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Angelika finöet eine Heimat r«. -..,-6,

Oer Heimat Angesicht

Von Müller kück-rrckort

Da war «in Nagelschmied, der hauste zusammen mit seinem Weib, aber sie waren nicht für einander geschaffen, und ihre Ehe war nicht im Himmel ge­schloffen. Sie war nicht mehr jung, ging aber umS Leben gern ein wenig geputzt; er hingegen war karg, ja knauserig, wollte nichts wissen von solchen hoffärtigen Dingen.

Einmal, als sie wieder einen hübschen Tanz mit­einander holten, sie hinbelferte, er herbelferte, jedes seinen Kropf, seinen übervollen, weidlich auSgeleert hatte und an keinem noch ein heiler Faden war, gedachte die Nagelschmiedin, die allstetS das letzte Wort haben mußte, noch einen ganz hohen Trumpf auSzuspieken, und sie schrie: ..Weiß schon, den Tod tust mir wünschen. Und am liebsten hättest du's, wenn eS schon so weit mit mir wäre!"

Auf dieses sagte merkwürdig ruhig der Nagel- ichmied:Das ist aber sauber nicht wahr. Wenn du's aber wissen willst: ich wünsch' dir'S ewige Leben!" Und er meinte, das wäre soweit recht sein gesagt. Indes der Nachtwächter, der draußen am Laden horchte, behauptete, es käme wohl aus das gleiche hinaus.

Anno Tubak hat sich'S zugetragen, zu den Zeiten der Landmiliz. Da ist ein Bauernbursch gewesen, keiner von den gescheitesten, aber dem haben sie auch keine Extrawurst gebraten, und er selbst hat Schild­wacht stehen muffen vor des Obersten Haus, nicht anders wie ein jeder.

Und der Korporal hat ihm gesagt, wenn der Oberst aus dem Tor träte, muffe er, wie man's ihm eingedtillt, mit dem Gewehr präsentieren, dürfe das, schockschwerenot, nicht unterlassen, so dumm er schon sei, ansonst könne er schauen, was es gäbe, und das wenigste wäre: bei Wasser und Brot drei Tage ins Loch,

Der Herr Oberst ist dann wahrhaftig auch daher- gekommen, hat zwar gar nicht einmal hingesehen nach der Schildwacht, aber der junge Rekrut hat sich darüber so verschreckt, daß er im Augenblick all seinen Verstand verlor, und erst wie der Oberst schon ein gut Stück weg ist. fällt es ihm ein, was er ver­säumt hat.

Dieweil der Rekrut nun denkt, er müsse das Schlimme auf der Stelle wieder gut machen, läuft ».spornstreichs dem Obersten nach, stellt sich ihm wie ein Kalb in den Weg und spricht in seiner Einsalt:Ein Augeblick, Herr Oberst, wenn Sie mir aus dem Fleck da stehe bleibe wollte. Ich muß Ihne doch g'schwind präsentieret"

8e»ioaiiclie ktclre

von -er Einheit

Und dann mußt du Gott bitten, daß er dir gebe einen stillen, freundlichen und festen Geist, einen Geist des Friedens und der Liebe, daß du alle deine deutschen Brüder zu dir versammeln magst und sie weinen, daß sie geschieden waren in ihrem Herzen.

Denn durch der Herzen Zwietracht ist das Un­heil gekommen, und durch die Feigen plagen fremde Henker dich.

Und ihr sollt euch wieder brüderlich gesellen zu­einander, alle, die ihr Deutsche heißet und in deut­scher Zunge redet, und den Tag bejammern, der euch so lange entzweit hat. Und sollet in Einmü­tigkeit und Friedseligkeit erkennen, daß ihr einen Gott habt, den alten.treuen Gott, und daß ihr ein Vaterland habt, das alte, treue Deutschland.

Und sollet gedenken, wie Ihr ein freies Land von euren Vätern empfangen habet, und wie ihr euren Kindern und KindcSkindern die Freiheit hinterlas­sen müsset.

Und so sollet Ihr die zerrissene Treue und Liebe wieder zusammenbinden und die einträchtige Freundschaft brüderlich beschwören.

Lruot dloritr druckt '

war Angelika

Roggen

blühte.

fremd erschienen. Aber nun cs graut ihr vor dem Wald, über dem fühlbar die Schauer des Ver­lassenseins nebeln. Spinnweben hängen zwischen den Zweigen wie lange ist hier schon kein Mensch mehr gegangen? In dieser endlosen, »er- worrenen, vom Gestrüpp durchflochtenen Wildnis? Angelika glaubt beinahe im Ernst, dieser Wald sei verzaubert. Und dabei ist er so moorig, daß der Waldhüter Teile des Reviers mit dem Kahn ab­fahren muß!

Angelika wandert zögernd ein Stück mit hinein, an dem gespenstisch krummen Wildbtrnenbaum vor­bei. auf dem zur Freude des GutsherriOseit Jahren die schöne, selten gewordene Waldohreule auf- haumt. Plötzlich fährt Angelika aus ängstlichen Träumen auf.

Zweige brechen; ein alter Elch stebt mitten in ihrem Weg, hoch und seltsam wie ein slechten- behangeneS Fabelwesen aus dem Märchenbuch und trabt erst nach einer Weile, währenddem sie reg­los und Hilfslos vor Angst ver­harrt, in federndem Lauf davon.

Seither wagt sich Angelika nicht mehr in den Wald.

Die Leute vom Dorf sind arm, einsilbig und genügsam. Sie mu­ten Angelika an wie Geschöpfe aus einer fernen Zeit, als noch der Mensch nach Wurzeln grub zu seinem Unterhalt und seine frisch erlegte Beute zwischen hei­ßen Steinen briet. Angelika muß sie oft insgeheim bewundern, diese zähen, mutigen Männer, denen wie oft der Sturln die Netze zer­reißt und den Fang abtreibt.

Diese geduldigen, stillen Frauen, denen das Wasser im Sommer knöcheltief Felder und Hausgär­ten überflutet und die doch un­verzagt um ihr kärgliches Leben weiterkämpfen und um das ihrer Kinder.

Auf den versumpften Landwegen kann man nur in derbem Schuk- zeug vorankommen; verstaubt und unbeachtet stehen Angelikas zierliche Mädchenschuhe im Schrank. Was ist das für ein Land hier, was ist das für ein Landl Selbst auf dem Gutshof gibt es noch rote Ziegelhöden statt blanken Par­ketts und die Mägde müssen wahrhaftig noch mit schweren Eimern an den Dorfbrunnen zum Was­serschöpfen gehen. Bei all dem erscheint es fast verwunderlich, daß man wenigstens im Guts­haus um Licht zu haben, nur wie anderswo einen Schalter anzuknipsen braucht und nicht mit dem Kerzenleuchtcr in der Hand von Raum zu Raum wandern muß. Einmal nur war Angelika mit ihrem Mann imDorfkrug" beim Erntetanz. Aber sie hat sich beinahe gefürchtet vor der wil­den, unbändigen Lustigkeit, die da plötzlich aus die­sen schweren, geplagten Menschen schrie.

Ja, es ist nicht zu leugnen: Angelika die junge rau, ist alles andere als glücklich, und sie sehnt sch mit jedem Tage heftiger nach ihrer sonnigen, lieblichen Heimat im Schmuck der Rebenhügel und Blumengärten.

Und das um so mehr, da sie ihr erstes Kindlein erwartet. Oft liegt sie viele Stunden lang wach, mit unter der Brust gefalteten Händen, während der Wind ums Haus brüllt.

Lieber Gott", denkt Angelika verstört,lieber Gott, mein Kind darf nicht hier geboren werden, es soll von der ersten Stunde an in lauter Sonne Hineinblühen I" Und sie ist von Tag zu Tag fester entschlossen, dies Haus zu verlassen und den Mann.

den sie noch immer liebt, mit einer quälenden, bit- tersüßen Liebe, aus der das Heimweh Stück für Stück hcrauSreißt wie ein ntmmersatter Wolf.

Miete, die Magd, die sehr an Angelika hängt, spürt zu Zeiten die flatternde Angst im Herzen der anderen und will sie gutherzig trösten:Ich werde der Frau schock" beistehen, wenn es Zeit ist. Ich ver- steh mich auch gut auf Kindex. jal Wir haben doch selbst noch fünf Kleine in der Stube zu HauSl"

Zu Haus! Ach Miete weiß du nicht, wie die­ses eine inhaltsschwere Wort an dem Herzen der jungen Frau zerrt?

Der Mann ahnt nichts von alledem. Er erklärt sich, wie Mieke, jede absonderliche Laune seiner Frau aus eine ganz natürliche Art und ist voll Güte und Nachsicht.

Und Angelika schweigt."

Eines Tages aber fliegt ein Brief in die Hei­mat, in dem ist alle Qual der Gegenwart und alle Angst vor der Zukunft eingefangen. Angelika fie­bert der Antwort entgegen. Sie kann doch nur lauten:Komm sogleich zurück!"

Hat sie nicht den zärtlichsten, besten Vater?

Eines Morgens lädt man eine ungefüge, sorglich in derbes Sackleinen vernähte Fracht vor dem Hause ab. Von daheim! Das kommt von daheim!

Mit fliegenden Händen durchtrennt Angelika den Zwirnsfaden, reißt sie die Hüllen herunter und sieht vor sich die uralte, buntbemalte Kinderwiege aus dem Elternhaus, in der sie, alle ihre Ge­schwister und vor ihnen Eltern und Ahnen wohl- dehütet geruht.' Auf dem Boden angeheftct findet sie einen Zettel von Vaters Hand:In ihr wirst Du Deine Heimat finden!"

Da kniet Angelika weinend bei der Wiege nieder, des schmutzigen Ziegelbodens nicht achtend, und streicht zärtlich mit ihrer Hand über verwitterte Heiligengesichter, bunte Blumenkränze und den er­habenen Druidenfuß am Kopfende. Sie begreift, daß sie nun ganz aus sich selbst gestellt ist. gebun­den durch ein Versprechen und eine heilige Pflicht und daß niemand die Flucht vor der eigenen Schwäche gutheißen darf, auch die Herznächsten nicht. Aber dieses Bewußtsein erfüllt sie plötzlich mit einer großen Ruhe. Ganz gefaßt läßt sie die alte Wiege in ihre Schlafkammer tragen und lächelt

Tief und still, nun ernst das Schicksal speicht, Schau lch ln Ser Heimat Angesicht.

Aufgestört au» stiller Arbeitsruh,

Brennt ihr Blick -urchflammtrn Lagen zu.

All ihr Tiefste», klar in Glück uns Kot,

Glüht in ihrer Wangen heißem Rot.

Aus öen Augen lacht öes Sieger« Lust»

Weint das Weh Ser schmerzgequälten Brust.

Aber immer in öes Wechsels Sang Strahlt ihr stählern stolzer helöenörang.

An- auf ihrer Stirn liegt hell ein Glanz,

Wie von letzter Schlachten reichstem Kranz.

(Beachte Ad. Bartels tn der zweibändigen Samm­lungVolk und Vaterland".)

sogar ein wenig, als Mieke tn kindlicher Freude um das Prachtstück herumtanzt.

Die Zeit schreitet rasch voran.

Und eines Tages ist die Wiege von neuem Leber, erfüllt. Angelika ist sehr glücklich, wirklich, das ist siel Alle Bangigkeit ist wie sortgebkasen Ist sie nicht eine heimliche Königin, die allmächtig über dem Alltag steht? Wie hat sie nur jemals die» breite, geräumige Haus, das Platz hat für viele lachende Kinder, einsam finden können und diese stille, große Landschaft öde?

Und verbindet nicht gleiches Bangen und Hof­fen sie geheimnisvoll auch noch der ärmsten ihrer Dorffrauen? Ach. nie ist eine Mutter der anderen im mindesten fremd I Sie spürt es aus jedem Glückwunsch, gleichviel, ob er ihr mit freimütigem Lacken oder in unbeholfener Scheu angetragen wird.

Frühling ift'sl Diele Blumen will Angelika In. diesem Jahr pflanzen, in das Land, das ihr ge­hört und dem nun auch sie gehört, nachdem ihr« verflogene Sehnsucht eine Rast und ihr Herz eine Heimat gefunden hat.

Oer plattöemsche Russe

Hein und Fietje waren aus Patrouille geschickt worden.

Dabei hatten sie es war nach der Tannen­berger Schlacht etwa hundert Russen eingebracht und Hein meinte:

»Du. Fietje, nu lat man grad sin, hunnert Stück, dat 'ß ne scheune runde Tohl, de leet uns man erst mal affeurn (abführen)."

Schon trat ein Rußki vor uns, sagte im schönsten Hamburger Platt:

Dor achtern in den Groben iS noch ne Por­tschon de ward sick freien, wenn se ok mikommt un endlich mol wat to «ten krigt ober Jt dröwt jem nix dohnl" ' -

Minsch wie kummst du denn bi di'n Platt- dütsch?" schrien Hein und Fietje wie aus einem Munde.

Ick Hess jo veer Johr bi Blohm un Voß ar> beit'tl"

Warum -er Etsch rückte

Alexander' von Humboldt hielt sich einige Zeit am Hofe von Hessen-Kassel auf. Auch hier beschäf­tigte man sich, wie allerorts und meist vergeblich, mit Tischrücken und peinigte den zroßen Natur­forscher um die Erklärung des Wunders.

Höflich lehnte Humboldt ab.

Eines TageS stürzte der Prinz Philipp ganz auf­geregt ln das Zimmer Humboldts.

Exzellenzl Endlich ist es geglücktl Nebenan tanzt ein Tisch herum, so schnell, daß wir alle kaum , folgen können! Was sagen Sie dazu?*

Was soll Ich sagen", antwortete Humboldt. Der Klügere gibt schließlich nach."

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. Orpheus am Zjorö

Blne Lckvarck Krieg 8IU»re von 8l«pb»a Oeorgl lZum 100. Geburtstag des nordischen Tondichters)

Er ist wieder da!" riesen sich die Bauern von LofthuS zu. Sie meinten mit diesem Zuruf nicht den jungen Lenz, der eben begann, seinen Farb­kasten über den Hardanger-Fjord auszuschütten, sondern den kleinen, untersetzten Mann, der seit einigen Tagen mit flatterndem Haar unten, am Wasser, einherwandelte, mit ungelenken Sätzen von Stein zu Stein sprang, um an einen beson­ders günstigen Aussichtspunkt zu gelangen, und dann, mühsam atmend, so eindringlich tn die Runde blickte, als wolle er nicht nur die Schnee­kuppe des ragenden Folgefond, den mächtigen Wasserfall, die Fichtenwälder, vielmehr jede Berg­spitze. jeden Wafferzipfel einzeln grüßen.

Edvard Grieg, Norwegens weltberühmter Kom­ponist, war aus der Flucht vor lauten Städten wieder im stillen LofthuS eingezogen. Hier, in engster Fühlung nur mit Bergen und Wassern, in diesem stillverschwtegenen Prachtbereich, fand er Sammlung und Arbeitsruhe; hier sang er, als Orpheus am Fjord, seine Lieder den Tieren und Steinen zu.

Dicht über dem Wasser, auf halber Höhe des Felsens stand eine primitive Holzhütte, deren einziger Raum nicht mehr enthielt als Stuhl. Tisch und den kostbaren Flügel. Das war die Werk­statt Griegscher Melodien. Völlige Einsamkeit rings­um, denn die dem Komponisten tn liebender Wert- schätzung treu ergebenen Bauern wußten eS trefflich anzustellen, neugierige Fremde von der Hütte am Abhang fernzuhalten.

Ein beschwerlicher Weg über steinige Hügel war eS bis zu jener Landzunge, die einen weithin groß­artigen Ausblick bot. Dort ließ sich Grieg auf einem moosigen Stein nieder, saß, fast reglos, Stunde um Stunde, sich seinem Hang zum Träu­men hingehend. Er merkte nicht, wie die Zeit ver­rann; murrend und schäumend umspielte das Was­

ser die Felsblöcke, noch sprangen hier und da Fische aus ihrem Element hervor, dann glitt die Sonne hinter die Berge, Nebel wallten auf und hüllten die Landschaft in feuchtes Grau. Heimliches Flüstern und Raunen unsichtbarer Trolle und Wassergeister nur noch.

Naß und frierend kam der solchermaßen Natur- andächtige abends ins Dorf. Am andern Tage lag er fiebernd im Bett. Eine quälende Angst befiel ihn. Er wußte, wie sehr er sich nach jener Lungen- krankheit damals in Leipzig vor einem Rückfall hüten mußte. ES war die Furcht davor, mit seinem Schaffen aufhöre« zu müssen, bevor er nach vielem, da» er noch vorhatte, von selbst am Ende war. Diese Angst saß seit Leipzig in ihm. machte ihn still und scheu.

Sonntagsgang

Von sliilser-KSäerrckork

Zu der Woche schönstem Gang tzat öer Sonntag ringelnden, Sehnsucht, »eängenö tagelang, Stillt er mir auf wanöerpfaöen.

Glanz öer göttlichen Natur Strahlt um mich von allen Griten) ^auch' auf ihres Zrieöens Spur Ein in mvrgensonnige Weiten.

Tiefe WSlürr stnö um mich, Spannen- hohe Baldachine,

Sonne neigt darüber sich Mit öer feiervollsten Miene.

darfst, da durstige Serie, nun An öen reinsten Kraftqurll finken Und zu neuer Woche Tun Krisch« hier un- Zrvhstnn trinke«.

Grieg wischte den Schweiß von der Stirn. Aus- Hören müssen? Jetzt, wo er mühsam die Höbe cr-^ klommen, sie letzte, volle Entfaltung verhieß? Ein weiter Weg war es gewesen seit jener Zeit, da der große nordische Geiger Ole Bull auf das unge­wöhnliche musikalische Talent des Knaben Edvard Grieg aufmerksam wurde und das Studium in Leipzig veranlaßte. Jahre voll angestrengtem Ler­nen, voll Krankbeit und steter Sehnsucht nach den Fjorden der Heimat. Dann kamen die ersten klei­nen Werke an die Oeffentlichkett, kam die erbebende Freundschaft mit Rikard Nordraak, dem kraftvollen Künder nordischer Kunst und ja, dann kam Nina Hagerup, die blonde Base. Das war ein harter Kampf. Mit einem neuen Liede kam er zu ihr, das trug den TitelIch liebe dich!" Und NinaS Mutter, die ehemals gefeierte Schauspielerin, erhob ein wehrendes Lamento.Das arme Kind! Ein Künstler! Ein Musiker! Er ist nichts und hat nickts und macht eine Musik, die niemand hören will!" Edvards und NinaS Entschluß aber war stärker als Frau Hagerups Bedenken. Wie? War er denn wirklich nichts? Franz Liszt rief ihn zu sich; in Rom traf er mit diesem vielvergötterten Virtuosen zusammen, erhielt von ihm erste, be­flügelnd anspornende Anerkennung. Und mehr. Sein Landsmann, der düstere Weltverächter Ibsen gesellte sich zu ihm; Björnson, der machtvolle Pol­terer, war Freund und Mitstreiter geworden. Und nun ging eS dem gemeinsamen Ziele zu: die ver­nachlässigte nordische Kunst zu neuer Blüte zu führen. Edvard Griegs Weg führte zur Höhe. Sechzehn Aufführungen allein tn Christiania er­lebte derPeer Gynt". Das war mehr, als Dichter und Komponist kühn erwartet hatten.

Der Kranke sah durchs Fenster tn die ersten Frühlingssarben hinaus. Er hüstelte, und wieder befiel ihn die beklemmende Angst. Diese schleichende, ermürbende Krankheit. Wird sie ihn diesmal fas­en. niederzwlngen?

Hastig richtete er sich aus. Neben ihm, auf dem Tisch, lag ein Heft. oaS di« wunderbaren Gedichte de» einfachen Bauer» Binj« enthielt. Da war ein» dabei , , . Letzter Frühling".

Er nahm Papier. Bleistift, begann Roten an Noten zu rAhen.

Als wenige Tage später Nina Grieg in LofthuS eintraf, konnte ihr der Arzt schon beruhigend Mit­teilen, daß keine Gefahr mehr bestehe. Nach einer weiteren Woche konnte Grieg schon vorsichtig das Haus verlassen.

Der erste Gang galt natürlich seiner Hütte am, Abhang. Dick, etngehüllt, mit breitkrämpigem Schlapphut, Gummischuhen und Regenschirm machte er sich dorthin auf den Weg und sand den Platz leer.

Die besorgten Lofthuser Bauern hatten sich der ' schweren Mühe unterzogen, die Hütte mitsamt dem ' Flügel den Abhang hinunter zu transportieren, und sie in einer Bucht aufzustellen, wo eS, laue«, und windstiller war. Dort warteten sie mit Frauen, und Kindern aus ihn.

Dankbare Freude in den Augen, setzte sich der Genesende an ben Flügel und spielte so hurtig einen nordischen Tanz, daß es nicht lange dauerte, bis sich draußen, vor der offenen Tür, di« Paare» drehten.

Dann besann er sich, holte aus der Tasche daS ue Manuskript hervor und reichte eS seiner »rau siagst du singen?" Sie nickte und sang zu seiner- egleitung das jüngst entstandene LiedLetzter mhling".

Ganz still war es ringsum geworden, als die id-n geendet hatten. Nina strich ihrem Mann er das Haar, und die Bauernfrauen wischte«, K verstohlen mit den Aermeln über die Augen,

Mehr als dreißig Jahre später erst erlebt« de« Sänger vom Fjord seinen letzten Frühling. Di«) Urne mit seiner Asche wurde in einer wellenum-' spülten Felshöhle unweit seines Besitztums Trold- > Haugen beigesetzt. Der schwere verschließende Stein-. block trägt die eingemeißelt« Inschrift; BVVäUV»! 6BIB6. <

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Heraus gegeben i« Auftrag« der NS^Preffe Würde' tembera von Han» Revbtn«. Mm «.