Im Juni vor drei Jahre«

Der OnrcNbrn«:« äer VeygmMioie jenseits äer älsne , Von Oerdnrä ScftnnannL

Ein Junimorgen 1910. Das Füsilierbataillon ist ein kleines Glied in der Kette ans Feuer, Stahl und Männerherzen, die sich nun, von einem übermäch­tigen Befehl bewegt, gegen Frankreichs letztes gro­ßes Bollwerk, die Weygandlinre senserts der Aisne, drohend hrranschiebt.

Sie sind ans ihren Unterständen und Erdlöchern gekrochen, aus den Kellern zerschossener- Häuser ge­stiegen. Und nun erzittert die Erde in ihren Liesen unter den Einschlägen der französischen Artillerie, die pausenlos ihre riesigen Panzerfäuste dumpf brül­lend, heulend, gellend niedersausen läßt. Die Füsi­liere kennen de» mitreißenden Schwung des Blitz­krieges, die klirrenden Abenteuer des^Bewegungs- gefechts doch niemals haben sie ein solches I n- ferno zusammengefaßten Artilleriefeuers erlebt. Das ist nicht wenig für die jungen Soldat?». Eine» Augenblick will Entsetzen ihre Herzen lähmen. Da sehen sie ihren Leutnant vor sich im ersten Morgen­grauen, angezuckt von den Flammen brennender Häuser. Wie ein seltsamer Traumwandler, wie ein Tänzer schier bewegt er sich hellwach und ausrecht zwischen den Fontänen aufgewühlter Erde, zwischen emporgewirbelten Pferdcleibern, niederstürzenden Mauertrümmern. Er gibt ihnen das Zeichen zum Hinwerfcn auf die schützende Erde, zum Pressen in die rettende Deckung, zum Vorwärtsstürmen nach dem Einschlag! Das Fürchterliche ist überwunden. Sie stürzen ihm nach in die weißen, milchigen Ne­belschwaden, die unheilschwanger das weite Tal der Aisne erfüllen, die undurchdringlich ihrer aller Schicksal verhüllen.

Sie sind ihrem Leutnant gefolgt, durch diesen bösen Nebel, der sich undurchdringlich feucht um jeden einzelnen schließt. Kaum sieht einer den Vor­dermann und den Hintermann. Das hohe, nasse GraS streift schaurig Gesicht und Hände. Maschinen­gewehre schnarren ununterbrochen, Gewehrschüsse peitschen, Querschläger singen... Und der Feind ist verborgen hinter dieser Nebelmauer. Immer wieder schreit einer auf und stürzt hin. Vor­wärts, vorwärts zum Fluß, zur befohlene» Uebersetzstellel Eng aneinaiwergepreßt liegt eine Gruppe am Ufer. Sie sehen, wie die ersten in Schlauchboote springen, rudern. Sie sehen die Ru­derer plötzlich wie von dem Schnitt einer ungeheu­ren Säge in der Mitte durchschnitten zusammen­klappen, hören den grausigen Schrei. Wassersäulen schäumen auf unter den Granateinschlägen, Ge­schosse peitschen die Wasserfläche, der Fluß liegt, im zusammengefaßten Sperrfeuer aller französischen Waffen. Der Schauer des Todes rührt sie an. Hier ist es unmöglich, hinüber zu kommen. Es ist sinn­los, in diesen Nachen des Untergangs sich zu wagen.

Der Unteroffizier springt aus. Nüchtern und klar l>as junge Gesicht. Er reißt das Maschinengewehr an sich, springt ins nächste Schlauchboot. Er fleht sich um. Sein Blick zwingt die Gruppe nach. Schon stoßen sie ab, rudern wild, der Pionier schaut nicht rechts noch links. Steinern geradeaus hält er auf die Stelle am jenseitigen Ufer, zu der er hin will, zu der er hin muß. Das Wunder geschieht. Sie sind drüben. Sie waten durch das seichte Wasser. Sie pressen sich an den schützenden Ufer­hang. Der Unteroffizier liegt schon aus der Bö­schung. Sein Maschinengewehr hämmert los. Der vertraute deutsche Klang, Heller und schneller als der französische! Und neue Schlauchboote stoßen von drüben ab ... Ein Zug liegt fest, kommt keinen Schritt mehr vorwärts in dem erbarmungslos offe­nen Gelände der Insel zwischen Aisne und Kanal. Ein kühler Morgenwind hat die Nebel zerbissen. Grell sehen sie in der frühen Sonne den lauernden Bunker, gegen dessen wildes Feuer keiner auch nur den Kopf heben kann. Nur sich Hineinpressen, hin­einwühlen in die kühle Erde. Und immer wieder sinken Kameraden hin.

Ein Gefreiter verschwindet plötzlich im hoben Gras. Er schleppt einen leichten Granatwerfer, der ihn eigentlich gar nichts angeht. Er hat einem Mann ein' Zeichen gegeben. Der folgt ihm stumm und trägt eine Kiste mit Granaten. Weit ausholend umschleichen sie den Bunker. Durch das Todes­netz der Maschinengewehrgarben, der Schüsse der korsischen Baumschützen schlüpfen sie. Vor und neben und hinter ihnen zuckt und raschelt das Gras von den Einschlägen...

Es gelingt. Sie sind im Rücken des Bun­kers. Sie sehen den Eingang, an dem sich einige Poilus drängen. Die erste Granate sitzt im Ein­gang! Aufschrei, Tumult, Tod! Und nun haut der «eine Gestreite Granate um Granate vor den Ein­gang, in den Eingang! Der Zug hat Luft, bricht vor. Was noch lebt von der Bunkerbesatzung, ergibt .sich. Sir glaubten sich völlig umzingelt.

Noch ist der Kanal nicht bezwungen. Drüben die Bunker und Feldstellungen speien Feuer. Ein

rauschender Vorhang von tödlichen Geschossen liegt vor den Füsilieren. Herangeschleppte Schlauchboote sind zersetzt, Laufstege zersplittert. Ein junger Zug­führer springt auf. wirft sich in die Luft, zerteilt sie mit wilder Hast. Ihm nach die Füsiliere, die ihm zunächst find, schwer wie Seehunde mit ihren Waf­fen, Helmen, Sturmgepäck. Die eigenen Maschinen­gewehre und Granatwerfer feuern wie besessen. Sie reißen den feindlichen Vorhang an einigen Stellen auf. Es scheint Wahnsinn. Es gelingt! Drüben an der Uferböschung steht er, wild, groß, Hoch aus- gerichtet. Er wirft die erste Handgranate. Seine Gebärde zwingt die anderen nach, reißt sie in den Kanal, über den Kanal. Was tut'S, daß er nun schwer verwundet zusammenbricht! Nahkampf blanke Waffe Urjchrrie!

Voincre ou mcnirir", siegen oder sterben, hieß die Inschrift aus den französischen Bunkern. Hier ist die Weygandlinie durchbrochen. Hier liegt Frank­reichs Herz dem tödlichen Stoß offen. Feurig leuch­ten die Augen der Füsiliere aus den bleichen, über­reizten, verschmutzten Gesichtern. Der Durch­bruch ist gelungen, weil Männer ausstanden, obwohl es sinnlos schien. Weil sie stürmten, obwohl ihnen der Tod sicherer war, als das Leben Aus solchen Entschlüssen reifen die Siege. Reift der Sieg...

Bet öcn harten Kämpfen lm Kuban-Brückenkopf wechseln dauernd Angriff und Gegenangriff miteinander ab. Unser Bild zeigt deutsche Grenadiere, die zum Gegenstoß übergehen (PK.-Kriegsberichter Leopold)

Sommervillen am Golf von Lyon Heuer ohne Gäste

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?L. Der Sommer ist da! Unmerklich fast hat sich der Neberaang vom Frühling zur heißen Jahreszeit vollzogen. Der Süden Frank­reichs ist eingehüklt in eine Schönwetter-Stim- mung, die auch der Mistral trotz eifrigster Be­mühungen nicht mehr stören kann Nur zu schwa­chen Lustbewegungen reichen seine Kräfte noch aus, die aber in der urplötzlich aufgetretenen Hitze­welle als angenehm empfunden werden. Jetzt be­ginnt die Zeit, wo sich früher die französischen Familien zur Reise an die Cäte d'Azur rüsteten, wo die großen Bäder von internationalem Ruf rings um den Golf von Lyon auf die Gäste aus aller Herren Länder warteten. Roch im Vorjahr stand dieser Betrieb in voller Blüte. Nur die Menü- Zusammenstellung hatte sich vereinfacht. Aber im Grundsätzlichen tat man noch so, als ob vom Krieg unter diesem südlichen Himmel noch nichts zu spü­ren sei. Das alles ist mit einem Mal verschwunden Lediglich die Kulissen stehen noch, äußerlich kaum verändert, damit sich das Auge der Männer daran weiden kann, die in diesem Abschnitt aus der Wacht stehen, gegen das Meer, gegen das nasse Vorfeld.

Zum größten Teil sind die Häuser menschen­leer, sofern sie nicht den eingesetzten Einheiten als Unterkünfte dienen. Das Leben scheint ausgestor­ben. Die Sommervillen sind ohne Gäste. Ueber die Treppen gleitet nicht der leichte Schritt der Strand- schuhe, sondern der feste Tritt genagelter Stiefel. Es klingt kein Frauenlachen aus, und die Unterhaltung in diesen Räumen dreht sich nicht um Badebekanntschaften, Flirts oder delikate Dinge, sondern um Dienst, und hat zum akustischen Hin­tergrund die Sendungen eines Radioapparates, die

die Gedanken heimwärts lenken Währenddessen verändert sich die Landschaft im Küstengürtel'von Tag zu Tag Jeder faßt mit zu, um das Netz der Kampsstände immer enger werden zu lassen.

Die behelfsmäßigen Stellungen, die bei Errei­chen der Küste von den Einheiten selbst gebaut worden waren, verschwinden und werden durch eingebaute Stände ersetzt oder verbessert Kuppeln aller Art, drehbar wie die Türme der Panzer, erheben sich als MG.-Stellungen über einen Betongrund Dabei sind sie kaum als Er­hebungen im Gelände festzustellen, ohne besonders getarnt zu sein. Als Ziel kaum auszumachrn, haben sie für die eingebauten Waffen selbst gutes Schuß­feld. über den flachen Strand hinweg, über Hinder­nisse aus Tausenden von Stacheldrahtrol- len, über Minensperren, die weit hinaus von Pionieren verlegt worden sind. Und der Geg­ner muß von der Wasserseite Herkommen, sofern er nicht ein Lustlande-Unternchmen wagen will, das durch Flaksicherung und eigenen Jagdschutz schon beim Anflug ein Fiasko werden dürfte, so­fern überhaupt erst einmal eine geeignete Absprung- möglichkeit für eine derartig umfangreiche Maß­nahme gegeben ist. Gerade die Möglichkeit einer Luftinvasion, zu der das flache und kaum wellige Hintergelände einladen könnte, hat die Veranlas­sung gegeben, die Sperrtruppen nach der Tiefe zu staffeln und auch die Artillerie so einzubauen, daß sie rundum wirken kann die Geschütze praktisch einen Schwenkungsbereich von 36V Grad besitzen

In dem gesamten Abschnitt spricht überhaupt die Artillerie das Wort! Stärker als in an­deren Bereichen gleicher Größe innerhalb der west­lichen Küstenbefestigungen sind bisher die Geschütze

Frühlliigsfahrt zum Prophetenberg

8trorkrr>A ciurrst fliiockos, «icr schönsten cker rrvölk italienischen Inseln in cker ^eFsis

kL. Auf Rhodos, Anfang Juni. AuS der zin- nen- und mauerbewehrten Stadt führt die Straße bergab. Ihr breites, asphaltiertes Band spannt sich unweit des Meeres nach Westen. Feigenbäume strecken ihre bizarren Aeste, an denen das frische Grün der Blätter leuchtet, und zwischen Oelbäu- men, Kakteen und Palmen tut sich seewärts die Küste der Windmühlen aus. Sie sind eine Eigen­tümlichkeit von Rhodos, dieser schönsten der Zwölf­inseln. Auf den Feldern der Westküste stehen sie und fühlen mit ihren mit Segeln bespannten, aus Blech oder Holz gefügten Rädern gegen den Wind vor. Nach urewiaem Gesetz vom Meer kommend, fängt er sich in ihnen, dreht sie und pumpt dadurch das Grundwasser in gemauerte Becken oder Rin­nen, aus denen die kleinen, sorgfältig gepflegten Felder des wenigen, kostbaren Flachlandes bewäs­sert werden.

In fast gleichmäßigen Abständen wachsen wie Meilensteine die kleinen typischen Jnselorte ans dem üppig wuchernden Grün und der bunten Pracht des Blühens: Trianda, Cremasto. Villa­nova, Soroni, Calavarda, Salaco. Bis Cala- varda folgt die Straße dem Meer, aus dessen blitzender Bläue, zum Greifen nahe, ln achtzehn Kilometer Entfernung die Küsten der Türkei auf-

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üer vielen Lunker, die Ler RAO. zur Verstärkung öer Front am Ltittelmeer errichtet, irrkiggeflellt. Es braucht nur noch Ler Zugang angelegt zu werden (RAO.-Kriegsberichter Tomaschek-Sch.)

ragen. Schneebedeckt blicken ihre bis zu 3000 Meter hohen Berge herüber. Die ganze Natur ruft Er­innerungen an Norwegen und seine Fjorde wach, Erinnerungen, welche im Vergleich die Monate und Kilometer überbrücken, die Nord und Süd trennen und verbinden.

Ganz plötzlich verschwindet das Meer, und der Wagen taucht in eine Berglandschaft, die das ge­treue Spiegelbild der Heimat ist. Ein Wasserlauf rieselt quer über die Straße, die zur Höhe strebt. Blühendes Werden säumt sie, denn die fruchtbare Insel am Südrande der Aegäis hat ausgesprochene Mittelmeerflora. Neben Feigen- und Oelbäumen gedeihen hauptsächlich an der Ostküste Ba­nanen und Apfelsinen, Zitronen und Pfirsiche. Datteln und Weintrauben. Hier aber stehen Zy­pressen und Kiefern, Pinien und Agaven, leuchten roter Mohn und Windrose. Aus den Gegensätzlich­keiten nördlichen und südlichen Pflanzenwuchses klingt in seltsamer Harmonie die Symphonie des paradiesischen Sonntagmorgens.

Einsamer wird eS um die engen sauber auSge- bauten Serpentinen, die zum Monte del Pro- pH eta, zum Prophetenberg, streben. Vereinzelt« Gehöfte noch, hier und da ein Eselchen, das zu­frieden knabbert, oder ein« Ziegenherde, die mit lustigen Sprüngen vor dem nicht häufigen Anblick einer Autos die Flucht ergreift.

Albergo und Tennisplatz lassen die Straße enden, der Rest der 798 Meter muß zu Fuß er­klommen werden. Ein schattiger Pfad sührt zum Gipfel. Das Auge erfaßt mit einem Blick die 14ÜO Quadratkilometer große Insel, sieht sie meerum- spült von allen Seiten, mit ihren Bergen und Tälern, ihre« Blühen und ihrem dem Sommer zustrebende» Frühling.

Gegenüber dem Prophetenberg steigen die Hänge des Moute Atlairo jäh empor, der mit 1215 Meter der böchst« Berg von Rhodos ist. Wie Wal­fischrücken rauchen vor dein westlichen Ende der Küste die flachen Felseneilande Drosonisi, Stron- gillo, Macri, Tragusa und Alinnta aus dem Blau.

In der wunderbar würzigen Bergluft führt der Weg über die andere Seite des Prophetenberges ins Tal. Kinder mit weißen Kopftüchern sitzen zwischen den Blumen, und zwischen den flachdacht- aen, kastenförmigen Häusern von Embona bewegen sich mit wiegendem Schritt Griechinnen in ihren schmucken, bänderbesetzten Trachten. Arm ist hier die Bevölkerung, denn der Bergbauer besitzt nur das, was er mit seiner Hände Fleiß dem steinigen Boden abzuringen vermag. Die Heimweberei, die hier zu Hause ist, arbeitet noch mit Spinnrocken und jahrhundertealten Mitteln.

Aus dem Dorf, das sich schützend an den maje­stätischen Monte Attairo anlehnt, geht es über Cästrllo, einem kleinen, terrassenförmig sich aufbauenden Ort, wieder ans Meer. Die schim- merstde Weite ist Begleiter bis zum Ausgangspunkt der Fahrt, der alten Stadt der Johanniter, in die dar Erleben des Tages den Zauber des Jnselfrüh- liNgS trägt. Lrie^koriadtoe Uns« üroü

schwerer und leichte? Kaliber seldmäßig eingerichtet oder schon in Beton gebettet: Einheiten der Hee- resküstenartillerie. Marineartillerie. Fialeinheiten und die schweren Waffen der Jnfankekie Die Lage der Küste, ihr schnelles Absatten zum Meere hin sind die Gründe für diese Notwendigkeit Dabei findet sich kaum eine llntiese, stärker abgesetzl von der Küste, deren Sandbänke dem Verteidiger einen natürlichen Schutz gegen Annäherung von Schif­fen größerer Tonnage gibt Nur ein Feucrvorhaug schwerer Waffen kann den Gegner aus Distanz halten und eine Landung dicht unter der Küste un­möglich machen oder zumindest unter Verlusten Zu­rückschlagen.

In das tiefe Verteidigungsnetz eingefügt, sind' die Häsen mit ihren Betonankagen besonders stark geschützt. Von einem Bauabschnitt' zum an­deren verstärken sich die Einbauten, gegen Flieger­sicht gut getarnt, um möglichst weitgehend ihren Ausfall durch -gegnerische Bombenangriffe zn ver­meiden. Die bei der Besetzung Vorgefundenen fran­zösischen Anlagen sind übernommen und verbes­sert worden, ebenso wie die vorgelagerten Inseln zu natürlicheren Sperren vor den Hafeneinfahrten ausgebaut morden find.

Wie die Glieder einer Kette reihen sich Wider­standsnester, Stützpunkte. Pakstände aneinander. Nicht im festen Gefüge, aber miteinander im Feuerplan verbunden. Nur von taktischen Erwä­gungen gelenkt, gestaltet sich dieser Wall, zur Tiese des Hinterlandes wachsend. Im großen ge­sehen schmiegt er sich der Küstcnlinie an. schwingt jede Ausbuchtung mit, läßt keine Felsennase oder scheinbar unbedeutende Landzunge aus durchläuft die Hafenstädte, die Dockanlagen und Molennrme, fchlängelt sich durch d>e Sandwüsten dkrSlangs", die in der heißen Jahreszeit immer stärker aus dem Meer austauchen, deren Furten sich aber leicht abriegeln lassen, durch das verzweigte Rhonedelta, steigt über Höhen. Steilküsten und flaches Land bis hinab zur spanischen Grenze, wo die Pyrenäen sich brüsk gegen den Himmel erheben.

Bei einer ersten Uebersicht der Karte verwirren die Einzeichnungen, und es scheint ein schwieriges Unterfangen, mit dem Zählen der einzelnen Kampf­stände zu Ende zu kommen. Zum anderen aber ver­fällt man leicht dem Irrtum, die Höhenunter­schiede, die das Kartenbild angibt, als Wertung für die Schwierigkeitsgrade der Bauten zu betrach­ten Auch das Auge irrt beim Ueberschauen des Kllftenstreifens, während der Geologe erst Hai fest­stellen können, daß die aufgelagerte Sandschicht eine sehr schwache Oberschicht ist, die von schwer zu durchdringendem Basalt getragen wird Die ersten Erkundungen der Festungspionierstäbe haben diese Schwierigkeiten sofort aufgezeigt. Und die Erfah­rungen der Bauten des Westwalls, an der Kanal­und Atlantikküste haben die Planung ebenso schnell entstehen lassen. Felshohlbauten haben Preß­luftbohrer und Sprengungen geschaffen: Geschütze ruhen bereits in Beton; Panzermauern schützen ge­fährdete Stellungen, die sich besonders zur An- landung von Panzern für den Gegner eignen.

Unter der starken Sonne haben sich die Körper der Männer auf den Baustellen gebräunt. Nur wenige Kleidungsstücke geben die Möglichkeit der Unterscheidung, zu welcher Formation der eine oder der andere gehören mag. Die Festungspioniere. von denen jeder ein Spezialist auf seinem Gebiet ist, stellen ein wichtiges Kontingent. Hochbau- und Tiefbau-Ingenieure, Elektrotechniker, Maurer, Zim­merleute sind in den Festungsbatatllonen vertreten und entsprechend ihren Fähigkeiten auch eingesetzt. Und !n den GesteinSbohrkompanien sind Bergleute und Steinbrucharbeiter zu finden, die mit allen Schwierigkeiten fertig werden. R AD-Ein hei- t e n schaffen gemeinsam mit den Soldaten der ein­gesetzten Truppenteile. Jngeniekwe und Front­arbeiter der Organisation Todt steigern mit auS- ländifchen Facharbeitern die monatlichen Beton­leistungen hier, wie an allen anderen Abschnitten der Westbefestigungen; nicht zu vergessen franzö­sische Baufirmen, die auch hier herangezogen sind.

Unaufhörlich fließt der Sand über die fast ebene, Fläche, von leichtem Wind getrieben. Er setzt sich » in der Kleidung fest, läßt die Fäuste der Männer in der Arbeit härter werden; dringt in den Lauf' und die Schloßteile der Waffen, so daß die Po-- sten nach der Ablösung regelmäßig Wasfenreinigen ' ansetzen müssen. Die Luft flimmert und flirrt in der Sonne. Minuten der Wache runden sich zu, Stunden in dem Abwarten, im Absuchen des Hori­zonts, im Ueberwachen des zugewiesenen Abschnitts. Es zeigt sich nichts Außergewöhnliches; denn die Mückenschm-rme sind für dieEingeborenen" nichts > Fremdes, sondern ein Requisit ihres Daseins. Di« einzige Rettung vor der Plage, wenn auch keine, vollkommene, ist -dr Mückenschleier. 3« gleichen, einschläfernden Rhythmus scheppern oi»< Wellen gegen den Strand, manchmal übrrtönt von) dem Lärm der Maschinen und Kommandos «nf djO nahegelegenen Baustellen.