SchwarzwalS-heimat
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^Asc5te«i von Osteen
Die Festtage sind vorüber. Sie waren eine kleine Ruhepause, beinahe eine Art Früh- lingSferien. Auch diejenigen, die sonst gewohnt sind, dem Lenz ein Stück entgegenzufahren, hatten diesmal daheim viele Möglichkeiten, die Feiertage inmitten des österlichen BlLbens und Wachsens zu einem frohen Erlebnis werden zu lassen.
Selbst-der Osterhase war, trotzdem wir im vierten Kriegsjahre stehen, bei uns eingekehrt. Da er nur kurzen Urlaub hatte, konnte er nicht wie in früheren Jahren bescheren. Doch ganz leer ausgehen ließ er die kleinen Buben und Mädel auch nicht.
Mehr chcnn je weilten an Ostern unsere Gedanken bei unseren Soldaten. Wer Dank, alle Sorge und Liebe, die wir für unsere Soldaten hegen, floß zusammen in den Brief an den einen, den ein jeder von uns draußen'im feldgrauen Rock hgt, in den Brief, den wir ihm in diesen Ostertagen als Gruß der immer mit ihm verbundenen Heimat ins Feld schrieben.
Die schönsten Festtage verlebten diejenigen, die sie mit dem in Urlaub in die Heimat zurückgekehrten Vater, Sohn, Mann, Bruder oder Verlobten verbrachten. Ist es ein Wunder, wenn auch heute noch ein stilles Leuchten der inneren Freude über ihren Gesichtern liegt? Und wenn auch der Urlauber inzwischen wieder Abschied genommen hat, so bleibt doch das Erleben der frohen Urlaubstage für die ganze Familie ein lichter Schein, der noch lange den harten Alltag überglänzt.
Ostern ist vorüber. Die Ruhepause hat uns in dem gesteigerten Arbeitstempo, das der totale Krieg mit sich bringt, gut getan. Nun packen wir mit starken Armen den Alltag wieder, weil wir wissen, daß jeder Tag voll rastlosen Arbeitseinsatzes ein Schritt zum deutschen Sieg ist.
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2lm 1. Mai AMKswhe
Der Reichsminister für Bolksaufklärung und ^Propaganda gibt bekannt: Der diesjährige ^.Nationale Feiertag des deutschen Volkes" swird am 1. Mai begangen. Der Tag, an dem Arbeitsruhe wie an Sonntagen herrscht, dient ausschließlich der Entspannung der schaffen, den Bevölkerung. Veranstaltungen finden !«icht statt, Beflaxgung unterbleibt.
Ortsgruppenleiter Ratsch Polizeileutnant
H. Finkenbeiner Polizeimeister. — Beförderungen in Nagold
Der Bürgermeister in Nagold hat die neu geschaffene Revierleutnantstelle bei der Dienstabteilung der Schutzpolizei dem Meister der Sch. Karl Raisch und die hierdurch frei gewordene Polizcirueisterstelle dem Hauptwachtmeister der Sch. Hermann Finkenbeiner übertragen. In beiden Fällen ist die Bestätigung des Herrn Innenministers erfolgt.
Pg. Raisch wurde am 11. August 1885 in Eltingen geboren, machte den ersten Weltkrieg mit und war noch bis Juni 1919 bei einer Sicherhcitskompanie. Er ist verheiratet und Vater von 8 Kindern. Er gehörte im Mai 1924 zu den Mitbegründern der Völkischen Freihertsbewegung (Hitlerbewegung). Am 8. August 1927 trat er in die NSDÄP. ein, wurde am 1. Oktober 1927 SA.-Mann und bekleidet heute in der SA. den Rang eines Obersturmführers. Gleichzeitig ist er als Polizeibeamter in der U Obersturmführer.
Seit 1919 ist er bei der Polizei. Er ist der einzige Polizeibeamte in Württemberg, der Träger des Goldenen Parteiabzeichens ist. 1939 wuroe er zum Polizeimeister befördert.
Seit langen Jahren leitet er die Ortsgruppe Nagold der NSDAP, und hat dabei die Genugtuung, daß Nagold seinen Ruf als Hochburg des Nationalsozialismus gewahrt hat. Im Gau genießt die Ortsgruppe besonderes Ansehen. Innerhalb der Partei beklei
dete und bekleidet Pg. Raisch noch verschiedene Ehrenämter.
Für Tapferkeit vor dem Feind in Afrika wurde Obergefreiter Karl Proß, Sohn des Wilhelm Proß in Nagpld, Turmstraße 12, mit dem E. K. 2. Klasse ausgezeichnet.
Zettelkiisten benutzen I
Eine neue Einrichtung in Nagold
Einer Anregung der NS.-Frauenschast/ Deutsches Frauenwerk folgend, haben die meisten der größeren Lebensmittelgeschäfte in Nagold sich sog. Zettelkästen beschafft. Diese neue Einrichtung wurde im Interesse der berufstätigen Hausfrauen getroffen. «In diese Kästen werfen letztere, da sie tagsüber ihrer Beschäftigung in den einzelnen Betrieben nachgehen und bei Arbeitsschluß die Geschäfte bereits geschlossen sind, so daß sie kaum die Möglichkeit des Einkaufs während der üblichen Arbeitszeit haben, vor Arbeitsbeginn einen Zettel, auf dem sie ihre Wünsche verzeichnet haben. Der Kaufmann kann dann während der geschäftsstillen Zeit die bestellten Waren in aller Ruhe Herrichten, so daß sie nach Geschäftsschluß nur abgehslt zu werden brauchen. Andere Kaufleute sind so entgegenkommend, berufstätige Hausfrauen auch nach Ladenschluß noch zu bedienen. Wer Zettelkästen aufgehängt hat und wo sich diese befinden, ist bei den einzelnen Kaufleuten zu erfragen. Jedenfalls eine begrüßenswerte Einrichtung, von der auch Gebrauch gemacht werden möge!
Film-Morgenfeier in Nagold
Am Ostersonntagmorgen veranstaltete die NSG. „Kraft durch Freude" im Tonfilmthea- ter Nagold eine gut besuchte Morgenfeier, die in die Regionen des ewigen Eises führte. In eindrucksstarken Bildern wurden uns die Wunder der Arktis gezeigt. Die Filmbilder gruppierten sich um die Grönland-Expedition des deutschen Polarforschers Alfred Wegetter, der auf dieser wissenschaftlichen Zwecken dienenden Reise den Forschertod fand. Der Film gab von dem Leben in den riesigen Eiswüsten des Nordens Kunde und ließ uns die Schönheiten, aber auch die Gefahren einer solchen Forschungsreise nacherleben.
Verwundetenabzeichen für Zivilisten
In Anerkennung des tapferen Verhaltens der Gesamtbevölkerung bei Luftangriffen werden mit rückwirkender Kraft alle deutschen Männer, Frauen und Kinder, die durch Feindeinwirkung im Heimatkrieasgebiet verwundet oder beschädigt wurden, hinsichtlich der Verleihung des Verwundetenabzeichens ebenso behandelt wie die im eigentlichen Kriegsgebiet eingesetzten Soldaten. Das berufet, daß auch diejenigen Zivilisten, die durch Feindeinwirkuna bei einem Luftangriff verwundet oder beschädigt wurden, das Ver-
^wundetenavzelcyen oerommen. Veriewungs- berechtigt ist für Wehrmachtsaugshörige die jeweils zuständige Wehrmachtsdienststclle, für Nichtwehrmachtsangehörige der Reichsmiuister der Luftwaffe und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, der die Kommandierenden Generale und Befehlshaber in den Luftgauen damit beauftragt hat. Das Verwundetenabzeichen kann rückwirkend ab 1. September 1939 an Zivilisten und Kinder beim Vorliegen der Vor aussetzungen verliehen werden.
Vurchlaßschein-wang an Binnengrenzen
Der Reichsfübrer ss und Chef der deutschen Polizei gibt bekannt: An den durchlaßscheinpflichtigen Binnengrenzen, hauptsächlich gegenüber dem Generalgouvernement, treffen noch immer zahlreiche Personen ein, ohne im Besitz des erforderlichen Durchlaßscheins zu sein. Zur Vermeidung von Unzuträglichkeiten wird deshalb auf folgendes hingewiesen: Das Betreten und Verlassen des Protektorats Böhmen und Mähren, des Generalgouvernements, des Bezirks Bialystok sowie der Reichskommissariate Ostlanb und Ukraine ist nur mit einer besonderen behördlichen Erlaubnis in Form des Durchlaßscheins gestattet. Anträge auf Ausstellung eines Durchlaßscheins sind ausschließlich bei der für den Wohnsitz des Antragstellers zuständigen Kreispolizeibehörde (Landrat, Polizeidirektion usw.) zu stellen. Durchlaßscheine werden grundsätzlich nur beim Nachweis eines kriegswichtigen Grundes erteilt. Die Kreispolizeibehörden sind angewiesen, bei der Entscheidung von Einzelfällen einen strengen Maßstab anzulegen. Wer unbefugt eine Äinnengrenze überschreitet, wird mit Geldstrafe, Haft oder Gefängnis, in besonders schweren Fällen mit Zuchthaus bestraft.
Sein 40 jähriges Arbeitsjnbiläum begeht heute der Maschinist Gustav Beck bei der Fima H. F. Baumann, Mech. Kratzenfabrik in Calw. Der verdiente und treue Arbeitsjubilar erfreut sich noch guter Gesundheit und hofft, noch viele Jahre in der Firma H. F. Baumann tätig zu sein.
Den 85. Geburtstag begeht morgen Landwirt und Metzger Benjamin Kustcrer in Calw. Trotz dieses gesegneten Alters hilft der Jubilar seinem Sohn noch in der Landwirtschaft und erledigt seine privaten Angele- genheten in der Stadt und Umgebung noch persönlich; auch die lokalen und politischen Borgänge begegnen bei ihm lebhaftem Interesse. Eine stattliche Zahl an Verwandten Wird sich morgen um den noch ungewöhnlich rüstigen Jubilar scharen.
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Emmingen. Schreiner Bernhard Ehrsam, Kirchenackerstraße 162, wird heute 70 Jahre alt. Erfreulicherweise ist er noch recht gesund und hilft tüchtig in der Landwirtschaft mit.
Kapfenhardt. Straßenwart Karl Burghardt stürzte auf einer stark abschüssigen Straße mit dein Fahrrad. Dabei erlitt er erhebliche Verletzungen. Ein Arzt aus Unterreichenbach, der fernmündlich zu Hilfe gerufen Wurde, erschien im Kraftwagen an der An- fallstelle und nahm den Bewußtlosen mit.
Unsere Pimpfe standen im Gefecht
Olroüor ^ukimuseli in Oslrv — Urvisleitvr unä Urvis^iopriKniickkileitvr Sjuaellen
Die zur Pimpfenfehde gekommenen Pimpfe des Bannes Schwarzwald, etwa 1000 an der Zahl, veranstalteten unter wirbelnden Trommeln und schmetternden Fanfaren mit K.- Bannführer Kühnle an der Spitze am Samstagnachmittag aus dem Marktplatz in Calw einen großen Aufmarsch.
Kreispropagandaleiter Enten mann forderte die Pimpfe auf, in harter Disziplin in die Fehde zu gehen und sich einst unserer Soldaten würdig zu erweisen. „Seid stets eingedenk, daß das Bült, das jetzt fließt, für euch vergossen wird. Seid einst die Vollender des germanischen Reiches deutscher Nation!"
Den markigen Worten des Kreispropagandaleiters folgte eine zündende Ansprache von Kreisleiter Baetzner. Er erinnerte die Jungen an ein Wort des Führers: „Seid zäh wie LÄ>er, flink wie die Windhunde und hart wie.Krnppstahl!" In diesem Sinne solle sich die Jugend des Führers bewähren. Sie solle dabei die richtige Kameradschaft Pflegen, sich durch nichts erschüttern lassen und für Reichs-
Dom Rathaus Nagold
Beratung des Bürgermeisters mit de» Beigeordneten und Rotsherren am 20. April 1943
Einleitend gedachte der Bürgermeister des 54. G e b u r t s t a g e s u n s e r e s F ü h r e r s. Je schwerer der Krieg werde, desto einiger und entschlossener stehe das deutsche Volk hinter seinem Führer. Möge der Herrgott ihm weiter Kraft und Gesundheit verleihen, um den uns aufgezwnngenen Entscheidungskampf mit Hilfe unserer tapferen Wehrmacht zum siegreichen Enoe zn führen.
Aus den Beratnngsgegenständen ist die Errichtung eines Erntekindergartens im Stadtteil Jselshansen hervorzuheben. Auf allgemeinen Wunsch der Mütter soll der seit einigen Jahren ruhende Kindergarten für etwa 30 Kinder wieder vorläufig im alten Lokal des Schulgebäudes eingerichtet werden. Die nötigen Vorbereitungen sind bereits getroffen und die NSV. wird die Betreuung übernehmen. Die Eröffnung soll am 1. Mcn stattfinoen. Damit geht ein einmütiger Wunsch oer Bevölkerung Jselshausens in Erfüllung.
Der Büchcreileiter der Städt. Volksbücherei, Hayptlehrer Wolf hat den Geschäftsbericht vom vergangenen Jahr vorgelegt.
, Daraus ist vor allem die erfreuliche Tatsache zu entnehmen, daß die Zahl oer ausgeliehenen Bücher von 1000 im Jahr 1936 auf über 3000 im Berichtsjahr gestiegen ist. Es ist beabsichtigt, eine größere Anzahl von Büchern aus neuester Zeit zu erwerben, wodurch stch der Leserkreis noch weiter steigern dürfte. Die Versammlung hat mit Interesse von diesem Bericht Kenntnis genommen.
Bisher wurden die Geschäfte der Bezugscheinstelle für Spinnstoff- und Schuhwaren durch hiesige Frauen durchaus ehrenamtlich besorgt. Um der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, ihre Anliegen in den regelmäßigen Dienststunden vorzübringen, mußte aber der einmalige Sprechtag in der Woche auf- gegeben und eine hauptamtliche Kraft angestellt werden. Dies war vor allein auch durch das Wachstum der Geschäfte und die Änderungen der Zuständigkeiten zwischen Wirlschaftsamt Calw und Äeziigschcinstclle nötig. Für die vorbildliche ehrenamtliche Arbeit der beteiligten Frauen wird am Abschluß ihrer 3)4 jährigen Tätigkeit auch öffentlich der besondere Dank zunr Ausdruck gebracht.
Weiter wurden Feuer- und Luftschutzfragen eingehend erörtert und verschiedene Personalsachen der einzelnen Dienststellen erledigt.
arbeitsdienst und Wehrmacht die richtige Ein- stellung sich erwerben.
Das Sieg Heil auf den Führer beendete die durch ihre Kürze um so eindrucksvollere Kundgebung, der sich ein Vorbeimarsch vor dem Kreisleiter anschloß.
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Die Pimpfe aus dem ganzen Großkreis Calw waren am Freitag in Stammheim ein- getrosfen. Sie wurden alle in Scheunen un- tergcÜracht, was dank des großen Entgegenkommens der Stammheimer Einwohnerschaft möglich ivar. Der Mithilfe von BTM.-Mädel ist es zu verdanken, daß alle Jungens ein gutes und kräftiges Essen erhielten.
Nachdem am Freitag eine Lagebesprechung der Führer des Bannes 401 auf dem Galgenberg stattgefnnden hatte, wurden alle Vorbereitungen zum Beginn der Fehde getroffen. Die Witterungsverhältnisse machten eine Verschiebung auf den Sonntag notwendig. Nicht wie vorgesehen wurde der Galgenberg vom Bann Böblingen angegriffen, sondern der Bann Schwarzivald stürmte den Jägerberg. Nach wechselvollen Kämpfen schlugen die Schwarzwälder Pimpfe die Böblinger in die Flucht und nahmen den Jägerberg. Damit war der oft harte Kampf beendet und als Sieger kehrten die Pimpfe des Bannes Schwarzwald nach Hause zurück.
Oer Anterossizler als Panzerkommandant
An allen Fronten sind es Unteroffiziere, die als Führer kleiner und kleinster Einheiten oft daS Gefecht entscheiden. Als Gruppen- und Zugführer, als Stoßtruppführer, Nachrichtentruppführer, Granatwerfertruppführer, als Geschützführer, als Stützpunkt- und Panzerkommandant — überall bilden sie das Rückgrat des Heeres. Einen großen Teil der Erfolge verdanken wir ihrer Führung und Leistung.
Jeder junge Deutsche, der gesund, zuverlässig nnd einsatzbereit ist, kann mit 17 Jahren als Unteroffizier-Bewerber in das großdeutschc Heer eintreten. Verpflichtung kann erfolgen für eine Dienstzeit von 4Vr oder 12 Jahren. Meldungen nimmt zu jeder Zeit das nächste Wehrkreiskommando entgegen. Ein zweiter Weg zum aktiven Unteroffizier geht Uber die Unteroffizier-Schulen. Bewerbungen an das Wehrbezirkskommando oder an die Annahmestellen für Heeres-Unteroffi- -ier-Schulen, Berlin IV 3S, Viktoriastrabe 32.
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(41. Sonjegung)
„Ich würde mich sehr freuen, Rolf, wenn du mich mit deiner Gekannten einmal zusammenführen würdest", hat sie ihrem Bru- der gesagt. Kein Wunder, daß er nun nichts Eiligeres zu tun hat, als eine Zusammenkunft herbeizuführen.
„Komm heute in der Mittagspause mit zum Baden, Schwesterlein! Wir wollen ein wenig schwimmen." >
„Wer ist das, wir?"
„Nun, Frau Lore, die kleine Rest und ich. Wenn du mitschwimmen willst — ich habe ausnahmsweise einmal nichts dagegen. Viel- leicht nimmst du deinen Fotoapparat mit nnd hältst uns alle im Bilde fest? Wozu habe ich eine Schwester, die als Reporterin angefangen hat?"
„Ausgezeichneter Gedanke!"
Hilde ist auf einmal sehr fröhlich geworden. Als Rolf so harmlos den Fotoapparat erwähnte, ist ihr etwas Bezauberndes eingefal- len. Natürlich! So und nicht anders muß man die Sache in Fluß bringen. Bilder sind sprechende Dokumente — und sind doch verschwiegen. Man kann bei einiger Geschicklichkeit allerlei mit ihnen beweisen. -
Am Mittag — wenn die Arbeit ihr Zeit läßt — geht Lore in den Teich schwimmen. Rest ist natürlich dabei, und manchmal auch Rolf. Er ist — so meint Pumpel — ein feiner Onkel. Er bringt meistens etwas Süßes mit, er kann auf zwei Fingern Pfeifen, er schwimmt wie ein Walfisch, so daß man sich auf seine Schultern setzen kann. Nnd immer ist er vergnügt. Ja, es ist eine gute Freund- schaft zwischen ihr und Onkel Rolf entstanden.
Mit Freude stellt Frau Lore fest, daß sich Rolf viel von seiner natürlichen Jungenhaftigkeit bewahrt hat. Das macht ihn geradezu anziehend. Ach, es ist schon so, ein Frauen- Herz ist nicht immer aus Stein, und wenn Rolf bittet, oder so herzhaft übermütig umhertollt, dann muß man sich sehr zusammennehmen. Lore fühlt es manchmal — und kann es nicht ändern, obwohl sie sich strenge tadelt.
„Darf ich Ihnen meine Schwester vorstellen, Frau Lore? Sie würde sich freuen, wenn sie mit uns schwimmen gehen dürste."
Lore hat nichts dagegen. „Bitte! Dieser Teich steht allen Gästen zur Verfügung."
Hilde hört Wohl heraus, daß das nicht gerade eine Einladung ist, aber sie denkt nicht daran, davon irgendwie Notiz zu nehmen. Gewandt plaudert sie die erste Befangenheit hinweg, und der Pumpel ist ein getreuer Helfer dabei.
Man geht im Schwimmanzug aus dem Haus bis ans Wasser. Das Grundstück ist abgeschlossen, und wenn man sich einen Bademantel überhängt, dann reicht das vollkommen aus. Der Pumpel läuft, wie ihn Gott geschaffen hat. Rostbraun, mit Hellrosa ausgespartem Spielhöschen über Bauch und Hinterteil. Unterm Arm schleppt er stolz einen Riesenball.
Fräulein Hilde geht einen halben 'Schrit! hinter den andern und mustert Lore unauffällig.
Tadellos gewachsen! stellt sie bei sich fest. Also eine ernsthafte Gegnerin.
Lore denkt nicht so weit. Für sie ist dieses Fräulein ein Gast, der mit Rolf zufällig verwandt ist. Das ist alles. Ein nicht sehr angenehmer Gast. Warum? Sie weiß es nicht. Manche Menschen sind einein eben unsympathisch. Hinter seiner Verbindlichkeit lauert irgend etwas. Dummes Zeug vielleicht, das sie da denkt, gesteht sich Lore ein, aber sie kanns nicht ändern.
Zuerst schwimmen die Großen ein Stück hinaus. Der Teich ist zwar nicht tief, aber man kann wenigstens schwimmen. Ter Pum- pel bleibt unterdessen am Strand und backt Kuchen, den er nachher meistbietend verkauft.
Hilde ist eine ausgezeichnete Schwimmerin. Mit Genugtuung stellt sie fest, daß Frau Lor« zwar schwimmen kann, aber nicht besonders gut.
Rolf hat natürlich nur Augen und Ohren für Frau Lore. Mit innigem Vergnügen merkt Hilde, daß ihr Bruder ernsthaft Feuer gefangen hat. Da sie weiß, daß er bei Frauen immer viel Glück hat, gibt sie für Frau Lore- Widerstand keinen Heller. Ja, auch für ihn. Kurzer Schmerz ist halber Schmerz.
Nachdem man eine Weile getollt hat, zieht Hilde ihren Photoavparat. Lore zögert. Sre möchte eigentlich nicht photographiert werden, jedenfalls nicht von diesem Mädchen. Aber Rolf redet ihr zu.
„Keine Angst! Hilde kann wirklich etwas. Sie photographiert nicht, nein, sie lichtbildnet! Sie werden ja den Unterschied 'merken! Als» zunächst einmal die glückliche Mutter mit ihrem Kind!"
„Au ja! Ich muß mit drauf! Und der Onkel Rolf auch!"
„Also gut, nachher kommt auch der Onkel Rolf mit drauf!"
Klick macht es, und nun ist's geschehen.
„Hat es Weh getan, Frau Lore? Nicht? Na, sehen Sie, wenn Sie die Bilder später besehen, werden Sie sich gern an diese Stunde erinnern. Oder etwa nicht?"
„Ich werde mich gern erinnern", lacht Lore, denn sie macht ein Gesicht wie ein trauernder Seehund.
(Fortsetzung folgt.)