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Hochsommer

Ich geh' -in weg Lurchs Wiesental, wie grünt unö blüht es überalll vom Korn steigt eine Lerche auf,

Schwingt jubelnL sich zum Licht hinauf.

UnL eine Welle Sommerglut Streicht übers Lanü ln warmer Zlut.

Dir Welt vor mir ist aufgetan,

Rührt mich mit sanften HSnöen an. was in mir war an Gual unü Lei-,

Ruht fern, in öer Vergessenheit.

Der Himmel flammt, es strahlt Las LanL - In tiefem Glück steh' ich gebannt.

Verla Ruder

' Gut geholfen

Von Ran, von Olnkauzen

Da kam in einem Kriegssommer, diesem oder dem letzten, als Ersatz für den in Rußland stehen­den Knecht, ein städtisches Pumperherz, das sich eben anschickte, ein Mann zu werden, auf den Hupf­graben. einen stattlichen Bauernhof im Oberland, zur Erntehilfe.

Wie immer bei gesundem Blut und solchen Derän- derupgen fand der junge Dachs da mancherlei, das ihmLas Herz höher schlagen oder auch das Wasser im Mund zusammenlaufen, ließ. Neben den Pfer­den, - Kälbern und Küpen, dem Bauernbrot und Speck auch die Kleinmagd, ein verträumtes Ding mit einem schwärmerischen Reiz in den Augen. Sie siel in sein Pumperherz und wurde flugs zur Wald- und Wiesenelfe, zur Königin des WaldseeS, der ein Stück hinter dem Hofe lag und brachte es zuwege, daß der rauchende und spuckende Bärbeißer, der da­heim sein Schul- und Schreibzeug mit Wucht und dem G-lübde in die Ecke geschleudert hatte, in diesen Wochen keine Feder anzurühren, bald des Nachts trotz Müdigkeit und schlechtem Licht in seiner Kam­mer saß und eifriger kritzelte, als er dies jemals ge­tan halte

Es ging auch sonst alles, wie es in solchem Falle gehen muß, und wie die paar kurzen Wochen der Erntezeit abgelaufen und für den schreibenden Kurt der Abschied kam, da hielt die kleine Anna als schweres und wohl auch nicht ganz begriffenes Un­terpfand der paar scheuen Küsse ein stattliches Bün­del des unter solch mühseligen Umständen beschrie­benen Papiers in der Hand Ach, welch seliger Trost für den frühen Trennungsschmerz I Jeden ungestörten Augenblick verwandte sie darauf, einen Blick ln die engen Zeilen zu werfen und mit Sehn­sucht wartete sie auf den alsbald einsetzenden Zu­strom ;u diesem Schatz. Der Briefträger hatte nur so zu schleppen. Da aber jedes Ding nur seine Zeit währt, so kam dieser Zustrom schon bald Ins Stok- ken Es tröpfelte noch ein paarmal, dann war es vorbei

Damit kam für die Anna noch eine schlimmere Zeit, da der Schah seine Kraft nicht verlor. Statt unversieglichem Glück aber spendete er jetzt unver- sieglichen Schmerz und Tränen. Doch leid wurde es ihr dadurch erst recht nicht, ja noch viel teurer und noch viel mehr als früher 6ar sie darauf bedacht, ihn bei sich zu haben.

Da sie nun zu dieser Zeit meist im Stall ihre Arbeit halte, versteckte sie ihn hinter einem Balken bei der Raufe und ließ manch liebes Mal am Tage unter den guten und tröstlichen Blicken der Stall- bewohner ihre Tränen daraus rinnen.

Sei eS nun, daß der besten und schönsten der Kühe; derBraunen Grete", die Sache so zu Her­zen ging, daß sie den täglichen und endlosen Jam­mer nicht mehr mit ansehen konnte oder daß sie selbst Lust bekam, die in diesem Papier steckende Ge- fühlskrast auszukosten. Kurz, sie wußte in einer stillen Wiederkäuungsstunde den teueren Schatz an sich zu bringen und verschlang Ihn bis auf ein paar Fetzchen. die als Zeugen des Vorgangs zurück- blleben. Die gute Anna übermannte beim Anblick derselben nochmals der ganze Schmerz und sie raufte

sich und der Kuh gewaltig die Haare, bis ihr bald ein größerer Schrecken diese Tränen abwischte. Die Braune Grete" lehnte eS nämlich plötzlich ab. auch nur einen einzigen Bisten zu Kesten. Starr und steif stand sie an ihrem Platz und ihr Atem ging hart und rasch. Nur von Zeit zu Zeit stieg ein anhalten­des Würgen ihre Kehle heraus. Es war leicht zu sehen, daß nun ihr das verhängnisvolle Liebespsand im Magen lag. Das Misten um diesen Zusammen­hang war freilich nicht allgemein und da niemand etwas zu seiner Verbreitung tat. so stand man auf

dem übrigen Hof vor einem Rätsel. Auch der als­bald erscheinende Tierarzt konnte eS nicht lösen.' Mutz was ganz Unverdauliches gefressen haben", war immer wieder seine Diagnose.

Doch es gelang ihm, den verschwiegenen Patien­ten nach drei oder mehr Tagen wieder in Ordnung zu bringen, so daß alles und vor allem die gute Anna befreit aufatmete. Ja ganz froh und leicht wurde ihr umS Herz, was gewiß nicht sobald ge­schehen wäre, wenn ihr die gute Grete nicht geholfen hätte.

Geschichte einer Liebe

/ Von HsZer

Die Leute im Städtchen können sich noch gut an das alternde Paar erinnern, das jeden Nachmittag, sei es Sommer oder Winter, schönes oder schlechtes Wetter, aus einem der vier Tore hinauSwanderte zu einem längeren oder kürzeren Spaziergang. Weil es aber in der Stadt nur die üblichen Philister gab. hatten alle nur ihren heimlichen Spott über die beiden. Nach ihrer weisen Meinung gehörte es sich einfach nicht. Ich bitte: eine verheiratete Frau mit vier erwachsenen Töchtern, bei­nahe selber schon Großmutter, und dann dieses Gelaufe mit dem Doktor, diesem alten Hagestolz, von dem niemand recht wußte, was er eigentlich trieb! Und als dann dieser einspantge Dok­tor eines TageS gestorben, da setzte Frau Anna Schlothe dem allen die Krone auf: sie folgte dicht hin­ter seinem Sarge, tief verschleiert, als wäre sie seine Witwe und pflegte dann noch das Grab in rührender Sorgfalt.

Was aber die wenigen ahnten: drei Jahrzehnte früher waren die beiden einmal heimliche Liebes- leute gewesen. Schon der Pennäler Fritz Fleck hatte das blonde hüb­sche Mädel mit der schweren gold­flirrenden Flechtenkrone immer gern gesehen. Der junge Student wars ihr dann die ersten Blumen und verliebte Verse heimlich ins offene Kammerfenster. Aber der Fritz Fleck war halt damals schon ein seltsamer Kauz, der ganz fei­nen Studien lebte und sich schlecht zurechtfand in dieser harten Welt.

Statt das lebensfrische Ding ein­fach fest in die jungen Arme zu nehmen, blieb er jahrelang bei sei­nen Blumengebinden und scheuen VerSgrüßen. Allerdings war der junge Doktor auch sehr gewissen­haft worauf hätte er freien sollen? Er hatte ja noch kein Amt, ja er wußte immer noch nicht, welches Studium er in der Hauptsache nun be­treiben sollte. In der Geschichtswissenschaft hatte er zwar promoviert, aber da war noch so manches Gebiet, das verlockte. Er gehörte zu jenen vom Er­kenntnisdrang Besessenen, die nie fertig werden.

Daß die Anna ihn gern mochte, hätte ihm längst das Aufleuchten ihrer blauen Augen sagen müssen, so oft er ihr begegnete. Und das geschah immer merkwürdig oft in den Ferien. Nur blieb es aus seiner Seite bei dem ehrfürchtigen Gruß und manchmal einem wissenden Lächeln des Einver­ständnisses: gelt, wir beide! Noch glaubte er nicht werben zu dürfen um dieses stolze Mädchen. Erst mußt du etwas sein! Die Anna wartet schon, wenn sie dich recht lieb hat!

Nun ist aber ein Mädchenherz ein wunderliches Ding. Und wenn es gar bis zur Mitte der Zwan­zig gediehen ist, dann schaut es schon sorgsamer aus nach einer Heimstatt fürs Leben. Es hatte ihr bisher gewiß nicht an Bewerbern gefehlt. Manche gute. Partie" hatte sie schon ausgeschlagen.

Mach nur so weiter, du törichtes Ding!" warnte die Mutter.Ich sehe ja schon, daß du fitzen bleibst und noch mal als Spittelweihchen deine Tage beschließt." Da erschrak Anna in tiefster Seele

Sie kannte zu gut die verhutzelten Weibleln. die sich ewig zankten. Nein, nur das nicht!

Aber warum sprach der Fritz nicht offen? Sollte sie ihn denn fragen:Fritz, wie denkst du dir eigentlich unsere Zukunft?" Und warum kam er diesmal nicht nach Haus? Alle anderen Studiker zogen doch wieder allabendS in ihren bunten Sei- oenmützen zu der Ferienkneipel Gerade jetzt wäre er ihr so erwünscht gewesen!

M»

I Da war nämlich der jung« Schlothe heimaekom- ' men. der Sohn von dem größten Gutshose der Stabt. Ein paar Semester hatte er standesgemäß auf Deutschlands hohen Schulen verbummelt, ivo- von seine Schmisse zeugten. Der Hans galt als ein Draufgänger, und die jungen Mädchen verdrehten sich die Köpfe nach ihm.

Wie er der Anna begegnet war, hatte er gestutzt, sie dann aber gleich stürmisch als alter Bekannter begrüßt. Seitdem war er Tag für Tag in das väterliche Geschäft gekommen, hatte lustig mit dem Vater geschwätzt und verliebte Blicke zu Ihr hin­über geworfen. Dabei waren die Eltern so sonder­bar zu ihr in der letzten Zeit, so freudig bewegt. Gewiß, sie würden eine Werbung des jungen Schlothe mit Freuden begrüßen. Und die Anna sagte sich auch schon manchmal: Der Hans stellt etwas vor. so Kisch, so gesund und stattlich! Aber trotzdem der bescheidene, stille Fritz war ihr hundertmal lieber!

So kam das Schützenfest heran, damals das große Ereignis im Jahreslauf der kleinen Stadt. Wer wird wohl diesmal König? Dann war eS heraus: der junge Schlothe hatte den besten KS- nigsschuß getan. Und wer wird wohl von ihm als

Königin erwählt? Die Frage ließ alle jungen Mädchen und Frauen die ganze Nacht nicht schla­fen. Am andern Morgen sahen es alle: die Adju­tanten im weißen Wichs sprengten vor Annas Elternhaus. Hans Schlothe trug ihr die Königin­nenwürde an Ihr wurde dabei so angst, als ent­schiede sich damit ein Schicksal Aber lachend hatte der Vater an Stelle der verwirrten Tochter schon zugesaat. In der Nacht noch stichelten sämtliche Schneiderinnen des Städtchens an ihrem Fest­kleide. Den Vater kannte sie gar nicht wieder Er hatte tief in die Taschen gegriffen, und so wurde die Anni in ihrem fliederfarbenen Seidenkleid eine berückend schöne Königin. Das sagte ihr auch Hans Schlothe, der sie abholte und ihr die Hand küßte. Dann fuhr sie an seiner Seite durch die sahnen- bunten Straßen, viere lang! Ihr geschah alles wie im Traum. Sie präsidierte an der Festtafel und trank aus dem uralten silbernen Schützenhumpen den goldenen Königswein. Manchmal schrak sie auf: bas ist ja alles gar nicht wahr!

Dann tanzte sie mit Hans Schlothe und fühlte seine starken zwingenden Arme. Bald flüsterte er ihr toll verliebte Worte ins Ohr, und je höher der Trubel aufbrandete, um so fester schloß er sie an sich. Anna wehrte sich längst nicht mehr, und als er fie im dunklen Laubengang mit stürmischen Küssen überfiel, stieß sie ihn nicht zurück. Auch das war alles so unwirklich.

Sie schreckte erst aus, als sie wieder an der Tafel saß und nach einem schmetternden Tusch der Schützenkönig seine Verlobung mit der Königin bekanntgab. Da wollte sie aufspringen und davon- laufen. Aber, wie sie die tränennassen Augen der Mutter sah, die überglücklich ihr Kind in die Arme schloß, fügte sie sich drein. Ja. eS war wohl alle» gut so!

Am letzten Abend des tollen Festes, als das Feuerwerk verprasselte und Anna nach ihrer Ge­wohnheit abseits der gaffenden Menge stand, trat plötzlich Fritz Flgck neben sie.

Anna!" flüsterte er,ich darf Sie doch noch so nennen? Anna, ich habe mein Staatsexamen mit Auszeichnung bestanden und komme demnächst an unser altes, liebes Gymnasium hier! Freut Sie das nicht auch, liebe Anna?"O ja! Herr Doktor! Meinen herzlichen Glückwunsch!"Ja. danke! Ich komme nämlich geradeswegS von der Bahn sozusagen aus Flügeln der Liebe bin ich hergeeilt und nun darf ich endlich sprechen!"

Er sah in seinem Eifei nicht, wie Anna ihn beschwörend abwehrte.

Ich weiß ja, ich Tor! Ich hätte schon längst sprechen sollen. Anna, so lange ich Sie kenne, habe ich Sie unendlich lieb!"

Anna stockte das Blut.Da kommen Sie einen Tag zu fpät, lieber Doktor!" hörte sie sich sagen, und es war ihr eine ganz fremde Stimme. Dann war nur noch das Dunkel um sie. Da ging sie in die Feldeinsamkeit hinaus und weinte bitterlich. , «

Ein wunderliches altes Paar geht durch die Stadt: ein hagerer Mann Im grauen Gehrock, des­sen Schöße immer so merkwürdig aufgebläht sind. Das kommt von den Büchern und Manuskripten, die darin stecken und eine stattliche, immer noch schöne blonde Frau. Es ist der früh pensionierte Dr. Fleck und die Frau des Gutsbesitzers Schlothe. Jeden Tag, bei gutem und schlechtem Wetter, wan- dern die beiden aus einem der alten Stadttore hin­aus.

HanS Schlothe sitzt daheim mit verwickelten Füßen. Vom vielen allzuguten Leben hat er vor­zeitig die Gicht bekommen. Er tröstet sich indes mit altem Rotwein und manchmal auch mit einer - jungen Hofdirn.

Dr. Fleck arbeitet seit Jahren an einem großen Werk über die Geschichte der Stadt und der Land­schaft von ihren ältesten Malen bis zur Gegen­wart. Jeden Tag, wo er mit Anna zusammentrisft, hat er etwas Besonderes für sie mitgebracht eine unbekannte Urkunde, eine neue Erkenntnis. DaS reicht er dann seiner geliebten Freundin wie ehemals die Veilchen, Maiglöckchen und Rosen.

O, dies seltsame Paar hat sich immer so viel zu erzählen noch mehr freilich das Spießervolk, das den beiden grinsend und kopfschüttelnd nachsieht, wenn sie so vertraut durchs Städtchen wandeln.

Das Losament

Von Karl tturkert

Der Lunzenhöser hat eine neue Montur im Sinn Das Zeug dazu hat er jüngst in der Stadt erstanden, und den Schneider weiß er auch schon. Den Doldenfid nehm' ich halt wieder", hat er ge­sagt, und er hat dafür seine Gründe. Erstens: der Doldenfid kommt ins HauS, wenn man eS haben will, und zweitens ist er wundersbillig. Auf die neue Mode darf einer dabei freilich keinen Wert legen. Man könnt' das von solch einem übertrage­nen Schneider auch gar nicht verlangen.

Der Doldenfid rückt also eines schönen Morgens mit seinem Schneidergeschirr daher, dem Ellenstab, dem Nähzeug, dem Bügeleisen, und nachdem er dem Lunzenhöser das Maß genommen und über diesem Geschäft die Schneidetsgesellen von heutzu- tag, die nichts Ordentliches mehr lernen wollen, gehörig heruntergemacht hat. geht er alsbald an seine Arbeit.

Wirst es erzwingen in einem Tag, Schneider?" Das fragt der Lunzenhöser noch, bevor er auS der Stube gehen und den Schneider allein lasten will.

Wird nicht gut möglich sein", antwortet daraus der Doldenfid.Du willst doch proper ausschauen in der neuen Montur. Du weißt, bei mir muß alles seinen Schick haben." '

Ist mir schon recht", spricht darauf der Lunzen- höfer.Du kannst gut dableiben auf die Nacht. War' doch die verdrehte Welt, auf den Abend heim­laufen den weiten Weg und in aller HerrgottS- früh' wieder herlaufen. Ich frag' ja bloß, daß man sich versteht. Du wirst mir das nicht für übel nehmen."

Ja, recht behutsam geht der Lunzenhöser mit dem- Doldenfid um. Jedes Wort, das weiß er, muß man sich bei dem Malefizschneider überlegen. Denn der hat eine gar kitzlige Haut. Mt einer einzigen Silbe kann man ihn verkrüppeln, und dann kann man schauen, wie man ihn wieder zurechtbrtngt.

Du bleibst mir heut sauber dom Tisch weg!" Ha» sagt darum mittag« der Lunzenhöser ,u

feinem Buben. Und das heißt, der Reinhold hat draußen in der Küchel zu speisen. Will ihm ganz und gar nicht gefallen, dem Lauskrot. Hätt' es doch ums Sterben gern mit ansehen wollen, wie der Schneider sich wieder anstellt.Gradmis wie ein Geißbock tut der Doldenfid beim Esten mit dem Maul!" behauptet der Reinhold, und Vas hätt' ihm natürlich was zum Lachen gegeben.

Und daß du dich nicht unterstehst und Dumm­heiten machst I" So ermahnt der Lunzenhöser den Kleinknecht. Der Anton ist sich keinen Augenblick im Zweifel, was der Bauer damit sagen will. Nicht meckeln" soll er, wenn er über den Hof geht. Denn wenn der Schneider einen meckeln hört, dann wird er rabiat, dann wirft er seine Arbeit hin, läßt alles liegen und stehen.

Der Lunzenhöser hat also den besten Willen, daß ihm mit dem Schneider nichts passiert. Keinen Menschen läßt er zu ihm in die Stube. Besonders die Weibsleute hält er fern, dieweil die doch das Maul nicht halten können, der Doldenfid aber eine Einrede in seine Arbeit nicht vertragen kann.

Wenn's einer wissen will, wie das mit d;m Doldenfid ist, so braucht er nur die Pfarrerin zu fragen. Die wollte es auch besser wissen, wir man eine Bubenhose macht. Da kam sie aber schön an! Noch ein Wort und der Schneider ist fort!" So hat er eS der Malierin gegeben, und nun wußte sie, wie sie dran war.

Ungestört kann der Doldenfid also schaffen; er schafft wie ein Feind, und -in anderthalb Tagen steckt der Lunzenhöser, so Gott will, in einer nigel- nagelneuen Montur.

Der Doldenfid macht immer einen langen Tag, so auch diesmal, und erst wie eS zunachtet, macht er Feierabend. Wo er wohl schlafen wird? geht ihm durch den Kopf. Just wie er das Bügeleisen aus der Hand legt, streckt die Jungmagd neugierS- halber den Kopf bet der Tür Herrin.

So, Bront", sagt der Schneider,kommst mir ja wie gerufen. Ich laß eS gut sein für heut. Und du kannst mir jetzt gleich das Losament weisen."

Losament? Die vroni stutzt einen Augenblick. St« hat schon Mancherlei im Leben gehört« aber

die kuriosen Wörter, die der Doldenfid allimmer gebraucht, sind ihr fremd.

Aber dann will ihr plötzlich ein Licht aufgehen. Ja", sagt sie,da» kann ich gern." Und jetzt geht sie, dem Schneider voran, über den HauSgang. An der Küchel geht sie vorbei, eine Tür tut sie auf, weist mit dem stummen Finger, schier ein bißchen geschämig, hinein in das verschwiegene Oertlein, und will davon in den Stall.

Wer da hebt auch schon der Doldenfid zu spek­takeln an.Was, mein Losament soll das sein?" schreit er.Mein Losament, das?" Potz tausend Saprament, was nun die Vroni alles zu hören bekommt! Von einemehrlichen Schneider" hört fie was. VomVezieren" hört sie was. Ueber die schlechte Welt" läßt sich der Doldenfid aus, die Bäuerin heißt ereine saubere Huttel" und die Vroniein gottloses Mensch".

Die Vroni weiß in ihrer Unschuld gar nicht, was sie denken soll, steht da wie ohne Verstand. Der Doldenfid aber, wie er das gröbste heraus­gestürmt hat, rennt mit noch lichterloh brennen­dem Kopf in die Stube zurück, rafft in Jast sein Geschirr zusammen, springt, eh' noch rin vernünf­tiger Mensch dazwischentreten kann, aus dem HauS, rennt den Wiesensteig hinunter, taucht in die Nacht, in den Nebel hinein.

Drinnen aber in der Stube liegt die halbfertige Montur, und er Lunzenhöser kann jetzt schauen, wie er sie und den Schneider, morgen oder wer weiß wann, in Gutem wieder zusammenbringt.

vernünftiges Hanöwerk

Der alte Virchow liebte eS, sich recht einfach zu kleiden. Einmal ging er in seinem abgeschabten Rock an einer Baustelle vorbei, wo gerade die dort be­schäftigten Arbeiter sehr ausgiebig frühstückten. Virchow konnte sich nicht enthalten, den Männern zuzurufen:Na, meine Herren, wie ich sehe, leben Sie durchaus nicht schlecht!" Worauf einer der Männer antwortete:Da haben Sie recht. Wenn Sie etwa» Vernünftiges gelernt hätten, dann könn­ten Sie sich auch so gut« Ding» leisten!"

Zwei Sängerinnen

Rrräklt von Rsns 8 e t d g «

Josephine Gallmeycr, die gefeierte Soubrette in Wien, bekam von ihrem Direktor den Auftrag, einige berühmte Wiener Künstler im Rahmen einer neuen Operette zu parodieren, so auch die damals berühmte Marte Wut von der Hofoper. Da sie die' Wilt nie gesehen hatte, faßte sie sich ein Herz, ging, zu ihr und sagte:

Schaun S, gnädige Frau, ich soll Sie in der nächsten Operette parodieren und Hab Sie doch nim­mer gesehen, denn ich Hab ja selbst jeden Abend Ko- medi zu spüln. Nun möcht ich Sie halt schön bitten, zeigen S' mir doch a bisserl, wie Sie'S machen, da­mit ich ungefähr weiß, wie ich mich zu benehmen Hab'.'

Die Wilt lachte und kam dem Wunsch der Be-

Nun müssen S' aber auch meine Stimme hören", meinte die Wilt, setzte sich an den Flügel und sang eine Arie aus einer Oper von Verdi. Sie sang hin­reißend schön. MS sie fertig war, sah sie sich ver- wundert nach der Gallmeyer um, die kein Wort äußerte. Me sonst so heitere Soubrette saß schwei- ' ' ' - - ^i) pjx Tränen ran-

. von den Wangen.

__ - denn?" fragte die Wilt

erstaunt. .. , . ....

Die Gallmeyer zog ihr Taschentuch, wischte sich, die Tränen ab, dann nahm sie bewegt die Hand der großen Sängerin und sagte:

I dank recht schön, gnä' Frau. Sie singen so! himmlisch schön, wie ich mein Lebtag nimmer ge­hört Hab. Jetzt versteh ich, daß Sie so geliebt wer- . den von ganz Wien. Parodieren soll ich Sie? Eine > Frau, die einem so das Herz aus dem Leibe singt? Das mag i net, das tu i net. Nimmer in meinem Leben." ,

Sie küßte der Berufsgenossin ergriffen die Hand und hat sie wirklich niemals parodiert.

Herausgegeben im Anstrage der NS.-Presse Würt- ' temberg von HanS Reoöing. Mm «. D. i