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Buntes aus der Zeit.

(Naturspiel.) Dem NaturalienCabinct zu Darinstadt wurde vor einiger Zeit eine seltsam gehörnte Lerche Übermacht, welche schon im Jahre 17 SZ bei Zwinzcnberg an der Bergstraße geschossen, in Privathändc gekommen, und daher bis jetzt un­bekannt geblieben ist. Der Vogel hat das Horn auf der Brust, und dieses ist etwa einen halben Finger lang, von der Dicke einer starken Stecknadel, wcißgrau, von elfenbcinartiger Masse, und gewun­den wie die Hörner einiger Gazellcnarten. DaS Horn sitzt nur in der Haut fest, unb steckt in der­selben wie eine Feder. Der merkwürdige Vogel zog schon und Lieht noch immer, viele Schaulu­stige an.

(Noch ein Naturspiel.) Ein französi- sches Journal erzählt, daß in dem Kirchspiele Saint- Aubain ein Ferkel geworfen worden sey, welches die Füße eines Rindes und ein einziges Auge mit­ten aus der Stirn habe, über welchem «in Horn befindlich sey.

(Gcsu nb he itskun de.) Ein in Paris lebender hundertjähriger Greis hat folgendes Re- cept für diejenigen aufgesetzt, die ebenfalls hundert Jahr alt werden wollen- Erste Mahlzeit: um 9 Uhr des Morgens ein Glas Wasser. Zweite Mahlzeit; um r Uhr des Nachmittags Suppe, Braten, Compotte und ein Glas guten Weines. Dritte Mahlzeit (?): um 4 Uhr ein mäßiger Spa- jiergang. Vierte Mahlzeit; ein Glas Zuckcrwas- scr um 9 Uhr des Abends worauf man sich zur Ruhe zu begeben hat.

Verschiedenes.

-7 Wie's zu unserm Glück oft geht, daß wir hintcnnach erst erfahren, in welcher Gefahr wir wa­ren, so hören wir jetzt erst, daß wir Anno 18Z2 nahe dran waren, sammt und sonders unterzugehen. Die Astronomen gestehen jetzt, daß damals der Bielasche Komet der Erdbahn bis auf 4000 Meilen nahe war: zum Glück waren wir, nämlich die Erde,l gerade zu rechter Zeit verreist und von dem gefährlichen Punkte i^Mill. Meilen entfernt. So sind wir dasmal noch drüber hinübergekvmmen. Nu» haben wir vor dem Kometen fast hundert Jahre Ruhe; bis zu dem nächsten sehr bedenklichen Jahr 19ZZ schlafen wir, die wir dieses Blatt schrei­ben und lesen, alle ohne Furcht vor Kometen.

Es ist, als solle, ehe die Welt nntergeht, ge­schwind noch Alle- erfunden werden, was »och fehlt.

Es drängt sich Erfindung an Erfindung. Daß man seit Kurzem statt des Dampfes mit Luftdruck fährt, habe ich schon erwähnt und füge nur hinzu, daß man auch in Marseille den gelungenen Versuch der Fahrt mit comprimirier Luft gemacht hat- Der bekannte Luftschiffer Green ist soweit gekom­men, den Ballon beständig in gleicher Höhe zu er­halten, vermittelst eines aus zwei Flügeln bestehen­den Mechanismus, und folglich nach Belieben stei­gen und fallen und vor- und rückwärts s>gellt zu können. Er will damit die große Luftreise nach Amerika in Z bis 4 Tagen machen.

Aus Eltmann in Bayern, vom 2^. Juni. Sv erfreulich unsere Erwartungen hinsichtlich der Erndte waren, so betrübend find für uns die Na­turereignisse, welche die hiesige Gegend schwer tref­fe» und über manchen Einwohner ein trauriges Loos verhängen. Bereits am ir. v. M. wurden die Fluren der zum hiesigen Amtsbezirke gehörigen und auf dem rechten Mainufer liegenden Orte Steinbach und Zicgclanger durch einen Wolkenbruch völlig verheert, von den Weinbergen die Erde her­abgeschwemmt, die Felder und Wiesen unier Wasser gesetzt, in den benannten Orlen selbst ganze Häuser durchbrochen und theilweise mit den Mobilien fort- geriffen, die Brücken und Kanäle zerstört und so­gar die erst im vorigen Jahre vollendete Landstraße gänzlich verwüstet. Man rechnet den Schaden auf 100,000 fl. Gestern wurden aber auch die Orte diesseits des Mains heimgesucht. Gegen 8 Uhr Abends erhob sich auf einmal ein fürchterlicher Orcan, begleitet von Schlossen und Hagel, welcher ungefähr 5 Minuten andauerte, und dem dann ein heftiger Platzregen folgte. Bald erfuhr man, daß das Wetter überall Fenster eingeschlagen und die größten Bäume zunächst der Srad, entwurzelt hatte Aber erst heute Morgens überzeugte man sich von den traurigen Spuren, die dieses Ungewit­ter auf de» Fluren zurückließ. Der größte Theil der so schön dagestandencn Getreidefelder ist völlig zusammengeschlagen, und die ObstbSume, die man hier sehr zahlreich angepflanzt findet, sind durch einandergeworsen. Insbesondere aber wurden in den Weinbergen, die Heuer eine so herrliche Aus­sicht darboten, deren man sich um diese Zeit auch in de» fruchtbarsten Wcinjahren nicht zu erinnern weiß, schreckliche Verheerungen angerichtet. Der Schaden soll jenem des Gewitters vom 12. v. M. ziemlich glctchkommen, nach der Meinung Anderer denselben noch übersteige». Auch in de» Landgerlchts- bczirkcn Lichtenfcls und Gleusdocf soll das Gewit­ter stark gcwüthet, in Baunach der Blitz in ein Bäckerhaus geschlagen und gezündet haben.

-j- In Lprol hat ein starkes Gewitter mit Platz-