Der V^elirmrill»tI»et

Aus dem Führer-Hauptquartier, 17. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Von der Ostfront wird nur örtliche Kampf­tätigkeit gemeldet. Im südlichen Abschnitt wurden gestern 24 Sowjetflugzeuge, darunter zwei durch ungarische Jagdflieger ohne eigene Verluste abge­schossen. An der nordfinnischen Front wiesen deut­sche Truppen mehrere sowjetische Vorstöße ab.

Die Luftwaffe traf vor Pantelleria ein Handelsschiff mittlerer Größe und bei bewaffneter Aufklärung im nördlichen Atlantik einen Frachter mit schweren Bomben. Beide Schiffe er­litten so schwere Beschädigungen, daß ihre Vernich­tung sicher ist.

Britische Bomber griffen in der letzten Nacht we st deutsches Gebiet an und verursachten durch Bombenwürfe auf Wohnviertel, insbesondere in Köln, Verluste unter der Bevölkerung und Ge­bäudeschäden. Vier Krankenhäuser und drei Kir­chen wurden getroffen. Gleichzeitig führten einzelne feindliche Flugzeuge Störflüge über Norddeutsch­land durch. Bombenabwürfe wurden hierbei nicht festgestellt. Nachtjäger und Flakartillerie der Luft­waffe vernichteten 14 Bomber. Vier weitere feindliche Flugzeuge wurden gestern ohne eigene Verluste über den besetzten Westgebieten abge­schossen.

Bomben auf Pantelleria Der italienische Wehrmachtbericht Rom, 17. Juni. Das Hauptquartier der italieni­schen Wehrmacht gibt bekannt: Deutsche Kampfflug­zeuge griffen den Hafen von Pantelleria an. Auf einige kleinere Orte der Campagna, in Cala- brien und Sizilien wurden vom Feinde begrenzte Luftangriffe unternommen.

Gewaltakt französischer Terroristen

o,sklderIcd I sasecer X o l r e s p 0 » q e » , e o er Vjch>,, 17 Juni. Wie amtlich mitgeteilt wird, uberfielen etwa 20 Franzosen, die der Dienstver­pflichtung unterstehen, unter dem Vorwand, zwei ihrer verhafteten Kameraden befreien zu wollen, eine Gendarmerie-Kaserne im Departement Puy de Dome. Sie drangen unter Führung eines be­rüchtigten Terroristen in das Büro der Kaserne ein und eröffneten aus Maschinenpistolen und Revolvern auf die dort befindlichen Gendarme­riebeamten sofort das Feuer. Die Beamten hatten keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Einer der schwer­verwundet am Boden liegenden Beamten wurde von einem der Terroristen durch einen Schuß voll­ends getötet. Zwei weitere Beamte wurden eben­falls schwer verwundet. Aus Versehen töteten die Terroristen im Laufe des Handgemenges ihren eigenen Anführer, einen notorischen Ver­brecher. der erst kürzlich aus dem Gefängnis aus­gebrochen war.

Sofortmaßnahmen führten zur Verhaftung aller Angreifer. Unter ihnen befindet sich eine Reihe bekannter Uebeltäter, die schon mehrfach wegen Diebstahls und Körperverletzung angeklagt waren. Andere sind irregeleitete junge Franzosen, die Opfer ihrer terroristischen Anführer und der Feind­agitation geworden sind. Erwiesen ist einwandfrei, wie die amtliche Verlautbarung abschließend fest­stellt, daß die bei deni Ueberfall benutzten Waffen englischen Ursprungs sind. ^

in XürLv

sind. Der Führer verlieb das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberst Wolz, Kommandeur eines Klakreaiments, und Feldwebel Josef Hein­richs, Zugführer in einem Grenadier-Regiment.

Leutnant Friedrich Ruvv, ein bewährter Jagd­flieger, dem der Führer am 24. Januar 1S4S das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verlieb, ist an der Kanalküste gefallen.

Eine zur Zeit in Süöfrankreich siebende Bäckerei- komvanie. die seit 1940 ihre Division mit Backwaren versorgt, konnte dieser Tage das 1 9 00 9 900. Kommißbrot aus dem Ofen ziehen. Durch dauernde Betriebsoerbefserung konnte die Bäckcrei- komvanie ihre Leistung bis auf täglich 189 999 Brot­portionen steigern.

Aus Anlaß des zweiten Jahrestages des Bei­tritts des unabhängigen Staates Kroatien zum Dreimächtepakt fand zwischen dem Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrov und dem kroatischen Außenminister Budak ein in herzlichen Worten ge­haltener Telegrammwechsel statt.

NSA-Marineminister Krwx als Oelschieber entlarvt I «orti,?

kesteckunxsAelcker kür ckas Welke Usus - Neuer Oeisßanckai wirbelt riesix 8 taub auk

o r s Ii t d e r I c v r aasers, N o r r e i g o a <1 e a r e ii

sn. Buenos Aires, 18. Juni. Durch die Enthül­lungen des republikanischen Senators Langer ist man in den Vereinigten Staaten einem neuen Oelskandal von riesigen Ausmaßen auf die Spur gekommen. Es handelt sich darum, daß Marincminister Knox im Einverständnis mit Herrn Noosevclt die nationalen Oelreserven der USA. an die Standard-Oil-Gesellschaft verschachert hat.

Diese nationalen Oelreserven der USA. befind«» sich in Kalifornien. Es sind die sogenannten Elk- Hills-Felder, die eine Ausdehnung von rnnd 11000 Hektar haben. Die Felder wurden in der Zeit des Präsidenten Taft von der USA.-Rcgie- rung angekauft und der Obhut der USA.-Marine üblrgeben. Der Oelreichtum dieser Felder ist schon vor vielen Jahren von den Sachverständigen aus etwa 480 Millionen Hektoliter geschätzt worden. Nach den Bestimmungen des Gesetzes sollten die Elk-Hills-Felder die große Oelreserve der Vereinigten Staaten bilden, die nur nach Erschöp­fung der übrigen Felder angegriffen werden durf­ten, und zwar nur mit Zustimmung des Kongresses. Die Standard-Oil-Gesellschaft hat mit diesem Ver­

trag, wie die Neuyorker ZeitschriftP. M." fest- ltellt, ein Bonibengeschäft gemacht. Sie hat es in der Tat verstanden, sich alle Vorteile zu sichern und gleichzeitig alle Risiken dem USA.-Marineministe- rium zu überlassen.

Schon heute spricht man in Washington von hohen Bestechungsgeldern, die an Perso­nen in der nächsten Umgebung des Präsidenten Roosevelt und seines Marineministers bezahlt wor­den sind. Der Skandal zieht jedenfalls immer wei­tere Kreise und füllt bereits heute lange Spal­ten der USA.-Presse. Auch der Gcncralstaats- anwalt der Vereinigten Staaten scheint inzwischen bereits eingegriffen zu haben. Gleichzeitig hat die Kongreßkommisston, die mcsi der Ueberwachung der Bodenschätze in den USA. betraut ist, eine Unter­suchung eingcleitst. Alle an dieser gewaltigen Schiebung irgendwie beteiligten Personen erhielten Vorladungen, Admiral Stuart aber und einige an­dere Marineoffiziere, die die Verhandlungen mit der Standard-Oil geführt haben, sind bis auf weiteres beurlaubt worden. Obgleich dieser neue Oelskandal in den USA. erst in seinen Anfängen steckt, scheint er schon jetzt ungeheuer viel Staub aufzu­wirbeln.

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Hart ist cker Lampk xezen äie Insel, aber ckennock uusxeüellllte Rrrincke beobacktet Von llriegsbsricdtsr li. IV. 8 i l I k a r ck t

. Uli. Fern, nur dem geschulten Ohr vernehm­bar, rumort ein Flugzeug und rings uni den Platz springen auch schon in langen Reihen die bunten Lichter auf, die den heimkehrenden Flugzeugen die Landung erleichtern. Schon ist das Rumoren deut­licher, dann donnert der erste Heimkehrer über uns hinweg, der zweite kündigt sich an und fern auch schon der dritte. Sie kehren heim, kurz nachein­ander, und wir zählen. Wenig später rumort es wieder, und nun fallen sie wieder ein. Nachein­ander, und wir müssen sorgsam acht geben, damit wir richtig zählen ... bis wieder Ruhe eintritt. Die volle Zahl des Abfluges ist es nicht. Vom Ge­fechtsstand herauf kommt ein Anruf, daß auf Nach­barplätzen Flugzeuge von uns gelandet sind. Ein Flugzeug liegt nahe der Küste notgelandet. Der Absturz einer unserer Maschinen ist beobachtet wor­den. Ueber die Verluste benachbarter Verbände, die in dieser Nacht gleichfalls über England waren, wissen wir noch nichts. Vielleicht sind wir die einzigen, die den Einsatz dieser Nacht mit einem Verlust bezahlen mußten.

An der englischen Abwehr liegt es nicht, wenn wir geringere Mrluste haben als unsere Gegner. Sie ist gut, und das Handwerk der Kampfflieger« ist wohl nirgends so schwer wie gegen England.

Den jungen und alten Besatzungen, die diesmal drüben waren, sieht man es an. Wer es gelernt hat, in diesen Gesichtern zu lesen, der liest an ihnen vieles ab. Und wer Erfahrungen hat im. Zuhörcn, der hört aus ihren Meldungen Gefahr, Kamps und Uebermaß der Anstrengungen, das zu ertragen nicht jedem möglich ist Und wer selber mit drüben war, nur etwas kennt vom Scheinwerferspiel und Flak- zaubcr, Ballonsperren und den anderenZaube­reien", die außer den Nachtjägern die englische Ab­wehr bilden, der liest aus den Gesichtern und hört aus den Meldungen und harten Berichten die schwere Mühsal, die Härte dieser Nacht. Aber für den hat auch der Satz ein volles Geivicht und eine besondere Bedeutung für England, der Satz, mit dem von jeder Besatzung die Frage be­antwortet wird, ob Erfolg beobachtet sei. Und dieser Satz lautet immer wieder:Ausgedehnte Brände beobachtet an vielen Stellen im Hafen­viertel und in der Stadt."

Später, viel später erst, als wir in der Unter­kunft sitzen und die Müdigkeit allmählich die An­spannung aller Nerven überwindet, sagt einer von uns, ein Düsseldorfer wohl in Gedanken an seine Vaterstadt. . .u n d P l y m o u t h b r e n n t" ... sagt.es mit einem dünnen Lächeln, das wir gut verstehen, nur zu gut.

England stellt Schuherzeugung ein

o l s v l d e r i c b t unseres n o I I e s p o o <1 e o l e ll

Gens, 17. Juni. England stellt seine Schuh­produktion sür die nächsten Monate ein, teilte, wie Daily Telegraph" meldet, der Präsident des bri­tischen Schuhhandelsverbandcs auf einer Tagung in London mit. Er betonte, daß es um die Ver­sorgung mit Schuh- und Sohlenleder sehr kritisch, stehe, da England über keine nennenswer­ten Ledervorrätc sür die Zivilbevölkerung mehr verfüge.

Argentinien ohne USA-Kohlen

orsLlber I cLl unseres XoIre,0ouäeolell

SA. Buenos Aires, 18. Juni. Die USA. sind, wie aus verschiedenen Äeußerungen nordamerikanischer Wirtschaftskreise zu ersehen ist, entschlossen, alle wirtschaftlichen Druckmittel gegen Argen­tinien anzuwenden, um dieses Land der Politik von Washington gefügig zu machen. Dazu gehört, daß die nordamerikanischen Kohlenlieferun­gen an Argentinien in letzter Zeit unterbro­chen wurden, was aber nach offenherzigen Aus­sagen von Neuyorker Wirtschaftlern nicht so sehr auf Tonnagemangel als vielmehr auf die oben genann­ten politischen Zielsetzungen zurückzuführe» ist. Neuyork Times" erklärt, die USA. seien ent­schlossen, ihren diesjährigen Ernteausfall durch Einfuhren aus Kanada und Australien, nicht

aber aus den Ernteüberschüssen Argentiniens zu er­setzen. Auch die üblichen argentinischen Lieferungen von Obst nach USA. werden in diesem Jahr nicht zustande kommen. USA. hat jedenfalls seine all­jährlichen Pslaumeneinfuhren aus Argentinien un­terbrochen. Argentinien ist so gezwungen, seine Obsternte zum Teil als Dörrobst zu verarbeiten.

Staatsstreich "ausGuadeloupe mißglückt

orsdidelicbt ooserer X o c c e s p o s <i e s l e » rcl. Lissabon, 18. Juni. Der bisher unantastbare Widerstand des französischen Admirals Roberts auf den Inseln Martinique und Guadeloupe ist den Amerikanern immer noch ein Dorn im Auge. Jetzt taucht nun der spanischen Efe.-Agentur zu­folge aus Washington das Gerücht auf, mehrere Zivilisten hätten auf der Insel Guadeloupe einenStaatsstreich" gegen das Militärregimc des Admirals Roberts versucht. Ohne starken Wider­stand hätten sie die Radiostation besetzt. Ihr Auf­stand wäre aber ebenso schnell von Admiral Ro­berts mit Hilfe der Besatzung des französischen KriegsschiffesJeanne d'Ärc" wieder nieder­geschlagen worden.

Die portugiesische Legion aus den Azoren wurde dem portugiesischen Kriegsministerium unterstellt, um die Dienste der zivilen Verteidigung auf der Inselgruppe sicherzustellen.

Nikolaus Horthg von Naggbanga, ver» Z weser des Reiches der Stephanskrone, wird heute Z 7S Jahre alt. In Kenderes im Komitat Szvlnok Z als Sprößling einer altungarischen ALelsfamiiie ß geboren, wurde er mit vierzehn Jahren Scekadett D und machte eine überrasch schnelle militärisch» D Laufbahn, 1909 er- D nannte ihn Kaiser D Franz Joseph zu D seinem Flügeladju- D tauten. Als jedoch Z die Schüsse von Z Sarajewo den er-

- sten Weltkrieg aus- D lösten, da hielt es

- ihn nicht mehr bei

V Hofe. Tr wuröe

V Kommandant des Z Kriegsschiffes IHabsburg" und

V dann des Kreuzers » --v

DNovara", Oie er- ^

D folgreiche Beschie-

D ßung von Porto Torsini, die Versenkung eine» Z Transportflotte in St. Giovanni di Nkedua und Z vor allem der Durchbruch durch die feindliche

V Sperrlinie in -der Straße von Gtranto vom

V 17. Mai 1917, wobei der tapfere Seeoffizier D schwerverwundet von einer Tragbahre aus dev Z Kampf leitete, sind untrennbar mit dem Namen

- Nikolaus von Horthg verknüpft. Anfang 1913 D übernahm er als Vizeadmiral das Kommando D über die österreichisch-ungarische Kriegsflotte.

V Als im Frühjahr 1919 in Südungarn eine D gegenrcvvlutionäre Regierung gegen die von dem Z Juden Bela Khun in Budapest errichtete kölsche- Z wistische Terrorherrschaft gebildet wurde, übernahm D Nikolaus von Horthg den Auftrag zur Neubildung Z einer Armee. Tr zog mit seinen Truppen am

-. November 1919 in Budapest ein. Oer bolschc-

- wistische Spuk wurde hinweggefegt. Am 1. Nlärz D 1920 wählte die ungarische Nationalversammlung D mit überwältigender Mehrheit den Armeeführer

V Admiral von Horthg zum Reichsverweser.

V Horthg verfolgte stets eine Politik der Freund-

V schaft zum Reich, die auch in mehrfachen Staats- Z besuchen in Deutschland zum Ausdruck kam. Tr

- stellte sich und sein Land an die Seite der

V Achse im Kampf gegen den bolschewistische».

Z Weltfeind und schickte Hvnvedtruppen auf dir

V Schlachtfelder des europäischen Schicksalskampfcs

V im Osten. Seine und des ungarischen Volkes Hai»

V tung fand des Führers Anerkennung durch ver- D leihung des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz am

V 11. September 1941 und des Goldenen Groß»

Z kreuzes des Deutschen Adlers im April 1942 an D den greisen Reichovcrweser. Mit der ungarischen D Nation gedenkt heute auch das deutsche Volk mit Z herzlichen Glückwünschen dieses Mannes auf dem I Kvmmandoturm des ungarischen Staatsschiffes.

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Teiles LLII 8 rillt ! Welt

Auch kleine Wunde» beachte«! Die IS Jahre alte Tochter der Familie Ebcrle in Bühl in Baden batte sich kürzlich an einer Dornheckc am Fuß ver­lebt. Die Wunde heilte bald zu, brachte jedoch eine Entzündung mit sich, die Wundstarrkrampf zur Folge batte. Stach Erduldung großer Schmerzen ist das Mädchen nunmehr gestorben.

Heuschreckenplage im Gebiet von Rabat. Nach Informationen aus Rabat herrscht in dem dor­tigen Gebiet eine große Heuschreckenplage. Das Hohe Kommissariat für Svanisch-Marokko bat sofort Maß­nahmen ergriffen, um ein Uebergreifen -er Plagt auf spanisches Gebiet zu verhindern.

Lava des Paracutin begrub eluige Dörfer. Der AuSbruch des mexikanischen Vulkans Para­cutin ist sehr heftig: ein breiter Strom glühender Lava bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer am Tage bergabwärts. Die Lava bat bereits einige kleinere Dörfer begraben, die in größter Eile von der Bevölkerung geräumt werden mußten. Es entstanden auch größere Ernteschäben.

Oer Rundfunk am Samotag

Relchsvrograium: 16 bis 18 Uhr: Bunter SamS- tagnachmittag: 29.18 bis 21.39 Mir: Aus Film unk» Operette: 21.39 bis 22 Uhr: Kleines Soiezert: 22.39 bis 24 Uhr: .Froher Ausklang" mit dem Deutschen Tanz- und Unterhaltungsorchester und anderen. Deutschlaudscuder: 11.39 bis 12 Uhr: Ueber Land und Meer: 17.18 bis 18.39 Uhr:Musik im Grü- nen": 29.18 bis 22 Uhr: SuvvdsBoccaccio".

Ueber den Feldpostbrief

6»lllrell von cker krönt

Von llriegsberiekter Haas dletrler

(PL.) Im Wiesengrund läuten die Unken den Abend ein. Nun treiben die Frauen die Kühe über den schwarzen Ackerstrcifen der Straße, die sich, wie von einem riesengroßen Pflug aufgeriffen, breit und holperig durch unser Dorf zieht. Eine Weile noch spiegelt sich der mächtige Wolkenhimmel in den Pfützen, bis die Wasser ganz schwarz werden und Erde und Himmel wesenlos in der Nacht zu versin­ken scheinen.

Hinter den verhängten Fenstern wachsen jetzt glei­ßende Flammen über die weißen Kerzenstümpfe, spiegeln sich zitternd an den Wänden und streicheln wie zärtliche Hände über die glänzenden Bilder lächelnder Kinder und Frauen, die, in kleinen Nah­men gefaßt, auf den Tischen stehen.

Schwarze Zeilen wandern langsam über weißes Papier. Manchmal ruhen sie eine Weile, so, als ob sie das Geschriebene prüfend noch einmal abtastcn wollten, gleiten dann zögernd weiter, verweilen wieder und fliegen schließlich über die Blätter, um ja nichts von dem zu verlieren, was ihnen das Herz eben überströmend diktiert.

Es ist wie Musik. Eine Musik, die weit über Raum und Zeit schwingt, die auf unfaßbaren Aetherwellen in solchen Stunden oft dem gelieb­ten Menschen zugetragen wird, daß er tief nach innen lauscht. Und eine Woche später hält er diese Stunde dann fest in seinen Händen, und wenn es eine gute war, wird sie noch lange wie ein altes Lied in ihm nachklingen, das glücklich macht und traurig zugleich.

Haben wir uns das schon überlegt, was wir mit diesen Briefen alles geben und nehmen können? Ganz überlegt? Millionen Briefe wandern täglich hin und her, von der Front zur Heimat und von der Heimat zur Front. Wenn in diesen Briefen gute und starke Worte stehen was für eine Kraft stellen sie dar! Wenn sie aber schwach und arm sind wie niederschmetternd wirken sie auf den, dem sic gelten! Denn der weiß ja gar nicht.

daß wir in dem Augenblick, in der er selbst liest, längst wieder Abstand davon gefunden haben und alles keine Gewalt mehr über uns hat, was nun lähmend Besitz von ihm, dem Empfänger, ergreift.

Es hat heute jeder von uns sein Bündel zu tragen, und jeder weiß darum Bescheid. Unsere Zeit ist so umfassend, daß sich niemand ihrer Ge­walt zu entziehen vermag. Sollen wir da die Nöte unserer nächsten Menschen noch mit unseren eigenen beschweren? Nein! Den Zwang der Zeit ändern wir nur, wenn wir uns gegenseitig helfen, nicht aber noch mehr belasten.

Hier ergeht der Ruf an alle, die stark, mutig und tapfer sind: den Schwächeren einen Teil ihrer Last abzunehmen I Nur so kommen wir gemeinsam und ungebrochen an das Ziel, das wir alle zusam­men erreichen oder unterwegs mit ihm vergehen werden.

Dies alles vermag ein guter Brief. Er ist im Einzelnen wie im Gesamten ein unversieg­barer Kraft quell, von der Heimat an die Front und von der Front an die Heimat. Jedes Blatt Papier, das ein Mensch für einen anderen mit tapferen Worten beschreibt, gleicht einer ge­wonnenen Schlacht. Jedes andere aber einer Nie­derlage, die viel Aufwand kostet, umHeder ausge­glichen zu werden.

In glücklichen Tagen frohe Worte zu finden, ist kein Kunststück. In schweren aber frohen Muts zu bleiben und ihn selbst dann , noch zu zeigen, wenn man innerlich oft anders gestimmt ist, macht erst den Menschen. Diese Haltung hebt ihn über die Kreatin hinaus, und sie verleiht ihm am Ende auch die Kraft, die allein sich noch gewaltiger als das Schicksal erweist, weil sie es unerschüttert trägt.

Dies alles ist im Grunde selbstverständlich: denn wo ist der Mensch, der das Liebste, was er besitzt, schmerzhaft treffen wollte? Aber wir bringen ihm oft mehr bange Stunden, als wir vermuten. Nur weil wcr im Augenblick zu träge, zu sehr in unserer Stimmung befangen, zu viel mit unseren eigenen Nöten beschäftigt sind, um uns darüber hinweg­setzen zu rönnen und dem anderen Menschen Eines zu geben, was ihm und uns vor allem not tut: Kraft und^Mutl

Stille der Bereitschaft

Rücker von cker Oancksckakt am Zctiantilc

?L. An der Kanalküste. Unvergeßlich glänzen manche Bilder aus der Fülle des Erlebten. Manch­mal sogar will es scheinen, als ob sie deutlicher und in ihrem Sinn faßbarer aus der Erinnerung auftauchen, als sie ehedem erschaut wurden. Das Ordnende des Menschen hat das Nebelhafte das oft den Augenblick verschleiert, vergessen und be­wahrt wie mit feinen Nadeln eingeritzt nur das eigentliche Ereignis.

Solcher Art ist der Unteroffizier unvergeßlich, der verwundet auf der schiefen Treppe eines Holzhauses saß, in dem der Verbandplatz eingerichtet war, und unverwandt in das grüne Dickicht des Waldes blickte, der einen Steinwurf weiter begann. Aus dessen Tiefe tönten die wirren Laute eines heftigen Gefechtes: die sich im hallenden Echo des Waldes überstürzenden Salven der Maschinengewehre, das regellose Lärmen der Karabiner, dazwischen manch­mal ein zorniger oder rufender Laut der Stimmen.

Der Unteroffizier saß auf der Treppe, gespannt und ohne Regung, und obgleich um ihn genug Bewegung und Unruhe war, schien eine dichte Stille ihn einzuhüllen. Er sah und hörte nicht um sich und schien die durchblutende Wunde seines Armes nicht zu spüren. Alle seine Sinne waren in der Tiefe des Waldes bei dem Kampf der Ka­meraden. Angespannt, wie aus Stein gemeißelt, saß er, ohne Bewußtsein des eigenen Augenblicks schien es, als ob er nur aus der Bereitschaft be­stünde, in der nächsten Sekunde aufzuspringcn und sich in den Wald und in den Kampf zu ltmzen. Die Kulisse des Dorfes, die nähere Umgebung und die anderen Ereignisse dieses Tages sind vergessen. Die Erinnerung beschwört immer nur die gespannte Stille des lauschenden Unteroffiziers.

Oft kehrt einmal Erlebtes wieder. Es hat sich verwandelr, erneuert und wiederholt sich trotzdem im gleichen Sinn. Das Bild des kampfbereiten Unteroffiziers tauchte in diesen Tagen bei einem Gang längs der Kanalküste wieder auf. ^

Eine unendliche Stille schien über die Landschaft gebreitet. Obgleich die Wellen in immer neuem

Anschlag mit mahlendem Geräusch in den prallen Kieseln des Strandes wühlten, die zornigen Schreie der im ungestümen Wind schreienden Mö­wen erklangen, war doch die Stille undurchdring- bar. In der steten Wiederkehr des bewegten Was­sers und der Bewegung der vor dem Winde sich drängelnden und landeinwärts hastenden Wolken lag di« Landschaft stumm und wie in regungsloser Erwartung. Wer vor Monaten und Wochen oder gar vor Jahren die Straßen und Pfade dieser Küste ging, weilt diesmal in fremdem Land. Die Stadt, deren Straßen und Gaffen ehedem in den Hafen und ins offene Meer mündeten, hat sich nun von ihm abgewandt und verschlossen. Selbst ihre Fensterblicke sind blind geworden hinter frischem Mauerwerk. Vom Meer in die Stadt zu gelangen, wäre ein hoffnungsloser Gang über Minen, reißen­den unentwirrbaren Draht, durch Gräben, über Mauern, an geduckten, glatten Bunkern vorbei und unter tausend Augen, die gespannt hinter den schwarzen Mündungen ihrer Geschütze und Gewehre lauern. >

Von der Stadt zum Meer weiß der Kundige hier und da einen Durchschlupf. Man kann einen schma- len Pfad zur Höhe der Küste Hinansteigen. Im Anstieg wird die Stille der Landschaft immer spürbarer. Die wimmelnden Bauplätze sind leer ge­worden, und der Frühling beginnt, die zerstampfte und umgewühlte Erde zu überwuchern. Ruhig, wie verlassen, liegt die Höhe der Steilküste Im Rund­blick über Land und Meer wird die Gespanntheit und Stille ganz offenbar, die diese Landschaft nun kennzeichnet. Es ist eine Stille der Bereitschaft, die über ihr liegt.

Lriogskorieliter Or. bk. ^cdrecictinzor.

Sigrid Onegin gestorben. Die berühmte schwe», dische Sängerin Sigrid Onegin ist in Magltaso« bei Lugano, wo sie seit einiger Zeit lebte, im Alter - von 52 Jahren gestorben. Sie begann ihre künst-, lerische Laufbahn kurz vor dem ersten Weltkriege am - damaligen Hoftheater in Stuttgart, wo st« durch ihre überragende Gesangskunst nnvergesse» geblieben ist.