Mutter und Bott /

Oeckaoken rum äluttertog Von Karl kdelokurtk

Von allen Wegen, die wir im Leben gehen, ist der Weg zur Mutter der schönste. Ueber ihm leuch­tet es heimatlich, denn an seinem Ende schlägt ein Herz, das uns aufnimmt, wie wir auch kom­men mögen, ob bittend oder schuldbeladen, ob hung­rig oder trotzig, freudvoll oder leidvoll. Mögen sich hundert Türen vor uns verschließen: das Mutter­berz steht uns immerdar offen.

Der Weg zur Mutter ist nie ein Wagnis, son­dern immer eine Erfüllung. Ihr Wesen ist der In­begriff der Güte und Treue, des Trauten und aller jener Kräfte des Guten und Frohen, von denen wir unbewußt leben, die wir auch nie mit einem letzten Namen zu nennen vermögen. Im NamenMutter" ist alles beschlossen: Wurzel und Wipfel unseres Seins, tiefster Traum und taghelle Wirklichkeit einer Lirveskraft, die alles überwindet, alles leicht macht und alles verklärt.

Urberschauen wir unser Leben: vom ersten Schritt, den wir in die schützend geöffneten Arme der Mutter taten, bis hin an die Grenze unseres Lebens, immer gingen und gehen wir den Weg zur Mutter und ihrem Herzen. Ihr Bild stand uns vor dem inneren Auge, als wir die Gefährtin unseres Lebens suchten. Kein Glück macht uns wahrhaft froh, an dem wir sie nicht teilhaben lassen.

Kein Dank ist groß genug für das, was uns o>e Mutter getan hat und bis zu ihrem letzten Atemzug tut Sie selbst aber erwartet keinen ande- .«n Dank von uns, als daß wir echt und stark, :ein und groß sind und das werden, wovon sie räumte, als sie uns unter ihrem Herzen trug Ihr Glaube an uns ist ihre Freude und ihr Stolz. Sie will ihr Fleisch und Blut in uns blühen und reisen sehen, aus daß der ewige Sinn der Liebe n Erfüllung gehe und vollendet werde.

Unser Dank an die Mutter ist die Ehrfurcht vor ihrem hohen Bild, ist die Gestaltung und Reise

unseres eigenen Lebens und Wesens, in dem sich ihr tiefster Traum verwirklicht.

Es gibt für uns auf Erden nur noch eine Wirk­lichkeit. die an innerer Größe und lebenspendender Wärme mit dem Wesen der Mutter verglichen wer­den kann und recht eigentlich in einem tieferen Sinne die gleiche Wirklichkeit ist: es ist das Volk. Unfaßbar dem Verstand, fühlbar nur dem Herzen so trägt und nährt das Volk aus den gleichen Kräften wie die Mutter den einzelnen.

Nie kam uns die Verbundenheit von Mutter und Volk tiefer zum Bewußtsein als in unserer Zeit, in der der Krieg die höchste Bewährung von uns allen fordert. Mit dem Volk sind die Mütter ver­bunden durch ihr Blut, ihre Opfer und die Sprache ihres Herzens durch ihren Glauben an den Sieg des Lebens, durch ihre Bereitschaft zum höchsten Dienst. Sie haben ihre Söhne nicht geboren, daß diefe sinnlos geopfert dahinsinken, sondern daß sie mit ihrem Leben und Sterben dem Volk dienen und jenem Strom des Blutes und Geistes, der den einzelnen überdauert.

Jede Mutter weiß, wie mächtig der Tod ist. Sie hat ihm in ihrxr schweren Stunde ins Auge ge­sehen. sie sah ihn tausendfach das Leben ihrer Kin­der bedrohen aber sie hat ihn überwunden Lurch die Kraft ihrer Liebe und Treue AuS ihrem Wis­sen um den Tod hat sie das Leben stärker gemacht.

Als Millionen Mütter unserer Zeit erkannten, welches Schicksal über unser Volk yeretnzubrechcn drohte, da jprangen ihre Herzen in ihre schaffen­den Hände und sie bannten die Gefahr. Seitdem sind wir unüberwindlich

Mutter und Volk vor ihrem heiligen LebenS- gut neigen wir uns heute in Ehrfurcht. Alles, was wir sind und vollbringen, stammt aus dieser Quelle, aus der auch der Sieg kommen wird, an den wir selsensest glauben.

Die Birkenbank /

ölutter errSKIt eine t-esclitclite Von Hans OLkßeo

Als die Bornmüllerin de» Bub unterm Herzen trug, schlug der Müller die Birke draußen im Grund und machte aus ihr die Bank.Damit du sitzen kannst, wenn di» müde bist, Annal" sagte er zur Frau, als er ihr die Bank zeigte unterm Lin- oenbaum.

Da saß die Müllerin nun manche Stunde, hörte auf das Rauschen im Baum, aufs Vogelsingen und ruf die Wasser der Mühle. Und von all dem er­zählte sie dem Kind, das sie trug . . .

Als der Peter im Wagen lag, saß die Mutter wieder gern aus der Birkenbank, stieß den Wagen vorsichtig mit dem Fuß. daß er «ln Stück zurück­rollte und aus dem ein wenig abschüssigen Wege wieder auf sie zukam. Das gefiel dem Peter, er strampelte mit Händen und Beinen.

Der Bub wuchs und spielte unterm Linden­baum, indes die Mutter auf der Bank saß und strickt!:. Manchmal erzählte sie ihm ein Märchen.

.Noch^eins, Mutter" bat er; aber auch diese Zeit ging vorüber, und manchmal kam es nun chon vor. daß die Mutter allein war aus der Bir- /enbank...

Der Bub ging in die Fremde.

Es war noch die Zeit, da man im Felleisen seine Habe mit sich trug auf der großen Wanderschaft von Mühle zu Mühle. Heimlich legte die Mutter

Brief vom Kuba«/

Seit Mitternacht lag ein Trommelseuer aus den Stellungen des Kuban-Brückenkopfes, das sich ver­bissen steigerte und wütend in seine schwarze, von Sonne und Wind zu Staub gedörrte Erde krallte. Unaufhörlich krachten die Granaten, surrten zischend glühende Eisenfetzen über die Gräben und Bunker der deutschen Stützpunkte.

Um die halbe Nachmitlagszeit war es, als ein Volltreffer einen der Unterstände traf. Eisen und Stahl rissen die Erde auf, Balken splitterten, Men­schen stöhnten, und über allem tobte rechts und links und vorn und rückwärts die Feuerwalze wei­ter. Durch den Laufgraben stürzte die Nachbar- zruppe herbei und half den verschütteten Grena­dieren an die Oberfläche. Gott sei Dank, waren bis auf den Gefreiten Möller alle noch glimpflich da­vongekommen. Aber ihn, den Werner, hatte es schwer getroffen. Das rechte Schlüsselbein gebrochen und die Hüfte von einem Splitter verletzt, so trugen ihn die Kameraden zum Nebenbunker. Sorgfältig behandelte und verband ihn der Sanitäter. Aber bei der Sicht des Feindes war ein Zurückschaffen vorm Dunkelwerden gar nicht möglich.

Werner lag in seinen Decken und lächelte. Tap­fer verbiß er die Schmerzen und sah dankbar zu den helfenden Freunden aus.Ich habe gewußt, daß es uns heute treffen würde, wo wir so gar nichts tun konnten und nur sitzen und warten", sagte er,aber ich bin nun froh, daß ihr wenigstens alle heil dabei geblieben seid. Und mit mir, das ist ja nicht so schlimm, das wird bald wieder werden." Sie sahen, wie er litt; die Schulter mußte ja auch verteufelt schmerzen.

Doch der Gefreite Möller wollte es nicht zeigen und verzog keine Miene.Bevor ihr mich gleich am Abend fortschafft, gebt mir doch noch den Brief aus meiner linken Rocktasche. Ich will ihn noch einmal lesen, ich schrieb ihn meiner Mutter zum Mutter­tag. Schickt ihn bitte morgen mit den Berpslegungs- wagen ab." Al« seine Linke den Brief fassen wollte, fiel sie matt herab.Ich kann nicht, Hannes, lies ihn mir bitte vor", bat Werner seinen besten Kame­raden, der neben ihm saß. Sie wußten immer alles umeinander und standen sich sehr nah. Hannes zog dir zitternd brennende Kerze zu sich und las mit anfangs belegter Stimme, die immer froher und lichter wurde.

Meine liebe Mutter!

,,Anem besonderen Anlaß schreibe ich Dir H möchte es in diesem Jahre nicht ver- Deinem Tag, dem Tag aller Müt- möchte Dir Glück wünschen Ä öugleich hoffen. daß ich dies noch recht oft tun M'.Noch nie vorher habe ich e» o als die schönste AM Di-, °m Muitertag den Dank

dafür abzustatten oder vielmehr Dir wenigstens in Aorten zu danken für all die Mühen und die Opfer ^ Du für Dein Kind, für mich, gebracht hast. Erst K«» Erleben hier draußen an der Front und da»

ein Stückchen weiße Rinde von der Bank dem Peter unten ins Felleisen. Dann ging er davon ...

Manche Abendstunde saß die Mutter auf der Bank und dachte an den fernen Sohn. Manchmal kam der Müller ein Weilchen heraus, aber er hatte wenig Zeit und war auch ein unrastiger Mann, der nicht gern ruhig saß. Da war die Mutter bald wie-, der allein...

Als der Sohn heimkehrte, mar der Vater gerade gestorben.

Sie begruben ihn auf dem Gottesacker des Dor­fes, das eine Stunde talaufwärts lag, pflanzten Blumen auf sein Grab und gingen zur Mühle zu­rück, Mutter und Sohn ... Es war Herbst

Die Schwalben waren schon weg, und in den Gärten standen leuchtend die Astern und die Son­nenblumen.

^ Auf der Bank saßen die beiden. Der Sohn er­zählte von der weiten, wunderbaren Welt. Die Mutter hörte eS aufmerksam. Dann sagte sie leise: Nun will ich auch dir eine Geschichte erzählen."

Von der Bank sprach sie, von der weißen, alten Btrkenbank. von dem, was sie ihr war und ist Da strich der Sohn der alten Frau über das sil­berne Haar und meinte:Mutter, viele Ding« habe ich gesehen und gehört auf meiner Wanderschaft, aber deine kleine Geschichte dünkt mir schöner als alles da draußen in der Welt."

Oos klick cker ölulter ak Keoklguell

Von kriegsderiekter Herder» diI« Komp

Leben überhaupt In diesem Krieg haben mich ge­lehrt, den Wert meiner Mutter ganz zu erkennen

Und ich glaube, Dir auch deshalb heute sagen zu dürfen, was man sonst nicht gerne sagt: Im­mer. wenn wir begannen, unser Leben für nicht inehr wert zu halten, fing es da drinnen an zu bohren, und ich mußte an Dich denken, wußte ich doch, daß Du Tag und Nacht bei mir bist; und dann gewann ich meine Ruhe wieder und wollte nichts anderes tun. als Dir Ehre zu machen. Und so erkannte ich, was Du mir bist. Nie hatte ich das vorher gewußt. Ich weiß nun auch, daß Du Dich darüber freust, deshalb habe ich Dir dies ge- schrieben.

Ein paar Blumen möch­te ich in Deine niemals ruhenden Hände legen und einen Dankeskuß aus Deine Lippen drücken, doch ich weiß, daß dieser Brief an Deinem Ehren­tag Dein größtes Ge­schenk sein wird. Ich sehe Deine treuen Mutter­augen lächeln; so sind sie immer über mir und ich fühle mich in ihrem Glanz geborgen. Ach, Mutter, daß ich jetzt weiß, wie groß und herrlich Du bist, wie wunderbar doch alle Mütter über ihren Söh­nen stehen; es macht mich ja so froh und reich und Dir immer so dankbar!

Dein Werner.

Stille war'S im Bunker. Heiß ging der Atem durcheinander. Dix Grenadiere schauten in das gelbe Licht der abgebrannten Kerze und gedachten derer, die der Brief rief. Söhne, aus den Schlach­ten als Helden gewachsen, dankten in stummer Zwiesprache ihren Müttern.

Und oben trommelte immer noch die bolsche­wistische Artillerie, heulten deutsche Geschütze ihr unvermindert Antwort in den sinkenden Abend.

Ich danke dir, Hannes!" Werner lachte ihm zu. Seine Augen leuchteten.Gebt mir aber den Brief morgen mit!"Ja, wird besorgt. Und nun wollen wir mal den Weg zum Verbandplatz vcr- suchen." Zwei Krankenträger schoben behutsam die Trage über den Laufgraben in die Nacht.Ich komme bald wieder!" waren Werners letzte Worte, als die Dunkelheit sie verschlang. Mütter, eure Heldensöhne sind doch zurr schönstes Dankt

Ls ist nichts'reizender, als eine Mutter zu sehen mit einem Kinde auf dem Arme,- und nichts ist ehrwürdiger als eine Mutter unter vielen Kindern" (Goethe) Zeichnung: Gustl Koch

Tapferes Mutterherz /

kiioe Leoäkluug nm-Sakillers StuIIer Von Oskar 6. koerstor

Tausend bunte .Lichter schimmerten am Abend des 22. September 1782 im Park der Solitude. des Lustschlosses des Herzogs Karl Eugen von Würt­temberg. Seine Herzogliche Gnaden feierten ein großes Gartenfest, und die Stuttgarter sammelten sich vor den schweren Toren der Gärten und blick­ten voll Festfreude aus den Glanz des im Lichter­schein marmorn schimmernden Schlosses. Auch Jo­hann Caspar Schiller, Oberaufseher der herzog­lichen Gärten, dessen Häuschen im Schlosspark stand, hatte Gäste. Sein Sohn Friedrich hatte Freunde, Offiziere und ehemalig« Karlsschüler, zwei Damen und den jungen Musiker Andreas Streicher mitgebracht.

Während der Vater ausführlich von den Vor­bereitungen zu dem großen Gartenfest erzählte, saß Friedrich Schiller neben seiner Mutter aus dem alten Ruhebett im Fremdenzimmer, streichelte zag ihre Hand und wartete auf ein Wort von ihr. Er sah wohl, wie Tränen in den Augen der Mutter glänzten der Anblick schnitt ihm ins Herz. Fester, flehend fast drückte er die von harter Arbeit rauh gewordene Mutterhand.

Elisabeth Dorothea Schiller führte in dieser Stunde einen schweren Kampf. Das Leben hatte es ihr nicht leicht gemacht. In den jungen Jahren ihrer Ehe war sie lange einsam, der Mann stand als Offizier im Felde. Von sechs Kindern star­ben zwei. In LudwigS- burg und dann auf der Solitude fiel es nicht leicht, die Familie mit dem knappen Gehalt zu kleiden und zu ernähren. Doch sprach jedermann voll Achtung und Be­wunderung von dieser Frau, dir sich ausopferte, wenn Mann und Kinder krank waren, von ihrer tiefen Gläubigkeit, mit der sie alle Schicksals­schläge überwand.

Friedrich war ihr lieb­stes Kind, da« mehr als die Schwestern ihre ganze helfende Liebe brauchte. Wie froh war sie gewesen, als er nach manchem Neiger mit dem strengen Hrqog endlich Regi- mentSarzt geworden war. Aber bald gab eS neue Sorgen. Dieser Jüngling, der ihre ganze Innerlich­keit und ihren nach letzter Wahrheit ringenden Geist in sich trug, wurde ein Dichter. In stolzer Er­regung laS die Mutter seineRäuber", durch die rin Sturm tobte, in denen jeder Satz wie ein mäch­tiges, reines Feuer loderte. In Mannheim hatte man das Stück aufgeführt, die Welt sprach davon. Aber der Herzog verbot dasKomödienschreiben" und verlangte, daß Friedrich nichts andere« tue als seinen Dienst. Arrest und strenge Bestrafung drohten dem jungen Dichter, wenn er,sich dem Be­fehl widersehte.

Dir Mutter kühlte mit ihm: wie mußte dies Ver­bot sein leidenschaftliches, tatenfrohes Herz treffen! Sir wußte, daß ftine Pläne in ihm reiften, und sein ungestümer Geist die Unfreiheit nicht ertrug.

Heute nun lasen die Mutteraugen eine feste Ent-

llvffenhrit in dem Gesicht de« Sohne«, als er mit en Freunden kam. Bange wurde ihr um« Herz, sie ahnte, daß ihr neue« Leid bevorstände. Und dann hatte er sich ihr anvertraut.

Muttergedeuken

Von lleioriel, Knacker Liebste Mutter, weit im fernen Gsten schau' ich zu öen Sternen Und geüenkr innig Sein.

Sehnsucht schlägt mit golörnen Klügeln, Einmal hinter hundert Hügeln Mröer ganz bei die zu feint

Venn ln deinem reisen Leben Will ein neues Jahr auhrbrn - Ein vollbrachte« schließt den Kret«. heimlich nah' ich mich »er Schwell», Küsse in der dSmmrrhrlle deine weißen haare leis'.

Und ich weiß, du wirst es fühlen,

Sv wie einen sanften, kühlen Hauch vom sungrn Zrühlingowtnd Mutter, au« de« Gsten, weiten, wo Sie grauen Scharen reiten, denkt an dich Sein fernes Kindl

Nur du, liebe Mutter, darfst alles wissen. Von dir kann ich nicht ohne Abschied fort. Meine,Raub«" werden in Mannheim wieder aufgesührt. Der In­tendant verlangt neue Stücke von niir. Hundert will ich ihm schreiben, sie glühen schon ln mir, rin Funke genügt, sie zur Flamme anzufachen. Mein Lebens­glück liegt in diesen Plänen, in Stuttgart würde ich ausglühen und erkalten. Ich ertrage die Ketten de« Herzogs nicht mehr. Darum will ich heute noch nach Mannheim fliehen. Streicher begleitet mich. Ich kann nicht zurückkehren, solang« der Herzog aus sei» nem Verbot besteht..

Die Mutter senkte den Blick. Sie wollte ihn nicht die große Enttäuschung sehen lassen, dte darin stand.

Hast du eS dem Vater gesagt?" sragte sie leise

Er darf eS nicht wissen. Er muß dem Herzog mit gutem Gewissen sagen können, daß er nichts von meiner Flucht geahnt habe. Er wird mir ver­zeihen. Aber du. Mutter, mußt mir sagen, ob du mich versiehst."

Friedrichs Augen bettelten um ein Wort, seine Hände preßten die der Mutter. Lange schwieg sie. Dann legte sie den Arm um seine Schultern.

Ich verstehe dich, mein Sohn. Es fällt mir schwer, dich fortgehen zu lassen. Wir wissen nicht, ob wir uns Wiedersehen. Aber ich glaube, daß du eine Kraft ln dir hast, die dich zum Glück führen wird. Mit meinem Herzen bin ich auch ln der Ferne immer bei dir. Vergiß das nie, Friedrich."

Am späten Abend verließ Friedrich Schiller mii dem Freunde das Vaterhaus. Die Mutter kämpfte tapfer gegen die Tränen an, als er ihr und dem Vater die Hand reichte.Besuch uns nächsten Sonn­tag wieder!" rief der Vater aufgeräumt.

Gegen Mitternacht sahen die Flüchtlinge von Ludwigsburg aus den Hellen Schein des Feuer­werks zum letztenmal. Der Hügel ln der Ferne war so hell beleuchtet, daß Schiller das Elternhaus er­blicken konnte. Da überkam ihn noch einmal der Schmerz des Abschieds und eine Ahnung de« Opfer«, das die Mutter aus sich genommen.

Vater und Mutter

Von 6»el Sooptmono

Vater und Mutter find ein schwacher Halt lk. diesem Leben. Vater und Mutter sind uns im in­nersten Ursprung geheimnisvoll verbunden, nur ein. wenig näher al« alle Dinge der Welt. So nahe. wie Zweige dem Aste, aus dem sie ins Licht drän­gen. Oder so fern auch wie die Blüte der Wurzel

Wen dte Dinge rings, die alle Lebensquellen sind, nicht halten und tragen, dir großen Mütter auch von Vater und Mutter, dem werden auch Mutter und Vater weder Stärke noch Stolz ins Blut brin­gen können. Und er wird nicht wie eine Flamme sein, die dem Winde zum Trotz aufrecht brennt. Oder nicht der junge Blütenzweig, der sich dem Frühlinaslichtr sehnsüchtig entgrgenstrebt. Krumm und verdorben werden seine Gänge elnherkrlechen.

Aber Vater und Mutter sind doch Mächte aus der Tiefe der Zelt.

Einmal, daß dte einzelne, Keine Menschenseele' wie ein fernes, erschütterndes Dröhnen heimlich den ehernen Klang vernimmt, was für tragende Gewal­ten Vater und Mutter ihrer Dürftigkeit und Armut seit dem ersten Lebensschrei bedeuten.

Vater und Mutter sind wir Sonne und Sterne. Vater und Mutter, das wird nicht aufhörrn, wie eine Sphärenmusik im Blute zu klingen.

Und wenn diese Sonne einmal untergegangen, wenn die Sterne erloschen sind, werden wir unsere Seele verdunkelt fühlen, unser Gemüt vrretnsmnt. Unsere Bestimmungen in der irdischen Welt hart «uf uns selber gestellt. Werden wir uns aufgerufer fühlen wie Kriegsleute auf Todesposten und »»« einem höchsten Glück entblößt und verarmt."