Der Tyroler und Steirer kost mit her Ge­liebten als mit seinemMahl." Die Völker­schaften slavischcn Ursprungs haben in der Liebe die Diminutive in der Bezeichnung der geliebten weiblichen Wesen angenommen; mei­stens heißt hier die GeliebteSeelchen (dus- sinka), Herzchen" re. Der Chinese nennt die Geliebtenie verwelkende, himmlische Thee- blüthe." Der Tartarmakelloses, nie er. meidendes Füllen." Der Japaneseewig schimmernder Goldlack der Jugend." Der Kaffernie schlafendes Schlangenauge." Der TürkeTulpe aus des Propheten Garten." Auch sogar einzelne Stande der Gesellschaft haben verschiedene Bezeichnungen für das ge­klebte weibliche Wesen. Das dienende Per­sonal, die arbeitende Klasse, hat ihren Schah. Der Soldat hat eine Flamme Der Schauspieler hat sein Verhältnis;. Der Schriftsteller seinen Engel. Der Philister hat schon in der Gegenwart seine Zukünf­tige. Das sind Alles nun passende oder un­passende Umschreibungen; wenn sich einmal beide Theilc einander gegenseitig für das Le­ben verschrieben haben, fallen diese Umschrei­bungen weg, und der einfache Ausdruck: mei­ne Frau! mein Mann! ist dann allein im Dictionaire der Gefühle zu finden!

Verschiedenes.

ff Die Ueberschwemmung des Nils, der unge­wöhnlich hoch stieg, hat in Egypten große Verwü­stung «»gerichtet, ganze Dorfschaftcn wurden von den Fluchen begraben und in ganz Unteregyrien die reiche Erndte von Getreide, Baumwolle, Lein und Indigo vernichtet. Auch in Tyrol und theil- weise in der Schweiz klagt man über verheerenden Wasserschaden, der durch das anhaltende Regenwet- ter hcrbeigeführt worden sey. In Laibach sind wie­derholt Stöße eines Erdbebens gespürt worden.

ff An der Seite der Kaiserin in einem pracht­vollen Gallawagen mit acht Arabern bespannt, hielt die Princesst» Maria ihren festlichen Einzug in Petersburg. Neben ihr ritt zur Rechten der Kai­ser und auf der linken Seile ihr fürstlicher Bräu­tigam. Die Truppen waren auf der einen Seite in Parade aufgestellt, auf der andern strömte das Volk herzu und begrüßte die willkommene Thron- erbin mit tausendstimmigem Hurrahruf. Die Mu­sik spielte die schönsten Weise» auf lind der Kano­nendonner nahm nicht eher ein Ende, als bis die Herrschaften im Winterpalais abgcstiegen waren. Zn den Kirchen wurde für die kaiserliche Familie

und besonders für die kaiserliche Braut gebetet. Sic sah sehr heiter aus und ThrSnen der Freude glänzten aus ihren Augen. Abends war Petersburg prachtvoll erleuchtet.

ff Wie in Petersburg, so gedenkt der russische Kaiser auch in Moskau einen Einzug zu halten, um der Nation die Braut seines Thronerben vorzustellen.

ff Auf einem Dorfe Himer Landsberg in Preußen hatte sich auch der Schulmeister mit seiner Jugend aus­gestellt, um seinem König die ehrerbietigste Huldigung darzubringen. Er hatte sich dazu einen neuen Frack ma­chen lassen, der aber noch nicht bezahlt war, und wollte den König mit einer wohleinstudirtcn Anrede und mit einem Gedicht begrüßen, das er unter vie­lem Angstschweiß zu Stande gebracht hatte. So stand er mit dem Gedicht in der Hand 4 Stunden lang, der König kam aber immer »ich'. Der Hun­ger übermannte ihn, er flüchtete sich eilends in sein Haus, um einige Bissen zu sich zu nehmen. Um den neuen Rock zu schone», zog er ihn aus. Plötz­lich hört er ein Geschrei: der König kommt! Er eilt hinaus und noch gerade recht, um seine Rede zu halten. Darauf greift er in die Tasche »ach dem Gedicht und der König liest, lächelt und spricht zu seinem Adjutanten, indem er ihm das Papier hinreicht: da, bezahlen Sie. Der Schulmeister hatte in der Eile seinen alten Frack angezogen und statt seines Gedichts die unbezahlte Schnciderrcch- nung überreicht.

ff Es ist den Franzosen nicht zu verdenken, wenn sie lieber über den Rhein, als über das mittelländi­sche Meer gehe» , denn auf den Kriegsschauplätzen in Afrika und Asien sind Küche und Keller sehr schlecht bestellt. In Deutschland dagegen, da giebts in die­sem Jahr vortreffliches Weißbrod und guten Wein, an Obst ist Uebcrfluß, das Geflügel hat gute Nah­rung und für eine große Wurst wird in jedem or­dentlichen Haushalte gesorgt. Doch wir wollen den fremderi Gästen den Mund nicht wässerig machen, sondern die Thür hübsch zuschließen und den em­pfangenen Kottessege» mit guten Freunden und ge­treuen Nachbarn theilc». Am Rhein hat be­reits die Weinlese, von der schönsten Witterung begünstigt, begonnen die Trauben sind vollkommen gereift, gesund und süß. In Ungarn dagegen hat das Regenwetter die günstigen Erwartungen theil- weise vereitelt In Polen ist die Getreidccrndte sehr reichlich ausgefallen, die Kartoffeln aber sind miß- rathcn. In Dresden ist der Wein so gnt gcrathcn, daß man eine große Wcinausstellung beabsichtigt. Der Saalwcin hingegen, in Jena, Camburg und Naumburg, soll in der letzten Zeit durch die naß­kalte Witterung gelitten haben.