«US dem Fübrrr-Hauptquartier, 5. Juli. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

In einigen Abschnitten der Ostfront war gestern die Kampftätigkeit etwas lebhafter als an orn Vortagen. Mit oem am 4. Juli gemeldeten Angriffs erwlg im Lagunen-Gebiet des Kuban- BrückenkopseS kamen mehrwöchige Kämpfe in be- «mderS schwierigem Gelände zum vorläufigen Ab- Al>ch. Der Feind verlor insgesamt zweitausend Lote und Gefangene sowie zahlreiche leichte und Schwere Infanteriewaffen. Im Zusammenwirken mit her Luftwaffe wurden fast siebenhundert feindliche Boote erbeutet, vernichtet oder beschädigt.

Deutsche Jäger schlugen in der vergangenen Nacht den Angriffsversuch eines Verbandes feind­licher Torpedoflugzeuge auf ein Geleit in den Ge­wässern des hohen Nordens ab und vernich­teten ohne eigene Verluste 20 feindliche Flugzeuge. Hierbei erzielte Leutnant Weißenberger sieben .Luftsiege.

Im Mittelmeerraum und über den be­setzten We st gebieten erlitt die britische und »ordamerikanische Luftwaffe, die vergeblich Flug­stützpunkte, Verkehrsoerbindungen und Industrie­anlagen anzugreifen versuchten, im Verlauf heftiger Luftkämpfe erneut schwere Verluste. Ueber italie­nischem Gebiet wurden 56 Flugzeuge, davon W durch die deutsche Luftwaffe, über den besetzten Westgebieten 29 weitere Flugzeuge, insgesamt 85 meist schwere viermotorige Bomber abgeschossen. Neun deutsche Jagdflugzeuge kehrten vom Einsatz nicht zurück. Fünf einzeln fliegende feindliche Bom­ber warfen in der Nacht zum 5. Juli einige Bom­ben auf westdeutsches Gebiet. Die Schäden sind unerheblich.

Deutsche Unterseeboote versenkten im Mittel­meer in scharfen Kämpfen aus stark gesicherten Geleitzügen vier Schiffe mit 21 000 BRT.

Ueber Italien 56 Flugzeuge vernichtet

Rom, 5. Juli. Das Hauptquartier der italie­nischen Wehrmacht gibt bekannt:Feindliche Ver­bände warfen Bomben auf Catania, Sciacca, klei­nere Ortschaften Siziliens und auf die Gegend von Cagliari, die geringe Schäden und wenige Opfer zur Folge hatten.'Die Luftwaffe der Achse bekämpfte auch gestern wirksam die angreifeuden Flugzeuge, die in harte Kämpfe verwickelt wurden. Unsere Jagdverbände schoflen 25 Flugzeuge ab. Weitere 21 Flugzeuge wurden von den deutschen Jägern abgeschossen. Die italienische und deutsche Bodenabwehr brachte durch ihr wohlgezicltes Feuer zehn Flugzeuge zum Absturz.

Schwedens Politik unverändert

Stockholm, 5. Juli. Der schwedische Außenmini­ster Günther sprach vor der Heiinatvereinigung der schwedischen Provinzstadt Gränna. Er erklärte zur augenblicklichen politischen Lage Schwedens und des Nordens, daß die schwedische Politik sich prin­zipiell überhaupt nicht geändert habe. Diese Politik habe nach wie vor zum ZiA die volle Neutralität Schwedens im augenblicklichen Weltkrieg aufrecht zu erhalten und Widerstand zu leisten, wenn nötig bewaffnet, gegen jeden Angriff auf die äußere oder innere Freiheit Schwe­dens und gegen jeden Versuch, Schweden in den Krieg hineinzuziehen. Wenn auch von ausländischer Seite kein Versuch festzustellen' sei, Schweden von dieser Politik abzubringen, so bedeute das doch nicht, daß die Gefahr vorüber sei. Schweden liege rein geographisch der Kriegszone so nahe, daß man sich keineswegs sicher fühlen könne.

Thailand erhält vier Provinzen zurück

Schouan, 5. Juli. Der japanische Ministerpräsi­dent General Tojo weilte über den Sonntag in Bangkok. Dabei wurde mit dem thailändischen Ministerpräsidenten eine Vereinbarung getroffen, die die Grenzen Thailands neu festlegt. Danach fallen die vier Malaien-Staaten Kedah, Perlis, Kelantan und Trengganu sowie die beiden Distrikte Ongpang und Kungtang, der südlichen Schanstaaten wieder an Thailand zurück. Durch Japan erhält nun Thailand das malaiische Gebiet wieder zurück, das ihm im Jahre 1909 von Eng­land entrissen wurde. Am Montag traf Gene­ral Tojo dann in Schonan ein.

Für Italien gibt es nur den Weg bis zum Sieg

Bedeutsame Recte dtussokini« -lavasiou sie letzte Harte sei 6e»uers"

Rom, 6. Juli. Der Duce nahm in einer län­geren Rede zu der Botschaft Stellung, die das Direktorium der Partei ihm im vergangenen Mo­nat überreichte. In dieser Botschaft hatte die Fa­schistische Partei die volle und ganze Verantwor­tung für die Betreuung und Verteidigung der Na­tion in Anspruch genommen und in neun Punkten einzelne Forderungen aufgestellt.

Zur inneren und äußeren Haltung der Mitglie­der der Faschistischen Partei bemerkte der Duce, daß alle Mitglieder die innere Ueberzeugung haben, und diese wie ein Evangelium ins Volk tragen müssen, daß es in diesem Krieg nur einen Weg gibt, der b i s z u ui S i e g weiterbeschritten werden muß.Entweder wir gewinnen diesen Krieg, wie ich selbst mit aller Entschiedenheit gemeinsam mit den Kameraden der Achse und des Dreierpaktes glaube, oder Italien erhält einen Frieden der Schande." Kapitulation würde für Italien Schande und Zusammenbruch, Entwaffnung und Vernich­tung bedeuten.

Zweiflern muß man sagen, daß diHer Krieg Entwicklungsmöglichkeiten hat, die noch nicht vor­ausgesehen werden können: Entwicklungsmöglich­keiten auf politischem, und nicht nur politischem Gebiet, die der Reife entgegengehen", führte der Duce weiter aus.Auf der Gegenseite sei inzwi­schen festzustellen, daß beispielsweise die Ereignisse

in Detroit die Atlantik-Charta zu einem Fetzen Papier gemacht haben. Der Feind muß jetzt eine Karte ausspielen, er muß den Versuch machen, d i e Invasion durchzu führen, von der er so viel gesprochen hat, wenn er sich nicht vor Beginn des Kampfes für geschlagen geben will", stellte der Duce sodann fest.'

Das italienische Volk sei nunmehr überzeugt da­von, daß es sich in diesem Krieg um eine Ange­legenheit auf Leben und Tod handele. Pflicht der Faschisten sei es, dem Volk die absolute Ge­wißheit zu geben, daß einem feindlichen Landungs­versuch mit allen Mitteln und mit eiserner und unerschütterlicher Entschlossenheit begegnet werden wird.Wir müssen durchhalten! So ist es das Gebot der Ehre!" rief Mussolini aus.Der Feind darf nicht recht behalten mit seiner niederträchtigen Behauptung, die Italiener seien nicht.fähig, bis 12 Uhr Widerstand zu leisten, sondern würden um dreiviertel 12 Uhr nachgcben. Heute, da der Feind an den geheiligten Grenzen des Vaterlandes steht, sind aus den 46 Millionen Italienern 46 Millionen tatbereite und kräftige Kämpfer ge­worden, die an den Sieg glauben, weil sie an die unvergängliche Kraft des Vaterlandes glauben." Mit diesen Worten schloß der Duce seine Rede, die von der italienischen Presse in größter Auf­machung wiedergegeben wird.

klin Wunder: Vas reitende Landungsboot

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Von llriezsbericliter Lrftarck LLKIer

rck. Staubwolken und der ölige Qualm zweier brennender Panzer verdeckten die Sicht und ließen den Horizont sich nur in seinen schemenhaften Umrissen andeuten. MG.-Munition detonierte in den zerschossenen Panzern und klirrte metallisch gegen die Stahlwände. Wie unheimlich ruhig es blieb. Aber der Gegner griss wieder an, unbedingt in Minuten vielleicht schon oder in Stunden? Das wußte die Handvoll deutscher Soldaten, die im Niemandsland lauerte und noch mehr. Noch pulsierte das Blut in ihren Adern, noch hatten sie ein MG., hatten noch zwei Kästen Mu­nition. Aber dann?

Zurück? Wieder zum Regiment? Ach, sie waren ja vom Gegner während des Kampfes regelrecht eingeschl offen worden. Die linke Flanke war freilich offen, aber das Meer, an dessen Ufer sie standen, war gleichsam ihr Gegner, der sie erbar­mungslos umschlingen und sie nie mehr freigeben würde. Also mußten sie warten auf ihre letzte Stunde. Hunger nagte. Durst quälte. Nichts blieb ihnen erspart. Ein paar Männer gingen zum Meer, spähten mit brennenden Augen in die unendliche Weite, stolperten über Dünen vorwärts... Narrte sie ein Spuk, ein grauenhafter Spuk? Am Strande lag ein Landungsboot: sie stürzten vor, als müßten sie sich an den Bootsplanken festklammern, das Unwirkliche, das Wunder packen, damit es nicht wie ein Traumbild zerrann ..

Sie holten die anderen Kameraden, brachten ihr MG. auf dem Boot in Stellung, gruben mit Feld­spaten eine Fahrtrinne zum Wasser, montierten an dem Motor, arbeiteten und schufteten, daß ihnen der

^eue8 aus

Auf der Jagd tödlich verunglückt. Dem 71 Jnbre alten Michael Enaler aus - M i l t e n b e r a in Mainfrankcn siel, als er sich aus dem Hochsitr im Walde befand, das Gewehr zu Boden. Die Waffe entlud sich und die Kugel durchbohrte das Herz des Jägers. Der Tod trat auf der Stelle ein.

Ei« Jahr Gekäuguis für Milchvanschrrei. Das Amtsgericht in Stralsund verurteilte eine Milchverteilerin zu einem Jahr Gefängnis, weil sie fortgesebt von der ihr zur Verteilung übergebenen Vollmilch Sahne abschöpfte und die Fehlmenge durch Magermilch ersetzte. Die Magermilch, an der infolge­dessen auch Fehlmengen entstanden, verdünnte sie mit Waller.

Fuchs fing sich in der Milchkanne. Als Einwohner des schleswig-holsteinischen Städtchens W i l ft e r dieser Tage in den Wäldern Beeren suchten, ent-

Schweiß von den Gesichtern rann. Vielleicht war das Boot angetrieben oder von einem Lanoungs- trupp verlassen worden? Sie schassten es mit ver­einten Kräften und brachten das Boot zu Wasser. Der Motor puckerte noch nicht, obwohl sich zwei Mann damit abmühten. In diesem Augenblick, als das Boot schon frei im Wasser schwamm, tauchten ein paar feindliche Infanteristen auf einer Düne auf. Da hämmerte schon das Maschinengewehr da­zwischen. Zwei, drei kippten vornüber in den Sand. Eigentlich war es wie ein zweites Wunder, daß plötzlich der Motor zu pochen begann und die drehende Bootsschraube das Wasser aufspritzen ließ.

Immer mehr blieb der Strand zurück, immer mehr senkte sich der Abend hernieder. Glutrot tauchte der Sonnenball in das Meer. Im Morgen­grauen würden sie mit Hilfe eines Taschenkompasses ihr Ziel erreicht haben, würden bei den Kamera­den... Da Plötzlich verdammt., das war das Ende... Im Tiefflug jagte ein feindlicher Bomber auf sie zu, wurde größer und größer, in allen Einzelheiten sichtbar und da zuckte aus der Kanzel und der Vodenwanne MG.-Feuer. Sie er­widerten das Feuer, obwohl es eigentlich aussichts­los schien...Der brennt...!" schrie einer mit heiserer Stimme. Eine Helle Stichflamme umzuckte die Maschine. Schon stürzte sie senkrecht ins Meer, schlug klatschend auf, schwamm Sekunden noch, tauchte unter.

Die Männer im Boot waren ganz still, bis sie eigentlich erst recht begriffen, bis sie losbrüllten, um trunken vor Freude ihrem Herzen Luft zu schaffen. Die Nacht würde kommen, ein neuer Morgen und sie waren in der Freiheit, bei ihren Kameraden.

aller Well

deckten sie einen Fuchs, der dauernd Im Kreise um­herlief. Er hatte seinen Kopf in einer Milchkanne stecken, von der er sich nicht befreien konnte. Die Kanne war im Walde weggeworfen worben, und in ihrem Innern hatte sich nun ein Vogelvaar sein Nest gebaut. Der Fuchs hatte offenbar Appetit auf die Jungen bekommen, steckte den Kopf hinein und bekam ihn nicht wieder heraus. So mutzte er jetzt seine Raubgier auf etwas seltsame Art mit dem Leben blitzen.

El» Säugling mit Nikotinvergiftung. In einer Klinik in Prag wurde ein Säugling mit einer schweren Nikotinvergiftuirg einaeliefert. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dah die Vergiftung von der Mutter verschuldet worden war, die täglich bis zu 40 Zigaretten rauchte. Durch die Milch war bas Nikotin in Las Blut Hes Säuglings überge- gangen.

Z Sperrt« ,

D Heute ist Generalfel-marschall Hugo Sperrle,. Z »er hochbewährte Chef einer Luftflotte, vierzi,

- Jahre aktiver Soldat. Als Sohn eines Brauerei-' I besitzers am 7. Kebruar 1885 in Ludwigs-.

- bürg geboren^ begann er 1-05 seine militä-i z rische Laufbahn im 8. (wärst.) Jnf.-Rgt. Nr. ILö, D in »em er später Bata un» Regimentsadju») I tant war. 1-1Z zur Le..,^.a»emie kommän-i I -iert, kam er bei Kriegsausbruch 1914 als Be-

- vbachter zur Zcl-fli'eger-Abtcilung 4, wurde im- Z November 1914 Hauptmann und Ende 1915 Küh». I rer der Keldflieger-Abteilung 42. Bei der Rück-

- kehr von einem nächtlichen Klug nach Luneville im'

V Krühjahr 191o durch Absturz mit dem Klugzeug, D verwundet, fand er nach Wiederherstellung als I D Kührcr verschiedener Zliegerabtellungen verweil- Z düng. In der Reichswehr tat er u. a. im Stabe D des Wehrkreiskommandos V in Stuttgart) D und im Rcichsverkehrsministerium Oienst: ferner, D war ec Bataillonskommandeur im Jnf.-Rgt. 14.

D Beim Wiedererstehen der deutschen Luftwaffe D im Januar 1955 trat der bewährte Kriegsflieger)

- zu diesem Wehrmachtteil über. Er war als Gene»

Z ralmajor zunächst höherer Kliegerkommandeur in >

D Luftkreis II und anschließend Kommandierende»

D General und Befehlshaber im Luftkreis V. Im > D November 1955 wurde Generalmajor Sperrle als Z LefehlshaberderLegivnEondvr nach I Spanien entsandt, wo er sich große Verdienste um D den glücklichen Verlauf -es spanischen Kreiheits-, D kampfes und gleichzeitig um die deutsche Luft»

R waffe erwarb, die hier unter seiner tatkräftig.»»!,. Z und zielbewußten Kührung erstmalig hohe Proben D ihres großen Könnens ablegte.

- Im Westfeldzug führte er seine verbänd»

Z von Erfolg zu Erfolg. Oie Bezwingung der Magi»

I notlinie, die Zertrümmerung der feindlichen Krön»

- ten an der Aisne, in der Champagne und ln den Z Argvnnen, sowie die Vernichtung der französischen,

- Bodenorganisation sind, die Marksteine der Lei- D stungen und Erfolge seiner verbände. General Z Sperrle erhielt bereits am 18. Mai 1940 da«

Z Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Zwei Z Monate später beförderte ihn der Kührer in der D Reichstagssitzung vom 19- Juli 1940 zum Gene- D ralfeldmarschall. Außerordentliche Tatkraft, ein, Z eiserner Wille und unbedingtes Soldatentum in

V jeder Lage - das sind die Kennzeichen dieses er- Z probten und vielbewährten Soldaten, der nun auf Z vier Jahrzehnte eines an Arbeit und Mühen wie Z an Erfolgen reichen Soldatenlebens zurückblicken D kann und auf den wir Schwaben besonders stolz

V sind.

K*«»INiIi II» KiiiT«

ff-Oberfübrer Ulrich Graf in München, einer der ältesten und treueste» Gefolgsmänuer des Füh- ' rers, vollendet bente sein 68. Lebensjahr.

Der neue deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Freiherr von Weizsäcker, ist am Montag voni Papst Pius XII. zur Ueberreichung deö Veglaubi» / gungsschreibens empfangen worben.

Im Zuge der Entjubung der rumäni­schen Wirtschaft wurden 77S jüdischen Hand­werkern Sie Meister- und Arbeitsbücher entzogen.

Javanische Marineluftstreitkräste griffen am 38. und 8V. Juni Port Darwin an. Bei dem An­griff wurden 31 feindliche Flugzeuge abgeschoffen und 16 grobe Bomber an: Boden zerstört. Bei einem Angriff auf Renbova wurden neun feindlich« Flugzeuge abgeschoffen. Japanische Zerstörer versenk­ten ein Torpedoboot.

Wie Reuter aus Canberra meldet, wurde baS australische Parlament am Montag for­mell aufgelöst. Das neue Parlament wird spä­testens am 27. September zusammentreten.

Oer Rund funk am Mittwoch

Reichsvrosramm: 10 bis 11 Uhr: Unterhaltungs­musik von Komponisten im Waffenrock: 14.18 bis 14.48 Uhr: Das Deutsche Tanz- und Unterhaltungs­orchester spielt: 18.30 bis 16 Uhr: Kostbarkeiten klas­sischer Meister: 16 bis 17 Uhr: Melodienreigen aus Operette und Tanz: 17.18 bis 17.80 Uhr: Neuzeitliche Unterhaltungsmusik: 17.80 bis 18 Uhr: Das Buch -er Zeit: IS bis 19.18 Uhr: Vizeadmiral Lützow: Seekrieg und Seemacht: 20.18 vis 21 Uhr: Klingen­der Rosenstrauß: 21 bis 32 Uhr: Eine bunte Stunde.

- Deutschlandsender: 11.80 bis 13 Uhr: Ueber Land und Meer: 17.16 bis 18.80 Uhr: Bach, Mozart, Busoni: 30.16 bis 20.88 Uhr: Schubert-Quartett, Wiener Kouzertbaus-QAartett: 21 bis 33 Uhr: Kom- ponistenbllSnis: Edvard Griea.

Eine Perle im stählernen Ring

Satiren aus einem kranrösisclien

H Jeder Franzose zwischen Toulon und Marseille, den man nach dem bevorzug­testen Badeplatz an dieser Küste fragt, wird einem, ohne lange zu überlegen, ein kleines Hafen- und Kurstädtchen nennen und vielleicht noch hinzufügen: Nne perle, trds, trs? ioliet" (Eine Perle, sehr, sehr hübsch!)

Und jeder Soldat zwischen Toulon und Mar- eille, der einmal in diesem Städtchen war, wird, obald das Gespräch auf Zusatzverpflegung und Soldatenheime kommt (und fast jedes Landscr- gespräch hier verweilt gern und ausführlich bei üiefem Thema), immer wieder sagen:Das schön st eSoldatenheim!" Wobei der Super­lativ selbstverständlich auch das markenfreie Gericht mit meint, das die Rot-Kreuz-Schwcfterp dort den Soldaten vorsetzen.

Des Städtchens bezaubernder Reiz muß, sobald man die Straßenbahn verpatzt hat, die alle zwei Stunden vom Bahnhof zum Meer hinuntcrkurvt, auf einer Straße erwandert werden, die ziemlich ausführlich durch die Landschaft läuft. An Agaven- Dtckicht und Seidelbastbäumen vorbei, unter Pla- tanen-Gewölben und Oleander-Girlanden hin, an Pinien-Wäldern entlang, die sich zu Olivenhainen lichten zwischen Weinfelbern und Mauern hindurch, über die blühende Heckenrosen in Lawinen her­unterfallen.

Aber schon nach einer kleinen Marschstunde liegt, blitzend in der Sonne, der Ort vor einem und ent­lohnt allen Schweiß, den man sich auf die Stirn gelaufen hat. Da ist die Buch t, ein blaues Schild im begrünten und blühenden Rund der Hügel, von denen Villen leuchten.

Im Meer, das von Bläue fast dunkel ist, stehen Nippen. Eine ganz markante vor der Hafeneinfahrt, dir wie ein Adlerkopf aussteht und auch so heißt: S«o cke In den Parks und Gärten

«gen Palmen erhaben über die Flut von Blüten ««> Buschen. Und »wischen dem silbernen Bran-

öackestäcitclien im ß4ittelmeercvall

dungsstreifen und dem sanft ansteigenden Land sonnen sich Strand-Hotels und -Pillen' mit rosa, ockergelben oder weißmarmoriertem Anstrich. Als ob sich dort die echte in eine Jahrmarkts-Perle ver­wandelt hat, so sieht es aus. Aetberisch verklärt aber die blaugrüne Aura und das viele Licht diese süßliche Pracht, die geschloffen den Geschmack der Gäste widerspiegelt, die einst in diesen Hotels und Villen wohnten.

Denn auch dieser Ort war vor dem Kriege für die Engländer und Amerikaner reserviert, die hier wie damals überall auf der Welt so selbstver­ständlich obenauf schwammen wie Kork auf der Woge. Nun haben freilich die Wogen der Zeit die Anglo-Amerikaner von den europäischen Küsten weggespült, und der Krieg hat deutsch-italie­nische Truppen zu Schutz und Wacht hier aufziehen lassen.

>»

Wir sitzen auf der Terrasse des Soldatenheims, gegen die die Brandungswellen ihre gläsernen Ham­merschläge führen und rings um uns flutet die Sonne und ummalt alles so hell, daß wir mit den. Augen blinzeln müssen.

Ehe wir ein Stück der Küste abfahren", meint der Kamerad und entfaltet eine Karte,möchte ich euch hier erst einen Einblick in das Verteidi­gungssystem geben."

Auf der Karte sind die Bunker, Kampfstände und Geschützstellungen in und um den Ort eingezeichnet. Ein st 8 hlerner Ring, der diePerle" einsaßt.

Gott sei Dank", meint ein Kamerad,daß wir mit dem Bau der Befestigungen fertig sind. Denn das war eine erbitterte Offensive, die hier mit Spitz­hacke, Sprengladungen und Beton von den Sol­daten, den RAD.» und OT.-Männern gegen die Küste geführt wurde, den» der Mittelmeerwall sollte doch so schnell wie möglich stehen. Seht ihr dort drüben dir lange Panzermauer, oder denk an die Brton-Kampfstände, von den«« jede Kom­

panie allein eine dichte Reihe gebaut hat und nun besetzt hält. Das alles will aus'dem Boden, oder vielmehr in den Poden gestampft sein."

»

Auf der Küstenstrecke entlang des Meeres über­all das gleiche Bild. Ob wir die Besatzung eines KWK.-BunkerS besuchen oder die Bedienung einer Feldkanone, die in den Uferklippen steht, ob die Männer einer Jnfanterie-Geschützkompanie zugehö- ren oder einer Maschinengewehr-Kompanie, alle haben für dieses Dasein zwischen dem weichen und vielfarbigen Frieden der Landschaft und dem Krieg, auf den sie sich, solange er die Horizontlinie noch nicht passiert hat, immer wieder in Uebungen hart trainieren, eine bestimmte Weisheit gefunden.

Sie schließen sich weder von den Schönheiten der Natur ab, noch verzichten sie absichtlich auf den oder jenen Komsort, der ihnen in mancher Unterkunft geboten wird, aber sie bewahren aus wievielen Gesprächen hört man das heraus ihre innere Abwehr gegen alles das, was sie verweich­lichen oder ihre soldatische Haltung gefährden könnte. Sie reagieren elastisch auf alle Verfüh­rungskünste dieses Landes, um dabei in der Haupt­sache doch sich selber treu zu bleiben.

Manche von ihnen haben die Uniform an, die sie schon im Osten trugen und weisen schon dadurch mit einem lächelnden Hochmut darauf hin, daß sie sich nicht für die Erben einesLebensstils" hal­ten, der hier von den Söhnen und Töchtern Uncle Sanis und John Bulls gepflegt wurde.

Glauben Sie", sagt uns einer der Kompanie­führer,meine Männer gingen, wenn sie einmal Stadturlaub haben, in die Bars der Kurhotels? Nein, fie sind lieber in den kleinen Schänken, wo sie unter Fischern und Werftarbeitern sind. In der kalten Pracht der Hotelhallen so sagen sie frieren sie nur, in den kleinen Brasserien aber wer­den sie warm, weil sie dort Menschen finden, dir ein Herz und beide Hände für die Sache des neuen Europa- haben."

Die reizvollsten Bilder aber, di« uns der Ort bietet, find di«, «0 die Heiterkeit der Landschaft mit der Nüchternheit de» Krieaes. die Farbrnfüllr

mit der -Einfarbigkeit der Waffen und des Kriegs­geräts aufeinanderprallen und sich doch in einem Glanz des Lichts vermählen, der keinen Un­terschied macht zwischen Anmut und Macht.

Da stehen, von dem Licht umstrahlt, das vom Meer heraufglitzert, Gewehre und über Gasmasken gestülpte Stahlhelme wohlausgerichtet auf einem Holzständer, den die Grenadiere unter eine mar­morne Terrasse setzten. Zwischen Gewehrstünder und Alarmglocke aber, die ihnen der Grundstücks­besitzer aus dem Turm seiner Villa zur Verfügung, stellte, haben sie ein Schilderhaus gebauh. über dem sich Palmen entfächern. Freilich ist das Schilderhaus jetzt verwaist, da die Posten in die­sen ewig wolkenlosen Tagen und Nächten kein Dach über dem Kopf brauchen, sondern lieber auf der Klippe über dem Meer wachen. Vielleicht er­spähen sie dort, wenn sie eimal die Blicke senken, die emsigen Herden silbriger Fische, die ab und zu wie Blitze durch die grünen und blauen Säle des Meeres zucken.

Und dort, in einem Park, hat eine deutsch- italienifche Batterie ihre Kanonen in Feuerstellung gebracht, unter Pinien, die das Meer unten. widerspiegelt. Während die deutschen un! itälienischen Kameraden Schulter an Schulter an den Geschützen exerzieren, mit schön aufeinander eingespielten und geübten Griffen, während dr Geschützführer in beiden Sprachen ihre Befehle rufen:Mehr rechts!",Dcstra piu!", hört man ab und zu das Schlagwasser der Brandung herauf, rauschen.

Das Meer rollt von Afrika herüber", sagt einer der italienischen Geschützführer, ein junger Leut­nant, und zeigt uns seinen Munitionsbunker, dem er den Namen eines gefallenen italienischen Tor- pedofltegerS gab und den er mit Blumen überpflan­zen ließ.Nun, da wir Afrika verloren haßen", > sagt er,bekommt es erst seine wirkliche innere ^Shmbolkraft. Aus dem Blut, das in Afrika floß, und aus dem Opfer eines mühselig und mit viel Schweiß erschlossenen Landes aber wächst uns der Glaube an die gemeinsame Kraft und an die Un­besiegbarkeit unserer Waffenbrüderschaft."

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