Schwarzwalö-Heimak .
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Der Kuckuck ruft...
Etwas später als sonst hört man in diesem Jahre den Kuckuck. Meist ist er schon um Georgi von seinem Winteraufenthalt m die heimatlichen Wälder zurückgekehrt. Sein geheimnisvoller und doch so traut klingender Ruf verkündet den Frühling. Von dem Vogel selbst sieht man meist nichts; denn er ist dem Menschen gegenüber außerordentlich scheu, umso zudringlicher und frecher aber gegenüber seinen gefiederten Artgenossen. Bekanntlich ist das Kuckucksweibchen eine höchst unzuverlässige Mutter; es brütet seine Eier nicht selbst aus, sondern legt sie in fremde Nester und überlaßt das Brutgeschäft irgendwelchen ,Miefeltern Ast der junge Kuckuck aus dem Ei geschlupft, dann führt er die Alleinherrschaft im Neste und wirft oft die wirklichen Vogelkinder ans der Vogelwohnung.
An Bauernregeln, Sprüchlein und Liedern kehrt der Kuckuck landauf, landab immer wieder. Biele dieser Bauernspruchlein bringen diesen Vogel und sein Gehaben m Verbindung
mit der Gestaltung des sommerlichen Wetters und imt der Ernte.
In unserer Gegend hat der Kuckuck besonders in Haiterbach eine gewisse Volkstümlichkeit erlangt. Es gibt ihm zu Ehren sogar ein Kuckuckslied, das über die Grenzen Haiter- bachs hinaus bekannt ist.
In diesem Zusammenhang sei auf «ine schlimme Untugend unserer Buben hingewiesen: wir meinen das Ausheben von Vogelnestern, das es immer noch gibt. Vor kurzem erst ist in einem Orte des Schwarzwaldvorlandes ein Junge vom Baum gestürzt und hat sich dabei eine schlimme Verletzung am Fuße zugezogen. Wieder eine Warnung, insbesondere brütende Vögel in Ruhe zu lassen. Das Einfangen von Vögeln und das Zerstören von Nestern ist an sich schon strafbar. Dazu kommt, daß man unter Umständen dabei zu Tode kommen kann. Übrigens müßte jeder Junge schon in der Schule gelernt haben, daß man die Freude der Menschen an den gefiederten Sängern nicht stören soll.
Sugendfilmftunden
auch dort, wo kein Kino ist
Um auch den Jungen und Mädsln in Orten ohne Filmtheater Gelegenheit zu geben, gemeinsam mit ihren Kameraden und Kameradinnen jugendwerte Filme zu sehen, führt die Gaufilmstelle im Einvernehmen mit der Bannführung der HI. in folgenden HJ.-Stand- orten laufend Jugendfilmstunden durch: Harterbach, Wildberg, Sulz, Deckenpfronn, Stammheim, Althengstett, Bad Liebenzell, Unterreichenbach, Birkenfeld, Feldrennach, Neuenbürg, Dobel und Hofen.
Im Mai kommt der Film: „Das große Spiel" zur Vorführung.
Wir sehen im Film:
„Ein hoffnungsloser Fall" im Tonfilmtheater Nagold
Der Film erzählt die Geschichte eines eleganten, hübschen und sehr verwöhnten Mädchens mit Namen Jenny, das eines Tages einen ganz neuen Einfall bekommt: es will arbeiten. Der vom Schicksal ihm versetzte Rippenstoß ist indessen mehr als eine bloße Laune. Es lernt begreifen, daß das Leben kein Spiel ist. Es stellt sich dem Leben und will Medizin studieren, ohne jemals vorher, daran gedacht zu haben. Dieser Racker, der bisher mit irrsinnigem Tempo durch die Welt raste und die Umwelt mit seinen gedankenlosen Allüren rein zur Verzweiflung brachte, wird vorerst einmal als „Ein hoffnungsloser Fall" vom Onkel. Doktor wieder ins flotte Leben zurückgesteuert, um sich dann in den besagten Arzt zu verlieben. Es gibt eine Reihe äußerst heiterer Situationen, ungewollter Überraschungen, aber auch ernstester Auseinandersetzungen. Die Herren Doktoren müssen erkennen, daß die Liebe keine Krankheit ist und nicht alle Fälle als hoffnungslos zu betrachten sind.
Nagolder Stadtnachrichten
Frau Luise Schorpp, Gattin des Ober- » schasfners a. D. Kaspar Schorpp, Weingarten- stratze 13, wird heute 84 Jahre alt.
Oie Zukunft -es selbständigen Handwerk»
ReichSwirtschaftSminister Funk besichtigte die „Leistungsschau des Rüstungshandwerks". Er betonte dabei dem Reichshandwerksmeifter Schramm gegenüber folgende GedankengSnge: Ein selbständiges Handwerk, das sich im totalen Krieg so gut bewährt und behauptet, braucht um seine Zukunft mich dem Siege keine Sorgen zu haben. Auch die Etillegungsaktion kann diese Ueberzeugung nicht be- «inträchtigen, denn st« hat einzig und allein dem totalen Krieg zu dienen und sich nur auf die vorübergehende Einstellung solcher Betriebe zu erstrecken, die im Kriege entbehrlich find. Der nationalsozialistische Staat wird nach dem Sieg« tatkräftig die Wiedereröffnung stillgelegter Betriebe strdern und darüber hinaus auch die Neueinrichtung von Handwerksbetrieben erleichtern, vor allem zugunsten der Kriegsteilnehmer. Die Grundlage selbständiger kleiner und mittlerer Betriebe soll in Deutschland noch breiter werden.
Oer Unteroffizier als Vorkämpfer
Entsprechend dem erweiterten Aufgabenbereich und der erhöhten Verantwortung müssen die Unteroffiziere den Offizieren an Gradheit und Stärke des Charakters gleichkommen, dürfen an Wissen und Können nicht viel hinter ihnen zurückstehen. Ihr Beispiel ist richtunggebend für den Einsatz der ihnen anvertrauten Einheiten. Heute wie gestern und morgen ist es ihre vornehmste Auf- gäbe, ihren Männern im Augenblick der Gefahr voranzugehen, ihnen auf dem Gefechtsfeld vorzukämpfen
Im gegenwärtigen Krieg haben die Unteroffiziere die auf sie gesetzten Erwartungen nicht nur voll erfüllt, sondern noch weit übertrofsen. Die Berichte des OKW. und oer Propagandakompanicn wissen immer wieder hervorragende Taten von Unteroffizieren aller drei Wehrmachtteile zu schildern Bald hat ein Feldwebel oder Wachtmeister 20. Flugzeug oder seinen 15. Sowjetpanzer abgcschossen, bald ist er mit mehreren Gefangenen Und wichtigem Nachrichtenmaterial von einer Streife ins Niemandsland zurückgekehrl, bald hat « mit einer Handvoll rasch zusammenaerafster Trotzleute ein von den Bolschewisten umstürmteS Mtei/"^ ""^ gegen erdrückende Uebermacht ge-
Eine große Anzahl vdn Unteroffizieren ist Trä^ ger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes, mehreren von diesen wiederum ist bereits das Eichenlaub dazu verlieben worden. Noch weit größer ist
die Zahl der Unteroffiziere, die mit dem Deutschen Kreuz in Gold, mit dem Eiserne» Kreuz 1. und 2. Klasse geschmückt sind oder die wegen Tapferkeit vor dem Feinde zu höheren Dienstgraden oder gar zum Offizier befördert wurden.
Ehemalige Unteroffiziere haben sich als Offiziere an der Spitze von Kompanien, Bataillonen und Regimentern, «von Divisionen und Kampfgruppen als mittlere und höhere Führer bewährt. haben wie der Fallschirmjägergeneral Ramcke, ganz Außerordentliches geleistet. Zehntausende haben ihr Blut und Leben dahingegeben. Die Truppe ist von dem Bewußtsein durchdrungen, daß sie sich in jeder Lage aus ihre Unteroffiziere verlassen kann. Sie folgt ihnen durch dick und dünn Das deutsche Volk aber kann nicht genug tun, den Unteroffizieren tbren Dienst zu danken und zu löhnen. V
Kraftfahrzeuge bei Fliegeralarm
Neben den Kraftfahrzeugen der Wehrmacht, bei Polizei, der Feuerwehr usw. dürfen auch ander« Kraftfahrzeuge bei Fliegeralarni verkehren, beispielsweise di« der Aerzte und Hebammen, der Reichsbahn und Reichspost, des Werkluftschutzes, des Zeitungsdicnstes usw. Alle diese Fahrzeug« sind nach ihrem Zweck verschieden gekennzeichnet.
Nach einem Erlaß des Rcichssührers U und Chej der deutschen Polizei soll nach und nach ein ein- heitlicheS Erkennungszeichen sür dies« Fahrzeuge eingeführt werden. Es besteht aus einem mattblauen Dunkel umrandeten Schild mit dem Sinnbild einer Fliegerbombe in schwarz. DaS Schild wird so angebracht, daß es bei Dunkelhei! von dem Tarnscheinwerfer beleuchtet wird und seine Erkennbarkeit gewährleistet ist. Zunächst wird das neue Erkennungszeichen wegen Material und Arbeitsersparnis nur für Kraftfahrzeuge der Glie- derungen des Luftschutzes, der Bau- und Stkr- trupps der öffentlichen Versorgungsbetriebe und Straßenbahnen, des motorisierten Katastrophendienstes des NSKK.,'der Werkflak, der Gaueinsatzstäb« der Reichsverteidigung Kommissare und der im Luftschutz eingesetzten Rad- und Hilfskommandoi eingeführt.
ü> Ikiirre
In den letzten Monaten wurden in Deutschland 150 000 Betriebs-Verbesserungsvorschläge cingereicht Zwei Drittel der gemachten Vorschläge konnten in der Praxis durchgeführt werden, wodurch es gelang, 15 000 Arbeitskräfte für andere Aufgaben freizumachen. Außerdem konnten wesentliche Ersparnisse an Energie, Material und Zeit erzielt werden.
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Um zu Weihnachten 1943 wieder Spielzeug zu haben, wird die Hitler-Jugend außerhalb der Arbeitszeit in den Betrieben wieder ein Spielzeugwerk als Teil» ihres Kriegseinsatzes durchführen. Als Beginn des Spielzeugwerkes der HI. 1943 wurde der 1. Juli festgesetzt.
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Zum Schuh von Betrieben einberufener Handwerksmeister hat der Reichswirtschaftsminister verfügt, daß bei Uebernahme eines Handwerksbetriebes Im Wege der Pacht, des Erbgangs oder der Schenkung eine Vedürfnisprüfung erforderlich ist. Diese Prüfung habe lediglich den Zweck, den Behörden und handwerklichen Organisationen die Möglichkeit zur Einschaltung und Beratung der einberufenen Handwerksmeister zu geben.
In einem Erlaß an den Reichsinnungs-Verband des Uhrmacher-Handwerks regelt der Reichskommissar für die Preisbildung die Entgelte für Ueber- holungs- und JNstandsetzungsarbetten an Uhren. In einer Anlage werden die Preise aufgeführt, die gefordert oder gezahlt werden dürfen.
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Reichsarbeitsdienstsührerinnemdie sich auf Grund ihres Reichsarbeitsdienstscheines um Beamten- und Angcstelltenstellen des öffentlichen Dienstes bewerben, sind por alle» sonstigen Bewerbern zu bevorzugen, soweit es sich um Stellen handelt, die zweckmäßig mit weiblichen Personen zu besehen sind.»
Gedenktag deutscher Schande
Der krnnrösiseüe Nvickliiellner von Oalrv unü IIii>nu lieü beute vor 230 Inliieu
UviävIbeiK eiuüselleni
Schon mehrere Jahre vor dem verhängnisvollen Jahre 1693 hausten die Franzosen wie Mordbrenner und Banditen im westlichen Deutschland. Das „heilige römische Reich deutscher Nation" war altersschwach und müde geworden, und so vermochten die barbarischen Kolonnen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. ungehindert zu sengen und zu brennen. Unter ihrem Wüten hatte besonders der Garten Deutschlands, die schöne Pfalz, zu leiden.
Aber auch unsere Gegend war dem Mordterror der Franzosen in furchtbarster Weise ausgesetzt. Bereits am 18. September 1692 war das schöne Kloster Hirsau samt dem prächtigen Jagdschloß von den Horden des Generals Mölac in Brand gesteckt und in Trümmer gelegt worden. Am folgenden Tage wurde Calw niedergebrannt. Helle Lohe flammte auf über den Gipfeln, während die Feinde „mit Poltern und Schlagen, mit Sak- ken und Packen, mit Fortschleppen des Raubes" in den Straßen hausten und sogar aufgegriffene Bürger zwangen, selbst Feuer anzulegen. Die Stadt brannte einschließlich der Kirche, einer der schönsten im Herzogtum, vollständig nieder. Nur 4 Gebäude blieben verschont, außerdem einige Hütten, „die hie und da an den Bergen Lebten". Auf mehr als 100 Wagen führten die Franzosen ihren Raub aus dem Nagoldtal. „Selbige Nacht, am Montag (19. Sept.) haben ne das erste Haus angezündet, und sie haben dann selbige Woche zugebracht mit Plünderei und Brennen bis auf den Freitag, daß die ganze Stadt samt den Vorstädten verstört und in Rauch anfgegangen."
Endlich sollte deutscherseits der französischen Soldateska energischerer Widerstand entgegengesetzt werden. Aber ehe es dazu kam, verübte Melac einen Meisterstreich nach seiner Art.
Mit 50000 Mann zog er Mitte Mai vor Heidelberg, das nur rnäßig befestigt war. Die Besatzung und die Bürgerschaft — alles in allem nur einige tausend Mann — waren mutig genug, die Stadt noch einige Zeit zu halten. Aber der Kommandant Hedersdorf (in anderer Schreibart Heidersdorf f) war ebenso feige wie unfähig.
Mit Mühe gelang es, ihn an der sofortigen Kapitulation zu hindern. Doch diese Memme hatte nicht die mindeste Kraft zum Widerstand. Zitternd und zaghaft eilte er unentschlossen und klagend in seinen Gemächern im alten Schloß umher, und nur mit Verachtung blickten Offiziere und Mannschaften auf diesen charakterlosen Feigling.
Am 21. Mai hatte der französische Mordbrenner seine Aufstellung beendet, und nun begannen die Kanonen zu dröhnen.
Jetzt ließ sich Hedersdorf nicht mehr halten. Er gab den Außenposten den Befehl, zurückzugehen.
Sofort drangen die Franzosen nach. Vergeblich suchte ein entschlossener Offizier durch einen energischen Vorstoß den Feind zurück-
zuschreckeu. Aber die Übermacht war zu groß, und mit den zurückgedrängten Deutschen drangen die Franzosen in Heidelberg selbst ein.
Furchtbare Augenblicke folgten.
Die Einwohnerschaft, die die Franzosen schon von ihrem Einfall im Jahre 1689 kannte, drängte dem Schlosse zu. Die wackere Besatzung war so nicht mehr in der Lage, wirksam dem Feinde Halt zu gebieten.
Die Franzosen hieben alles nieder, was ihnen in den Weg kam: groß und klein, arm und reich, alt und jung. Dutzendfach lagen die Leichen in den Straßen, und der Feind drängte immer mehr nach.
Inzwischen hatte der Bluthund Melac den Erfolg eines Teiles seiner Truppen bemerkt und befahl nun den allgemeinen Sturm. Die schwache Verteidigung mußte Weichen, und überall drangen die Franzosen ein.
Kniefällig baten Frauen, Kinder und Greise den französischen Heerführer um Schonung^ Aber nur kaltes, erbarmungsloses Lächeln war die Antwort.
Da flammte auch schon die Brandfackel auf Kirchen, private und öffentliche Gebäude. Eine sengende Glut wälzte sich über die ganze Stadt.
Wie gehetztes Wild flohen die unglücklichen Einwohner rn ihre Hauser. Sie wurden von den sengenden und plündernden Franzosen wieder heransgetrieben, Frauen und Mädchen wurden in bestialischer Weise mißhandelt, Männer, die ihre Angehörigen zu schützen suchten, wurden zu Boden geschlagen. Jenen erschlugen die brennenden Balken seines zusammenstürzenden Hauses, diesen streckte ein Säbelhieb auf der mutig verteidigten Schwelle nieder.
Heidelberg schwamm in Blut und Feuer. Ohne Schonung wurde die Mordbrennerei fortgesetzt. In einem Meer von Blut und Feuer feierten die Franzosen ihren „Sieg".
Im Schloß traktierte ein deutscher Offizier den schuftigen Kommandanten mit dem Degen vor der ganzen Mannschaft. Was half's? Die prächtige Stadt lag in Schutt und Asche. Die Besatzung konnte das Schloß frei verlassen, aber es sank in Trümmer . . .
Weder Lebende noch Tote schonten die Banditen. Selbst die Särge der pfälzischen Kurfürsten wurden erbrochen, die Gebeine aus der Gruft geworfen und verbrannt.
Heidelberg war nicht mehr.
Als Mahnmal schaut die Ruine nach Westen!
Nie mehr werden wir etwas derartiges in Deutschland erleben! Dafür bürgen unsere tapferen Soldaten, die heute an den verschiedenen Fronten die deutsche und mit ihr die europäische Kultur gegen asiatische Barbarei und jüdische Unkultur verteidigen.
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( 61 . Fortsetzung)
„Alles in Ordnung!" lacht das Mädchen' -i
Eigentlich muß ich Sie um Nachsicht bitten. Ich war mit meinen Gedanken wirklich woanders "
„Sie. können sich vielleicht dadurch erkenntlich zeigen, dag Sie mir sagen, wie man am schnell, sten zum .Silbernen Mond' in Heidenau ge- langt?" "
^ — Sie auch? Dann haben wir den gleis
chen Weg. Das heißt nicht heute. Heute schlaf ich in der .Goldenen Sonne', aber morgen werden wir uns dann auf der Burg Wiedersehen. Sie sind doch von der Presse?"
„Nein, das nicht", sagt Richard Sprenger. Kennen Sie>zufällig Frau Lore Sprenger vom .Silbernen Mond'?" ' -
Die junge Dame stutzt. „Sprenger? Nein Frau Lore heißt nicht so. Sie ist die Schwefle, des Leiters und heißt van Stoppen. Wenn Si« diese Dame meinen?"
„Ja. Die meine ich. Gestatten Sie: Ich heiß« Richard Sprenger. Diese Frau ist meine Frau."
„Und der Pumpel ist Ihr Kind?"
Richard nickt stumm.
„Ich heiße Gisela Pfannschmidt. Der Pumpel ist immer gut Freund mit mir gewesen. Ich beneide Sie um dieses Kind!
„Kann ich Sie irgendwo für 'ne halbe Stund« sprechen, Fräulein Pfannschmidt? Es hängt sehr viel für mich von dieser Aussprache ab. Ich möchte, ehe ich nach Heidenau fahre, klar sehen?
Ein kurzer, prüfender Blick, dann ein Hände- druck. „Kommen Sie mit mir zu meinem Vater in die .Goldene Sone'. Da sind wir ungestört."
Und nun erfährt Richard Sprenger zum ersten Male, was Wahrheit und was Dichtung an Hildes Geschichte ist.
„Du mußt schön schlafen, Pumpel", hat die Mutti gesagt. „Ich geh noch ein wenig auf den Berg, hörst du? Wenn du etwas nötig hast; dann drückst du aufs Knöpfchen! Gute Nacht! mein Mädelchen!"
„Gute Nacht, liebe Mutti!"
Pumpel ist ein artiges Kind. Es hat gelernt, daß die Großen manchmal abends au-g-hsn und die Kleinen allein bleiben müssen. Angst kennt! das kleine Fräulein nicht, der schwarze Manns ist bei Sprengers nie als Kinderschreck ringe-, kehrt, für Pumpel ist der Schornsteinfeger ein lustiger Onkel.
Pumpel legt sich also gehorsam ins Bett. Aber als Mutti dann weg ist, lockt das Klingelknöpf- chen doch mächtig. Es macht ihm zuviel Spaß. Schwupp — schon hat der kleine Finger ihn tief ins Holz gedrückt. Nun fällt in der Küche eine Klappe herab, und das KUchenmädchen sagt: „Ah, der Pumpel! Mal wieder eine Limonade."
Alle lieben und verwöhnen den Pumpel. So bekommt er auch schleunigst seine Limonade, dick angerührt. Das Küchenmädchen Hanni bringt sie herauf und guckt mit der Kleinen auch gern noch ein wenig aus dem Fenster. Man kann von hier die Burg so gut sehen mit ihren vielen bunten Lichtern. Es muß unheimlich schön sein. Ach, wenn man da mal hinaufkönnte!
„Da — hörst du? Da kommt noch ein Auto zu uns! Latz uns gucken!"
Wirklich! Ein Auto! Die Lichter seiner Scheinwerfer sind auf die Einfahrt des Hauses ge-! richtet. Eine Hupe fordert Einlaß.
„Ach du lieber Himmel! So spät kommt da noch einer?"
Das Auto rollt hinein. Ein einzelner Herp springt aus dem Wagen, er geht nicht, nein, ev läuft beinahe ins Haus hinein.
In diesem Augenblick wird der Pumpel le, bendig, ja verrückt. So scheint es der verblüfft ten Hanni wenigstens.
„Das ist er! Das ist er! Mein Pappi! Mein, lieber Pappi! Paaapi! Paaapi!"
Hanni hat noch immer nichts begriffen, da ist der Pumpel schon aus dem Zimmer und husch! j— über den Gang.
„Pumpel! Rest! Willst du wohl!? Du wir» dich fa erkälten!"
Hanni ruft umsonst. Sie sieht gerade noch emen flatternden Hemdzipfel um die Ecke ent. schwinden. Keine drei Herzschläge später erfüllt ein Gebrüll den Empfangsraum, so jauchzend und so voller Seligkeit, daß der Hanni gam komoch zumute wird. Rein, wie kann der Pumpe! sich freuen!
„Mein Pappi! Er ist wieder da, der lieb« Pappi! Und du gehst nicht mehr weg! Du bleibst letzt immer bei uns, ja? Mein lieber, beste, Pappiliii!"
Richard ist ganz still und preßt sei« Kind fest an sich.
„Pumpelchen! Liebes kleines Frauenzimmer!" flüstert er dann mit rauher Stimm«. „Hab ich dich wieder!"
Seit seine Mutter starb, hat er nie wieder geweint. Heute schämt er sich der Tränen nicht.
Lore sitzt allein auf ihrem Platz! Sie zieht das Wolstäckchen fester um die Schultern. Der Abend wird kühl. Die Probe wird noch lange dauern, denn Rolf läßt einige Szenen noch einmal wiederholen.
Da sagt es neben ihr ganz leise: ,K»rle!"
Einen Augenblick erstarrt ihr das Herz, aber dann weiß sie, wer hinter ihr steht und ruft. Doch sie vermag sich nicht zu rühren.
„Richard!" flüstert sie. „Richard! Bist du doch zekommen?"
„Ja. Ich warte auf dich. Komm!"
^ Sie steht auf und wendet sich langsam zu ihm. schnell muß er zuspringen, denn'sie schwankt^ als versagten die Beine den Dienst. Er schiebt seinen Arm unter den ihren.
,Sehen wir, Lorle!"
Sie sieht ihn lange an. „Ja, Richard", sagt sie dann nur. „Ja."
Im Dunkel des Bergwaldes wartet eine Bank, schlicht züsammengefügt aus unbehauenen Ästen. Die Holzarbeiter haben sie wohl hierhergesetzt. Da sitzen sie nun, Richard und Lorle.
„Bist du froh, daß ich da bin?"
„Ich Hab so auf dich gewartet, Richard. —- Warum hast du mich so entsetzlich erschreckt?"
„Ich dich erschreckt? Aber Kind, das versteh ich nicht. Hat Hilde dir nicht gesagt, wie ich ' auf ein einziges liebes Wort von dir warte?"
(Fortsetzung folgt.) ^