Der

Aus dem Führer-Hauptquartier, 4. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Im Raum vonWelish scheiterten bei Tag und Nacht wiederholte Angriffe der Sowjets blutig. 21 feindliche Panzerkampfwagen wurden abgeschos­sen. Von der übrigen Ostfront wird nur örtliche Kampftätigkeit geineldet. Die Luftwaffe bekämpfte in Kaukaflen und an der Donezfront fortlaufend feindliche Truppenansammlungen sowie Flug- und Versorgungsstützpunkte. Besonders heftig wurde im Zusammenwirken mit ungarischen Kampffliegern der Nachschubverkehr des Feindes angegriffen. Im Nördlichen Eismeer wurden zwei Bewacher durch Bombenwurf versenkt und ein Zerstörer be­schädigt. Im Monat Mai wurden an der Ostfront 1257 feindliche Flugzeuge vernichtet. Im gleichen Zeitraum gingen 143 eigene Flugzeuge verloren.

Schnelle deutsche Kampfflugzeuge griffen einen feindlichen Geleitzug im Scegebiet vor Kap Bon an. Sie versenkten ein Handelsschiff und warfen ein zweites in Brand.

von Beginn dieses Krieges an dem Gegner Stra­tegie und Taktik stets vorgeschrieben haben. Im Jahre 1939 sind unsere Feinde so angetreten, wie sie 1918 aufgehört haben, während der deutsche Soldat mit neuen revolutionären Methoden von Sieg zu Sieg eilte. Heute mögen unsere Feinde die Lehren der großen Feldzüge des Führers wenigstens technisch begriffen haben aber die Methoden, die dem Führer gegen gewaltige Ueber- macht den Erfolg historischer Vernichtungssiege gaben, halfen unseren Gegnern nur dort weiter, wo sie mit vielfacher Ueberlegenheit operieren konn­ten, und sie versagen überall, wo. nur etwa ein teilweiser Ausgleich der Kräfte besteht.

Das revolutionäre deutsche Soldatentum hat trotz mancher Rückschläge, die es kalten Blutes hinnahm, nicht eine Erfahrung gemacht, die sein Selbstver­trauen und die Zuversicht in die Richtigkeit seiner grundsätzlichen Kampfauffassungen auch nur berührt hätte. Gleichwohl sind die Hirne des Soldaten und die Hände des Volkes am Werke, umausderer- wetterten Erfahrung vertiefte Er­kenntnisse, aus diesen Erkenntnissen vervielfachte Kampfkraft zu gewinnen. Dieser gewaltige Prozeß neuer Kräftesteigerung, der im vergangenen Winter begonnen hat und unter dem Begrifftotaler Krieg" den Gesamteinsatz des Soldaten und Arbeiters umfaßt und hie Härtung des Kampfwillens der ganzen Nation miteinschließt, wird in der späteren Geschichtsschreibung vielleicht einmal ein besonders wichtiges Kapitel des Kriegs­geschehens 1943 ausmachen und als der Aus­gangspunkt größter und umwälzen­der Ereignisse gewertet werden, Dann wird die Zeit kommen, in der die Juden in der ganzen Welt nicht nur über den so völlig gescheiterten Nervenkrieg", sondern auch über ihren verlorenen Kampf gegen oie jungen erwachten Völker auf- schreien und darüber wehklagen werden, daß in Deutschland wieder einmal ganz etwas anderes ge­schah, als was seine Feinde erwarteten.

Kursk unter Bombenhagel

o. st. S t o ck h o l m, 5. Juni. Die schweren deut­schen Luftangriffe auf die rückwärtigen Verbin­dungen der Sowjets haben derartige vernichtende Folgen gehabt, daß dies selbst in Moskau der Aus­landspresse gegenüber zugegeben werde» mußte. So ist beispielsweise den dortigen nordamerikauischen und britischen Zeitungskorrespondcnten von zustän­diger Seite in Moskau erklärt worden, daß eine Reihe von Angriffen, die gegen den wichtigen Knotenpunkt Kursk durchgeführt wurden, die schwer­sten Folgen hatten.Diese Angriffe", so wurde Wörtlich erklärt,waren die schwersten, die je eine Stadt in der Sowjetunion aushalten mußte. Große Schäden wurden augerichtet und die Zahl der Opfer ist entsprechend hoch."

Der Führer ehrt General Jakob

Aus dem Führer-Hauptquartier, 4. Juni. Der Führer hat dem General der Pioniere, Jakob, in Würdigung seiner besonderen Verdienste um den Aufbau der Befestigungswerke im großdeutschen Freibeitskampf das Ritterkreuz des Kriegs- verdienstkxeuzes mit Schwertern ver­liehen.

Plötzlicher Abbruch einer Aussprache im USA-Senat

bloslrauer Drängen als Dintergrunck ckes nngervöbnliclie» Vorganges

vradtderlcdl unseres n o r r e s p o a 4 s a r e a br. Stockholm, 5. Juni. Der amerikanische Bot­schafter Davies hatte sofort nach seiner Rückkehr aus Moskau eine zweistündige Unterredung mit Roosevelt. Noch am gleichen Nachmittag er­lebte der Senat etwas Außergewöhnliches: eine im Gang befindliche Aussprache wurde kurzerhand ab­gebrochen, und man schritt zur Behandlung des letzten Voranschlages der Leih- und Pachthilfe. Dieser Vorgang wurde damit begründet, wichtige Verhandlungen mit der Sowjetunion hingen von beschleunigter Aktion ab.

Der Leiter der Senatsinchrheit, Senator Hill, auf dessen Verlangen der Abbruch der Aussprache

erfolgte, erklärte, der Administrator der Leih- und Pachthilfe, Stettin ius, habe ausdrücklich die Dringlichkeit der Angelegenheit unterstrichen. Er legte den Abgeordneten ans Herz, den Voranschlag sofort zu bewilligen. Ehe das nicht geschehen sei so habe sich Stettinius ausgedrückt könnten Abkommen von größter Bedeutung mit der Sowjetunion nicht durchgeführt werden. Der Senat bewilligte daraufhin einen Zu­satzantrag von 6273 Millionen Dollar und über­wies die Frage dann an das Repräsentantenhaus. Der direkte Vorschlag für die Leih- und Pacht­hilfe ist dadurch auf 25 Milliarden Dollar erhöht worden.

Keine Ausnützung -er Kriegskonjunktur!

Der keictiskoinlnissar kür clie kreisbilüunx über <lie ^utxabea äe» Hauäsverir,

Berlin, 4. Juni. Auf einer Arbeitstagung der Reichshandwerksmeister in Berlin wurden Fragen der Preisregelung und Preisüberwachung besprochen. Reichshandwerksmeister Schramm -würdigte die Be­deutung der Preis- und Lohnstabilität und erläu­terte die Vorbedingungen, von denen im Handwerk eine erfolgreiche Preispolitik abhängig sei.

Grundsätzliche Ausführungen über die preispoli­tische Lage und aktuelle preispolitische Fragen des Handwerks machte der Rcichskommissar für die Preisbildung, Minister a. D. Staatssekretär Dr. Fischböck. Er betonte, über die Notwendigkeit, das Preisgefüge stabil zu halten, bestehe nirgends Unklarheit. Je mehr aber heute Geld nach Ware suche, um so mehr sei dieses Geld bereit, einen höheren Preis anzulegen, um so eher sei derjenige.

der über die Ware und Leistung verfüge, geneigt, nun für diese Ware oder Leistung einen Käufer zu finden, der den höheren Preis auch tatsächlich zahle. Es müsse aber volle Klarheit darüber bestehen, daß es unter keinen Umständen so etwas wie eine Ausnützung der Kriegskonjunktur auf irgendeinem Gebiet des Wirtschaftslebens geben dürfe.

Der Minister schloß:Nicht Gehaltseinpfänger soll der Handwerker sein, sondern er ist und bleibt Unternehmer und soll daher auch für seine Lei­stung entsprechend bezahlt werden. Das Ziel kann heute, wo der Krieg notwendigerweise in die Ver­mögenssubstanz des Volkes emgreist, aber nicht sein, in der Vermögensvergrößerung des einzelnen den Hauptzweck des Wtrtschaftens zu sehen. Ent­scheidend muß die Leistung für das Ganze sein."

Wird Tanger wieder international?

^uskekuax einer kritiscdeu Lpionuxereatrule - Drokunx xexea 8paniscll-^larosilc«

as. Rom, 5. Juni. In Rom verfolgt man mit größter Aufmerksamkeit die britischen Umtriebe um Spanisch-Marokko und den Wandel in der britischen Politik gegenüber Spanien. Während sich die bri­tische Agitation noch vor wenigen Monaten be­mühte, das nationale Spanien durch Schmeichel­nden und Versprechungen für die Sache der West­mächte zu gewinnen, ist man jetzt zur, offenen Po­lemik, ja zur kaum mehr verhüllten Drohung über­gegangen. Erst vor wenigen Tagen wurde die Aus­hebung einer britischen Spionagezentrale in der Tanger-Gazette" durch den spanischen Gouverneur von Marokko zu einem diplomatischen Zwischen- fgll aufgebauscht, in dessen Verlauf die Briten und Amerikaner ihren spanischen Gastgebern eine her­ausfordernde feindselige Haltung entgegenstellten.

Heute kann die italienische Presse in Meldungen über die Schweiz eine regelrechte britische Kam­pagne für die Wiederherstellung der Jnternatio- nalisierung Tangers verzeichnen. In London er­kläre man danach offen, der Augenblick sei gekommen, daß Franco aus der veränderten Lage in Nordafrika die entsprechenden Folgerungen für Tanger ziehen müsse.

Amerikanische Berichte erklären dazu, die britische Regierung sei mit der gegenwärtigen Lage in Tan­ger nicht zufrieden. Wenn es auch noch nicht be­kannt sei, ob London bereits einen Schritt bei Franco unternommen habe, scheine doch aus der Haltung der britischen Presse hervorzugehen, daß London die Internationalisier»»- Tangers fordern- werde.

8luks-U»88ensngrikk suk kskirkok kstsisk

Irotz rasencker ^bsvekr von 8osvjetjäxern unü klalc vernicktenäe Lomkensvirkunx

Von Xriegsdericlitor ckoekeo 8 eliuIre

. Unter leisem Steigen und Sinken streben die Sturzkampfmaschinen zur Küste. Noch ehe sie aus das Meer hinaussliegen, gesellen sich ihnen flinke schnittige Eindecker zu. Der Jagd­schutz hat sich angehängt. Jählings breitet sich ein dichter Schleier weißgrauer Wolken vor uns. Er liegt höher als der anfliegende Verband. Eine Flaksperre. Ueber ihr zieht majestätisch eine große Kolonne Heinkel-Langflugzeuge nach Westen. Kette folgt auf Kette. Im Bahnhof Ba- taisk blitzen ihre Einschläge. Rauchwolken quellen

empor. Wir sind am Ziel.

Schlagartig verändert sich nun das Bild. Die Ju 87 beginnen sich gegenseitig bei ihren Ab­wehrbewegungen zu übcrschneiden. Schwarze und weiße Wolken platzen zwischen den Flugzeugen. Die feindliche. Flak legt einen Sperrgürtel krepie­render Granaten zwischen uns und das Ziel. Un­heimlich lautlos hat sich die Zahl der Jäger im

Raum vervielfacht. Gedrungene, bullenhafte Ma­schinen sind hinzugekommen: Ratas. Lanzettför­mige Mig und Jagg gesellen sich ihnen bei. Sie greisen an. Der Luftkampf beginnt. Gleich­zeitig kippt der Kommandeur über dem Ziei zum Sturz ab. Das Leitwerk unserer Ju 87 stellt hoch. Schaukelnd läßt sie der Flugzeugführer in den

Sturz übergehen. Jetzt muß er den Bahnhof im Visier haben. Nach rechts, und links weicht er den Flakwolken aus. Die Geschütze schicken einen Höl­lensegen herauf. Ueberall, wohin das Auge schaut, platzt es schwarz und weiß. Ueber uns stürzen noch einige Maschinen. Spitze Propellernasen drohen herab. Die leicht eingeknickten Flächen erinnern an einen herabstoßenden Habicht. Steil stehen die Federbeine nach unten weg. Äuslösbereit hängen die Bomben unter dem Rumpf und dxn Flächen. Ratas haben sich hinter diese Maschinen gesetzt. Sie folgen schießend in den Sturz hinein. Stur hängen sie hinter den Stukas. Von d-r Seite ein­kurvend, eilt ein schlanker Messerschim.. Jäger her­an. Aus seinen Flächen und aus der Propellernabe blitzt es auf. Die Heckläufe der Ju 87 sprühen Feuer. Die Geschoßbahnen treffen sich m der Rata. Ein neuer Feuerstoß der Me, und die dicke schwarze Maschine trudelt rauchend ab.

Der ganze Bahnhof ist von Rauch und Dampf bedeckt. Schwarzer Qualm erzählt von brennen­dem Oel im Bahnhof. Die gesamte Bombenlast vieler Maschinen ist in das Gewirr aus Gleisen, Weichen und Zügen gefallen.

cknt>. Der Führer verlieb das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberleutnant Ausust Gei­ger, Staffelkapitän in einem Nachtjagdgeschwader.

- Dasl-ierk von 8takin"

Z DaS-,,Licd von Stalin" wird am 27. Ja»!

D Räume der Alberthall in London crjüllcu.

- spielt vom weltberühmten Philharmonischen Or- D chester der englischen Hauptstadt. Der Sowjelkoiu- Z ponist K a t ch a t o u r i a u, der Verfasser des

V Stückes, läßt Schalmeien n- Pauken und Lrom-

V peten dazu verwenden, um r.. Herzen seiner bür-. Z gerlichen Zuhörer zu erschüttern. Die bolsche-

- wiftische Gefahr, die das Abendland seit zwanzig I Jahren bedroht, hat die erste Gesellschaft Lon- s dons, die an diesem Konzert teilnchmen wird, seit s zwei Jahren nicht mehr erschüttert. Stalin schien D weit und Rußlands ermordeter Zar noch inehr.

V Als sich die Deutschen und andere europäischen Z Völker gegen Stalins Wcstwärtsdrang wandten,

I verbündeten sich die Engländer mit dem Kreml

I und nun nach zweijähriger Allianz sind sie schon D so weit, daß sie Lobcshymnen aus ihn anhören.

DEngland ist nicht die Sowjetunion" sagte

- Churchill noch vor wenigen Jahren. Offiziell i

- aber läßt er heute einHohelied" auf Stalin spie- > Z len, well er ihn braucht.

fVeue» au»

Zirkusdirektor Carl Krone gestorben. Am Freit«» früb starb in Salzburg völlig unerwartet de; Zirkusüirektor Carl Krone im 73. Lebensjahre. Bis »um lebten Atemzug war Krone unermüdlich in seiner Wagen- und Zeltstadt tätig. Noch am Donnerstagabend hatte der Senior aller deutschen Zirkusdirektoren der Vorstellung seines Unterneh­mens beigewohnt. Neben seinen riesigen, weltbe­rühmten Schauzelten erbaute Carl Krone 1918 in München einen festen Zirkus und erwarb hier Heimatrechte. Dieses Zirkusgebäude bat er schon tu den ersten Jahren der Beivegung für die national­sozialistischen Kamvfversammlungcn zur Verfügung gestellt und die Partei in ihrem schweren Ringen um Deutschland unterstützt. Ungezählte Male habe» die alten Kämpfer hier den Worten des Führers ge­lauscht.

Dreizehnjähriger sammelt« sechs Tonne« Altstoff«. Innerhalb von genau vier Monaten sammelte der dreizehnjährige Walter Franke, Schüler einer Volks­schule in Trovvau lSudetenland), 6257 Kilo­gramm verschiedene Altstoffe. Er war damit wesent­lich an dem Nekordergebnis seiner Schule beteiligt, die in der gleichen Zeit fast 36 900 Kilogramm Alt­stoffe als Sammelergebnis avliefern konnte.

Wanderzug der Polarseetaucher. Zwei grobe Schwärme von Polarseetauchern wurden von der Vogelwarte Rossitten beobachtet. Diese prächtig gezeichneten Vögel führen jetzt ihren Wanderzua vom Schwarzen Meer, wo sie überwintern, in den Nor­den aus. Skandinavien und Westsibirien sind ihre Heimatländer, in denen sie ihre Brutstätten haben. Ihr Hochzeitskleid ist auf dem Rücken und an den Seiten fast schwarz und mit fensterartigen weißen Flecken geschmückt.

Eine 17jäbrlge Legatsstisteri«. I» Dänemark ist letzthin ein absonderliches Vermächtnis bekannt geworden. Eine 17jährige Gymnasiastin erkrankte an einem schweren Leiden, von welchem die Kunst der Aerzte sie nicht befreien konnte. Nach einjährigem Krankenlager fühlte die Patientin ihr Ende üeran- nahen und nahm kurz vor dem Hinscheiden den Eltern das Versprechen ab, mit dem Geld, das für ihre Ausbildung verwendet worden wäre, ein Legat zu errichten, -essen Zinsen alljährlich an ihrem Ge­burtstag an zwei Schülerinnen verteilt werden sollen.

Oer Rundfunk am Sonntag und Montag

Sonntag. R e i ch s p r o g r a m in: 9 bis 10 Uhr: Schatzkästlein" (Hölderlin, Beethoven): 12 üis 12.30 Uhr: Lieder »um Mitsingen: 12.40 bis 14 Uhr: Das Deutsche Volkskonzert; 18 bis 18.28 Uhr: Filmmusik

1- .Späte Liebe"): 16.28 bis 16 Uhr: Hans Bund mit Elfie Maverhofer: 16 bis 18 Uhr:Feldpost- Rundfunk": 18 biS 19 Uhr: Haydn, Schubert: 20.18 bis 21.80 Uhr:Macbeth" von Verdi (erster und zweiter Akt). Deutschlanüsender: 8 biS

8.30 Uhr: Frankfurter Orgelmusik (Bach): 10.10 bis

II Uhr:Vom groben Vaterland": Ostpreubenfahrt:

18.30 bis 15.85 Uhr: Reger, Larsson (Solistenmusik): 18 bis 19 Uhr: Bunter Melodienreigen: 20.16 bis

2- 'Uhr:Instrumente erzählen Märchen" (Solisten- mnsik): 21 bis 22 Uhr: Alte und neue Filmmusik.

Montag. R e i ch s p r o g r a m m: 16 bis 16 Uhr: Klassische Solistenmusik: 16 biS 17 Uhr: Neuzeitliche Unterhaltungsmusik: 17.16 bis 18.30 Uhr:Dies und das für euch zum Spatz": 19.80 bis 19.46 Uhr: Zeitgenössische Blasmusik: 20.15 bis 22 Uhr:Für jede» etwas". Deutschlandsenöer: 17.18 bis 18.30 Uhr: Mozart, Beethoven, Wagner: 20.15 biS 21 Uhr:Vom ewig Deutschen": Höldcrlin- Seudnng: 21 biS 22 Uhr:Komponisten dirigieren": Hans Pfitzner.

Friedrich Hölderlin - Seher und Künder

2um 100. ^ockestsx lles xroken Dickters aus 8ckvvaken

Vor hundert Jahren, am 7. Juni 1843, starb in Tübingen Friedrich Hölderlin, einer der rein­sten und zartesten, zugleich aber unglücklichsten deut­schen Dichter.

Hölderlin wurde als Sohn eines Klosterhofmei­sters am 20. März 1770 inLauffenamNeckar geboren. Bereits nach zwei Jahren starb der Vater, und seine Mutter sie­delte mit dem Knaben nach Nürtingen über, nachdem sie sich ein zweitesmal vermählt hatte. Auch der zweite Vater starb bald. Trotz­dem verlebte der junge Friedrich eine glückliche Kindheit in schönster Natur, geführt von der zärtlichmilden erzieheri­schen Hand der Mutter.

Der mütterliche Rat, der

Friedrich zum Pfarrer _

bestimmte, fand dev ^

Sohn gehorsam. So kam er 1784 auf das theo­logische Seminar zu Denkendors bei Eßlingen, spä­ter nach Maulbronn und zum Schluß kam er zum Besuch der Tübinger Universität auf das dortige Stift.

Bereits hier erkennt Friedrich den völligen Fehl­griff des mütterlichen Berufsplanes. Er fühlt sich von Anfang an unter seinen Kameraden nicht wohl. Die klösterliche Enge bedrückt ihn, er vereinsamt und bleibt trotz oeS Bewußtseins, daß ihm das theologische Studium nicht zusagt, aus Ehrerbie­tung gegen seine Mutter vorläufig bei der Sache. 1798 kehrt er nach dem Studienabschluß nach Nür- tdlgen zurück und hat das Glück, durch Schiller der Wcmi von Kalb im mainfränkischen Schlosse Waltershausen als Hofmeister empfohlen zu werden.

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Frau von Kalbs Einfluß auf Hölderlins dichte­risches Schaffen wird bald offensichtlich. Auch die Freundschaft zu Schiller wird durch sie enger. Es ist eine fruchtbare Zeit des Dichters, die Hölderlin im Hause der Frau von Kalb verbringt, bis ihn ein Jahr später der Plan, Professor zu werden, nach Jena in die Nähe Goethes und Schil­lers führt. Philosophische und griechische Studien folgen. Aber schon wenig später kehrt er auf Bitten der Mutter nach Nürtingen zurück und verlegt sich damit jegliche Möglichkeit, die eben begonnene er­folgreiche Laufbahn fortzuführen.

Erst viel später gelingt es ihm, der Einsamkeit des Zuhause zu entrinnen und eine Stelle als Hof­meister im Hause des Bankiers Gontard in Frank­furt a. M. anzunehmen. Eine leidenschaftliche Zu­neigung zu der schönen geistvollen, sanften Frau Gontard läßt ihn trotz vieler Kränkungen und Demütigungen durch den Hausherrn endlich zur Entfaltung seiner dichterischen Kraft kommen. Der Dichter Hölderlin verherrlicht die Angebetete als Diotima. 1798 weicht er endlich den Anfeindungen des Bankiers Gontard und geht zu einem Freunde nach Homburg. In dieser Zeit vollendet Hölderlin seinenHyperion". Auch sein DramaDer Tod des Empedokles" ist nahezu fertig; da reißt ihn die Bitte der Mutter nach Rückkehr in die Heimat trotz seines Widerstandes aus der Arbeit.

Noch einmal versucht der Dichter dem eintönigen Leben in Nürtingen zu entfliehen. Er versucht sein Glück in Stuttgart und der Schweiz, ja, er be­gibt sich auf den Marsch nach Bordeaux das war Weihnachten 1801, um bei einem reichen Ham­burger Kaufmann in Hosmeisterdienste zu treten. Eineinhalb Jahre später, im Juni 1802, kehrt der Dichter in die Nürtinger Heimat zur Mutter zurück. Er ist völlig seelisch und geistig zerrüttet.

In der Folge bemühte man sich um Hölderlin. Sein Hamburger Freund Sinclair holte ihn 1804 zu sich, mußte aber nach vorübergehender Besserung im Befinden des Dichters plötzlich eine starke Ver­

schlimmerung des bösartigen Leidens feststellen. 1805 nahm sich der Schreiner Zimmer in Tübi n- gen des Bedauernswerten, früh Gereiften und ins Dunkel Gestoßenen an. Bei ihm hat Friedrich Höl­derlin noch vierzig Lebensjahre in geistiger Dunkel­heit gelebt. Er war milde und ruhig, schrieb auch noch Verse von schlichter Eindringlichkeit, die streng symmetrisch sind, und musizierte still vor sich hin, bis er 1843 starb. Erst die neuere Zeit ist diesem Dichter mit dem reinen Wollen, mit dem inbrün­stigen Glauben an die Idee des Vaterlandes ge­recht geworden. Die deutsche Sprache fand in Höl­derlins hymnischen Gedichten höchste Ausdrucks­kraft. Die Hoffnung auf innere und äußere Er­neuerung des geliebten Vaterlandes aber drückte er einst in einem Brief an seine Mutter wie folgt aus:

Ueberall, wohin sich noch in Deutschland der Krieg zog, hat der gute Bürger wenig oder gar

<v heilig Herz öer Völker, o Vaterland! Klldulüend gleich öer schweigenden Mutter Erd' Und allverkannt, wenn schon aus deiner Tiefe die Zremöen ihr Bestes haben.

Vu Land des hohen, ernsteren Genius!

Du Land öer Liebe! Bin ich der Seine schon,

<vft zürnt' ich weinend, daß du immer Blöde die eigene Seele leugnest.

Fn deinen Strömen ging ich und dachte dich, Indes die Töne schüchtern die Nachtigall Fuf schwanker Weide sang und still auf Dämmerndem Grunde die Sonne weilte.

(Aus Hölderlins OdeGesang des Deutschen'.)

nichts verloren, und viel, viel gewonnen. Und wenn es sein muß, so ist es auch süß und groß, Gut und Blut seinem Vaterlands zu opfern, und wenn ich Vater wäre von einem der Helden, die in dem

großen Sieg bei MonS starben, ich würde jeder .. ^

Träne zürnen, di« ich über ihn weinen wollte." Ü. 8. j Schloß Waltershausen zu verlaßen.

Wo Hölderlin zum Dichter reifte

Lrianerungen aus 8el>I«k IValterskausen

Hölderlins 100. Todestag lenkt das Interesse der Hölderlin-Verehrer auch nach dem mainfränkischen Schlosse Waltershausen im Grabfeldgau zwischen Bad Neustadt a. d. Saale und Königshofen. Dieses Schloß ist eine der vielen Hölderlin-Gedenkstätten; es ist aber auch der Geburtsort der Charlotte Mar­schalk von Ostheim, die als Charlotte von Kalb durch ihre Freundschaft mit Schiller in dir deutsche Literaturgeschichte eingegangen ist.

Als der junge Hölderlin in Tübingen seine theo­logischen Studien beendet hat, erhält er von Schil­ler eine Empfehlung als Hauslehrer zur Familie von Kalb nach Schloß Waltershausen, wo er vor allem die Erziehung des Sohnes der Frau Char­lotte von Kalb in die Hand nehmen soll. Im Früh­ling des Jahres 1793 trifft der junge Dichter auf dem mainfränkischen Schloß ein und bezieht dort ein Turmzimmer. Die junge Schloßherrin empfängt ihn mit herzlicher Freude. Hölderlin fühlt sich auf Schloß Waltershausen sehr wohl; er schreibt in seinem Turmzimmer seine schönsten Gedichte und arbeitet daneben auch an seinemHyperion". Ja, man darf sagen, daß erst auf Schloß Waltershau­fen in Hölderlin der Entschluß gereift ist, seine bisherige Laufbahn aufzugeben und sich vor allein unter dem starken Eindruck der Werke Schil­lers und Klopstocks ganz der Dichtung zu wid- men. Von Waltershausen aus betätigt sich Hölder­lin auch als Mitarbeiter an der von Schiller be­gründeten ZeitschriftRheinische Thalia", in der er Bruchstücke seinesHyperion" veröffentlichte, dcl- bei bittere Worte über die deutsche Zerrissenheit prägend.

Der gesundheitliche Zustand des Sohnes von Charlotte von Kalb aber beansprucht die Kräste des jungen Hölderlin auf Waltershausen über die Maßen. Die vielen Nachtwachen am Bett des Kran­ken zehren an des Dichters Körper und Geist. Trotz der liebevollen Fürsorge des Ehepaares muß sich Hölderlin nach eindreivierteljähriger Tätigkeit im Hause von Kalb im Januar 1795 entschließen,

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