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Als ich bei sinkender Dämmerung unsere Straße entlangging, blieb mein Fuß in etwas hängen. Es war ein langes Ende vielfach verschlungenen Drahtes, der mitten aus dem Gehsteig lag. Während ich ihn ganz an den Rand der Straße beförderte, dachte ich daran, welch Unfall hätte geschehen können, wenn wenig später in der Dunkelheit ein Mensch raschen Schrittes hier entlanggekommen wäre und sich in dem Draht verfangen hätte. Ganz besonders für ältere Menschen kann ein solches in der Dunkelheit unsichtbares Hindernis einen schweren Sturz oder Knochenbrnch nach sich ziehen.
Es kommt häufig vor, daß auf der Straße irgend welche Dinge herumliegen, die zwar, solange es hell ist und man sie sehen kann, leicht umgangen werden können, die aber zur Gefahrenquelle werden, sobald cs dunkel ist. Darum sollten wir uns alle daran gewöhnen, solchen Gefahren rechtzeitig vorzubengen. Man kann es, indem man die herumliegenden Dinge, Draht, einen großen Stein, ein Brett usw. selbst aus dem Wege räumt. Sehr wichtig ist
cs auch, daß Kinder grundsätzlich angehalten werden, derartige Dinge von der Fahrbahn und dem Gjchstcig zn entfernen und nicht noch besonders dorthin zn befördern. Denn Kinder spielen mit allem gern, was sie irgendwo finden. Sie lassen dann den Stein, auf dem sie vielleicht Balancierübungen gemacht haben, mitten in der Straße liegen, sie schleudern achtlos das Trahtgeschlinge auf die Fahrbahn, wo sich später im Dunkel ein Radfahrer verfangen und zu Sturz kommen kann.
Wir alle haben heute die Pflicht, für einander zu denken und einznstehen. Es genügt nicht, daß wir selbst um solch ein Verkehrshindernis einen Bogen machen und dabei denken,wie gut, daß ich es noch gesehen habe, sonst wäre ich darüber gestürzt. Nein, wir müssen im gleichen Augenblick wissen, daß vielleicht der nächste, der nach uns diesen Weg entlangkommt, das Hindernis im Dunkeln nicht mehr sieht und wirklich stürzt. Darum heißt cs, mit offenen Angen durch die Welt gehen, die Dinge nicht nur vor uns sehen, sondern auch die Gefahrenquelle sehen, die beseitigt werden muß. ^
Wehrertüchtigung der Zugend
Die Schützengesellschaft Calw berichtet: Die Schützengesellschaft Calw hielt am Sonntag ihre Mitgliederversammlung unter Leitung von Schützenmeister Köhler ab. Der stell». Vereinsführer gedachte eingangs der ausmarschierten Kameraden und des verstorbenen Kameraden Stand sr. und begrüßte den auf Urlaub weilenden Oberschützenmeister Direktor Carl Schmi d.
Dank dem unermüdlichen Einsatz der Vereinsführung konnte der Schießbetrieb aufrecht erhalten werden. Die Pflicht- und Uebungs- schießen, besonders der Jungschützenabteilung, konnten restlos erfüllt werden. Mehrere Jungschützen konnten sich durch gute Leistungen das Schießabzeichen in Bronze und Silber erwerben. Diese Ehrung soll dazu beitragen, daß aus den Reihen, der Jungschützen in Zukunft ein Stamm guter Schützen hervorgeht. Nach den Ausführungen des Kreisschützenführers bei der Kreistagung in Nagold wurde für die Schützenvereine die Wehrertüchtigung der Jugend und die Forderung der Fernwettkämpfe besonders herausgestellt. Der Termin für die Eröffnung der Kleinkaliber-Schießstände wird auf 11. April, der für Großkaliber auf 2. Mai festgelegt.
Kassenbericht und Haushaltvoranschlaa wurden angenommen und der Vereinsfuhrung einstimmig Entlastung erteilt. Seniorschütze Albert Sch andt wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
Nachdem noch verschiedene Fragen der Jn- tandhaltung des Grundstücks und der Weiter- uhrung des Schießbetriebs erörtert worden ind, dankte der stell». Vereinsführer den Vorlands- und Beiratsmitglicdern für ihre Mitarbeit.
„Heimat, dich grüßen wir..."
Das Lieb der U-Boot-Sondermeldungen
„Unsere Buben würden so gern das schöne Lied mitsingen, das nach den Sondermeldungen über die großen. Erfolge unserer U-Boote aus dem Lautsprecher klingt. Die Melodie kennen sie natürlich alle, mit dem Text aber hapert es noch." So und ähnlich lauten die Zuschriften an unsere Schriftleitnng. Deshalb lassen wir den Text folgen:
Wir haben Tag und Nacht kein Anse zuaemacht. Bei der groben Jagd auf hoher See.
Und hinterm DovvelalaS, bis auf die Knochen nab Späh'» dis Wachen aus nach ART.
Die Diesel stampfen, die See geht schwer.
So klein ist das Boot, und so grob ist -aS Meer,
Da kommt es auf jedes Lederväckchen an Bom Kalen bis znm lebten Mannt
Kehrreim:
Heimat, so weit von hier, Heimat, -Ich «üben wir. Für dich, -a fahren wir.
Den lauernden Tod im Torpedorohr»
'ran an den Feind! U-Boote vor!
Jwei Wochen stehen wir schon auf Deck und . Tauchstation,
Die Mahalla ist noch nicht in Sicht.
oehn vorbei in ew'gem Einerlei,
Beute giLt'D noch immer nicht.
Da plötzlich tönt Alarm vom Turm!
Ein grober Geleitzng schiebt schwer durch den SiUkMi Jetzt kommt es ans jedes Lederväckchen an Bom Kaleu bis ,um lebten Mannl Kehrreim: Heimat, so weit von hier .. ,
Befehl an vierzig Mann: Jetzt Jungen«, geht es 'ran,
Alle Rohre klar und Feuer frei!
Wenn auch der Feind nach Süd in wildem gack .. . entflieht,
Unsre Aale, die gehn nicht vorbei I Zuerst da kommt ein Tanker dran.
Schon läuft der Torpedo und zündet ihn anl «a leuchtet am Himmel ein feuriges Kanal Als ein Grub unserm Admiral!
Kehrreim: Heimat, so weit von Hier . ..
Die Nacht der langen Messer, ja, di« bat sich «a.» .. gelohnt.
Mein rum Horizont.
ivtcin Madel, du mutzt warten, wir haben kein«
Dlk ist der Weg noch weit.
Die Diesel stampfen, -je See geht schwer So klein ist das Boot, und so grob ist das Meer Da kommt es auf jedes LederpSckchen an ZUM lebten Mannl Kehrreim: Heimat, so weit von hier
gleich Dicnftanzug de,? N-Boot-Män- «ellitziil ^ ^avitänleqtriaiit.- Mahalla gleich
Ragolder Stadtnachrichten
Ihren 7 0. Geburtstag begeht heute in guter Gesundheit die Besitzerin des Elektrizitätswerks Nagold, Frau Emma Wohlbold, geb. Klingler. Ihr Baker, Bauingenieur C. Klingler, richtete, als die Energiewirtschaft noch in den Kinderschuhen steckte, mit seinem Teilhaber Barthel ein Elektrizitätswerk in Nagold ein und versorgte vor 50 Jahren die Stadt mit elektrischem Licht. Ihr Gatte, der in jungen Jahren schon selbständiger Unternehmer geworden war, erweiterte das Werk, indem er in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts das Kraftwerk „Bettenberg" bcusie und damit auf dem Gebiet der Ausnutzung der Wasserkräfte der Wirtschaft einen Weg
wies, der erst Jahrzehnte später weiter beschritten wurde.
Tie Jubilarin, die bei Tag und Nacht ihrem Vater zur Seite gestanden, selbst Schalterdienste verrichtet und alle Büroarbeiten übernommen hatte, war weiter unermüdlich tätig. Nach dem Tode ihres Gatten übernahm sie selbst die Leitung des Werkes, das heute einen Großteil des Bezirks Nagold und zahlreiche weitere Gemeinden mit Licht und Kraft versieht, und steht heute noch an der Spitze desselben. Groß sind ihre Verdienste um die Stadt Nagold. Sehr viel Gutes hat sie in den langen Jahren ihres Lebens getan und sich namentlich als eifrige Förderin des Deutschen Roten Kreuzes erwiesen.
-Hausfrauen, denkt an die Schuljugend, die am Donnerstag erwartungsvoll zur Abholung der Altstoffe kommt. Habt Ihr wirklich schon deu letzten Winkel nach Altstoffen untersucht? Scheut keine Mühe, um Euren so wichtigen Beitrag zur Rohstoffversorgung diesmal recht groß werde» zu lassen.
HVickÜKe» Hu Kürrv
Da das ambulante Gewerbe schon verschiedene Male kräftig durchgekämmt worden ist, dürfen die übrig gebliebenen Mitglieder nach wjc vor Jahr- und Krämermärkte besuchen. Das heißt, daß die Märkte einstweilen nicht verschwinden, zumal nur solche ambulante Betriebe bestehen geblieben sind, die für die Versorgung der Bevölkerung mit bewirtschafteten Waren eine Rolle spielen.
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Zur Förderung des Arbeitseinsatzes für kriegswichtige Arbeiten in der Forstwirt - schaft können landwirtschaftliche Betriebssichrer, die Arbeitskräfte zur Verfügung stellen, bei der Abgabe von Brennholz, Streu, Gras und ähnlichen Nutzungen nach dem Umfang der geleisteten Hilfe bevorzugt werden.
Unterschwandorf. Der Schützenverein führte am Sonntag ein kleineres Schießen durch. Eine ansehnliche Summe konnte dem Kriegs- WHW. zur Verfügung gestellt werden, trotzdem die Anzahl der sich am Schießen beteiligenden Schützen eine geringe war.
Stabs- und Lazaretthelferinnen für s Heer
Anwärterinnen melcten Lieft bei cler l-ieeresstsnäortvervvAftunZ ttorb
Die Heeresstandortverwaltung Horb a. N. ist damit beschäftigt, Stabs- und Lazaretthelferinnen des Heeres für Frankreich, Belgien, Niederlande, Generalgouvernement, Baltenstaaten, Finnland, Ukraine, Norwegen, Serbien und Griechenland einzustellen.
Als Stabshelferinnen finden Beschäftigung: Buchhalterinnen, Lohnrechnerinnen, Stenotypistinnen, Maschinenschreiberinnen, Feldpost- prüferinnen und sonstige "Kanzleihilfskräfte. Es werden nicht nur Arbeitskräfte eingestellt, die Kurzschrift und Maschinenschreiben beherrschen, sondern auch solche, die bisher mit handschriftlichen Arbeiten beschäftigt waren.
Lazaretthelferinncn werden iin Heimatkriegsgebiet und außerhalb der Reichsgrenzen als Stenotypistinnen, Buchhalterinnen, Lohnrechnerinnen, Hilfskräfte mit guter Handschrift zur Führung von Krankenblättern und als hauswirtschaftliche Kräfte eingesetzt. Zur Zeit kommen nur Lazaretthelferinnen für die besetzten Gebiete zur Einstellung.
Die Stabs- und Lazaretthelferinnen werden nach den Tarifordnungen für den öffentlichen Dienst abgefunden, die Schreib- und Burohilfskrafte nach der Tarifordnung K für Angestellte, die hauswirtschaftlichcn Kräfte in den Lazaretten nach der Tarifordnung 8 für Arbeiter. Die Stabs- und Lazaretthelferinnen erhalten außer den Tarifbezügen beim Einsatz in den besetzten Gebieten neben freier Verpflegung und Unterbringung (Hotel, Wohnheim und dergl.) eine tägliche Einsatzzulage in Höhe Von i.50 RM. (bei Abfindung nach
Tarifordnung 6) und 1.90 RM. (bei Abfindung nach Tarifordnung F). In den östlichen Einsatzgebieten werden den Stabs- und Lazaretthelferinnen darüber hinaus zusätzliche warme Bekleidung und Wäsche vom Heer kostenlos znr Verfügung gestellt.
Jni Dienst unterstehen sie den militärischen Vorgesetzten, außerdienstlich einer Stabshel- ferinführerin. Sie werden gemeinsam untergebracht, verpflegt und in ihren Unterkünften von verantwortungsbewußten Führerinnen betreut. Sie tragen im Einsatzgebiet am linken Unterärmel des Kostüms oder Mantels einen grünen Armelstreifen mit der Aufschrift „Stabshelferin des Heeres".
Als Stabs- und Lazaretthelferinnen werden Frauen nnd Mädchen im Alter von 17 bis 45 Jahren eingestellt. Nach ihrer Einstellung werden sie am Sitze der Heeresstandortverwaltung einer Heeresdienststelle oder einem Lazarett auf die Dauer von 1—3 Monaten zur Einarbeitung zugeteilt. In dieser Zeit müssen sie an einem 4tägigen Schulungslehrgang in Stuttgart, Stenotypistinnen an einem 14tägigen Lehrgang in Schäftlarn, teilnehmen. Es ist nicht möglich, daß Stabs- und Lazaretthilferinnen selbst ihren Einsatzort bestimmen. Jedoch werden etwaige Wünsche berücksichtigt.
Die Einstellung erfolgt im Benehmen mit dem örtlichen Arbeitsamt. Anfragen nnd Bewerbungen sind an die vorgenannte Heercs- standortverwaltung zn richten.
„Alle Vögel find schon da .
Llwas von äei 2u- unä ^bwanäerunZ äer VoZelwelt in unserer Oegenä
Wer zu den Frühaufstehern gchört und einen Wandergang in den taufrischen Aprilmorgen zu machen gewohnt ist, ist jetzt täglich mehr entzückt, wenn er neue Stimmen im Äogelkonzert entdeckt.
Vor einigen Jabren war im Mai in der Umgebung der Stadt Calw sogar eine Nachtigall zu Hören, die sich sonst höchst selten in unserer Gegend vernehmen läßt.
Ob sich der Vogel damals lediglich hierhin verirrt hatte? Man könnte es meinen, denn seitdem hat man eine Nachtigall tn der Stadt oder in der Umgebung weder gesehen noch gehört. Immerhin steht aber fest, daß es früher Nachtigallen in den Gebüschen in und um die Stadt gegeben hat.
Da berichtet der Präzeptor Christoph Luz in seinem lateinischen Gedicht über die Zerstörung Calws im Jahre 1634, also zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, im Eingang von der Lage Calws in „schrecklichen" Wäldern; aber der Wald habe auch seine lieblichen Seiten, da erheben alle Arten von Vögeln ihre mancherlei Stimmen, voran die Nachtigall. Auch das deutsche Gedicht von Ebermajer zur Einweihung der neuen Kirche 1655 spricht davon, als ob damals die Nachtigall hier zu den gewöhnlichen und bekannten Vögeln gezählt habe.
Man kann sich Wohl vorstellen, daß es diesem Vogel in den Bnschwäldern qm Ufer der
Nagold gefallen haben mag. Sicher scheint soviel zu sein, daß er sich im Schwarzwald selber niemals aufgehalten hat; Wohl aber ist dies am Rand des Bergwaldes sehr Wohl denkbar. Freilich muß dabei die Einschränkung gemacht werden, daß derartige poetische Berichte aus dem 17. Jahrhundert nicht unbedingt zuverlässig sind; die Nachtigall war ein dem Volkslied Wohl bekannter Vogel, und es ist nicht unmöglich, daß sich die mehr in humanistischen, als in naturwissenschaftlichen Dingen gebildeten Poeten die Freiheit genommen haben, die „luscinia" als Vertreterin der singenden Vogelwelt überhaupt auch in Calw einzuführen.
Seit jener Zeit ist uns kein Bericht mehr bekannt, wonach eine Nachtigall in Calw geschlagen hätte. Dies war dem Frühjahr 1939 Vorbehalten. In neuerer Zeit ist ein langsames Vordringen der Nachtigall vom Rheinland her über die Heilbronner und Mergent- heimer Gegend zu beachten. In der Umgebung von Heilbronn z. B. leben und brüten seit Jahren schon Nachtigallen und entzücken die Spaziergänger mit ihren vollen und reinen Tonreihen.
Die Zuwanderung bzw. Anwanderung der Bogelwelt ist nach mancherlei Richtungen hin ungeklärt, und es ist durchaus nicht undenkbar, daß Nachtigallen, wenn sie weiter in unser Land eindringen, auch nach Calw kommen und sich sogar hier heimisch machen.
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5rOk^/».i>i von Kiiku
videdersckiutrreckit öuicti Verlsx orkar Geister, Veröl« (5s.)
<25. Fortsetzung)
tzJch habe nämlich Ferien!" fährt Fräulein Pfannschmidt unbeirrt fort. „Verstehen Sie?! Ich will in Heidenau meinen Urlaub ver- briüaen."
„Viel Spaß. Ihr Vater wird sich freuen."
„Glaube ich kaum. Der weiß gar nicht, daß ichi hier bin. Wir stehen auf Kriegsfuß sozusagen.
„Auf Kriegsfuß? Warum?"
-Tut das jetzt was zur Sache?" lächelt sie, entwaffnend. „Ich glaube nicht. Uebrigens werden wir uns von morgen ab täglich sehen."
Paulchen muß ein Gesicht gemacht haben, das nicht sehr geistreich aussieht. Jedenfalls amüsiert sich Fräulein Pfannschmidt außerordentlich! darüber.
„Und wenn Sie noch so erschrocken dreinblicken — ich habe im Künstlerheim .Silbernen Mond' das Zimmer Nummer siebzehn auf sechq Wochen gemietet. Ja, ja! Ich bin Ihr East^ mein Herr!"
Das ist zu viel. Paulchen faßt sich an dem Kops. Dieses Mädchen — Pfannschmidts Toch-s ter — sein Gast? Hat der Mensch schon einmal so etwas Blödes gesehen? Oder nein, sa etwas Herrliches! schießt cs ihm durch den Kopf
Da hast du ja das Mädchen, das die Schreibmaschine bcarst'ften kann nnd die Bücher führt? ^ Ausweg i.i gcsii::'.-:n! Jetzt giu cs nur
noch, dieser Dame die Angelegenheit auf eins anständige Weise nahezubringen.
„Sind Sie nun entsetzt oder erfreut, mich in Ihrem Haus zu haben?" fragt sie mit leisem Spott.
„Liebes verehrtes Fräulein Pfannschmidt, wie sind Sie gerade auf unser Heim gestoßen?"
„Höchst einfach. Ich wollte sehen, wer da meinem Vater Konkurrenz zu machen beabsichtigt. Den Mutigen wollte ich kennenlernen. Und —- seien Sie überzeugt, Sie erhalten von mir jeds Unterstützung. Es schadet Vater gar nichts, wenn er merkt, daß noch andere Leute auf der Welt etwas leisten."
„Sie haben Zutrauen zu unserer Sache?"
„Aber sicher!"
Das klingt so ehrlich und überzeugt, daß Paulchen vor Freude strahlt.
„Ich kenne doch die Verhältnisse genau! Vor. einem Jahr habe ich Vater geradezu bestürmt,' das herrlich gelegene ^Lokal zu kaufen. Leider hat er es nicht getan. Nu» soll er einsehen, was er damals versäumt hat."
„Sie nehmen also gewissermaßen Rache?"
„Auch das. Aber da spielen noch andere Dinge mit. Glauben Sie bitte nicht, daß mein Vater ein schlechter Mensch ist. Er ist nur ein Dickschädel. Nun, den Hab ich von ihm geerbt. Und> da zwei harte Steine nicht gut zusammen mahlen, da haben wir uns mit einigem Krach voneinander getrennt."
„Großartig!" strahlt Paulchen. „Ich meine, die Sache ist natürlich bedauerlich. Aber mir — entschuldigen Sie! — mir kommt sie wie gerufen. Ich bin nämlich auf der verzweifelten Suche nach einem Menschen, der unsere Bücher führt und die Korrespondenz erledigt. Ich verstehe davon gar nichts und die ändern noch weniger!"
Er steht sie bittend an, aber sie tut so, als habe sie nicht verstanden.
,,Das ist bedauerlich! Sie hätten daran denken mästen, Herr van Stoppen."
„Ich danke dem Schicksal, daß ich's vergessen habe! Nun habe ich doch Gelegenheit, eine Dame als Mitarbeiterin zu gewinnen, eine Dame; wissen Sie, wie jung, wie intelligent, wie bezaubernd sie ist? Nicht? O, Sie kennen das netteste Mädchen nichr, das jemals in diese,n Kaffee gestjsr» hat? Bitte, da im Sn '> sen Sie sie sehen können!"
Er deutet auf die Spiegelwand hin, der sis gegenübersitzen.
„Sie werden es mir bestätigen. Sie haben nie eine reizendere Sekretärin gesehen. Ich fürchte nur, es wird schwer sein, mit ihr zu arbeiten."
„Warum? Sind Sie so bange vor mir?" lächelt sie.
„Nicht vor Ihnen — vor mir bin ich bange? Ich werde wahrscheinlich meine Augen mehr bei Ihnen haben als in den Büchern!"
„Das lassen Sie nur meine Sorge sein!" lacht sie hellauf. „Ich bin schon mit ganz andern Mannsbildern fertig geworden!"
„Sie sagen also nicht nein?"
„I wo! Ich freue mich geradezu, bei Ihnen arbeiten zu können!"
„Fräulein Gisela — ich könnte Ihnen um den Hals fallen!"
„Das wäre gefährlich! Ich habe an der Uni- versität einen Jiu-2itschu - Kursus mit Erfolg absolviert. Lassen wir die Torheiten beiseite! Ich halte nichts von verliebten Männern, das sage ich Ihnen jetzt in allem Ernst. And ich bitte Sie ebenso höflich wie dringend, das zu beachten! Im übrigen können Sie mir Ihr« Arbeit ruhig anvertrauen. Seit einem Vierteljahr arbeite ich als juristischer Berater in de> Berliner Industrie."
Paulchen sieht sie mit fassungslosem Staune« an. „So etwas gibt es? So hübsch und dann juristischer Berater?"
„Für mich ein sympathischerer Zustand an mit irgendeinem zuwidren Mannsbild verheiratet zu sein. Aber sprechen wir nicht mehr von mir. Wann beginnt mein Dienst?"
„Sie wollen — Sie können?"
„Jawohl, ich will und ich kann. Ich erspar« es mir dann, bei Onkel Gaede um ein Nachtquartier zu bitten. Fahren wir los!"
Als sie am Spiegel Vorbeigehen, nickt siq Paul anerkennend zu. Wie habe ich das gemacht? Großartig! Bin ich nicht ein Glückspilz? Ich bin's! Geht mir etwas schief? - Kommt gar nicht in Frage! Paulchen, du gefällst mir sehr! , . ^
Glückstrahlend fährt er neben seiner neueste, Errungenschaft davon. Sie sitzt am Steuer dei schnellen, kleinen Sportkabrioletts, er hockt no bcn ihr. Paul van Siappen muß sie immersoy anschauen. So von der Seite hat sie das Profil einer Madonna. Allerdings, der Mund, der macht einen mehr weltlichen Eindruck. Er ist rot und außerordentlich wohlgeformt. Man kan» sich allerlei dab ^ vorsiellen, findet Paul.
(Tortsetzung ,