

Berthold Panzer, ein älterer Mann von etwa sechzig Jahren, blieb stehen, wandte sich zurück und sah nach dem Schlosse hinüber, vo i dem aus den Fenstern im unteren Geschoß b.eite Licht- streifen aus den Rasen fielen, die sich mit dem Hellen Schein de» Mondes vermischten.

Sie waren also noch da, die weit und breit Ge­fürchteten, denn sonst brannte bei Friedrich Wenck so spät kein Licht mehr? Jeder kann e ^i'e genaue ' Tages- und Arbeitseinteilung diese» arbeitswüti­gen Mannes, kannte seine Strenge sie jede nach­lässige Arbeit rügte, und rühmte ne Gerechtig- j keit. die es ihm zur Gemohnhe" leniaüt batte, alle Klagen selbst zu prüfen.

Der König kannte seine Leute, die'er für wert hielt, dort residieren zu lassen, wo er selbst nicht sein konnte. Die königlichen Domänen waren Musterbetriebe, von denen die Bauern, die klug waren, viel lernen konnten. Alle, die es verstan­den, sich mit den Domänenpächtern auf guten Fuß zu stellen, und die Neuerungen, die auf den Do­mänen ausprobiert wurden, sich selbst zu eigen zu^ machen, erholten sich von den Folgen des Dreißig^ jährigen Krieges, dessen Nachwehen das Land noch immer spürte, und gelangten allmählich zum Wohlstand. Waren ihnen auch manche Bestim­mungen, die der König traf, unverständlich und nach ihrer Meinung unnötig, so begriffen sie doch, wenn auch langsam, den Nutzen, der in diesen Bestimmungen zutage trat.

So weit wäre auch alles gut und schön ge­wesen, wenn der König nicht dauernd seine Sol­daten im Kopfe gehabt hätte.

Berthold Panzer seufzte. Den Korporal Groschke, der wieder seit ein paar Tagen bei dem Pächter Friedrich Wenck weilte, kannte er nur zu gut. Es war noch kein halbes Jahr her. da hatte er mit seinen Leuten, den beiden Soldaten Piesker und Garling, die ihn stets begleiteten, seinen Enkel nach Potsdam geschleppt. Wie hatte er den Buben gewarnt, sich nicht von dem Korporal sehen zu lassen. Aber es hatte wohl so sein sollen. Nun exerzierte er im Lustgarten mit den anderen lan­gen Kerlen um die Wette . . .

Einmal hatte er ihn dort besucht. Es war nicht lest' i g'wssen, bis z» dem n, >- - -

E.j. als sie ganz sicher w d.-fz >.e , . -

zu einer Flucht verhelfen wollte, ließen sie ihn zu dem Enkel. Der Junge hatte sich gefreut, aber das, was er ihm hatte sagen wollen, das blieb ungesprochen. Es war gut so, denn seit der König selbst das Wort an Friedrich gerichtet und ihn sogar gelobt hatte, war die Lust am Soldaten­leben gewachsen.Mach Er so weiter", hatte der König leutselig gemeint,es soll sein Schaden nicht sein." Nur hier zu Hause fehlte der Bub an allen Ecken und Enden.

Der Hund spitzte di« Ohren und zerrte an der Leine.

Gib Ruhe, Molly."

Da schlug es vom Turm die Mitternacht. Bert­hold Panzer setzte sein Horn an die Lippen, dann schallte sein Sang durch die Nacht:

,Piebe Leute laßt euch sagen: unsre Glock' hat zwölf geschlagen!

Zwölf, das ist das Ziel der Zeit;

Mensch, bedenk' die Ewigkeit! >

Menschenwachen kann nichts nützen;

Gott muh wachen, Gott muh schützen.

Herr, durch deine Güt' und Macht gib uns eine gute Nacht!"

Was macht der Kerl für einen Krach?" räso­nierte Heinrich Garling.Sieh dich um, Gustav, im Schloß hockt unser Alter noch mit dem Pächter zusammen, die können auch nicht schlafen."

Wer soll das wohl bei diesem Licht. Ich finde, der Gute da am Himmel ist viel zu neugierig. Man könnte ein Protokoll schreiben, so hell ist es. Renne nicht so Heinrich, der alte Panzer ist schon vorüber, der hat auch eine schöne Wut auf uns."

Mag er, Befehl ist Befehl, und die langen Kerle sind nicht so dick gesät, wie sich's so ein Bauernschädel denkt. Wir werden wohl morgen weiterziehen, die Gegend hier ist pbgegrast. Schade, es lebt sich hier ganz gut."

Einesteils ja. Doch findest du nicht auch, daß die Märker ein verdammt zugeknöpftes Volk sind, wie Ms Kwiern und tt'r S-'-'d ii"d

O'-' - ' -e l> ' iw, "w 'vn h ze.

urteilen, müßtest du auch ein Märker sein, denn du bist genau so trocken wie dieser märkische Sand. Teufel, ja, saufen tun sie wie ein Loch, und wenn ihre Trockenheit durchfeuchtet ist, dann gehen sie auseinander wie ein Bärmekloh, und dann merkt man erst, wieviel Süße unter dieser trockenen Oberfläche verborgen ist. Doch sieh, der Mond ist weitergewandert, unser Kammerfenster wird jetzt im Schatten liegen, vielleicht versuchen wir e- nun, den Schlaf in unsere Dienste zu bringen."

Soll mir recht sein."

Doch Heinrich Garling, dessen Augen überall umherwanderten, kehrte nicht um, er packte viel­mehr seinen Kameraden am Arm und zog ihn in den Schatten einer Baumgruppe.

Ein halbunterdrückter Fluch entfuhr den Lip­pen Gustav Pieskers.

Aber Garling ließ den Arm seines Freunder nicht los.Verdammt will ich sein, wenn das nicht ein Dieb ist."

Ein Dieb? Wo denn?"

Dort, gerade vor uns. hinter dem Gebüsch. Jetzt wieder hast du den Kops gesehen?"

,.1 lForfletzung solgt.I