Schwarzwalö-Heimat

Xscttricttten aus «te» KreisKekieten Lslsv unlt -kszolrt

Blühender Heimatgruß unterwegs

Eine kleine, schmale, schwarzgekleidete Frau saß mir gestern in der Eisenbahn gegenüber. Dft Hände, denen man ansah, daß sie selten Ruhe kennen, lagen über einer roten Leder­tasche und hielten einen FrüLlingsblumen- strauß, saftig-gelbe Primeln und Osterglocken ünd einen Zweig mit eben aufgebrochenen rrtrosa Apfelbluten übersät. Die Blumen »len aus dem kleinen Garten, der zu ihrem f gehöre; und den Apfelblütenzweig habe Mann von dem Baum geschnitten, der vor rem Hause stehe und mit seinen Aesten fast l das Zimmerfenster ihres Nettesten hinein- nchse. Für diesen Aeltesten sei auch das Zweiglein bestimmt, erzählte sie; er liege ver­wundet in einem sächsischen Lazarett, wo sie ßhn besuchen wolle. Der jüngste Sohn sei be­reits in den ersten Monaten des Ostfeldzuges gefalle». So gelte nun alle Liebe dem Aelte- ke«. Der Vater wäre auch gern mitgereist, Aer es sei halt niemand sonst da, der in der Zwischenzeit Linus und Hof versorgen könnte.

Deshalb müsse er sich gedulden, vtS sie wieder zurück sei, um dann später auch zu wm zu fahren. .. ^.

Die Pvimelblüten ließen schon leise die Köpfe hängen. Die Wärme der sie umklam­mernden Hände tat ihnen bestimmt nicht gut. Aber die Frau legte den Strauß trotzdem nicht weg, hielt ihn weiter wie ein Kleinod fest. Noch viele Stunden mußte sie fahren, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Obwohl sie bereits müde von der ungewohnten Eisenbahnfahrt war, strahkte Heller Glanz aus ihren Augen, ein Weicher, warmer Glanz, den die Vorfreude auf das Wiedersehen mit dem Sohne hineinzau­derte, ein Glanz, der sicher auch in den Augen des Sohnes aufleuchtete, wenn er die Mutter begrüßte und den blühenden Apfelzweig er­blickte, der ihm davon kündete daß der Früh­bing in seiner Heimat bereits in schönster Pracht eingezogen ist, und daß der Hof, für dessen Schutz er mit im Kampf stand und durch Hessen Ackerboden er einst selbst wieder den Pflug führen wird, wohlbehütet in den Hän­den der Eltern liegt.

Die Württ. r«mde»biihne spielt

Das Ferienlind", Lustspiel von Emmerich Nutz

Die Württembergische Landesbühne spielt am 18. 4. in Liebenzell und am 19. 4. in CalwDas Ferienkind". In die Bege­benheiten unserer Tage hat der Antor dieses Stückes Hineingeyriffen. In eine schwäbische Fabrikanten-Familie soll nun auch ein Kind aus der Stadt zur Erholung kommen. Die einzelnen Familienmitglieder stehen teils po­sitiv, teils negativ zu dieser Tatsache. Aber der kleine Fremdling erobert sich die Herzen. Er bringt sogar die Familie wieder zusammen.

Das Stück enthalt in unserer schwäbischen Tonart viel gesunden und überzeugenden Hu­mor. Der Zuschauer nimmt neben einem sor- aenbefreienden Lachen auch noch ein Stück Le­bensweisheit mit nach Hause. Ein Lustspiel, welches zu den besten Erfolgen auf seinem Ge­biet zählt!

Slagolder Standesnachrichten

vom 1. März bis 31. März 1943

Geburten: Weber, Max, Altensteig, 1 T., Kirschenmann, Otto, Attensteig, 1 T., Reichert, Christian, Rotfeldcn, 1 T., Kirsch, Ernst, Nagold, 1 T., Kaiser, Otto, Lrtdwigs- bafen a. Rh., 1 S., Schefold, Anton, Nagold, 1 S., Hauser, Ernst, Nagold, 1 S., Weber, Hans, Mülheim-Ruhr, 1 T., Schmid, Erich, Nagold, 1 Tochter.

Heiraten: keine.

Sterbe fälle: Stottele, Erwin, Nagold, 88 I., Bäckermeister, gefallen; Schwarz, Fr., Nagold, 27 I., Schreiner, gefallen; Walz, Katharine, geb. Renz, Nagold, 71 I., Land- wirts-Wwe.; Oesterle, Hermann, Nagold, 64 Jahre, Mcchanikermeister; Brezing, Katha­rine, geb. Kemps, Nagold, 83 I., Schmied- meisters-Wwe.; Mast, Arthur, Nagold, 28 I., Gipser, gefallen; Großmann, Friedrich, Na­gold, 21 I., Landwirt, gefallen; Häberle, Ka- roline, geb. Göppele, Iselshausen, 53 I., O.-- Weichenwärters-Ehefrau; Maisch, Auguste, geb. Wollin, Nagold, 84 I., Privatmanns- Witwe; Rentschler, Anna Maria, geb. Deng­let, Nagold, 82 I., Landwirts-Ehefrau.

Ragoldev Stadtnachrichten

Unsere Stadt, die über ein ideales Svort- gelände verfügt, auf dem wiederholt schon größere Sport-Veranstaltungen stattfanden, wird auch in diesem Sommer mehrfach die Jugendsportler in ihren Mauern se­he ».Vom 30. 7.1. 8. findet eine Ausbil­dung der K.-Sportwarte der Banne 126, 401,

> 402 und 426 in Nagold statt. Es handelt sich ! Um eine Ausbildung für K.°Uebungsleiter in

,, der Grundschule der Leibesübungen. Die Lei-

> tung hat ein von der Gebietsführung eingesetz­ter Sportlehrer. Am 2. 5. ist in Nagold

-me Sportschulung für sämtliche BDM.-Grup- , den und Standortsportwartinnen. Die näch- j ste Schulung für Jurmmädelsportwartinnen 8-6- in Calw durchgeführt. Die BDM.-Werk-Sportschulung ist voraussichtlich am 9. 6. in Nagold. Am gleichen Tage werden die Kampfrichter in Calw geschult. Am 9. 5. werden auch die Waldlaufmeisterschaften, und zwar in Calw - Alzenberg, durchgeführt. Der 9. 5. ist weiter der Trainingstag für den Reichssportwettkampf. In allen Einheiten

Oas Kind des Urlaubers

Von llerwsvv 8 er»tu er Zuerst betrachtet mich das Kinö erstaunt, al« sei ich fremd am heimatlichen Tor, dann aber kennt es mich, al» In sein Ghr die Mutter ein paar leise Worte raunt.

Noch zögert es, Sann reicht es seine 6and, von freudiger Erinnerung berührt, und lächelt mir vertrauen- zu und führt viich zu Sen Spielen in sein Kinderlai,-.

Die Bilderbücher muß ich ihm nun zeigen, die Märchen leben wie in alten Zähren sman hört wie einst den klang der Zaubergelgen.

!k>ie lauten Winde vor dem Zensier schweigen, sda wir in golönen Märchenkutschen fahren wie im Stück das Traumgewölk ersteigen.

üben HI., DJ., IM., BDM. und BDM.- Werk die für den RSWK. ausgeschriebenen Disziplinen und weitere Hebungen.

Die

Frage, ob Knabenanzüge und

. ^ - zuständiger Stelle bejaht

worden. Manneranznge und Männer­anzugstoffe können aber bloß auf die 2. und 3. Kleiderkarte oder auf Bezugschein aekaufl werden.

Der Württ. Wirtschaftsminister hat auch Heuer wieder die Herstellung von Zuckerhasen für Ostern verboten. Es wird bestimmt nie­mand geben, der für diese Bestimmung, die schon im vorigen Jahr gegolten hat, kein Verständnis hat.

»-

Mutwillige Alarmierung der Feuer­lösch Polizei, ein übler Scherz, der im­mer noch von solchen geübt wird, die nicht alle werden, kostet nicht bloß Benzin (das der Front verloren geht!), sondern kann auch un­ter Umständen die Feuerwehr daran hin­

dert:, rechtzeitig bei einem Brand oder sonstwo einzugreifen, wo mau sie braucht. Daher gilt es, allen ein für allemal klar zu machen: Mutwillige Alarmierung der Feuerwehr ist ein Kriegs Verb rechen, das als solches zu ahnden ist. Eltern müssen außerdem da­mit rechnen, daß sie haftbar sind, wenn ihre Kinder einen Feuermelder mutwillig ziehen.

Agenbach. Für Tapferkeit beim Einsatz an der Ostfront wurde dem Gcfr. Fritz Bauer das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.

Sulz a. E. Ihren 75. Geburtstag begeht heute Frau Katharine Beßler, geb. Knül­ler. Wenn sich auch die Erscheinungen des Al­ters bei ihr bemerkbar machen, so ist sie doch noch verhältnismäßig rüstig.

Emmingen. In guter Gesundheit wird heute Frau Friedrike Proß, geb. Martini, Rechenmacherswitwe, 70 Jahre alt.

Neuenbürg. Nach der Einberufung des Schulleiters Dr. Köpf zur Wehrmacht wurde die Klasse 5 der Oberschule nach Pforzheim übergeleitet. Ferner hat Frau Elisabeth Kern von hier einige Unterrichtsfächer, übernom­men. Als ftellv. Schulleiter kam Studicnrat Baur aus Herrenberg hierher. Studienrat Strecker, z. Z. im Feld, wurde nach Balingen versetzt. Studienrat Hofheinz ans Baieis­bronn, z. Z. im Feld, wurde hierher ernannt.

Herrenalb. Seinen 80. Geburtstag begeht am 15. Avril in seltener körperlicher und geistiger Rüstigkeit Dr. med. Breidenbach. Sen 62 Jahren ist der aus Düsseldorf stam­mende Jubilar als Kurarzt hier tätig, und hat den Aufstieg des Kurstädtchens von Anbeginn miterlebt. Anläßlich seines 70. Geburtstages war er von der Stadtverwaltung zum Ehren­bürger ernannt worden.

Freudenstadt. Am Samstag konnte in Loß- burg Altschultheiß Schwenk und seine Frau im Kreise von 7 Kindern und 17 Enkeln das Fest der Goldenen Hochzeit feiern.

Freudenstadt. Bei einem Appell der Kreis­amtsleiter und Ortsgruppenlerter verabschie­dete sich der mit der Führung des Kreises beauftragte Kreisleiter Arnold- Rottweil, dem der b'n-leiter einen anderen Aufgaben­kreis zug> en hat. Kreisleiter Maier, der für die Ta.>er der Abwesenheit von Kreisleiter Michelfelder den Kreis FreudenstcHt betreut, übernahm sein Amt. Er ist im benachbarten Bezirk Haigerloch beheimatet.

Studierende müssen arbeiten

kefreiunZ von cler Neläepkliclit, aber strenZe ^usle8e an äen I-foLtiscstulen

R. 0. Die Studenten und Studentinnen ge­hörten zuerst auch zu dem Kreis von Volks­genossen, die im Zeichen der totalen Mobili­sation der Kräfte oes deutschen Volkes für be­sondere Aufgaben der Reichsverteidigung auf­gerufen und meldepflichtig gemacht worden sind. Ausgenommen von dieser Meldepflicht waren von vornherein selbstverständlich die Studierenden, die der Wehrmacht ange­hören und von dieser entweder zur Fort­setzung des Studiums beurlaubt oder abkom­mandiert worden sind. Es war nun zu über­legen, ob nKht die deutschen Universitäten insgesamt oder zum Teil zu schließen seien; im zweiter: Fall sollten an den offenbleibenden Universitäten (und entsprechend an den an­deren Hoch- und Fachschulen) die allerdings wenig zahlreichen, etwa wegen gesundheitlicher Gründe nicht unter die Meldepflicht fal­lenden Studierenden zusammengefatzt werden. Es wurde jedoch die Entscheidung gefällt, daß alle deutschen Hoch- und Fachschulen im Sommer-Semester 1943 und darüber hinaus geöffnet bleiben sollen. Gleichzeitig wurde auf die allgemeine Meldepflicht der Studierenden verzichtet, jedoch wurde vom Reichserziehungsminister angeord­net, daß eine scharfeAnslese mtter ihnen durchzuführen sei, um jeden Versuch eine« Drückebergerei vor allem bei den weiblichen Studierenden unmöglich zu machen, deren Zahl ja von Semester zu Semester ange- chwollen ist und unter denen unzweifelhaft ich ein gewisser (allerdings auch nrcht gerade soher) Prozentsatz von jungen Damen befin­det, die nur studieren, um nicht für kriegs­wichtige Arbeiten verpflichtet zu werden. DaS hat dre deutsche Studentenführung selbst an­erkannt; sie hat, wie sie :mmer wieder be­tonte, selber das größte Interesse daran, daß diese unerwünschten Anch-Studierenden aus­geschieden werden.

Für diesen Ausscheidungsprozeß hat nun der Reichserzrehungsmintster in einem Ende März ausgegebenen Erlaß die nötigen Rechtsunterlagen und Durchführungs­bestimmungen gegeben. Er regelt, wer zur Zeit weiterstubieren darf und wer das Stu­dium unterbrechen muß, um zum kriegswich­tigen Arbeitseinsatz herangezogen zu werden. Außerdem wurde Vorsorge dafür getroffen, daß künftig nicht wieder solche neu ein Stu­dium beginnen, die zu denen gehören, die man eben das Studium hat abbrechen lassen. Schließlich ist die Auslese, die jetzt durchge­führt wird, nicht eine einmalige Maßnahme, sondern sie sott immer wieder durchgeführt werden, um zu garantieren, daß der Zustand, den man jetzt als wünschenswert herbeiflihrt, erhalten bleibt. Um Mißverständnisse zu ver­meiden, sei betont darauf hingewiesen, baß sich diese Ansleseaktion selbstverständlich nur aus zivile" Studierende bezieht, also auf solche, me in keinem Wehrmachtsverhältnis stehen; wer in einem solchen Verhältnis steht und entweder, wie oben gesagt, von der Wehr­macht zum Studium beurlaubt aber zum Studium kommandiert ist (es handelt sich da­bei in der Hauptsache um Mediziner), fällt nicht in den Rahmen der Ausleseaktton.

Sie ist als durchaus gerechtfertigt und gerecht zu beurteilen. Sie ist vor allem dazu geeig­net, den Studierenden daS Odium zu nehmen, alS ob sie, ohne zu be sonder en Leistungen

verpluaitel zu sein. Me rmmer wtever nacy- gewiesen werden muffen,etwas Besseres" und daher nicht zum Arbeitseinsatz ver­pflichtet wären und eine derartige Verpflich­tung den übrigen nicht bevorrechtigten Volks­genossen und Volksgenossinnen überlassen wollten.

Es sei in diesem Zusammenhang noch dar­auf Hingeiviesen, daß eine teilweise Schließung der großdeutschen Hochschulen mehr Nach- als Vorteile gebracht hätte und genau so wie eine totale Schließung, den akademi­schen Nachwuchs auf daS ernsteste gefährdet hätte, ans den wir im Krieg und vor allem auch in der Zeit nach dem Krieg auf das dringlichste angewiesen sind. Wenn das deut­sche Volk die gewaltigen Aufgaben erfüllen Witt, die ihm nach dem Krieg im neuen Eu­ropa entstehen, dann muß es vor allem in den akademischen Berufen (das heißt: in allen denen Berufen, die auf einer Hochschul­bildung aufbauen) erstens eine genügend große Zahl von Nachwuchskräften haben und zweitens Nachwuchskräfte, die das Beste zu leisten vermögen, was man von ihnen ver­langen kann und muß. DaS Allgemeininter- esse verlangt also, daß der Lochschulbetrieb auch im Krrea nicht unterbrochen wird. Dem ist durch die Entscheidung Rechnung getrogen worden, daß alle deutschen Hochschulen im Betrieb bleiben.

Im einzelnen bestimmt der Erlaß des Reichserziehungsministers um wenigstens die Hauptsache seines Inhalts wiederzugebcn, der auch außerhalb der Hochschulstäote und der akademischen Kreise interessiert. daß Studierende, die den besonderen Anforderun­gen der Kr:egszeit und den geforderten zu­sätzlichen kriegswichtigen Leistungen neben dem Studium nicht gewachsen seien, die Hoch­schule verlassen müssen, um aus anderen kriegswichtigen Gebieten verwendet zu wer­den. Zu denen Studierenden, die dem Ar­beitsamt gemeldet werden müssen, gehören insbesondere diejenigen, ,chie bereits em Stu­dium abgeschlossen haben und ohne zwingen­den Grund ein Weiterstudium betreiben, eben­so die Studierenden, bei denen begründeter Anlaß zu der Annahme besteht, daß sic nicht ernsthaft den alsbaldigen Ab­schluß des Studiums und einen Beru f anstreben. Die Entscheidung trifft ein aus dem Rektor, dem zuständigen Lehrer und dem Gaustudentenführer bestehender Aus­schuß. Die Beurteilung der fachlichen Leistung und Eignung ist Aufgabe der Hochschullehrer. Die Ueberprnfung erstreckt sich auf alle Studierende deutscher Staatsangehörigkeit, mit Ausnahme der von der Wehrmacht zum Studium Abkommandierten und Beurlaub­ten, sowie auf die Protektoratsangehörigen und ans die Staatenlosen. Die Ueberpriifnng ist mit Beschleunigung und unter Anle­gung eines strengen Maß st ab es durchzufuhren und in den kommenden Seme­stern laufend zu wiederholen".

Die Meldung beim Arbeitsamt bedeutet nicht den Ausschluß vom Studium. Gemel­dete werden vielmehr als Beurlaubte ge­führt.

, Gleichzeitig ist angeordnet worden, daß die Hochschulen Studierende jeweils nur in der Zahl aufnehmen dürfen, als genügend Lehr­kräfte zur Verfügung stehen, deren Zahl ja infolge des Kr:eges sehr zuriickgegangen ist.

«sddkSsMMMtSklM

(33. Fonst-izu»,:)

In Berlin flammen die ersten Lichter auf. als er durch die Hochstraße rollt. Aber er hat Glück. Einmal, weil der Lektor noch nicht in die Ferien gefahren ist. Zum andern, weil der Lektor noch im Verlagsgebäude arbeitet und zum dritten, weil er ohne weiteres empfangen wird, und zwar so freundlich, daß er sofort weiß^ die Entscheidung ist bereits gefallen.

Wir haben uns aufrichtig gefreut, als wir Ihr Manuskript gelesen haben, Herr Sprenger. Ich kannte ja Ihren ersten Novellenband schon; ja, ja, ich weiß, er ist bereits vier Jahre alt. Damals waren sie noch freier Schriftsteller, und heute sind Sie wohl in der Industrie unterge­bracht... übrigens höchst vernünftig. Jedenfalls: waren Ihre Novellen ein vielversprechender An- sang, und das Versprechen haben Sie gehalten. Ihr Buch ist der schönste Roman, der eine Kin- oergestalt zum Mittelpunkt hat! Verraten Sie mir bitte eins, lebt der .Pumpel-, der in Ihrer. Geschichte die Hauptrolle spielt?" -

Und ob er lebt? denkt Richard. Manchmal wie ein Indianer! Aber das sagt er nicht laut. Zur Antwort gibt er nur. daß seine kleine Tochter manchmal ein wenig Modell gestanden habe.

So. Na, das sei erfreulich. Er habe sich das gleich gedacht. Tja, und man habe sowieso in den nächsten Tagen an ihn schreiben wollen. Wenn er einverstanden sei, so sei der Verlag bereit, das Buch zu drucken. Tja. Und was das Honorar anbelangt nun, es seien die üb­lichen Sätze. Tja. Er könne, wenn er wolle, den Vertrag gleich unterzeichnen. Hier Zigaretten, bitte, auch die neuesten Verlagserzeugnisse und die Zeitung von heute, hier der Bericht aus..., na, wie heißt denn das Nest also hier, dieser Bericht sei sehr lustig, das werde ihn als Schrift­steller besonders interessieren. Inzwischen gehe er rüber und mache alles fertig. Nicht?

Der geschäftige Herr mit den scharfen Brillen­gläsern und dem vollen schlohweißen Haar nickt rhm wohlwollend zu und verschwindet. Richard hat ungefähr zwanzig Minuten Zeit, sich die neuesten Verlagserzeugnisse zu besehen. Er weiß und stellt von neuem fest, daß sich sein Buch in bester Gesellschaft befinden wird. O ja, er freut sich. Welcher Mann freut sich nicht, einen Erfolg errungen zu haben. Aber die richtige Freude, die ganz große, jubelnde ach nein, die ist's nicht. Dazu fehlt Lore, die man in den Arm nehmen und durch die Zimmer wirbeln kann. Dazu fehlt der Pumpel, den man aus der Schul­ter reiten läßt, bis einer von beiden nicht mehr kann. Es ble:bt nur so eine wohttemp.'nerte Privatireude, daß es aeri.'^t Hai

In der Zeitung steht er mehr gelangwertr als neugierig sich einmal den Bericht an. Teufel, Teufel, das kennt «r doch, das ist doch Heidenau? Heidenau? Wo Paul seine Kneipe aufmachen will?

Wir berichten mit Vergnügen heute voq einer kleinen Stadt und einer Schar tapfere«; junger Künstler, die es unternommen haben, in die etwas abgestandene Lust dieses Ortes frischen Wind zu blasen."

Richard läßt das Blatt sinken. Sein Schwagei hat scheinbar Erfolg. Man sollte tatsächlich ein­mal sehen, was da los ist! Vielleicht weiß Pauls wo Lore steckt? Herrgott, das ist eine Idee!

Der kluge Herr mit dem weißen Haar und der blitzenden Brille kommt mit zwei weihen Blättern herein. s

Tja. Da hätten wir dt« Verträge. Wenn Sit bitte durchsehen und unterschreiben wollen?" '

Richard orientiert sich mit einem Blick, dann setzt er seinen Ramen unter das ein« Exemplar und steckt das ander« z« sich.

Wenn Sie wollen, Herr Sprenger, können Sie sogar einen Vorschuß haben. Tja. Uns»« Kassierer ist zufällig noch km Haus."

Das ist ein Angebot, das sich sehen läßt! Richard ist in einer fast übermütigen Stim-i mung.

Tja", sagt er,wir versprechen uns von Ihrem Werk sehr viel. Es ist cicc-i'-willia. o ...

gesucht zu sein, hat Heiz, Gemüt und vo« allem! eine saubere Fabel. Es geschieht etwas in Ihrem! Buch. Ich furchte mich immer vor den Roma« ne», t« denen vor lauter Seelenfchmerz und, Abendhimmelbeschreibung rein gar nichts paf>j steren kann. Aber Roman« schreiben, das heißt buntes Lebe» einfanaen. Sie haben.ein sehe hübsches Zipfelchen davon festgehalten, Herr Sprenger. Tja. Beinahe könnte man sagen: Ei« sind ein Dichter. Oder doch auf dem Weg dazu."

Am Abend sitzt der Werbeleiter und erfolg­reich« Romanschriftsteller Richard Sprenger in einem Hotel mittlerer Preisklasse, im Herzen halb Hoffnung, halb Angst vor de» nächsten Ta- gen. Aber zum ersten Male seit Wochen schläft er verhältnismäßig ruhig und zufrieden ei«. -

Der andere Morgen findet ihn zeitig auf der Landstraße. Er hat sich sogar sein Frühstück mikl . geben lassen, weil er nicht mehr die Ruhe fand; w,e ein sorgenloser Reisender am gedeckten Tisch Brötchen mit Marmelade zu streichen.

Unterwegs kaust er dem Pumpel ein« Puppe, : ei« Prachtexemplar mit zwei steifen Zöpfe« aus echtem Haar. Der Pumpel soll sich freuen. Wäre nvr schon alles vorüber? Di« Unruhe peinigt - rhn. Ä« näher er Diedritz komint, desto stärke? wrrd das. OV der Pumpel daheim ist? Ob man ihn sehen, mit ihm sprechen kann?

Ob die Schwiegermutter überhaupt mit sich - reden läßt? Oh. er kennt ihre Art, einen Men­schen stehen zu lassen wie einen vergessenen Blu») mentopf! Sie ist immer auf ihn eifersüchtig wese«, hat ihm die Tochter nie gegönnt und ,. nie dazu aufraffen können oder wollen, in id den Sohn, den Schwiegersohn zu sehen. Für f ist er immer Herr Svrcnaec aehlieven. RichardX «>r ,:ry oaruver nar, van »r ganz einfach »r»W > hat. Es ist zwar lächerlich, aber es ist so. Abi wie heißt es: Angst haben ist keine Schani doch sich von der Angst unterkrieg«« lasse« das ist Schande!

lFortsetzuns folgt.) ^