SchwarzwalS-heimat
Mk»ct»rict»t»r» »»» ck«> I^r«t»8«d!eten Oslvv unck Nszolet
Das liebliche Nagoldtal
Das Nagoldtal ist noch lieblicher geworden. Nun steht alles in voller B l ü t e. Jeder Baum, jeder Strauch, sogar das Spätobst blüht m einer Weise, daß es eine wahre Pracht ist. Selbst der letzte Schlehenbusch hat sich nnt Blütenweiß geschmückt wie seit Jahren nicht mehr. Der Bauer sagt dann, es gebe in einein solchen Jahre eine frühe Ernte. Wir wollen hoffen, daß das heurige, schon seit Jahrzehnten nicht mehr beobachtete, Blühen unserer Obstbäume ein gutes Obstjahr mit sich bringt. Allgemein ist festzustellen, daß die Obstbänme schön und gesund dastehen.
Aber auch die Saaten stehen schön und dicht. Sie sind nicht ausgewintert und berechtigen ebenfalls zu den schönsten Hoffnungen. Tie Kartoffeläcker sind nun auch bestellt, und nun werden nach und nach die Felder, die für Setzwaren wie Rüben, Kraut nsw.-bestimmt sind, gerichtet.
Der Wald hat ebenfalls sein Frühlings- kleid angelegt. Aus dem Dunkel der Tannen schimmert das junge frische Grün der Laubholzer. Selbst die wenigen Eichen, die ber uns wachsen, fangen an, zu grünen.
In Feld und Wald zwitschern von früh bis spät unsere gefiederten Sänger. Wie einseitig wäre die Blütenpracht des Frühlings ohne Vogelgesang! Beides gibt dem Menschen- hcrzen bei wärmendem Sonnenschein die richtige Frühlingsstimmung, die unsere Dichter zur Schöpfung unserer schönsten Volkslieder begeisterte.
Es gibt aber auch unerwünschte Frühlingsboten. Das sind die Maikäse r, die mit dem Beginn des Wonnemonats ihre gefährliche Arbeit im Obst- und Gartenbau ausgenommen haben und auch in der Forstwirtschaft mancherlei Schäden verursachen. Glücklicherweise ist bis jetzt ein stärkeres Auftreten dieser Schädlinge nicht zu beobachten.
So sind alle Voraussetzungen für ein gutes Jahr gegeben.
W i r aber wollen uns gegenseitig noch fester an den Händen nehmen, und noch enger aneinander schließen, weil es gilt, dem Beispiel der Front folgend, die Leistungen noch mehr zu steigern und keinen Augenblick müde zu werden. In der Unübertrefslichkeit unserer Soldaten, aber auch in unserer unermüdlichen Arbeit liegen die Voraussetzungen für den Endsieg und eine bessere und glücklichere Zeit.
Der Kreisleiter sprach
zur Eröffnung der Hanptkurzeit in Wildbad
Die Hauptkurzeit in Wildbad wurde am Sonntag mit einem festlichen Konzert eröffnet. Der Beauftragte der Badverwaltung, Regierungsamtmann Friz, ging in einer Ansprache auf die Aufgabe derselben ein. Anschließend betonte Kreisleiter Baetznerin einer kurzen Rede die Gesunderhaltung des deutschen Volkes als höchste Aufgabe des Nationalsozialismus im Dreiklang: Körper, Geist und Seele! Nur einem gesunden Volke sei es möglich, das zu leisten, was unsere Soldaten schon geleistet hätten. Die Gemeinschaft aller Deutschen müsse mithelsen. diese Menschen zu erhalten. Und dazu sei Wildbad wie geschaffen. Der Kreisleiter stattete Direktion und Mitarbeitern der Staat! Badverwaltung, den Ärzten und Schwestern der Lazarette und schließlich auch dem Gastwirts- und Beherbergungsgewerbe seinen Dank ab für die restlose Erfüllung ihrer Kricgsaufgabe, die er als einen Baustein zum Aufbauwerk bezeichnet^ der uns auch dem Siege näher bringe. Er sprach weiter von den ungeahnten Möglichkeiten für Wildbad nach dem Kriege und schloß mit einem „Glück auf" an die Bädcrstadt für die Zukunft.
Don der SA.»Standarte 414
Berglcichsschießcn - Vorbildliche Kameradschaft
Das Frühiahrsvergleichsschießen der SA.- Siandartc 414 findet am Sonntag, den 30. Mai 1943 statt. Durchführungsort ist jeweils der Standort des zuständigen SA.-Sturmes. Meldungen zur Teilnahme sind von der Partei und ihren Gliederungen sowie den angeschlos- sencn Verbänden an die SA.-Standarte 414, Calw, .oder an die Einheitsführer der zuständigen SA.-Stürme zu richten. Meldeschluß 15. Mai 1943.
SA.-Trupvführer G. Bavtenschlag in Böblingen. Angehöriger der SA.-Standarte 414, welcher als Einheitsführer an der Ostfront steht, stellte seinen-Wehrsold von 2 Monaten m Höhe von 200 RM. nnt folgenden Worten zur Verfügung: „Möge dieses kleine Opfer mit dazu beitragen, die erste Not der vom Schicksal so hart betroffenen Volksgenossen anläßlich des letzten Terrorangriffes auf unsere Landes- hanplstadi helfen zu lindern."
Kd5. im Nes.-Lazarett Nagold
Nachdem die Bunkcrtruppe Sepp Kalten- marktncr am gestrigen Nachmittage im „Löwen" eine geschlossene Vorstellung gegeben hatte, trat sie am Abend im Res.-Lazarett auf. Weitere KdF.-Abende dieser Truppe folgen in den Lazaretten in Hirsau, Bad Tein ach und Bad Lieben zell, Den Hauptteil des Programms bestritt Kaltenmarktner selbst mit zahlreichen Zithersoli, Schnaderhüpferln, baju- warischen Witzen u. a. m. Hildegard Moser wartete mit alteil und neuen Operettenliedern und Schlagern auf, während Daramanda Proben ihrer Tanzkunst zeigte. Kapellmeister Ludwig Schenk war ein unermüdlicher, temperamentvoller Begleiter am Flügel. Leider mußte die Attraktionsnummer der Vortragsfolge, die zwei Snitallos mit manipulierten Spielereien, wegen Plötzlicher Abberufung aus- fallen. Die Soldaten spendeten reichen Beifall.
Nagolder Stadlnachrichten
Heute verließen uns die von der NSB. im Rahmen der erweiterten Kinderlandverschickung in der Jugendherberge und im Kinderheim der Methodisten untergebrachten Kinder vom Niederrhein, die bei uns eine gastliche Aufnahme gefunden hatten. Sechs Monate waren die 90 Kinder im schönen Nagold und haben sich hier ausgezeichnet erholt. Die Nachricht, die Kinder, die diesmal in ganzen Klas- ien zu uns kamen, sollten in die Heimat zurückkehren, löste eine wahre Bestürzung unter ihnen aus, sie wären am liebsten in Nagold geblieben. — Demnächst werden die frei gewordenen Quartiere wieder belegt. — Am 7. Mai können drei N « golder Kinder nach Tirol-Vorarl
berg fahren und einen mehrwöchigen Erholungsaufenthalt dort genießen.
Wir sehen im Film:
„Die Reise nach Tilsit" im Tonfilmtheaier Nagold
Dieser packende Film erregte seinerzeit bei der Erstausführung nicht geringes Aufsehen. Ein Fischer steht im Mittelpunkt der äußerst dramatischen Handlung. Sein Leben fließt ruhig dahin, bis eine schöne fremde Fra» seinen Lebensweg kreuzt und sein Schicksal und das seiner Familie aufs stärkste beeinflußt. Bald wäre es zu einer grausigen Mordtat gekommen, aber es wendet stch schließlich doch alles zum besten. Die Hauptrollen sind mit hervorragenden Darstellern und Darstellerinnen besetzt, cke/r ^VLc/r-a^emsr'/r«se/r
Pfalzgrafenweiler. Am vergangenen Donnerstag wurde Frau Helene Ke et beerdigt.
Als junge Lehrerin war sie nach Teutsch-Süd- wesiafrika ausgcwandert, uni auf einer einsamen Farm Erzieherin zu sein. Immer war sie Trägerin und Mittlerin deutschen Volksgutes und deutschen Sprachtums. Nach 25 Jahren Afrika mußte sie krankheitshalber nach Deutschland zurück, ihren Mann und ihre Kinder zurücklassend. Als der Krieg einen immer größer werdenden Mangel an Lehrkräften mit sich brachte, meldete sie sich freiwillig trotz vorgerückter Jahre und körperlicher Beschwerden zum Schuldienst in der hiesigen Gemeinde, wo sie in ihrer mütterlichen Art als überzeugte Natiynalsozialistin wirkte.
Freudenstadt. Am 27. April ist Kommerzienrat Hermann Naegele im 65. Lebensjahr verschieden. Er war am 13. November 1878 in Friedrichstal geboren. Seine kaufmännische Lehrzeit machte er in der Manufakturwarenbranche in Reutlingen und war dann in Stuttgart tätig. Dann trat er bei den Vereinigten Seifenfabriken in Untertürkheim ein und wurde bereits im Alter von 24 Jahren Betriebsleiter des Zweigwerkes Winnenden. Er verheiratete sich 1904 in Augsburg und gründete dort die Import- unud Großhandcls- firma „Hermann Naegele Augsburg". Im Jahre 1926 wurde er in den Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft Union Augsburg berufen, die er sanierte und deren Betrieb er dann in Aalen fortsetzte.
Erweiterung der Llterngabe
Die Bestimmungen über die Gewährung der Elterngabe sind erweitert worden. Sie wird nunmehr auch für Söhne und Töchter bezahlt, die an den Folgen einer Notdienstoder Luftschutzdienstbeschädigung oder eines Personenschadens — unter anderem Luftangriffe — gestorben sind. Die Anträge sind bei den Versorgungsämtern der alten Wehrmacht zu stellen. Rat und Auskunft erteilen die Gaudienststelle der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung in Stuttgart, Kronenstraße 2 und die Amtswalter ihrer örtlichen Dienststellen.
Gräfenhausen wieder Bannmeister im Fußball
Letzten Sonntag standen sich, diesmal in Nagold, die Mannschaften der Gefolgschaften Gräfenhausen und Nagold gegenüber. Gräfenhausen siegte klar mit 4:0 Toren, nachdem das erste Spiel am Ostersonntag 3:3 geendet hatte. Gräfenhausen hat seine letztjährige Meisterschaft damit erfolgreich verteidigt.
Krankheiten and SWlinge in Seniiseknltnren!
Der Erfolg des Gemüsebaues hängt weitgehend von Kulturmaßnahmen und von der Bekämpfung der Schädlinge ab. Öftere Bodenlockerung ist für rasches und gesundes Wachstum erforderlich, wie auch zur Unkrautbekämpfung. Auch hängt vom richtigen Gießen viel ab. Nach Möglichkeit soll abgestandenes Wasser verwendet werdem wenigstens für empfindliche Pflanzen wie Gurken und Tomaten. Wo nnt Leitungswasser begossen werden muß, sollen die Pflanzen nicht damit übersprengt werden, am besten wird mit dem Rohr der Boden gründlich ourchtränkt, was zweckmäßig in viertelstündigein Abstand abends geschieht. Wird auch zweckmäßig gedüngt, so wird im allgemeinen ein gesunder Stand der Pflanzen erreicht. Doch kommen Schädigungen durch mancherlei Insekten «nd Pilzkrankheiten vor.
Sehr lästig sind die Schnecken. Die einzelnen Beete werden durch öfteres Ablesen frühmorgens gesäubert. Unterstützt wird diese Arbeit wesentlich durch Auslegen von Ziegelstücken, Brettstücken usw. worunter sich die Schnecken bei Tag verkriechen und so massenhaft vernichtet werden können. Große Flächen werden bei Tagesanbruch mit gemahlenem, gebranntem Kalk in halbstündigem Abstand zweimal bestäubt.
Drahtwürmer können in ausgelegten Ködern: Kartoffel- oder Möhrenstücken zahlreich gefangen werden.
Ameisen werden abends samt ihrem Bau ausgehoben und in wassergeft'illten Eimern vernichtet.
Erdflöhe vertreibt man sicher durch mehrtägiges dauerndes Feuchthalten der Beete oder mehrmaliges Bestäuben der taufeuchten Pflanzen mit Kalkstaub, Asche, Lohstaub usw.
Die Kohlfliege bringt viele Kohl- Pflanzen, besonders die frühen Sorten, zum
Absterben. Befallene Pflanzen sind selten zu retten. Um die Eiablage zu vermeiden, ist grundsätzlich eine Düngung in den ersten vier Wochen nach der Pflanzung mit riechenden Düngern (Abort, Mist) zu unterlassen, während eine flüssige 'Gabe von gelöstein Kalksalpeter oder ähnl. nicht schadet. Riechende Stoffe ziehen die Kohlfliege an und verleiten sie zur Eiablage. Gut wirkend gegen die Eiablage der Fliege ist das Begießen sofort nach dem Anwachsen der Pflanzen mit Wasser, deni pro Liter 30 Gramm Obstbaumkarboli- neunr zugesetzt ist. Das muß nach 14 Tagen wiederholt werden. Die Pflanzen sollen damit nicht überbraust werden. Befallene Pflanzen sind zu verbrennen. Fruchtwechsel ist das beste vorbeugende Mittel.
Von Blattläusen werden fast alle Kulturen befallen.- Wegen der massenhaften Vermehrung sind möglichst schon die ersten Kolonien zu vernichten. Dies geschieht durch Spritzen mit Tabakbrühe oder mit den ungiftigen Pyrethrum-Derrismitteln.
Auch Raupen aller Art können mit letzteren Mitteln bekämpft werden. Die Kohlhernie läßt sich schwer bekämpfen, aber leicht vermeiden durch Fruchtwechsel und pünktliches Verbrennen der Kohlstrünke.
Bohne nro st wird vermieden durch Beizen des Saatgutes und Verbrennen befallener Bohnenranken. Auch hier ist Fruchtwechsel nötig, möglichst auch Wechsel der Bohnenstangen.
Tomcvtenkrankheiten werden im Freiland ziemlich sicher vermieden durch richtiges Gießen, die Pflanzen dürfen nicht mit kaltem Wasser übergossen werden. Das Gießwasser soll nur direkt auf den Boden kommen. Häufiges Gießen ist weniger gut als seltenere Bewässerung, die dann aber durchdringend sein muß. Kreisbaumwart Walz, Nagold.
in ItiirLv
Im Anschluß an die Erfassung werden nunmehr in der Zeit vom 3. bis 29. Mai die weiblichen Dienstpflichtigen des Geburtsjahr- ganges 1926 mit Ausnahme der Verheirateten für den Reichsarbeitsdäenst gemustert. »
Für Schwer-Fliegergeschädigte wird eine Zusatzkleiderkarte ausgegeben, die 50 Bezugsabschnitte und zwei Beznasnachweise für ein Paar Strümpfe oder Socken enthält.
»
Um weiten Bevölkerungskreisen auch iv Zukunft die Möglichkeit zur Entspannung zu geben, ist angcordnet worden, daß gegen du weitere Durchführung von Veranstaltungen des deutschen Schau st ellergewerbee grundsätzlich nichts cinznwenden ist.
»
Zur Ersparung von Arbeitskräften und zur Vermeidung des Verlustes wertvoller Rohstoffe im Kriege soll nicht mehr verlangt werden, daß bei der Kündigung von Rundfunkgenehmigungen aus Anlaß eines Wohnungswechsels der ausscheidendc Rundfunkteilneh
mer dieAntennen und Leitungen zu Hör
Möglichkeit gegeben
Antennen und Leitungen zu übernehmen.
*
Die kürzlich gebrachte Notiz, wonach für das Aufarbeiten von Haar hüten höchstens 2 Mark und von Wollhüten 1.80 Mark bcrech- irct werden darf, bezog sich auf die Preise für die Filz industrie zur Berechnung für den Großhandel. Im Einzelhandel dürfen dagegen für einen Wollhut 5 Mark, für einen Haarhut 6.50 Mark und für einen Velourhut 8 Mark nicht überschritten werden.
»
Seit Bestehen des Frauen hilfsdicn- stcs für Wohlfahrts- und Krankenpflege — er besteht jetzt fünf Jahre — konnten rund 12 000 Frauenhilfsdienstmädel eingesetzt werden, davon 40 v. H. in Krankenhäusern, Lazaretten und Säuglingsheimen, 13 v. H. in Kindergärten und 32 v. H. in Gemeinschaftsstationen und sonstigen Dienststellen der NSV.
Meinitrt 6en ckvulscbei, >Vakck!
Ic-ii bin MMchM AM
Vi2r>i : i-ii^e-»
vrdcderscdiUrreü,! üvrcd v-rl-e oslmr VcM,,, e5».) j
(47. Fortsetzung)
Nichts von alledem. Richard schreibt nur kurz» enttäuschend kurz und unpersönlich.
„Verehrtes Fräulein Hilde! Ich dank« 2hnen für die Mühe, die Sie sich gemacht ! haben. Natürlich kann ich zu dem allen kei- > nerlei Stellung nehmen, ehe ich mich nicht ! selbst überzeugt habe. Ich bitte Sie deshalb, ^..mir ein Zusammentreffen mit meiner Fra« zu ermöglichen, denn ich will zunächst Ihren Wunsch noch respektieren und das Zusammen, treffen an einem dritten Ort erwarten. Vitt> richten Sie meiner Frau aus, daß ich von heute ab eine Woche auf sie hier in Bad B. warte. Ich wohne im „Goldenen Lamm", Kommt sie aber im Laufe der Zeit nicht, so fahre ich nach Heidenau, um sie dort zu sprei chen und alles zu klären. Ich danke Ihne« für die Dienste, die Sie meiner Frau und mir leisten. Ihr Sprenger."'
Na, das ist ja eine schöne Bescherung! Wie schreibt er? Wenn Lore nicht nach Bad B. kommt) dann kommt er selbst her? Das darf auf keinen Fall geschehen! Dann wäre alles verloren.
Hilde zündet sich eine Zigarette an und gehl mit großen Schritten in ihrem Zimmer auf und ab. Sie kneift die Augen zusammen, daß st« klein und schmal werden. Sie ist unmutig.
Was für ein Narr ist doch so ein Mann! Da jagt er wie ein Besessener hinter einer Frau her, die ihn wahrscheinlich gar nicht mag, und die andere, die am Wege steht und wartet —> die sieht er nicht.
Aber das sind müßige Ueberlegungen, jetzt heißt es handeln. Etwas muß geschehen? Vor allem darf Frau Lore kein Wort erfahren. Hild« gibt sich keiner Täuschung darüber hin, daß Frau Lore gegen Richards Einfluß wehrlos ist. Ein Wink von ihm, eine versönliche Begegnung — alles wäre vorbei. Die Frau würde sofort wieder in seine Arme laufen. Das aber gilt es zu verhindern.
Richard muß vor vollendete Tatsachen gestelli werden. Wenn er wirklich nach Heidenau kommt, dann müssen Lore und Rolf ein Paar sein. Das bedeutet also: man muß den Bruder ein wenig ermutigen. Das weitere wird sich dann findenj Schon am Abend ergibt sich die Gelegenheitj ihrem Bruder einen Wink zu geben. Von ihrem Fenster aus beobachtet sie, wie Frau Lore und Rolf vom Abendbad im Teich zurückkommen. Et verneigt sich und küßt ihr die Hand, eine nett« Geste, und eine Art hat der Junge — Hild« muß lächeln. Sie ist stolz auf ihren Bruder.'
Ein kurzer Pfiff. „Joachim Hans von Zie, len . . ." Signal ihrer Kinderzeit. Rolf fährt herum.
„Hallo, Hilde! Was gibt's, Schwesterchen?" „Hast du etwas Vernünftiges vor heut« abend?"
„Bis jetzt noch nicht. Soll ich zu dir herauf« kommen?"
„Wenn du willst — gern! Aber bring uns eine Flasche Wein mit. Eintrittsgeld gewissermaßen."
..Genehmigt. Mosel oder Mein?"
„Am liebsten Mosel. — llnd Zigaretten nicht vergessen!"
Bald sitzen sie gemütlich beisammen. Vor ihnen der Wein duftet in den Gläsern, der Rauch der Zigaretten liegt beinahe unbewegt im Zimmer, trotzdem die Fenster weit geöffnet sind. Es ist einer jener unwahrscheinlich schönen Sommerabende, an denen kein Windhauch geht und die Welt Frieden und Stille atmet, geschaffen zur Liebe, zur Besinnlichkeit und zum heiteren Genuß einer Flasche guten Weines.
Rolf kennt nur ein Gesprächsthema. Das heißt Lore. Er schwärmt von ihr in allen Tonarten. Hilde ist es sehr erwünscht, daß das Brüderlekn selbst von dem anfängt zu sprechen, was auch ihr auf dem Herzen liegt.
„Wenn ich nur eines wüßte", klagt er, „nur eine einzige Tatsache, dann wäre mir geholfen." „Und welches Geheimnis quält dich?"
„Wie steht Frau Lore zu ihrem Mann? Begreifst du, daß mich diese Frage nicht zur Ruhe kommen läßt? Was weiß ich davon schon? Nichts, als daß sie sich scheiden lassen will. Das heißt — sie hat ein einziges Mal ganz knappe Andeutungen gemacht. Dann haben wir nie wieder davon gesprochen. Manchmal will es mir scheinen, als wäre der Einfluß ihres Mannes ganz erloschen. Dann aber wieber Hab ich das Gefühl, als sei ich für sie nicht mehr als irgend eine ganz angenehme, aber doch recht unverbindliche Ferienbekanntschaft, als warte sie nur darauf, ihren Mann wiederzusehen."
„Frau Lore ist eben eine rechte Evatochter." „Wie meinst du das?"
„Du bist naiv, mein Junge. Versprechen und versagen, verheißen und verweigern. Sieh, darrst das uralte Liebesspiel der klugen Frau. Si« weiß, daß sie den Mann ihrer Wahl me sichere« und fester bindet, als wenn sie ihn immer in der Unsicherheit läßt. Das heißt — solange ei es stch gefallen läßt." Hilde lächelt ihm aufmunternd zu.
„Ach, du hast leicht reden, Schwester. Wäre sie frei und ledig, wie einfach und selbstverständlich könnte alles sein!"
„Du kennst ihren Mann nicht?"
Rolf sieht die Schwester erstaunt an. „Nein! Woher soll ich ihn kennen? Ich weiß, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht einmal, wie Frau Lore heißt. Ich nenne sie beim Vornamen, sie nennt mich beim Vornamen und ich könnte keinen Eid darauf ablegen, wie sie in Wahrheit heißt. Hier trägt sie ihren Mädchennamen wieder."
„Stimmt. Van Etappen. Frau van Stoppen sagen alle Gäste zu ihr."
Eine Weile stutzt Rolf. „Van Stappen? — Warte mal, so heißt doch auch der Leiter des Hauses hier? — 2a, dann ist sie also seine Schwester?"
„Sehr scharfsinnig, mein Briiderlein!" Um Hildes Lippen zuckt ein spöttisches Lächeln. — „Und nun? Fällt dir noch nichts auf?"
Aber Rolf ist noch immer ahnungslos. „Nein» tatsächlich nicht. Warum soll sie nicht diesen jungen, tüchtigen Mann zum Bruder haben? Aber so sprich doch endlich! Du machst mich verrückt mit deiner Geheimniskrämerei! Wen« es sich um Frau Lore handelt, dann hört de* S"an bei mir aus."