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Der Gesellschafter.
Württernbergische Chronik.
Den FriedrichS-Orden erhielt der bairische Finanzminister Grafv. Seinsheim, das Ritterkreuz desllvürt- temb. Kronordens der bairisch« Legationsrath Weber.
Ernannt wurden: Pfarrer Höhnte zu Dunningen zum Pfarrer in Sckörzingen, Professor Wo cher in Ehingen zum Rektor daselbst, Bezirks-Bauinspektor Büchler in Stuttgart zum Kreisbaurath, Pfarrverw. Manch zum Pfarrer in Kleinsüßen, Zollverwalter Schopfs vonZütt- lingen kommt nach Biberach in gleicher Eigenschaft, Hauptmann v. d. Osten wird auf sein Ansuchen aggregirt; die Obcrlieutenants v. Laßberg und Link wurden zu Hauptleuten, die Lieutenants Vollmer, Earlu. Schal- lich zu Oberlieutenants ernannt; Revierförster v. Nachtrab in Weil im Schönbuch erhielt die nachgesuchte Dienstentlassung ; die neu errichtete MittelschulsteUe in Ulm erhielt der Schulmeister Ehekirche r daselbst, den Schuldienst in Aidlingen erhielt der Schulmeister Benignus zu Oppelsbohm, den zu Rommelshausen Schulmeister Bauer zu Neckargröningen und den zu Ettmannsweiler Unterlehrer Schwarz zu Mahringen.
Erledigte Stellen: Die neuerrichtete ev. Stadtpfarrstelle in Friedrichshafen, Eink. neben freier Wohnung und 4 Klaftern Holz 800 fl.; die ev. Helferstelie zu Markgröningen, Eink. 701 fl.; die ev. Pfarreien: Wiernsheim, Eink. 886 fl. (wiederholt ausgeschrieben), Fürnsal, Eink. 829 fl., und Reinsbronn, Eink. 600 fl.; die kath. Pfarreien: Eglofs, Eink. 747 fl., Reichenbach (D. Spaichin- gen), Eink. 702 fl.; die Reallehrstelle m Schramberg, Gehalt 600 fl. nebst Amtswohnung, und die Revierförstersstelle 2. Kl. Weil im Schönbuch; eine Kanzlcigchül- fenstelle bei dem Oberamt Backnang; die Ltadtförsters- stelle zu Bopfingen, Eink. 325 fl. neben den Anbringgebühren.
X Nagold den 23. Juli. Daß immer noch Vorsicht bei Erbauung von Gerüsten der Handwerksleute mangelt, zeigt ein beute bei uns vorgckommener Unglücksfall. Zwei Maurer und ein armer Taglöhner, Familienvater, standen auf einem solchen Gerüste, das zusammenorach und alle drei stürzten herab. Der Fall von dem Gerüste hatte zwar keine üblen Folgen, jedoch ein nachstürzender Balken schlug dem Taglöbner den Fuß entzwei, und raubt dadurch seiner ohnehin bedrängten Familie den Ernährer auf einige Zeit. Möge dieser Vorfall zu höchster Vorsicht mahnen.
X Freudenstadt den 24. Juli. Unsere Neps- Erndte ist beendigt, aber leider nicht gut ausgefallen. Theils der große Winterfrost und die lange anhaltende ^ Schneedecke, mehr aber noch die nasse und zum Theil kalte Witterung der Blüthezcit haben zum Mißwachs beigetra- gen und viel Unkraut erzeugt. Freudiger sehen wir unsere Fruchtfelder an, hier ist eine reiche Erndte zu erwar
ten, und namentlich das Gerstenfeld wird in den nächsten Tagen unsere Hände vollauf beschäftigen. Wie wir uns durch eigene Anschauung überzeugten, stehen unsere Frucht- Felder überhaupt bedeutend schöner, als im Unterlande, und gerade dre sonst weniger ergiebigen zeichnen sich besonders durch Ueppigkeit aus, indem auf denselben nichts gefallen ist.
/X Pfalzgrafenweiler den 24. Juli. Einen nicht erfreulichen Vorfall haben wir zu berichten, der sich in der Nähe unserer Stadt, im sogenannten Pfahlwald, ereignet haben soll: Ein Metzgerknecht von Freudenstadt wurde von seinem Herrn mit Geld fortgeschickt, um ein Paar Ochsen einzukaufen; in der Nacht im Pfahlwald angekommen, wurde er von zwei Burschen angefallen, welche ihm sein Geld mit Gewalt abgenommen haben, außerdem sie ihm mit dem Tode drohten.
4P Onstmettingen, O.Amts Balingen, den 13ten Juli. Hier kam gestern ein seltener Selbstmord vor. Ein neunjähriger Knabe erhenkte sich. Der Knabe war in der Schule als gut und fleißig prädizirt, beging aber aus kindischem Uebermuthe einige Mal die Unart, im Stalle seiner Nachbarin den Melkkübel mit seinen Erkrementcn zu besudeln. Von dem Weibe erwischt, drohte sie ihm, seinen Vater von seiner Unflätherei in Kenntniß setzen unv zu harter Strafe auffordern zu wollen. In Folge dieser Drohung faßte der Knabe den Entschluß, sich das Leben zu nehmen. Vormittags ging er noch mit seinen Eltern auf das Feld. Gegen Mittag wurde er von diesen nach Hause geschickt. Von dort entfernte er sich nach dem Mlt- tagsessen und sagte zu seinen jünger» Geschwistern, er wolle mit einigen Knaben, die er namhaft machte, inS Holzlesen gehen. Als Abends die Eltern heimkamen, fragten sie nach ihrem Sohne, und beruhigten sich mit der Antwort der Geschwister, als er aber nach einigem Warten immer nicht aus dem Walde heimkommen wollte, fragten sie bei den Eltern der andern Knaben, mit denen er vorgegeben hatte, gehen zu wollen, an und erfuhren, daß diese denselben gar nicht gesehen, viel weniger Holz mit ihm gelesen hätten. Die Angst der Eltern ließ sie noch bis Nachts 11 Uhr, aber natürlich vergebens, im Walde nachsuchen. Endlich fällt dem Vater ein, daß sein Sobn schon einige Male an heißen Tagen auf dem Heuboden geschlafen habe, er geht dahin und findet ihn — erhcnkr.
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Aus der Schweiz vom 20. Juli wird gemeldet, daß Rathshcrr Joseph Leu von Ebersol (der einflußreickste Mann der jesuitischen Partei.unter dem Luzerner Landvolk, der auch im großen Rath zuerst auf Einführung der Jesuiten antrug) am 20 , Nachts 12s/^UHr, im Bette schlafend durch den Pistolenschuß eines Unbekannten ermordet wurde. Für bestimmte Anzeigen über die Person des Thäters verspricht der Polizeidirek-